Monthly Archives: August 2014

Die Welt ist ein Dorf

Man hangelt sich so durch’s Leben und wundert sich plötzlich, wieso man an der Haltestelle von fremden Leuten angestarrt wird. Nach einem kurzen Check, ob mein Hosenladen offen ist, bin ich damit fortgefahren, den jungen Mann zu ignorieren. Obwohl er mir dann doch auch wieder irgendwie bekannt vorkam …

Als unser beider Straßenbahn dann kam, quatschte er mich auch an. Ob ich nicht mal hier und dort gearbeitet hätte? Äh, nö.

Es hat aber nicht vieler Sätze bedurft, bis wir rausgefunden hatten, dass wir damals, 2008, beide zeitgleich als Leiharbeiter bei Körber den wohl blödsinnigsten Job der Menschheit gemacht haben. Und der Kerl war der junge Mann an der Metallbürste, damals kurz vor einer Übernahme stehend. Dem absurden Arbeitsverhältnis habe ich nicht ohne Grund auch ein Kapitel in meinem eBook „Papa, ich geh zum Zirkus!“ gewidmet.

Wenn ich es richtig verstanden habe, arbeitet mein Ex-Kollege dort auch nicht mehr, besser soll es aber nicht geworden sein nach meinem nicht so wirklich geplanten Weggang damals. Weiterhin alberne Hierarchien, dumme Vorschriften und unfähige Leute – zumindest, sobald man die Stufe derer verlässt, die tatsächlich an den Maschinen arbeiten. Was mich nicht wundert.

Aber gut, ein bisschen besser als damals ging es ihm nun wohl auch – und ich war ohnehin auf dem Weg zum Grillfest meiner Chefs, die ich bekanntlich vor allem deswegen mag, weil sie erst einmal an den Mitarbeitern interessiert sind.

Ein bisschen gruselig war das Treffen dann aber schon. Wie ein Klassentreffen. Denn: was hat sich nicht alles verändert seit damals!?

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Produktivität

An sich bin ich ja zufrieden. Ich mag mein Leben, die Nächte in denen es stattfindet und komme sogar damit klar, dass ich – mit den höchsten Verdiensterwartungen zu einer Zeit, wo man sich am ehesten mit Freunden treffen könnte – gelegentlich die Arbeit dem sozialen Leben vorziehen muss, bzw. sollte.

Und doch streift mich manchmal das Gefühl, trotz des ein oder anderen Luxus‘ einfach nicht produktiv genug zu sein. Ja, ich schreibe gerade ein Buch. Aber obwohl ich gut in der Zeit liege, wollte ich ursprünglich heute schon lange fertig sein damit. Ja, ich hab heute 5 ganze Seiten geschrieben (neben einer Menge anderem Zeug wie Kommentaren und Mails), aber ich weiß doch, dass ich auch locker 10 hätte schaffen können. Und das, obwohl nicht wenige da draußen es schon beeindruckend finden, dass ich im Durchschnitt täglich mehr als einen Blogeintrag schreibe.

Mehrheitlich bin ich damit sehr zufrieden, aber es gibt sie, die Stunden, in denen ich nur daran denken kann, was ich heute wieder alles nicht geschafft habe. Und das ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Problem, mit dem ich nicht alleine bin. Auch wenn meine Umstände vielleicht nicht dem allgemeinen Standard entsprechen.

Im Grunde bin ich selbständig. Arbeitsmäßig. Beim Taxifahren genieße ich einige Vorteile, die nur Angestellten zuteil werden, im Großen und Ganzen aber obliegt es mir, wann ich wo wie viel Geld verdiene. Beim Schreiben sowieso. Ich will nicht meckern, ich hab es mir schließlich so ausgesucht. Und ich weiß die Vorteile zu schätzen. Diese unschönen Gedanken über die eigene Produktivität sind jedoch ebenso Teil des Ganzen. Selbständig und damit eigenverantwortlich unterwegs zu sein bedeutet eben auch, dass man immer noch hätte mehr tun können. Egal, ob das noch menschenmöglich ist oder nicht. Fünf geschriebene – und dabei dreimal redigierte und zehnfach gelesene – Seiten eines Buches sind ja nicht schlecht. Ein Blogeintrag, 15 Kommentare und einige Mails noch gar nicht mitgerechnet.

