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Spät und damit nie

Manchmal denke ich lange darüber nach, ob ich zu einem Thema etwas schreiben soll. Und nicht selten passiert es, dass der zu schreibende Text dann nie erscheint, weil gefühlt schon jeder etwas zum Thema geschrieben hat und ich sehe, dass dem nichts mehr hinzuzufügen ist. Das ist eigentlich auch hier der Fall, aber hier habe ich wenigstens schöne Texte zu verlinken.

Es geht um die wohl bald sprichwörtlich miese Rede der Autorin Sibylle Lewitscharoff, in der sie die Welt wissen ließ, dass sie sich vor Kindern ekelt, wenn diese nicht auf die von ihr präferierte Art (ja, der von ihr und allen Christen so geliebte Geschlechtsverkehr) gezeugt wurden.
Und nebenbei geht es natürlich auch um einen Herr Mattussek, der ganz dolle stolz ist, dass er noch so aufrecht homophob ist in dieser schlechten Welt.

Dazu jedenfalls von meiner Seite aus drei Lesetipps (in denen ihr dann auch interessante weiterführende Links, u.a. zu den originalen Artikeln, findet.

1. Anatol Stefanowitsch – Unbehagen und Menschenfeindlichkeit

Stefanowitsch identifiziert nicht nur ein Roll-Back des deutschen Feuilletons, sondern diagnostiziert diesem auch eine Gefährlichkeit, weil durch die Konzentration auf die Gefühle der Autoren eine argumentative Lücke geschaffen wird, die Gegenargumente ins Leere laufen lässt. Quasi: Ich weiß ja, dass ich falsch liege, aber an meinem Ekel ändert das halt nix und das muss ich sagen dürfen.

2. Harald Stücker – Echte Menschen?

Stücker greift Lewitscharoffs Unterscheidung in echte und nicht so wirklich echte Menschen auf und fragt, ob eine derartige Entscheidung überhaupt sinnvoll ist oder in Zukunft noch sein sollte.

3. Cornelius Courts – Natürlich böse

Courts schreibt wie immer den Artikel zur Rolle der Religion in den Weltbildern der o.g. Leute, den ich gerne geschrieben hätte und bringt – ebenso wie Stücker teilweise – deutlich zur Sprache, dass sich Religion und Menschenrechte allenfalls zufällig überschneiden und bleibt bei seiner Feststellung, tatsächlich wohne der Religion eher eine „Kraft zum Bösen“ inne.

Ich habe mich über alle drei Artikel sehr gefreut, sie enthalten wie eingangs erwähnt einige erhellende Links und werfen hier und da noch ein anderes Licht auf dieses oder jenes, auch wenn man die vielen „Großen“ dazu schon gelesen hat.

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400 Minuten

Einmal will ich nicht hinterher sein!

„Orphan Black“ ist eine Serie, die ich durch Ozie kennengelernt habe. Großartiges Mystery-Science-Fiction-Drama. Oder so in der Art. Großartig stimmt jedenfalls. Gibt es leider noch nicht auf deutsch, dementsprechend muss ich wohl meine illegalen Bezugsquellen eingestehen. Und ich schäme mich dafür nicht, so lange ich keine Chance habe, das jetzt legal zu sehen.

Aber im Ernst: Sollte das demnächst  ins Fernsehen kommen (oder solltet Ihr ähnlich kriminell sein wie ich), dann zieht Euch das rein! Ich hab die komplette erste Staffel ungelogen in den letzten 12 Stunden angesehen – ja, erraten: es waren rund 400 Minuten! Geht kaum anders, ehrlich. Und das, obwohl ich noch immer denke, zu schlecht englisch zu können, um Serien im Original zu sehen …

And don’t say the C-word. 😉

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Stell Dir vor, es ist Krieg

… und keiner überträgt in ihm Fernsehen.

