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Stop killing Games!

Die Initiative „Stop killing Games“ hat wider Erwarten doch noch die nötige Menge an Stimmen für ihre EU-Petition geschafft. Zumindest vermutlich, sie hoffen noch auf mehr, damit falsche Stimmen beim Wegfall dann nicht … ach so, Ihr wisst gar nicht, worum es geht?

Nein, keine Killerspiel-Verbots-Geschichte. 😉

Ich hatte ja neulich schon mal in meinem Rant über moderne Software angemerkt, dass ich gerade auch die Entwicklungen in der Spiele-Industrie schon lange nicht mehr wirklich gutheiße. Ja, es ist immer schwierig, über Dinge zu ranten, die man selbst konsumiert, es kommt immer jemand, der sagt, dann solle man es doch einfach lassen. Aber das ist halt auch ein bisschen einfach gedacht. Zumal keiner von uns irgendwas essentielles wie einen ganzen Industriezweig einfach mal verschwinden lassen wird.

Egal. Der Punkt, an dem die Initiative ansetzt, ist ein ziemlich einfacher und zudem einer, der das vermutlich größte Übel für Leute, die gerne spielen, anpackt: Den Online-Zwang.

Vor 10 bis 20 Jahren war das auch mal ein großes Thema, dass sich Spiele plötzlich wegen Kopierschutz oder zum Datensammeln mit dem Netz verbinden müssen, aber das ist natürlich ein bisschen ins Hintertreffen geraten, seit eigentlich wirklich alle ständig online sind. Dabei hat sich an der Sache nicht viel geändert: Es ist zum einen für die Spieler meist komplett nutzlos und belastet das Netz unnötig, zum anderen sind wir inzwischen an dem Punkt, an dem für viele Spiele die Server abgeschaltet werden, die nicht mehr viel genutzt werden. Und das bedeutet einfach für viele dieser Spiele – die Initiative gibt 70% als Zahl an – das komplette Aus. Und wir reden jetzt mal wirklich nur über welche, die man nicht gemeinsam online spielen muss.

Kann einem egal sein, wenn man keine Spiele spielt, oder zumindest nicht die, die es dann betrifft. Ich denke trotzdem, dass man da drüber reden sollte, denn mal abgesehen von einem netten Zeitvertreib sind Games auch Kultur und es ist einfach nur bescheuert, dass wir uns die wegnehmen lassen, weil die Hersteller sagen, der Weiterbetrieb sei ein zu großer Aufwand, obwohl sie diejenigen sind, die als einzige jemals davon profitiert haben, dass sie selbst diese Funktion implementiert haben. Das hat Züge von geplanter Obsoleszenz.

Auch die Initiative will Entwickler nicht zwingen, 200 Jahre lang Rechenzentren zu betreiben, um 30 altersschwache Gamer ein Steinzeit-Spiel spielen zu lassen. Es ist ja ok, dass es sich irgendwann nicht mehr lohnt. Aber dann kann man entweder als Hersteller den Online-Zwang noch rauspatchen oder das Copyright aufgeben, um es einer vielleicht noch existierenden Community zu überlassen, das selbst zu machen oder eigene Server aufzusetzen. Und klar, eine Verpflichtung zur Weiterverwendbarkeit könnte vielleicht sogar ein paar Hersteller ermutigen, es einfach komplett zu lassen mit dem Mist.

Ich finde den Gedanken jedenfalls gut. Ob jetzt eine EU-Petition der richtige Weg ist, ob das jetzt klappt … who knows? Über die Details kann man wie bei allem streiten. Aber man kann es ja mal versuchen. Ich hab mitgezeichnet, weil ich ein kleines Bisschen hoffe, dass es klappt. Wenn nicht, hilft vielleicht die Aufmerksamkeit um irgendwann einen neuen Anlauf zu starten.

 

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Gesundheit und Geld

„Da ihr HbA1C-Wert in der Norm liegt, kann ich ihnen das Trulicity nur auf Privatrezept geben. Hätten Sie das gerne?“

Ja, hätte ich das gerne?