Dafür werden einige Leute in entsprechenden Unternehmen vergleichsweise fürstlich entlohnt.

Während ich mir denke, dass ich doch besser zwei Blogeinträge geschrieben hätte und wenigstens sieben Seiten fürs Buch. Aber ja: bloggen mit offenen Kommentaren und ohne ein Team dahinter bedeutet auch, nie Wochenende zu haben. Und das geht in heißen Phasen (gerade: die Uber-Debatte bei GNIT) spürbar auf Kosten der inneren Ausgeglichenheit.

Wie gesagt: ich will nicht jammern. Im Gegensatz zu den meisten Menschen habe ich zum Beispiel ein recht gutes Verhältnis zu meinem Wecker. Ausschlafen kann ich fast immer. Aber momentan ist das anstrengend und auslaugend, denn eine Stunde Schlaf kostet eine Stunde Arbeitszeit. Auch wenn ich viel davon damit verbringe, genau hier, vor meinem Rechner, zu sitzen und mich durch die bunte Welt des Internets zu klicken.

Stress ist eine miese Droge. Egal, ob man sie verabreicht bekommt oder selbst nimmt: man sollte vorsichtig damit sein!

Ich werde mich jetzt erst einmal zurücklehnen. Noch ein Bier trinken und mir vielleicht ein paar lustige Videos bei Youtube ansehen. So tun, als hätte ich Wochenende. Vielleicht – aber nur vielleicht – auch mal die Kommentare Kommentare sein lassen, bevor ich sie heute Abend beantworte.

Am Ende ist es dann nämlich doch genau das, was mich morgen wieder produktiver sein lässt als heute.

Wobei? Nein, vielleicht blogge ich besser noch was bei GNIT …

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Rot im Kalender

Heute ist uns Essen angebrannt.

Ich weiß, die wirklichen Dramen dieser Welt sehen anders aus. Aber nachdem Ozie und ich uns kaum noch erinnern konnten an das letzte Mal, dass uns diese – eigentlich ja verzeihlich simple – Panne in der Küche unterlaufen ist, wollte ich dieses Mal darüber bloggen, um nächstes Mal zu wissen, wie oft uns das wirklich passiert.

Und um anzugeben natürlich. 😉

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Amüsierwütig

Heute morgen in der M6. Es ist ziemlich genau 5 Uhr, die Bahn ist voll mit denen, die das Feiern schon aufgegeben haben. Einer will sich nicht so recht damit abfinden:

„Alter, wir werden alt.“

„Hmmnehmmm!?“

(Sein Kumpel ist nicht mehr in bester Verfassung …)

„Ja, wir probieren gar nix neues mehr aus! Immer die gleichen Läden! Was ist hier? Hier muss es doch auch was geben!“

„Hmm …“

„Im Ernst, Alter! Wo sind wir hier? Schalkauer Straße! Hier gibt’s bestimmt was, jede Wette!“

„Hmm …“

„Da! Hab ich doch gesagt! Globus-Gartencenter! Warum geh’n wir nicht da hin und … keine Ahnung: sortieren Holzlatten?“

😀

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Rosetta ist da! \o/

Ich kann meine Astronomiebegeisterung nicht ablegen. Im Gegenteil: mit all der Zeit, die ich im Netz verbringe, scheint sie immer weiter aufzuflammen und erreicht langsam wieder die alte Größe, die sie in meiner Kindheit hatte. Hach!

Nun muss man aber auch sagen, dass die Aktion, die Rosetta da gerade bringt, selbst für absolute Laien eindrucksvoll klingen sollte. Mal abgesehen davon, dass die Sonde nun seit ganzen 10 Jahren unterwegs war und noch länger unterwegs sein wird – das sind andere Raumsonden und -fahrzeuge auch.

