#wegotthosegeckos

Wenn ich das Internet für etwas liebe, dann dafür, nicht mehr aufs Fernsehen als Informationskanal angewiesen zu sein. Aber – das muss man ja auch mal sagen! – Fernsehen ist ja nicht schlecht, weil es Fernsehen ist; sondern eher, weil es dazu genutzt wird, sowas wie Tatort oder gar das was RTL für ein Programm hält zu senden. Fernsehen kann toll sein, ist oft toll und ebenso wie bei „dem Internet“ zeigt sich nur wieder mal, dass es letztlich nicht am Medium alleine liegt.

Nun sorgt ironischerweise eben genau dieses Internet dafür, dass man auch Fernsehen von anderswo anschauen kann. Und das gefällt mir als Mensch mit inzwischen recht brauchbaren Englischkenntnissen sehr. Ausgerechnet die gerne für ihr Schrottfernsehen gescholtenen Amerikaner haben nämlich seit einiger Zeit wieder eine sehenswerte Nightshow, um die ich sie beneiden müsste, hätte ich nicht das Internet: „Last Week Tonight“ mit John Oliver von HBO, für mich via Youtube (wo auch Exklusiv-Material veröffentlicht wird).

In den wenigen Wochen, die die Sendung existiert, hat sie fast ausschließlich Kracher gebracht, ich habe es bei keinem Video bereut, deren Kanal aboniert zu haben. Ein schönes Beispiel, wie diese Sendung TV und Web vermischt, ist z.B. halbwegs aktuell die Meldung über ein russisches Weltraumprojekt, das wohl Augenmerk auf die Paarung von Geckos im Weltraum legte und dann Kontakt zum Satelliten mit den Geckos verlor. John Oliver pushte mit viel Prominenz den Hashtag #gogetthosegeckos, um die (natürlich keineswegs untätigen) Russen dazu zu bewegen, wieder Kontakt zu den Geckos zu bekommen:

Was natürlich nicht ohne Folgen blieb *hüstel*

Gut, in dem Fall ist es seichte Satire. Aber wirklich Wellen geschlagen haben sie mit ihrem Beitrag zur Netzneutralität (dabei nicht zu vergessen der witzige Nachschlag „Tom Wheeler isn’t a Dingo„)

Ich will und muss die Sendung einfach empfehlen.

PS: Das mit den Englischkenntnissen ist so eine Sache. Ich persönlich hab immer schlechte Noten in Englisch gehabt und mich davor gedrückt, Videos im Original anzusehen. Tue ich noch heute teilweise und auch ich bekomme nicht immer alles mit. Und ich bereue das. Aber: nix hilft mehr dabei, die Sprache zu lernen. Ich bin nach wie vor kein Feind synchronisierter Filme, wie einige das offenbar sein müssen, weil es ihnen eine gewisse Überlegenheit garantiert gegenüber nicht so fremdsprachenfitten Leuten. Aber ich bin jetzt 32, war in der Schule in Englisch scheiße und bin dennoch binnen der letzten paar Jahre langsam, aber immer mehr, dazu übergegangen, Serien im O-Ton zu schauen, einzelne Videos sowieso. Das ist zu Beginn total scheiße, ich weiß. Man versteht nur die Hälfte, verpasst viel und wünscht sich eine Übersetzung. Aber es wird leichter. Schleichend vielleicht, aber es wird! Und man gewinnt gefühlt das halbe Internet und damit jede Menge Spaß. Ich kann’s also nur empfehlen. Ich hab mich selbst zu lange davor gedrückt und hole jetzt viele Dinge nach, die es einfach in deutscher Sprache nie gab. Und das ist einfach nur toll, ich versichere es!

11 Comments

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11 Responses to #wegotthosegeckos

  1. Senfgnu

    Last Week Tonight ist wirklich einfach großartig und ein absolutes Muss für jeden, der ein klein bisschen Englisch versteht. Schade nur, dass HBO nicht hier sendet und man deswegen youtuben muss.

  2. Sowas fehlt uns in Deutschland. Wir haben seit Jahren keine gescheite Latenightshow mehr.

    Mit dem Englisch, muss Ich sagen, mir war das immer zu anstrengend das im O-Ton zu hören, für mich ist fernsehen zu sehr Unterhaltung als dass Ich mich da noch auf eine andere Sprache konzentrieren will.