Fangen wir mal mit der für Blogleser neuen Sache an sich an: Ich hab Diabetes. Da kann man jetzt meines Lebenswandels wegen überrascht sein oder nicht. Rausgekommen ist das vor einigen Jahren schon, noch in Berlin, allerdings so lustig zufällig, dass ich das unbedingt auch erzählen muss – da ich es ja bisher nicht getan habe. Ich hatte mich am Zeh verletzt, ernsthaft. Kamen gleich zwei Dinge zusammen, am Ende hatte ich eine Wunde und die hat sich entzündet. Unschön. Noch unschöner war, dass das erste Antibiotikum nicht angeschlagen hat und ich nach einer Woche stetiger Verschlimmerung in der Klinik gelandet bin und mir dort nachts mit 40,1°C Fieber Gedanken darüber gemacht habe, dass es sich eigentlich vergleichsweise angenehm anfühlt, an resistenten Keimen dahinzuscheiden.

Nun, die innergehirnlichen Berichte über mein Ableben stellten sich als verfrüht heraus und mit einem anderen Antibiotikum kam dann alles wieder ins Lot. Einer der Ärzte allerdings – vielleicht ein Genie, vielleicht nur ein Arschloch – hat sich dann vermutlich gedacht:

„Warte mal, ein Fettsack mit einer eine Woche alten Infektion? Na der hat das offensichtlich nicht gemerkt, weil er Diabetes hat und in den Füßen nichts mehr spürt! Zuckertest!“

Ich denke mir das nur zum Teil aus, denn so wurde mir das damals begründet und alle meine Einwände, dass ich vor der Klinik eine Woche in Behandlung war, weil mein Zeh fucking weh tat, haben sie überhört. Aber es war Glück, denn sie hatten recht. Ich konnte dann sogar in eine Fachklinik wechseln und genesen, während ich meine Einführung ins Leben mit Diabetes bekam. Soweit ganz nett. Nett, weil ich Experten um mich hatte und die mich gleich zu Beginn, obwohl eher unüblich, auch mit Trulicity behandelt haben. Gerade in Hinblick auf mein starkes Übergewicht auch mit dem Hinweis, dass das durchaus beim Abnehmen helfen kann. Das ist jetzt nicht die neue Medikamenten-Klasse von Ozempic und co., sondern noch ein GLP-1-Agonist, aber es war damals keine Selbstverständlichkeit.

Ich war ehrlich gesagt sehr überrascht, dass ich ausgerechnet bei dieser Diagnose mal kein „Sie müssten sich halt anstrengen, besser zu essen“ gehört habe. Natürlich, Aufklärung gab es, aber das ist ja der Punkt: Sinnvolle medizinische Hinweise und Fat-Shaming müssen gar nicht miteinander einhergehen. Ich muss das so deutlich sagen, ich kenne ja diese „Dann nehmen sie halt bis Sommer 50 kg ab“-Sprüche und jede Evidenz spricht dafür, dass es keine Willensschwäche ist, wenn man starkes Übergewicht nicht loswird. Da sollte man gerade wenn man es selber geschafft hat den Survivorship-Bias nicht vergessen.

Aber egal, ich war bei mir und ich hab im Laufe der Zeit meinen Blutzucker mit etwas Auf und Ab medikamentös ganz gut unter Kontrolle gehabt. Klar, Luft nach oben gab es immer, aber es war ok und ich war auch zu jedem Zeitpunkt gut überwacht.

Dann habe ich letztes Jahr wieder massiv mit Abnehmen angefangen, ihr habt es ja zum Teil gelesen. Ob das Trulicity dabei eine Rolle gespielt hat, weiß ich nicht. Vermutlich ein bisschen, aber zum Einen hab ich meine Ernährung echt deutlich verbessert, zum Anderen war das Medikament immer mal wieder wochen- bis monatelang nicht verfügbar. Aber naja, wie jeder Arzt bestätigen wird: Egal wo man anfängt: 25 kg Gewichtsverlust wirken sich in der Regel positiv auf einen Diabetes aus. So glücklicherweise auch bei mir. Und beim letzten Test hat mein Arzt schon gemeint, dass aufgrund neuer Regelungen die Krankenkasse das Trulicity nur noch übernehmen wird, wenn mein HbA1c-Wert unter was weiß ich genau fallen wird. Was jetzt eben passiert ist.

