Reichtum durchs Schreiben zu erlangen ist nicht so einfach. Etliche hervorragende Dichter und Autoren aller Epochen beweisen das eindrucksvoll, wenngleich der Nebensatz „konnte aber zu Lebzeiten niemanden überzeugen und ist in Armut gestorben“ meist relativ teilnahmslos in irgendwelchen Schulbüchern steht, die voll mit Texten sind, die man als Schüler lesen muss, aber eigentlich nicht will.
Nun, glücklicherweise leben wir in Zeiten des Internets, wo man mit wenig Aufwand viele Leute überzeugen kann mit seinen Texten. Und das völlig umsonst. Verarmt sterben kann man aber heute immer noch, sogar wenn man nebenher einen „richtigen“ Beruf hat. Man kann das bedauern oder bejubeln, auch das obliegt einem inzwischen glücklicherweise selbst.
Ich bin gerade ziemlich zufrieden…
Ihr wisst ja alle, dass ich mit Schreiben noch nicht zu Reichtümern ungeahnten Ausmaßes gelangt bin, sonst hätte ich ja längst viel mehr über goldverzierte Wasserhähne und Nobelrestaurants geschrieben. Aber ja: Auch wenn ich beschlossen habe, mir meine Kohle nicht zwingend durchs Schreiben verdienen zu müssen, sehe ich mich doch hier und da nach Möglichkeiten um. Schließlich ist das Bloggen inzwischen durchaus sowas ähnliches wie Arbeit geworden. Das soll hier auch nicht negativ konnotiert werden, aber ich wende Zeit dafür auf, die gelegentlich auch auf Kosten meiner Arbeitszeit geht – ergo: Die mich Geld kostet.
Also warum sollte ich durchs Bloggen nichts verdienen?
Gerade hab ich einen Haufen Meldungen für die VG Wort erstellt, die mir einen ganz ansehnlichen Betrag von mindestens 500 € im September sichern sollten. VG Wort? Geld? Etwa fürs Bloggen? Ja!
Obwohl ich mich zugegebenermaßen auch umsehe, was es für Möglichkeiten gibt, GNIT und Sashs Blog werbemäßig ein bisschen lukrativer zu machen, mache ich neben ein paar Euros monatlich mit Flattr meinen ersten Gewinn mit der VG Wort. Diese Verwertungsgesellschaft zahlt nämlich ganz nette Beträge für gut frequentierte Texte, wenn man ihre Bedingungen akzeptiert.
Die meisten werden sich immer noch fragen: Hä? Was? Wie geht das?
Also: Die Verwertungsgesellschaft Wort ist ein Wirtschaftsverein. Sie sind im Grunde dazu da, Autoren dafür zu entschädigen, dass sie ihre Texte der Allgemeinheit kostenlos zur Verfügung stellen. Was zunächst vielleicht seltsam klingt, hat natürlich einen Hintergrund. Zum Beispiel in Schulen oder bei anderen öffentlichen Veranstaltungen könnte ja jeder einen Text (zweit)verwerten. Um den Autoren dafür finanziell einen Ausgleich zu bieten, bekommt die VG Wort Geld durch Abgaben beispielsweise auf Drucker und Kopiergeräte – mit denen ja hin und wieder ein Text vervielfältigt und so für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht wird. Dass sie das auf Internet-Texte ausgeweitet haben, ist zwar teilweise absurd, weil die Texte der Öffentlichkeit dort ja sowieso zur Verfügung stehen – aber man muss ja nicht alles verstehen.
Jedenfalls verwaltet diese Gesellschaft einen millionenschweren Topf an Geld, der unter den bei ihr angemeldeten Autoren verteilt wird. Sich anzumelden und daran teilzuhaben ist für alle Autoren – also auch Blogger – kostenlos.
Wenn man ehrlich ist: Geschenktes Geld!
Aber wie überall kriegt man das nicht ohne Gegenleistung. Zum einen natürlich muss man schreiben. Das tun freilich viele Menschen, aber das reicht auch nicht.