(Man denke an den kleinen Mars-Rover Opportunity, der 2004 landete, für 90 Tage Aufenthalt konzipiert wurde und bis heute den Planeten erforscht und einfach nicht totzukriegen ist.)

Nein, Rosetta ist gleich mal ein paar Millionen Kilometer weiter geflogen und hat gestern den Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko erreicht. Das ist in Anbetracht der Distanz und der damit verbundenen Treffgenauigkeit, sowie der Tatsache, dass die Sonde zwischendrin jahrelang geschlafen hat, schon ziemlich gut. Aber auch bisher sind einige Sonden zu Kometen geflogen und es wurde sogar schon mal ein „Geschoss“ auf einen abgeworfen, um anhand der folgenden Explosion zu gucken, was da so an Material existiert. Was also ist an Rosetta so spannend?

Nun, wichtig ist erst einmal, dass die Sonde den Kometen ziemlich weit außen im Sonnensystem aufgesucht hat. An einer Stelle, wo er fast noch so langweilig wie ein normaler Asteroid ist. Den riesigen Schweif und das damit so eindrucksvolle Aussehen erreichen Kometen ja erst, wenn sie in Sonnennähe kommen und durch die Aufheizung Material verdampft und Gas ausgestoßen wird. Und natürlich soll Rosetta eigentlich genau das näher erforschen. Das wirklich geniale an der Mission ist also, dass sie nicht einfach zu einem gerade aktiven Kometen geflogen wurde, sondern weit nach draußen. Und da nistet sie sich jetzt ein. Also nicht weit draußen, sondern direkt beim Kometen. Nachdem das kühlschrankförmige High-Tech-Viech in den nächsten Wochen den Kometen genau vermessen und seine Gravitationspotenzial analysieren wird, wird Rosetta zu guter Letzt in nur 10 Kilometern Höhe (das ist auf der Erde eine Höhe, in der noch Flugzeuge fliegen können) umkreisen und mit Tschurjumov-Gerasimenko in Richtung Sonne fliegen und dabei beobachten, wie sich der kleine entenförmige Felsbrocken ändert und zu dem Höllenspektakel wird, das wir alle an Kometen so lieben.

Aber das ist noch nicht alles. Als wäre ein solarbetriebener Kühlschrank, der um eine Steinente kreisend um die Sonne geschleudert wird, nicht spektakulär genug, hat Rosetta auch noch Philae dabei – eine kleinere Sonde, die auf den Kometen runtergeworfen wird, dort sanft landen (und sich mit Harpunen festkrallen!) soll, um den ganzen Zirkus auch noch direkt aus dem Entengefieder mitzuverfolgen. Und ein bisschen Rumbohren und Proben analysieren darf Philae dann auch noch.

Und all das trotz der scheißwidrigen Umstände da draußen zu einem Preis, mit dem allenfalls einige einzelne Skandale beim Bau des Berliner Flughafens finanzierbar gewesen wären. 😉

(Um noch einen weiteren unsinnigen Vergleich zu bringen: Im Taxi hätte ich die bisher 7 Milliarden Kilometer von Rosetta nicht für eine Milliarde Euro fahren können, sondern hätte mindestens zehn Milliarden verlangt.)

Natürlich ist es bei der Aktion wie immer schwer absehbar, was das Wissen bringen wird, das während der Mission gewonnen wird. Aber wenn weiterhin alles nach Plan läuft, dann ist zumindest mal davon auszugehen, DASS es jede Menge neues Wissen geben wird. Ich bin jedenfalls gespannt und hoffe, dass Philae einen Tag vor meinem nächsten Geburtstag auf Tschurjumow-Gerasimenko (Yes, erstes Mal ohne Nachsehen geschrieben!) landet. Und dann lassen wir uns einfach mal Bilder aus dem Inneren des Feuerwerks schicken. 🙂

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#wegotthosegeckos

Wenn ich das Internet für etwas liebe, dann dafür, nicht mehr aufs Fernsehen als Informationskanal angewiesen zu sein. Aber – das muss man ja auch mal sagen! – Fernsehen ist ja nicht schlecht, weil es Fernsehen ist; sondern eher, weil es dazu genutzt wird, sowas wie Tatort oder gar das was RTL für ein Programm hält zu senden. Fernsehen kann toll sein, ist oft toll und ebenso wie bei „dem Internet“ zeigt sich nur wieder mal, dass es letztlich nicht am Medium alleine liegt.