Ich schreibe das jetzt, weil ich eben bei der Apotheke war. Der Preis (ca. 300 € für ein Quartal) war keine Überraschung (eher noch, dass es sofort verfügbar war), aber ich hab trotzdem nochmal angefangen, darüber nachzudenken. Ich sehe den gesellschaftlichen Aspekt durchaus: Es ist teuer, meine Werte sind jetzt wieder im Normbereich, also muss die Gemeinschaft jetzt ja nicht dafür aufkommen, dass ich mir fancy Spritzen reindübel. Was mich an der Logik ärgert ist: Die Werte sind ja MIT diesem Medikament besser geworden, es könnte also durchaus so sein, dass sie jetzt ohne wieder schlechter würden und ich jetzt ein Jojo-Spiel anfangen müsste: Aussetzen, bis sie schlecht genug sind, dass ich Trulicity wieder nehmen „darf“, dann werden sie besser und es wird wieder nicht bezahlt. Und das ist in Anbetracht dessen, dass sich bei erhöhten Blutzuckerwerten die Schäden im Körper akkumulieren je länger und öfter man dem ausgesetzt ist, einfach nur vollkommen irre. Für mich, aber auch für alle im Gesundheitssystem, die dann wieder die Folgekosten bezahlen müssten. Dementsprechend zahle ich jetzt erst einmal, aber so wirklich cool finde ich das nicht. Und wie immer sind meine Gedanken da nochmal mehr bei den Leuten, für die 300 € Eigenbeteiligung an der Behandlung finanziell einfach nicht in Frage kommen. Wie bei mir vor 10 Jahren zum Beispiel.

Für mich persönlich kann ich mir aber auch vorstellen, irgendwann vielleicht wirklich auf Ozempic oder so zu wechseln, dann halt vordergründig fürs Gewicht*, ich hätte da ja noch genug übrig, um das zu rechtfertigen. Ich finde halt, dass man Medikamente nicht strategisch planen müssen sollte.

*ist aber wohl auch nicht möglich.

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Kita-Eingewöhnung: Individualität und so …

Es ist echt ein Scheiß mit der Kinderbetreuung!

Ja, man kann natürlich sagen, dass das hierzulande immer meckern auf hohem Niveau ist, aber gerade Kinderlose haben wirklich keine Ahnung, wie viele Ressourcen dieser Punkt kosten kann, der ja eigentlich genau das Gegenteil schaffen soll: Nämlich Zeit freischaufeln, damit man auch als Eltern entweder mal Ruhe hat oder – was viel wahrscheinlicher ist – endlich mal Zeit für Lohnarbeit, Einkauf, Organisation, Arzttermine etc. pp.

Wir befinden uns mit dem Knöpfle ja gerade in der Eingewöhnung bei der neuen Kita und er macht das gut und es wird die letzte Eingewöhnung sein, aber wir sind schon wieder völlig am Ende, weil es einfach jedes Mal der größte Scheißdreck ist, den sich Menschen ausdenken können.

Und nein, nicht die Eingewöhnung an sich. Natürlich müssen sich Kinder an den Kita-Alltag gewöhnen; insbesondere wenn es ihre erste Kita ist. Das steht ja außer Frage. Ich will mich auch nicht gemein machen mit Eltern, die ihre Kinder zwei Tage begleiten wollen und dann wird das schon, sie haben besseres zu tun.

Aber Fakt ist auch: Natürlich haben wir Eltern auch was zu tun und jetzt, bei unserer vierten Eingewöhnung, geht es uns echt langsam auf den Sack, dass es wirklich immer gleich läuft: Die Einrichtung sagt, dass sie das alles super individuell machen und nach den Bedürfnissen der Kinder schauen und dann läuft es so wie jetzt aktuell bei uns: Das Kind ist seit anderthalb Wochen da, will da jeden Tag hin und ist ein bisschen irritiert, dass es immer so schnell wieder gehen muss. Wir haben zu Beginn gesagt, dass wir uns super freuen, wenn wir die tägliche Zeit möglichst bald auf 8.00 Uhr vorziehen, weil wir dann morgens alleine und nicht zu zweit die Kinder in Schule und Kita bringen können. Und jetzt kam ein Plan, der für die gesamte nächste Woche inkl. dem Montag darauf eine Anfangszeit von 8:30 Uhr beinhaltet und dennoch nicht ein einziges Mal ein Mittagessen.

