Monthly Archives: Januar 2025

Heldentod

Ich weiß gar nicht, wie ich beschreiben kann, wie bestürzt ich gerade über die sehr ausführlichen und ziemlich plausibel klingenden Anschuldigungen wegen sexuellem Missbrauch gegen Neil Gaiman bin. Natürlich kommen in den letzten Jahren von immer mehr Leuten hässliche Dinge ans Licht und nichts daran ist schlimm; es ist ja wichtig, dass das passiert. Ich bin nicht mal ein begeisterter Leser von Gaiman, ich habe ehrlich gesagt bisher von seinem fiktiven Werk nichts gelesen. Meine einzige Verbindung zu ihm war seine „Make good Art“-Commencement Speech von 2012, aber das Schlimme für mich persönlich ist, dass die mich fast ein Jahrzehnt durch meine aktive Bloggerzeit getragen hat. Sie ist hier ganz tief im Urschleim des Blogs eingebunden und ich werde den Artikel jetzt gleich nach dem Schreiben löschen oder zumindest auf privat setzen. Das Schwierige ist, dass diese etwas unkonventionelle Wertschätzung des Autors nochmal wesentlich persönlicher erscheint als durch ein fiktives Werk – auch wenn das natürlich enger sein kann.

(Kurzer Einschub: Bitte, das ist ein privater Blog! Ich will hier gerade nicht über alles an dieser Geschichte reden, sondern nur über meinen persönlichen Bezug und meine Gedanken. Dass die im Vergleich zu den Opfern natürlich lächerlich und irrelevant sind, weiß ich und ich glaube und hoffe, dass diese das auch nicht lesen werden.)

Für mich so unerträglich ist das, weil Gaiman für mich nicht einfach irgendein Star war, sondern durch das, was ich von ihm jenseits seines Werkes mitbekommen habe, einer von den Guten. Ich bin bei vielen da draußen nicht sicher, was noch alles rauskommt, bei ihm habe ich geglaubt, dass er auf der richtigen Seite der Geschichte steht und so albern das von außen ist, es fühlt sich wirklich sehr nach Verrat an. Selbst damit ist er nicht alleine in letzter Zeit, aber seine Rede hab ich vor einigen Wochen noch einem Kollegen empfohlen, weil ich sie wirklich für eine der besten halte, die je gegeben wurden.

In solchen Momenten kommt ziemlich sicher irgendwoher die alte Geschichte mit der Trennung von Künstler und Werk und ich bin dagegen. Das war nicht immer so, zumindest nicht so eindeutig, aber ich bin mir ziemlich sicher, da so langsam zu einem Entschluss für mich gekommen zu sein, der vielleicht dauerhaft ist.

Und auch wenn ich beispielsweise Glück hatte und nie Harry-Potter-Fan war, habe ich im Gegenzug sehr gerne Rammstein gehört und Kevin Spacey als Schauspieler unfassbar bewundert. Natürlich gehört das sehr zu meinem Leben, ich bereue und verleugne das nicht, aber zwei Gedanken dazu:

  1. Es verleidet mir wirklich die Kunst, wenn ich einem Künstler dabei viel Raum in meinen Emotionen einräume, die er da seiner Taten wegen nicht haben sollte. Ich will nicht mitleiden mit jemandem, der ganz reales Leid über andere gebracht hat. Der Kunst selbst kann ich wesentlich mehr verzeihen, weil die in einem fiktiven Raum stattfindet. Da sind Grenzüberschreitungen mitunter sogar angenehm oder horizonterweiternd, ich finde es nicht schlimm, sich fiktiv z.B. in grausame Charaktere einzudenken, selbst wenn es mit Ambivalenz und ohne Moral passiert; das sollte Kunst tun dürfen und auch als Rezipient ist das Mögen solcher Kunst völlig in Ordnung. Im besten Fall natürlich mit Benefits für die eigene Reflektion. Aber in American Beauty Kevin Spacey beim Anbiedern an eine Minderjährige zuzuschauen bereitet mir inzwischen eben Unbehagen und nicht mehr diese Spannung zwischen moralischer Fragwürdigkeit und Sympathie für die Befreiung des Charakters aus seinen Ketten.
  2. Ich habe Kinder. Und obwohl ich wie jedes Elternteil kaum abwarten kann, meinen Kindern meine Kultur, die Kunst, mit der ich aufgewachsen bin, nahezubringen; sehe ich nicht, warum ich ihnen Dinge zum Anhimmeln – denn das wollen wir Eltern ja eigentlich – geben will, bei denen ich dann sagen muss: „Jaja, ganz nett, gell? Aber toll finden darfste den Schauspieler nur ironisch, weil eigentlich war der gar nicht so gut.“. Da kommt dann auch der Übergang zu
  3. Es gibt doch so viele andere! Gerade heute! Ich hab doch nicht mehr nur die 30 durchschnittlichen LPs eines Haushaltes aus den 80ern rumstehen, aus denen ich meinen Kindern was aussuchen muss. Warum sollte ich Künstler, deren Tun ich für nicht entschuldbar halte, mitschleifen und ausgerechnet das weitergeben? Ist doch eigentlich schade um die Anderen, die an dieser Stelle stehen könnten.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hab gerade erstaunlich viel Bauchgrummeln wegen Neil Gaiman und es ärgert mich, dass das das letzte Gefühl ist, das ich mit ihm verbinden werde. Denn eigentlich war da mal viel mehr und viel schöneres.