Es ist schon eine sonderbare Welt, in der wir leben. Viele werden es vielleicht (wie ich auch) ein bisschen verdrängt haben, aber in der Ukraine tobt ein ernstzunehmender Aufstand, seit gestern ist die Lage dort eskaliert. Die Innenstadt von Kiew ist in Flammenrot getaucht, die Kämpfe zwischen Polizei und Demonstranten kosteten mittlerweile mehrere Leben. Dass uns das nur leidlich interessiert, ist irgendwie ja nachvollziehbar. Schließlich haben wir eigene Probleme und weltweit gibt es so viel Krieg und Ärger, da ist das nur eine Meldung von vielen.

Aber so weit weg ist das nicht. Nicht geografisch, nicht politisch. Kiew liegt näher an Berlin als Rom, nur Polen trennt Deutschland von der ehemaligen Sowjetrepublik. Und nicht nur, dass die Ukraine ein Beitrittskandidat für die EU ist – ausgerechnet daran entzündeten sich im November jene Proteste, die nun wohl einen neuen Höhepunkt erreicht haben. Und auch wenn es oberflächlich eindeutig darum geht, einen ungeliebten Präsidenten loszuwerden, ist die politische Lage dort alles andere als überschaubar. Dass an den Protesten neben liberalen Bewegungen auch ultrarechte Nationalisten teilnehmen, ist wohl ein Zeichen dafür, dass das alles nicht mal so eben in einem dreiminütigen Nachrichteneinspieler erklärt werden kann. Und so bleibt vorerst ein etwas verstörender Eindruck von einer Straßenschlacht, bei der Sondereinsatzkommandos mit scharfen Waffen auf die eigene Bevölkerung zielen, Panzer, Barrikaden, und ja: eine Hauptstadt brennen und neben irgendwelchen Nazis ein u.a. in Deutschland zu Ehren gekommener Profi-Boxer zum Widerstand aufruft. Und das alles 1200 km Luftlinie von hier entfernt.

Und im deutschen Fernsehen läuft eine Karnevalssendung.

Ich verstehe, dass eine Prioritätensetzung auch im Journalismus schwierig ist. Aber während gelegentlich Brennpunkte zum Wintereinbruch (Schnee, schon im Dezember!) gesendet werden, ist das gestern ausgeblieben. Um 17 Uhr MEZ wurde die gewaltsame Räumung des  Majdan Nesaleschnosti zu 18 Uhr angekündigt, sollten die zigtausend Demonstranten nicht ihre Zelte abreißen und heimgehen. Eine angekündigte Eskalation. Bei Twitter war das nach Minuten Thema, eine Liveberichts-Timeline war schnell zusammengeklickt. Nicht mal an Bildmaterial fehlte es, mehrere Livestreams laufen teils bis jetzt (Ich hab meist den hier laufen, dazu muss man allerdings Youtube ein wenig austricksen).
Als die Räumung etwa 5 Minuten im Gange war, schaltete ich zufällig beim ZDF vorbei, wo das Thema immerhin kurz angerissen wurde. Während auf meinem Computermonitor zu sehen war, wie Barrikaden angezündet wurden, um Räumpanzer zu behindern, schaltete man auf dem Fernseher zu einer Korrespondentin in Moskau (WTF?), die sich in Allgemeinplätzen erging, wie beispielsweise, dass das Ankündigen der Räumung ja durchaus auch eine leere Drohung gewesen sein könnte und man ja nicht wissen könnte, ob da jetzt wirklich was passiert.

Das ist alles noch neu, ich weiß. Ich erinnere mich an eine Situation in der Grundschule – also irgendwann so um 1988 herum – als meine Klassenlehrerin sichtlich beeindruckt berichtete, wie ein Nachrichtensprecher irgendwelche Neuigkeiten vom anderen Ende der Welt berichtet hätte, die gerade mal ein paar Minuten alt sind. Damals ist man mit uns noch ins Kommunikationsmuseum gegangen und hat Rohrpostsysteme und Bildtelefone als Technik der Zukunft gezeigt.

Und nun saß ich gestern da und konnte nicht fassen, dass ich die Nachrichtensprecher anbrüllen wollte, dass sie doch längst räumen.