Das ist alles das, was schon NACH den zwei Wochen Urlaub anfällt, die Sophie sich ohnehin genommen hat. Das Knöpfle war in der vorherigen Kita so gut eingewöhnt, dem würde es jetzt leichter fallen, einen geregelten Tagesablauf zu haben anstatt all die Einschränkungen der Eingewöhnungszeit und was es für uns bedeutet, dass ein Dreijähriger jetzt mindestens drei, vermutlich vier Wochen lang vor 12 Uhr zuhause ist anstatt wie bisher um 16 Uhr, das kann man sich ja denken.

Mich ärgert wirklich nicht, dass die ErzieherInnen pädagogische Konzepte verfolgen und dass es nicht immer nach dem Willen der Eltern gehen kann. Aber es ist wie gesagt die vierte Eingewöhnung mit drei Einrichtungen, die wir jetzt mitmachen und jedes einzelne Mal wurde uns versprochen, dass sie sich individuell am Kind orientieren und jedes einzelne Mal war es exakt vollkommen egal, dass die Kinder sich schnell eingefunden haben und es musste leider leider daran festgehalten werden, dass jetzt vor dem Monatswechsel natürlich kein Mittagessen mehr stattfindet, dass man Montags nicht eine halbe Stunde früher anfangen kann als am Freitag etc. pp.

Wie so oft: Wir haben ein unfassbares Glück, dass wir viel Homeoffice haben, dass unsere Arbeitgeber da auch recht flexibel sind, wenn es um kurzfristigen Urlaub geht, dass wir überhaupt noch genug Resturlaub haben. Also klappt das natürlich. Auch wenn wir schon langsam fürchten, dass vor den Sommerferien kaum noch sowas wie ein Regelbetrieb anfallen wird. Aber wir überlegen, ob wir mit unserem Urlaub nicht dem Knöpfle sogar eine Auszeit von der Eingewöhnung gönnen und ihn einfach mal zuhause lassen, weil das für ihn unnötig stressig und herausfordernd ist, dass er da jetzt noch keine Verlässlichkeit hat.

Und das kann’s doch nicht sein!

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Berlin, Coronaleugner etc. …

Ich kann keinen sinnvollen Beitrag mehr leisten zu allem, was in der letzten Woche passiert ist. Dass Leute auf die Straße gehen und mehr oder weniger indirekt gegen ein Virus demonstrieren … was soll man auch sagen mit mehr als drei gleichzeitig aktiven Gehirnzellen?

Nein, das war schon wieder unnötig ableistisch, das will ich auch nicht, aber ich bin bezüglich der Dinge, die da passieren, einfach nur noch ratlos, verzweifelt und wütend. Im Grunde können die Leute, die da gemeinsam eine Art Superspreading-Event veranstaltet haben, nur bedingt selbst etwas dafür. Also die, die es wirklich nicht besser wissen. Nicht umsonst lautet – wie ich kürzlich in einem Tweet von Natalie Grams gelesen habe – die erste Regel des Dunning-Kruger-Clubs, dass man nicht weiß, dass man im Dunning-Kruger-Club ist.

Zudem sind auch intelligente bis sehr intelligente Menschen anfällig für Verschwörungstheorien. Klingt komisch, ist aber so. So ist unser Gehirn nun einmal: Es sucht nach Bestätigung und einfachen Lösungen und da werden Esoteriker und Populisten uns anderen immer einen Schritt voraus sein.

Ich würde mir sehr einen Konsens für unverrückbare Fakten wünschen, aber zum einen ist die Wissenschaft an sich nur so gut wie sie ist, weil sie in permanentem Diskurs einer Lösung näherkommt und trotzdem nie DIE Wahrheit verkünden kann; zum anderen ist die Vorstellung einer totalen Technokratie als Gesellschaftsform ethisch nicht wirklich haltbar.