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Gründe, Schmünde!

Das Knöpfle ist gerade sehr zwei.

Natürlich ist es eigentlich drei, aber meine Güte, ist der gerade noch in der Trotz- und Mecker-Phase!

Heute hatten wir dann einen kleinen Waldausflug. Mit Autos. Also den kleinen billigen ferngesteuerten, die so ungefähr der einzige Grund sind, warum sich eines der Kinder momentan mit in so ein Draußen begeben wollen würde. Aber egal, es ist immer dasselbe: Sobald wir da sind, ist die Stimmung auch recht gut, es gibt wirklich keinen Grund, das nicht noch öfter zu machen.

Schwarz-weiß-Foto einer Pfütze mit der Spiegelung eines Kindes

Irgendwann waren die Autos dann aber genug bespielt und wir wollten zum Spielplatz. Das Knöpfle zu allererst, nur leider ist das mit der Orientierung im Raum nicht so sein Ding; ebenso wenig aber das Nachgeben.

„Hier geht es zum Spielplatz!“

„Nein, das ist nicht eine Bielplatz in die Richtung!“

Ich bin mit dem Spätzle schon mal vor, das Knöpfle ist bei Sophie geblieben und mit ihr tiefer in den Wald gelaufen statt zum Spielplatz. Alles Bitten half nicht. Das ist nicht die Richtung!

Dann bleibt er plötzlich stehen, sieht nach oben zu einem vielleicht etwas schiefen Baum:

„OH NEIN! DER BAUM FÄLLT DLEICH UM! Wir dehn in ein andere Richtung!“

Und zack – Spielplatz!

Manchmal kann man sich das echt nicht ausdenken.

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Kleines Einmaleins

Mir ist heute eine gute Zusammenfassung eingefallen, wie grotesk einem die Bewertung eines kleinen sehr schlauen ADHS-Kindes – hier natürlich des Spätzles – vorkommen kann:

„Ich helfe ihm morgens beim Anziehen, weil er das alleine nicht hinkriegt. Auf dem Weg unterhalten wir uns ein wenig über die Dichte von schwarzen Löchern und in der Schule kriegt er eine Eins, weil er bis 10 zählen kann.“

Wollte das mal hier abgelegt wissen.

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Auslaufmodell

So, ab heute ist meine Grafikkarte offziell alt. Quasi. Natürlich geht es ihr gut und diese spezielle Version der Nvidia-RTX-4000er-Serie, die 4070Ti Super, ist sogar erst letztes Jahr auf den Markt gekommen, sie wird erst am 24. Januar ein Jahr alt. Aber heute wurde die Nachfolger-Generation vorgestellt und das ist das erste Mal seit 15 Jahren, dass ich mir irgendeine Technik-Vorstellung angesehen habe und ich kann nicht wirklich behaupten, dass ich da sonderlich viel mitgenommen habe aus der Präsentation. Hab auch nur den GPU-Teil gesehen, nicht die 100-Milliarden-Roboter-Geschichten. Und da: Alles schneller, mehr AI, alles supi: Im Grunde lässt es sich so zusammenfassen, wie inzwischen vermutlich auch der Rewe Karotten verkauft. Beeindruckt hat mich an der Rede des CEOs Jen-Hsun Huang allerdings eine kleine Dreistigkeit, über die bisher irgendwie nicht so viel gesagt worden ist, wie mir scheint:

Er hat die aktuelle Top-Karte, die RTX 4090 ausgerechnet mit ihrem abenteuerlichen Preis von 1599$ gelobt. Als da – ich meine, dass das Wucher ist, da ist sich die Branche einig – kein Applaus aufkam, hat er angefügt, dass das ja aber auch das beste Investment sei, dass die Käufer hätten machen können. Um dann ungelogen im nächsten Satz anzukündigen, dass es ab jetzt die gleiche Leistung in der RTX 5070 für 549$ gäbe. Also bei allen Kapitalismus-im-Endstadium-Memes, das funktioniert doch einfach auf keinem Level, oder?