„Seht Ihr das denn nicht!? Wo seid Ihr, um vielleicht wenigstens die Kampfrede von Klitschko zu übersetzen?“

Ich weiß, es ist eine schwere Zeit für Journalisten. Alles ist hektischer und zudem verlieren sie oft genug sogar die jahrzehnte-, ja jahrhundertelang gewohnte Deutungshoheit über Ereignisse. Ich zolle wirklich jedem Respekt, der sich an dieser schweren Aufgabe versucht und ich verzeihe Fehler dabei großzügig, wenn erkennbar ist, dass sie den Umständen geschuldet sind. Aber dass ich Gebühren zahle, damit über einen eventuell ausbrechenden Bürgerkrieg zur aktuellen Stunde unweit von hier eine einsame Tickermeldung unter einer Tiersendung über Flusspferde eingeblendet wird, während ich im Netz von Freiwilligen unendlich mehr Informationen bekomme, lässt mich an meinem Verstand zweifeln.

PS: Online gab es natürlich irgendwann auch Live-Ticker. Aber dass die Tagesschau, als mutmaßlich führendes Nachrichtenmedium, selbst online nur einen unkommentierten Stream von Reuters einzubinden wusste, hat nun auch nicht viel verbessert.

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Rudeltiere

Am meisten (naja, fast) hab ich mich auf das Erscheinen des Stern-Interviews gefreut, weil eine Erwähnung in den „klassischen“ Medien normalerweise neue Journalisten anzieht. Denn die sind Rudeltiere. Und hey, viele Leute würden für die mehrfachen 15 Minuten Ruhm, die mir angeboten werden, alles tun. Da kann ich ja wenigstens mal zuhören bei den Vorschlägen.

Dabei tue ich ganz gewiss nicht alles. Nach wie vor schließe ich eine Zusammenarbeit mit Springer kategorisch aus, überdies hab ich einfach keinen Bock auf Fernsehen. Inzwischen kann ich damit umgehen, dass ich bei jedem Interview fotografiert werde, aber selbst das mag ich nicht besonders. Wobei ich allen Fotograf/innen bisher Respekt zollen muss: es hat am Ende immer Spaß gemacht und mit den Ergebnissen war ich auch (mal mehr, mal weniger – aber immerhin) zufrieden. Dennoch: Zumindest vorerst kein Fernsehen!

Das Ganze hab ich bei GNIT auch geschrieben, leider wohl zu gut versteckt. In meinem Text für Journalisten steht all das haargenau so drin.

Und? Was kamen jetzt für Anfragen? Genau: Zweimal Fernsehen. Das zweite Mal sogar unter Einbezug eines weiteren Ausschluss-Kriteriums: Sie wollten mich im Taxi eine Nacht lang begleiten. Ihr könnt mich ruhig für übertrieben anspruchsvoll halten, aber ich sehe den Sinn des Ganzen nicht. Mich stresst es ungemein und kein Kunde wird jemals vor laufender Kamera auch nur halb so interessant sein wie ohne. So sehr mich solche Reportagen als Zuschauer reizen würden, als Protagonist stelle ich mir das öde bis ätzend vor.

Anfrage 1 war immerhin reichweitenmäßig rekordverdächtig: Das Sat1-Frühstücksfernsehen. Hui! Trotzdem bäh!

Und zweiteres wäre wohl für ZDF Neo gewesen. Weiß ich auch erst seit eben. Anschreiben tun einen ja immer nur die Produktionsfirmen und deren Namen kann ja keiner zuordnen.
Lustig daran war vor allem: Auf die erste Mail hab ich eine Absage geschrieben. Sorry, kein Interesse plus Füllfloskeln. Was dann geschah, ist erstaunlich. Nicht nur wurde mir nun ungefragt der Sender genannt, für den produziert wird, nein! Plötzlich wurde auch ein Honorar in Aussicht gestellt (was bei der ersten Mail sicher nur bedauerlicherweise vergessen wurde).

Sieh an.