    Grüße aus Dresden

    Philipp

  3. Wahlberliner

    Das mit den Englischkenntnissen kann ich nur bestätigen. OK, ich hatte Englisch LK im Abi vor bald 15 Jahren, aber auch da hatte ich eindeutig einen deutschen Akzent. Irgendwann Mitte der 0er Jahre hab ich dann mal angefangen, die ganzen alten Star Trek-Serien nochmal im Original zu schauen, dann kamen auch andere Serien und Filme dazu, und jetzt ist mein Englisch so gut, dass Muttersprachler mich für einen Muttersprachler halten. Ich hab sogar schon gemerkt, dass mir teilweise gar nicht mehr auffällt, ob etwas auf Deutsch oder in Englisch ist – mit einer Ausnahme: Wenn es sich um eine Synchronfassung handelt. Denn das ist *immer* grausam, die Stimmen/der Tonfall, die Betonung und die Mundbewegungen passen nicht zu dem, was die Schauspieler wirklich sagen, oft ist auch noch der Sinn komplett oder teilweise entstellt, und man *hört* einfach, dass das in einem Tonstudio eingesprochen wurde, anstatt dass es der Schauspieler selbst während der Aufnahme gesagt hätte. Das heißt, Synchronfassungen sind für mich inzwischen ungenießbar, zumindest wenn das Original englisch oder deutsch ist (diese zwei Sprachen spreche und verstehe ich). Bei anderen Sprachen ist es zwar auch unangenehm, aber dann bleiben ja nur wieder Untertitel, die mich leider vom Geschehen des Films ablenken. Ist aber interessant, wie sich durch das Verstehen der Originalsprache die Wahrnehmung verändert…

    Übrigens, noch ein Tipp für alle, die nicht alles bei Englisch verstehen, und sich die Sachen am Computer anschauen: Nebenbei noch ein Browserfenster mit z.B. dict.leo.org oder einer ähnlichen Seite aufmachen, und dann immer pausieren, wenn man mal ein Wort nicht versteht. Denn meistens ist es das Vokabular, was fehlt, und oft entscheiden einzelne Worte darüber, ob man einen Satz versteht, oder nicht. Sachen wie Satzbau etc. nimmt man mit der Zeit von alleine auf.

  4. Ja, das ist das. Mir fehlt da einfach die praktische Anwendung. Ich habs gemerkt als Ich mal ne zeitlang im Hostel mit internationalem Publikum war. Das sprechen und der Satzbau sind nicht das Problem, nur viele Begriffe, speziell wie manche Sachen heissen fallen mir nicht ein. Das kann man nur durch Training und praktische Anwendung lernen.

  5. Wahlberliner

    @Philipp: Da sind dann englische Filme/Serien etc. in Verbindung mit einem Wörterbuch (bestenfalls online, oder wenn man sich der Schreibweise nicht sicher ist, evtl. auch aus Papier) und der Pause-Taste das beste Training!

  6. Naja, Ich muss zugeben dass das alleine so keinen Spass macht. Ich muss da schon mit Menschen interagieren können. Fernsehn ist für mich wirklich nur Entspannung. Ich will nicht vor der Glotze sitzen und was lernen. Dann lieber nen Kurs gemacht oder vor mir aus n Londonurlaub 🙂

  7. elder taxidriver

    Wie wäre es mit einem Writer-in Residence-Stipendium vom Deutschen Literaturfonds in der Bleecker Street 100 (Silver Towers) in New York City?
    Knapp drei Monate in der Stadt, das müsste reichen für brush up Your English. Und mehr.

  8. Puh, in ein paar Jahren vielleicht, wenn Ich ein wenig gefestigter bin.

  9. elder taxidriver

    Philipp, sorry war aber Sash gemeint. Man muss dafür schon veröffentlicht haben..

    (Irgendwie bin ich bei GNIT auf eine Taste gestoßen , welche die Texte in Englisch übersetzt, das ist doch auch eine schöne Trainingsmöglichkeit , besonders, wenn man den deutschen Text selber geschrieben hat.)

  10. @philipp:
    Das mit dem Fernsehen und dem Englisch ging mir vor etwa einem Jahr noch genauso. Verstehe das gut. Andererseits: jetzt bin ich froh drum, mich überwunden zu haben. 🙂

    @Wahlberliner:
    Bis ich’s nicht mehr merke, wird wohl noch Zeit vergehen. Mal schauen, ob ich dann auch so empfindlich bei Synchronisationen bin. 😉

    @elder taxidriver:
    Ich muss zugeben, dass mir diesbezüglich an einer Professionalisierung nicht viel liegt.

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