(Inwiefern das am Ende überhaupt faktisch stimmt, sei mal dahingestellt – aber als Werbung gibt das einfach keinen Sinn)

Naja, ab jetzt ist meine Karte dann also die letzte Generation. Fühlt sich fast besser an, denn ich bin es ja gar nicht gewohnt, wirklich was aktuelles zu haben. Ich hab dieses Mal eine Ausnahme gemacht, weil es finanziell drin war und weil ich in diesem einen Punkt auch absolut auf die AI-Schiene aufgesprungen bin. Ich hab im vergangenen Jahr bei der Recherche beschlossen, dass DLSS 3 und Frame Generation vermutlich einen „kleinen“ Aufpreis wert sind, weil es zukunftssicherer ist. Mal ganz abgesehen davon, dass die Vorgängerserie verbrauchstechnisch deutlich ineffizienter war. Und wenn ich hier rumscherze, dass die Karte jetzt alt ist, muss ich nochmal klarstellen: Bis mindestens 2030 soll mein PC mit CPU, GPU und auch RAM safe sein, tatsächlich nutze ich den ganzen Rechner noch kaum aus, weil ich immer noch in 1080p zocke. Entsprechend bin ich auch kein bisschen enttäuscht bisher und das erste halbe Jahr hat mir auch noch keinen GPU-Crash gebracht, weil die Karte überhitzt – was leider, wie ich im Nachhinein erfahren habe, wohl wegen schlechter Wärmeleitpaste in der gesamten Serie ein häufiges Problem zu sein scheint. Naja, ich checke die Temperatur öfter mal, um sicher zu gehen, mehr kann ich eh nicht machen.

Aber ausgebaut habe ich sie inzwischen trotzdem schon mal:

Foto besagter Grafikkarte in meiner Hand

Das allerdings neben dem reinen Spaß daran, so ein Teil mal in der Hand zu halten, nicht wirklich der Karte wegen, sondern weil ich meiner M.2-SSD einen kleinen Kühler gegönnt habe und die Platzverhältnisse zum Einbau es leider nicht zugelassen haben, dieses Monster währenddessen im Gehäuse zu behalten. Aber es war schön und hat geklappt, was will man mehr?

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Mausenpeople (reprise)

Nach dem Auftauchen der Maus neulich haben wir schnell festgestellt, wieso die Viecher ihren Ruf als Schädlinge so haben. Wir haben das Loch zugegipst, dann habe ich die Maus wieder gesehen. Also unter der Heizung im Wohnzimmer nochmal geschaut und siehe da:

Ein Loch in der Wand. Groß genug für Mäuse

Gut, dass die Gipsrollen noch in Reichweite waren. Also habe ich das Loch auch zugegipst.

Und am nächsten Morgen war die Maus in der Küche.

Da sie dort aber nirgends verschwunden ist und bei der Flucht wieder ins Wohnzimmer gerannt ist, haben wir NOCHMAL alles abgesucht und nun direkt neben dem ersten Loch hinter dem Heizungsrohr noch einen Spalt gefunden, den ich dann – man vermutet es vielleicht schon – wieder zugegipst habe. Seitdem sind schon über 24 Stunden ohne Maus vergangen. Vielleicht hat sich das Thema jetzt endlich erledigt. Aber wir bleiben skeptisch.

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Mausenpeople

Es ist jetzt ungefähr 14 Jahre her, dass Sophie und ich Mäuse als Haustiere hatten. Und ja, das weiß ich auch nur deswegen noch so genau, weil es natürlich in diesem kleinen Blog noch Dokumente gibt, die das belegen.

Nun sind wir dahin zumindest bisher nicht zurückgekehrt, haben aber vorgestern eine Maus im Wohnzimmer vorgefunden. Sie hat sich ihrer Festsetzung zwar entzogen, aber wir glauben zu wissen, wohin und das entsprechende Loch haben wir einfach mal schnell mit Gips aufgefüllt und so hoffen wir eigentlich, dass es das war, aber um sicherzugehen, habe ich gestern mit dem Spätzle im Baumarkt noch schnell eine Falle geholt. Bei der Recherche hat Sophie festgestellt, dass sich im letzten Jahrzehnt nur bedingt was an der Humanität der Menschheit getan hat, denn zumindest hier vor Ort war überhaupt nur eine einzige Lebendfalle zu bekommen, dafür gibt es wohl inzwischen ein recht umfangreiches Sortiment an „Schlagfallen“, inklusive solcher, bei denen man dann sogar noch vor dem grausigen Anblick bewahrt wird. Ich verstehe jetzt mit Kindern zwar schon nochmal etwas besser, warum sowas eine Daseinsberechtigung hat, aber soweit sind wir trotzdem noch nicht:

Foto einer Lebendfalle für Mäuse

Aber wie gesagt: Vermutlich wird sich da nicht einmal mehr eine Maus fangen lassen, weil wir ihr den Zugang inzwischen verwehrt haben. Allerdings können wir bei dem alten Gemäuer mit seinen vielseitigen Undichtigkeiten für nichts garantieren, deswegen mal sehen.

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