In erster Linie ärgert mich das. Denn wie viele Leute bringen hier sich und ihren „Content“ ein, ohne zu ahnen, dass sie das bezahlt bekämen? Und ja: als Blogger und Autor weiß ich mehr als andere, dass „Aufmerksamkeit“ auch geldwert ist. Ist nur leider etwas unberechenbarer als ein Honorar.
In zweiter Linie freut es mich persönlich. Bin ich doch offenbar weiter als 2012, als man mir noch Joko Winterscheidt ins Taxi setzen wollte, ohne mir auch nur die Tour zu bezahlen. 🙂

Deshalb auch heute, 2014 noch einmal: Es ist toll, bei den „klassischen“ Medien zu landen. Da gibt es interessante Menschen zu treffen und interessante Erfahrungen zu machen. Aber eben nicht überall …

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So dies und das …

Erst einmal vorweg die neuen Infos zum Zahngedöns: Alles supi! Gleich am Montag Nachmittag bin ich hin und hab ein neues Provisorium erhalten, das jetzt zwar nicht mehr ganz so hübsch gefertigt, dafür aber stabiler ist. Kann ich mit leben und es war auch super, dass ich gleich einen Termin bekommen habe. Manches Unglück passiert halt – schön, wenn es dann so einfach aus der Welt zu schaffen ist.

Sonst geht hier alles seinen Gang, aufregendste Neuerung ist wohl, dass wir heute Nacht das erste Mal selbst Guacamole gemacht haben, was ein reichlich spätes Debüt ist für so eine Lappalie. Aber besser spät als nie. Und verdammt lecker war’s auch, trotz ziemlicher Pi-mal-Daumen-Mischung.

Ansonsten, und deswegen schreibe ich jetzt eigentlich, kann ich nun wohl sagen, dass ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Stern bin. Das schreibe ich ehrlich gesagt nicht, damit Ihr euch alle die Zeitschrift kauft. Ich hab denen nix erzählt, was ihr nicht im Blog lesen könnt und ich persönlich finde den ultraknappen Stil des Sterns auch nicht sonderlich schön. Also dass es für Euch Leser interessant ist, glaube ich eher nicht.
Ich schreibe das vor allem, weil’s Wahnsinn ist und für mich furchtbar spannend. Das sind Interviews per se immer ein bisschen gewesen, aber das mit dem Stern ist nun rein von der potenziellen Leserschaft  einfach ein paar Nummern größer als alles, was bisher war. Print-Interviews wirken sich erfahrungsgemäß nicht übertrieben auf die Blogleserzahlen aus, aber man weiß ja nie und die Dimension jetzt ist wie gesagt ziemlich abartig. Arg viel darüber hinaus kann’s ja im deutschsprachigen Raum kaum noch gehen. Neben der Arbeit werden das also auch so sehr spannende Tage.

Und das nächste (genau genommen übernächste) Wochenende bin ich dann auch auf einer meiner eher wenigen Reisen. Einfach mal mit jemandem, den ich (fast – ein paar Taxifahrten waren es schon 😉 ) nur aus dem Internet kenne, durch die halbe Republik zu Leuten gurken, die ich (dieses Mal wirklich) nur aus dem Internet kenne. Zu einer Geburtstagsfeier. Warum auch nicht? Spaß muss bekanntlich sein. 😀

Ausführliche Berichte folgen sicher hier und auf allen anderen Kanälen. Stay tuned!

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Kometige Nacht

Was für eine Nacht! Gut, ich vermute stark, dass die meisten jetzt nicht so eine besondere Nacht hatten. Meine war eigentlich vor allem deswegen interessant, weil ich mit großem Interesse die Berichterstattung rund um den Kometen ISON verfolgt habe. Für diejenigen, die es nicht mitbekommen haben:

ISON wurde 2012 entdeckt und galt bis gestern als sehr aussichtsreicher Kandidat dafür, ein Jahrhundertkomet zu werden, ein eindrucksvolles Naturschauspiel am nächtlichen Himmel. Er wurde bei seinem jetztigen, offenbar ersten, Flug in Richtung Sonne schon unerwartet früh hell und sollte nach der Umrundung der Sonne nahe genug an der Erde vorbeikommen, um gut sichtbar zu werden. Die Helligkeit konnte niemand sicher einschätzen, aber die Vermutungen reichten von „gut sichtbar am Nachthimmel“ bis „tagsüber sichtbar“.