Die Bedingungen der VG Wort sind ziemlich undurchsichtig, quasi unüberprüfbar – und zudem ziemlich umständlich. Sie zahlen zwar für einen einzelnen Text zwischen 20 und 30 € (was ja wirklich für einen Blogger im Normalfall viel Geld ist), die Auflagen sind allerdings abenteuerlich.
Was irgendwie ok sein sollte, ist die Tatsache, dass die Texte mindestens 1800 Zeichen lang sein sollten und mindestens 1500 Leser haben. Das ist die Bedingung, um (dieses Jahr) 20 € pro Text zu erhalten. Es gibt noch weitere Stufen mit 3000 und 10000 Lesern, die dann 25, bzw. 30 € bringen. Klingt soweit ganz einfach. Aber halt!
Erstmal muss man in jeden einzelnen Text eine „Zählmarke“ einbauen. Also ein Bild. Das Prinzip verwenden viele kostenlose Online-Counter ebenso: Man setzt auf die Seite ein (unsichtbares) Bild in Form eines html-Codes und durch dieses Bild (auf deren Server) werden dann die Zugriffe gezählt.
Der Unterschied zu normalen Countern ist eben, dass man das für jeden Text einzeln machen muss. Man sieht deutlich, dass das System auf Journalisten ausgelegt ist, die einmal die Woche einen Text veröffentlichen. Für Blogger, die mehrmals täglich schreiben, ist das nervig – bzw. wenn man von unterwegs bloggt kaum machbar. Naja.
Aber das war es noch nicht. Die Zählung erfolgt unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein Jahr lang.
Und das meine ich ernst: Man baut so eine Zählmarke ein – und gibt das praktischerweise bei denen auf der Website schon an (Macht das! Es erspart am Ende viel Arbeit!) – und dann passiert erst einmal nix. Nach spätestens 3 Tagen erhält man die Info, ob der Zähler überhaupt läuft, aber was und wie viel er genau zählt, erfährt man NIE. Das läuft so bis zum Ende eines Jahres, und im Mai (!) des darauffolgenden Jahres erhält man dann die Info, ob (nicht etwa, wie viel – also vielleicht auch auf welcher Stufe) die Mindestanzahl an Besuchern erreicht wurde. Bis zu diesem Punkt (also mitunter über ein Jahr nach Veröffentlichung des Textes) erfährt man auch nicht, wie viel Geld das bringt.
Daraufhin muss man für jeden einzelnen Text eine „Meldung“ erstellen, wenn man Geld dafür kriegen will. Das heisst: Man muss die Internetadresse in ein Formular eingeben, auf der der Text zu finden ist (das kann man auch schon vorher machen und ich empfehle es!), die Überschrift angeben und den kompletten Text dorthin kopieren. Zugegeben: Immerhin weiss man dann schon, wie viel einem die Arbeit bringt…
Um es kurz zu machen: Es ist ein Mords-Aufwand! Vielleicht markiert man jeden Text aufwändig, am Ende bringt aber keiner wirklich Geld.
Ich selbst habe dabei unglaubliches Glück und falle neben ein paar Alphabloggern in eine goldene Lücke des Systems. Ich schreibe viele Artikel, lange Artikel und hab die nötige Anzahl an Lesern. Während ich für die letzten beiden Monate des Jahres 2010 im September 2011 etwa 500 € erwarten kann, könnte es sein, dass ich im laufenden Jahr 2011 so viele Artikel schreibe, dass es (wenn sie nicht die Auszahlungssumme drastisch ändern) Ende nächsten Jahres für eine satte Zahlung von 3.000 bis 5.000 € reichen könnte.
Und ganz ehrlich: In meiner Welt ist das ein Haufen Kohle!
Reich im herkömmlichen Sinne bin ich damit sicher noch nicht, aber zweifelsohne lohnt sich der Aufwand dafür…
Nachtrag: OK, wer vernünftig lesen kann, ist klar im Vorteil: Die o.g. Vergütungen sind die für letztes Jahr. Es sind dieses Jahr jeweils 5 € weniger. Also 15 € bei 1.500 Zugriffen, 20 bei 3.000 und 25 bei 10.000. Mein Fehler, sorry!