Im Grunde haben wir also so eine traurige „Das müssen wir halt aushalten“-Situation.

Was mich betrübt und wütend macht, ist:

Das trifft darauf zu, dass es Menschen passiert, ins esoterische Milieu abzurutschen und verbrecherischen Vollarschlöchern zu folgen.

Nicht aber, dass wir ihnen alles durchgehen lassen müssen! Es darf einfach nicht sein, dass vollumnachtete Superspreader mit Weltbeglückungsanspruch von der Polizei wie ein Kindergartenchor behandelt werden, während die Wasserwerfer nur beim Protest dagegen rumstehen und auf Krawall warten!
Es darf nicht passieren, dass Nazis immer wieder gleichberechtigt in Talkshows eingeladen werden, um ihre menschenverachtenden Ideen als Alternative zu diskutieren!
Es darf nicht passieren, dass einem als Suchergebnis für „Corona“ schon auf Platz drei gezeigt wird, dass man sich nur nicht so haben solle, das sei alles nur eine Idee von Bill Gates!

Nein, ich spreche nicht von Verboten, Unterdrückung und ähnlichem! Ich will da keine staatliche Verordnung von Google-Suchergebnissen, sondern „nur“ gesellschaftliches Engagement!

Ich will eine Polizei, die wenigstens neutral ist; Medienschaffende, die wenigstens vor todbringenden Ideen warnen, anstatt auf Quote zu hoffen; Plattformen, denen ein paar Euro es nicht wert sind, die Menschheit auszurotten – und mangels Alternative auch eine Antifa, die allen freiwillig töten wollenden Nazis wenigstens die Fresse poliert, damit die nochmal drüber nachdenken müssen, während sie Milch aus Strohhalmen schlürfen!

Und Bildung! Bildung will ich mehr als all das, doch wie oben bereits angesprochen: Leider reicht das nicht! Verschwörungstheorien sind wie Drogen: Man muss nicht dumm sein, um ihnen zu erliegen, die wird es immer geben, egal was man verbietet.

Aber wir müssten nicht so wehrlos sein, wie es momentan den Anschein hat. Wir könnten das besser. Nur wollen müssten wir. Und den Ball muss man dann ehrlicherweise halt an Politik, Polizei, Medien und all die anderen zurückspielen die aber ja ohnehin angegriffen werden. Und wenn die jetzt schon nix machen, hab ich Angst vor der Idee, was wir tun müssten, um sie zu überzeugen …

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Wir sollen alle sterben!

Ich mische mich „seit Corona“ nicht mehr allzu viel unter Menschen … ach, eigentlich war ich auch davor schon eher so ein Höhlenbewohner. Egal, darum geht es eigentlich nicht, aber so kann es halt passieren, dass man Leute erst nach Ewigkeiten wiedersieht.

Auftritt David:

„Hey Sascha, Du weißt schon, dass die Amis Corona mit Drohnen über China abgeworfen haben, um die Bevölkerung zu dezimieren, oder?“

Ja, Dir auch erst einmal einen schönen guten Morgen, David.

„Nein, David, das glaube ich nicht. Sollte irgendwer die Bevölkerung dezimieren wollen, gäbe es dazu eine Menge einfacherer Wege, die lange bekannt und wesentlich besser kontrollierbar sind.“

„Aber es geht denen ja auch darum, das China wirtschaftlich schlechter dasteht.“

„Na dann herzlichen Glückwunsch an die Amerikaner. So wie es jetzt aussieht, trifft Corona die USA viel härter als China. Ein weiterer Grund, eher nicht davon auszugehen, dass das geplant war, denn so schlecht würde es ja wohl niemand planen, der die Ressourcen für sowas hätte.“

David hat gezuckt, offenbar hat er im letzten Monat eher wenig Gegenrede bekommen zu seinen „Theorien“.