Nun gab/gibt es aber ein Problem: Der Komet passierte in der vergangenen Nacht die Sonne. Und zwar unfassbar nahe. Das war auf der einen Seite sehr schön für die Wissenschaft, denn die konnte den Kometen nun auch mit all ihren Sonnenbeobachtungsteleskopen beobachten. Auf der anderen Seite wirken bei einem so engen Vorbeiflug enorme Gravitatonskräfte und es war von Anfang an klar, dass es im Bereich des Möglichen liegt, dass ISON dabei auseinanderbricht.

Bereits in den letzten zwei Wochen war vermehrt spekuliert worden, dass genau das bereits passiert sei. Genau wusste man es nicht, da Kometenkerne viel zu klein sind, um sie tatsächlich zu sehen. In ISONs Fall soll der Kern nur 4 Kilometer groß sein. Erst das aufgrund der Sonnenstrahlung verdampfende Eis, der Austritt von Gas und Staub bilden die so genannte Koma und letztlich den Schweif – und die haben Ausdehnungen von zigtausend Kilometern, die Länge des Schweifs geht in die Millionen. Das alleine sieht man auf Aufnahmen und deswegen war man auf die Interpretation von Helligkeitsveränderungen angewiesen. Einen Tag vor seinem sonnennächsten Punkt, dem Perihel, wurde ISON plötzlich wieder heller als erwartet, nur um dann im direkten Anflug gestern Abend termingerecht während eines Google-Hangouts der NASA zum Thema immer schwächer zu werden und sehr zur Verwunderung teilnehmender Wissenschaftler auf einigen Aufnahmen gar nicht mehr aufzutauchen, obwohl er zumindest Spuren im Magnetfeld der Sonne hätte hinterlassen müssen.

Das war der Stand, als ich arbeiten gegangen bin. Halbe Schicht, recht gut Geld verdient, super.

Und jetzt sitze ich wieder am Rechner, hab nach einiger Pause mal wieder die Twitter-Suche nach ISON angeschmissen und plötzlich widersprechen sich alle. Tausendfach wird der „Tod“ des Kometen beweint, aber auf Astronomie-Blogs und NASA-Seiten taucht der Komet plötzlich hinter der Sonne wieder auf.
Dunkler, vielleicht doch nur eine Trümmerwolke oder ein Teilstück. Oder hat gar ein Großteil den wilden Ritt doch überstanden und flammt jetzt neu auf? Wissenschaftler verkünden, dass sich so wie ISON noch kein Komet verhalten hätte, zugleich grassiert in den sozialen Netzwerken aber auch ein schönes Bonmot, das über Kometen grundsätzlich sagt:

„Kometen sind wie Katzen: Sie haben einen Schweif und machen, was sie wollen.“

Selbst von „Schrödingers Komet“ ist bereits die Rede, eine Katzenreferenz der etwas anderen Art, gleichwohl natürlich passend ob des unklaren Zustandes derzeit. 😉

Und damit muss ich auch schließen. Es ist und bleibt vermutlich noch für ein paar Stunden oder Tage nicht hundertprozentig sicher, wie es dem zwischenzeitlich auf Twitter in ISOFF umgetauften Kometen gerade geht. Und ob er – wenn er es geschafft haben sollte – immer noch am Himmel zu sehen sein wird in den nächsten vier Wochen. Aber es war eine verdammt spannende Nacht, dafür lasse ich gerne den ein oder anderen Fernsehkrimi sausen!

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TV-Duell

Merkel und Steinbrück haben sich gestern Abend ein bisschen öffentlichkeitswirksam gegenseitig angezickt. Im Großen und Ganzen gibt es zwar kaum was ermüdenderes als zwei Berufspolitikern anderthalb Stunden beim Reden zuzuhören, ganz ergebnislos war es aber nicht. Gut, wenn es um Inhalte geht, möchte ich mit diesem Satz nicht zitiert werden – die Sendung hat allerdings auf andere Weise ein faszinierendes bis erschreckendes Licht auf die Politik in diesem Land geworfen.