Ich hab mein Bestes gegeben, ehrlich. Wir waren nach 2 Minuten dabei, dass die Mondlandung gefälscht war und David brachte an, dass wegen der Strahlung eh niemand zum Mond fliegen könne ohne meterdicke Bleiwände und ich hab aus meinem spontanen Halbwissen ohne Witz ganz spontan geantwortet, dass die erhöhte Strahlenexposition von Astronauten natürlich ein Thema sei, die kosmische Strahlung allerdings nur zu kleinen Teilen aus Gammastrahlung besteht, die im wesentlichen dicke Bleiwände erforderlich machen würde.

Die Eloquenz hätte ich gerne mal in Situationen gehabt, die für mich wirklich wichtig waren!

Mein Fähigkeitsrepertoire ist überschaubar, aber wenn ich was kann, dann Verschwörungsmythen debunken. Ich kenne sie fast alle und weiß wie und warum sie funktionieren. Das hab ich David auch so gesagt und in der kürzesten Kurzfassung erklärt, wie komplexe Situationen sich gerne einfach erklären lassen, dass das aber halt nicht unbedingt was mit der Wahrheit zu tun haben muss.

„Aber hey, der Trump sagt wenigstens die Wahrheit!“

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“

„Ja, er sagt halt was er glaubt.“

„OK, David. Mal ganz kurz: Ich glaube, hier gegenüber, das Fabrikgebäude ist eine Giftgasfabrik. Und das Auto dahinten: Da sitzt Obama drin und fährt gleich gegen einen Baum. Und dann fällt hier eine Maus vom Himmel und sorgt dafür, dass das komplette Viertel hier in einer gewaltigen Atomexplosion ausgelöscht wird.“

„Das ist Schwachsinn.“

Aber ich hab Dir gesagt, was ich glaube. Das hat doch nix mit der Wahrheit zu tun, oder? Was hat Trump denn wichtiges gesagt, was niemand sonst gesagt hat?“

„Da … da bin ich jetzt im Moment sprachlos.“

Ja, das klingt ganz gut und es hätte alles noch viel schlimmer laufen können. Das Problem mit Verschwörungsmythen ist, dass das halt leider nur zum Teil stimmt. Die Auseinandersetzung mit David war ok und man könnte meinen, ich hätte argumentativ einiges an Boden gewonnen, zum Nachdenken angeregt und die Welt zu einem besseren Ort gemacht. Ist halt wahrscheinlich nicht so, denn alles was David zuletzt zu sagen hatte, war:

„Na Sascha, da hab ich dich jetzt aber ordentlich erschreckt, was?“

Ja, verdammt! Und ich finde das leider überhaupt nicht witzig.

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Corona-Party

Die aktuelle Lage zur Covid-19-Pandemie ist ähnlich verwirrend wie die Reaktionen seitens Regierung und Journalisten darauf. In meinem Umfeld stelle ich überwiegend fest, dass die Leute langsam verstehen, dass das gerade eine ernste und im Grunde so (zumindest zu unseren Lebzeiten) noch nie dagewesene Situation ist, die auch besondere Maßnahmen erfordert.

Dem gegenüber stehen Berichte über „Corona-Parties“ und allerlei „dumme“ Leute, die sich nicht „an die Regeln halten“.

Das sind keine erfreulichen Nachrichten und ich tue mich wie jeder andere schwer damit, den Phänomenen neutral zu begegnen. Wie immer wenn man selbst der Meinung ist, Wissen verinnerlicht zu haben, unterstellt man dem Rest der Menschheit gerne Bösartigkeit, weil man vermutet, die müssten das ja genauso gut durchschauen wie man selbst. Und wenn sie es ausnahmsweise mal nicht tun, sind sie alle doof und haben Strafen verdient.

Ich glaube nicht, dass das grundsätzlich richtig ist.

Ich will mal wieder ehrlich sein: Wäre die Pandemie 1998 aufgetreten, hätte ich die größte Corona-Party gefeiert. Natürlich in erster Linie, weil ich mir von Helmut Kohl keine Party hätte versauen lassen wollen, aber letztlich dann doch vor allem wegen einem deutlichen Rest an Naivität und Verschwörungsglauben. Nix abgedrehtes im Übrigen, aber ich hätte als junger Punk ohne fundierte Ahnung über Wissenschaft und insbesondere die wissenschaftliche Methodik niemandem geglaubt, dass das Robert-Koch-Institut irgendwas erzählen könnte, was der Politik nicht passt.