Das Format des Ganzen ist schon einmal die eine Sache. Der Wert eines solchen Schlagabtausches ist umstritten, dennoch gilt es inzwischen als das Großereignis. Dieses Jahr mehr denn je, denn ansonsten ist ja nicht viel mit Wahlkampf (was ich im Übrigen nicht negativ finde). Im Grunde saßen da gestern zwei hochdekorierte Schauspieler, die ein bisschen mit ihren politischen Ansichten, mehr aber noch mit der Art wie sie wirken, Wähler gewinnen sollten. Dass dieses Duell etwa so viel mit Realpolitik gemein hat wie ein Wahlplakat, sollte einem eigentlich bewusst sein.

Darüber hinaus ist die Überdramatisierung mit all den begleitenden Sonder- und Extrasendungen auf mehreren TV-Kanälen und die Überfrachtung des Ganzen mit 4 Moderatoren quasi der Inbegriff von Event-Politik. Moderatoren im Übrigen, die ein Bild abgegeben haben, das ich schneller wieder vergessen will wie die auf „Sie kennen mich“ eingedampfte Botschaft von Angela Merkel im Schlussappell: Ein Zombie-Kloeppel in der linken Ecke, der die erste Stunde im Wachkoma verbracht hat, eine Maybritt Illner, deren ca. 7 einzige Sätze klangen, als hätte sie einen über den Durst getrunken und die allenfalls als unauffällig zu bezeichnende Anne Will. Raab hat als einziger die Erwartungen übererfüllt – was aber vor allem daran lag, dass er ja im Vorfeld schon als Sittenverfall in Person galt. Einen „King of Kotelett“ hätte es vielleicht nicht gebraucht, aber ansonsten hätten 4 Raabs der Sendung eher genutzt als geschadet.

Die Themenauswahl kann man vertretbar finden, die Antworten der Kandidaten waren es natürlich nur sehr eingeschränkt. Dass haufenweise Wahlkampfversprechen gemacht wurden, sei es drum. Dass aber locker 50% der Zeit für blödeste Floskeln und dreifache Wiederholungen draufgegangen sind, ist echt bitter. Insbesondere – und da hat meine Verstörung gestern eindeutig ihren Höhepunkt erreicht – weil im Nachhinein auf allen Kanälen gerügt wurde, wie kompliziert sich Merkel und Steinbrück ausgedrückt hätten.

Sind wir echt schon so weit?

Ich will nicht behaupten, dass ich z.B. bezüglich Eurokrise und Pflegereformen so gut informiert bin, dass ich sofort alle gemachten Aussagen hätte verifizieren können. Aber mal im Ernst: Das war doch nicht unverständlich! Dass Frau Merkel ungerne Fragen beantwortet – das ist unverständlich. Das Herr Steinbrück überhaupt Kandidat ist – das ist unverständlich. Aber das Gelaber, das die beiden da zur Prime-Time im Fernsehen abgesondert haben, das ist Sendung-mit-der-Maus-Niveau gewesen. Wenn die Vorwürfe ernst gemeint waren, dass das für die Mehrheit der deutschen Bevölkerung zu kompliziert war, dann will ich nur hoffen, dass die meisten Wähler am 22.9. ihre Spickzettel mit zur Wahlkabine nehmen, damit sie nicht SPD und NPD verwechseln, weil die Buchstaben so ähnlich sind. Was existieren denn hierzulande bitte für Vorstellungen, wie Politik funktioniert? Da wundert es ja keinen, wenn ein Rudel Vollpfosten die AfD wählt, weil deren Wahlprogramm so schön kurz ist.

Was bleibt?

Angela Merkel glaubt der NSA, dass sie uns nicht überwacht, Peer Steinbrück glaubt, dass er Deutschland umsonst und ohne Mühe sozial gerecht kriegt. Raab will deswegen eine große Koalition, die restlichen Moderatoren wollen Feierabend. Nach der Wahl werden wir von entweder der einen oder der anderen Gurke regiert und der Hälfte der Zuschauer glaubt, das wäre schon die Werbepause.

Na dann ist ja alles gut!

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