Darüber hinaus gibt es einige gerade junge Menschen, die sich nicht unbedingt über klassische journalistische Medien informieren, was kein Problem sein muss – aber eben kann. Insbesondere wenn gleichzeitig vielleicht nur beschränktes Biologiewissen oder eine Sprachbarriere eine Rolle spielen.

Und nicht zuletzt: Die Maßnahmen, die gerade freiwillig, vermutlich bald rechtlich bindend ergriffen werden, sind derartig tiefgreifend, dass es Ausdruck einer äußerst gesunden Geisteshaltung ist, sie skeptisch zu sehen. Jeder, der es blindlings befürwortet, dass der Staat vorschreibt, dass wir unsere Freunde nicht mehr treffen dürfen, sollte mal die Justierung seines moralischen Kompasses überprüfen!

Leider ist das aber alles gerade kein Spaß und ein schlechter Zeitpunkt, seine jugendliche Autonomiephase auszuleben. Die, die da gerade drauf verzichten müssen, sollten das unbedingt nachholen, ja, das sogar einfordern! Aber der jetztige Zeitpunkt ist schlecht.

Covid-19 ist die Pest. Zumindest im nur etwas übertragenen Sinne.

Mich hat gestern mein Vater angerufen, um seinen Besuch zum zweiten Geburtstag seines Enkels nächsten Monat abzusagen. Weil Virus und so. Könnte man bei einem über 60-jährigen mit Lungenerkrankung für gesunden Überlebenstrieb halten, aber ich erkenne es durchaus als Durchbruch an, weil der gute Mann immerhin so bockig ist, dass er bis vorgestern wacker Kneipen besucht hat und seit nunmehr über 20 Jahren noch nicht nach 18 Uhr einkaufen geht, weil er Arbeitszeiten darüber hinaus als alter Gewerkschafter für schlimm hält. Auch wenn sein Sohn 10 Jahre in der Nachtschicht gearbeitet und ihm regelmäßig erklärt hat, wie hilfreich nachts offene Läden für Leute sind, die zwangsläufig rund um die Uhr arbeiten.

Und wenn selbst der es kann …

Liebe Kids, die Ihr das gerade noch irgendwie witzig findet, extra unter Leute zu gehen: Lasst das! Sicher, auch an anderen Krankheiten, auch in Kriegen und auch unter z.B. Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen sterben derzeit Leute, die jetzt zu wenig Aufmerksamkeit kriegen. Das ist scheiße und auch daran sollten wir was ändern. Von der Klimakrise ganz zu schweigen.

So ein Virus ist abstrakter, aber es kann halt sein, dass man ohne es zu merken während der nächsten Party quasi seine Oma tötet. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit im Einzelfall gering, aber sie steigt mit jedem Tag, jeder Party und das ganz ohne dass man sich selbst deswegen schon krank fühlen muss.

Ich bin wie alle anderen auch nicht perfekt. Ich war gestern einkaufen und abgesehen von möglichst viel Abstand zu Mitmenschen und gelegentlicher Desinfizierung und etwas Händewaschen kann ich mir nix groß auf die Heldenfahne schreiben. Aber es wäre zumindest schön gewesen, am Eingang vom Rewe nicht durch eine Menschengruppe laufen zu müssen, die da halt gerade mal bei ein paar Bier besprochen hat, wo es nun zum Feiern noch hingehen soll …

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Über Hamster und Panik

Das für Lungenträger nur so mittel entspannende neue Corona-Virus, das derzeit rumgeht, scheint vor der Infektion bereits heftig die Köpfe der Leute zu beeinträchtigen.

Was ich meine, ist die Schlammschlacht, die sich vor allem online zwischen Weltuntergangspropheten, Verschwörungsideologen, Preppern, Hamstergegnern und Hipstern mit eingebauter Totalegalität abspielt.

Wie man sieht, sehe ich mich nicht wirklich auf einer dieser Seiten, gestehe aber ein, dass ich bei einer der letzten potenziellen Seuchen mal etwas in der Art gesagt habe, dass ich mehr Fettreserven habe als die meisten da draußen und mir ein gewisses Maß an Skrupellosigkeit bei der Nahrungsmittelbeschaffung zutrauen würde. Damals war meine Lunge allerdings auch noch etwas robuster und nicht direkt bedroht und einen vergleichsweise ungeschützten Nachwuchswurm hatten wir da auch noch nicht.

Ja, wir haben am Wochenende ein bisschen mehr eingekauft als sonst und ich finde, das kann man sich auch eingestehen, ohne gleich gedanklich zwischen Reichsbürgern und solchen Leuten zu stehen, die Hamsterkäufe tatsächlich im Zooladen tätigen.

(Schlangenbesitzer nehmen hier eine gewisse Sonderrolle ein, nur mal so nebenbei.)

Ich meine: Die Lage ist gerade so mittel unsicher und es ist schon praktisch, wenn man in einer Stadt wohnt, die mit derzeit einem bestätigten Krankheitsfall bereits organisatorisch überlastet ist, nicht gleich an Tag 2 einer angeordneten häuslichen Quarantäne damit anfangen zu müssen, in den sozialen Netzwerken um Klopapier zu betteln.

Im Wesentlichen hat das auch damit zu tun – und solche Differenzierungen hört man ja leider im Gefecht selten – dass wir hier in einer Mietwohnung leben, zu der kein Vorratskeller oder Garten gehört, wo man tagein tagaus die sowieso für jedwede Situation offiziell empfohlene Zwei-Wochen-Ration von allen Dingen rumliegen hat. Ja, mit einem Einkaufscenter in Hustenweite macht man halt keine Monatseinkäufe, wenn es keinen Grund gibt.

Apropos Grund: Kaum was hat mich in den letzten Tagen wütender gemacht, als all die Fotos „leerer“ Regale. Ja, ein paar Dinge sind gerade nicht immer vorrätig im Supermarkt. Ich hab heute auch unsere Lieblingswindeln nicht mehr gefunden. Aber nur weil von den Barilla-Fussili mal nur noch ein halbvolles Regal im Rewe ums Eck steht, heißt das nicht, dass Nudeln in Berlin ausverkauft sind! Mag sein, dass wir da noch hinkommen, aber momentan mangelt’s allenfalls in unseren Lieblingsläden an unseren Lieblingsprodukten. Wirkliche Not sieht anders aus.

Ausnehmen möchte ich da allerdings explizit die Gesundheitsversorgung selbst. Dass nötige Medizinprodukte noch vor dem ersten Verdachtsfall in der Region knapp werden, ist absurd für ein Land wie Deutschland. Dennoch auch hier eine kleine Erinnerung an alle Hater da draußen:

Es mag etwas unsinnig sein, wenn sich Herbert Müller gleich 30 Packungen Desinfektionsmittel kauft, obwohl er in der Kneipe nach dem Pinkeln nicht abschüttelt und den Rest an der Klinke verteilt. Dass ein paar Vollpfosten wie Herbert jetzt das Problem sind, ist dennoch eher ein Versagen von Politik, Gesundheitsmanagement und meinetwegen Vertreibern solcher Produkte, denn das Phänomen des Herbert Müller ist statistisch sehr genau bekannt und darf ein teures System wie das unsere eigentlich nicht in Bedrängnis bringen. Auf sowas müsste man vorbereitet sein. Aber das ist halt dieser Markt, den man daher kennt, dass er bei der FDP alles regelt.

Am Ende bleibt wie so oft halt kein komplettes Schwarz-Weiß. Ich persönlich bin für Vorbereitung, aber gegen Panik. Schuld hat am Ende auch nicht Herbert oder Pharmaunternehmen XY, sondern eine seltsame Verkettung von Umständen, die sich immerhin mal halbwegs greifbar mit Kapitalismus bezeichnen ließe. Und das Virus selbst? Das macht seinen höchsteigenen Job erstaunlich gut. Für uns schlecht ist halt, dass das auch auf uns ganz reale Auswirkungen hat.

PS: Und wie immer gilt:
Wer so ein Thema auch noch meint, rassistisch framen zu müssen, ist ähnlich schlimm wie das Virus selbst!

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