Nun sorgt ironischerweise eben genau dieses Internet dafür, dass man auch Fernsehen von anderswo anschauen kann. Und das gefällt mir als Mensch mit inzwischen recht brauchbaren Englischkenntnissen sehr. Ausgerechnet die gerne für ihr Schrottfernsehen gescholtenen Amerikaner haben nämlich seit einiger Zeit wieder eine sehenswerte Nightshow, um die ich sie beneiden müsste, hätte ich nicht das Internet: „Last Week Tonight“ mit John Oliver von HBO, für mich via Youtube (wo auch Exklusiv-Material veröffentlicht wird).

In den wenigen Wochen, die die Sendung existiert, hat sie fast ausschließlich Kracher gebracht, ich habe es bei keinem Video bereut, deren Kanal aboniert zu haben. Ein schönes Beispiel, wie diese Sendung TV und Web vermischt, ist z.B. halbwegs aktuell die Meldung über ein russisches Weltraumprojekt, das wohl Augenmerk auf die Paarung von Geckos im Weltraum legte und dann Kontakt zum Satelliten mit den Geckos verlor. John Oliver pushte mit viel Prominenz den Hashtag #gogetthosegeckos, um die (natürlich keineswegs untätigen) Russen dazu zu bewegen, wieder Kontakt zu den Geckos zu bekommen:

Was natürlich nicht ohne Folgen blieb *hüstel*

Gut, in dem Fall ist es seichte Satire. Aber wirklich Wellen geschlagen haben sie mit ihrem Beitrag zur Netzneutralität (dabei nicht zu vergessen der witzige Nachschlag „Tom Wheeler isn’t a Dingo„)

Ich will und muss die Sendung einfach empfehlen.

PS: Das mit den Englischkenntnissen ist so eine Sache. Ich persönlich hab immer schlechte Noten in Englisch gehabt und mich davor gedrückt, Videos im Original anzusehen. Tue ich noch heute teilweise und auch ich bekomme nicht immer alles mit. Und ich bereue das. Aber: nix hilft mehr dabei, die Sprache zu lernen. Ich bin nach wie vor kein Feind synchronisierter Filme, wie einige das offenbar sein müssen, weil es ihnen eine gewisse Überlegenheit garantiert gegenüber nicht so fremdsprachenfitten Leuten. Aber ich bin jetzt 32, war in der Schule in Englisch scheiße und bin dennoch binnen der letzten paar Jahre langsam, aber immer mehr, dazu übergegangen, Serien im O-Ton zu schauen, einzelne Videos sowieso. Das ist zu Beginn total scheiße, ich weiß. Man versteht nur die Hälfte, verpasst viel und wünscht sich eine Übersetzung. Aber es wird leichter. Schleichend vielleicht, aber es wird! Und man gewinnt gefühlt das halbe Internet und damit jede Menge Spaß. Ich kann’s also nur empfehlen. Ich hab mich selbst zu lange davor gedrückt und hole jetzt viele Dinge nach, die es einfach in deutscher Sprache nie gab. Und das ist einfach nur toll, ich versichere es!

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Die bauen mein Lieblingsgebüsch um!

Ein bisschen entsetzt bin ich ja schon. Unsere Direktverbindung zum Kaiser’s, der kleine Weg durch’s Gebüsch, ist derzeit gesperrt und das Gelände zu einem guten Teil plattgewalzt und entlaubt. Ich würde mir ja gerne eine Gebüschsanierung wünschen, aber die Wahrscheinlichkeit ist doch eher gering, dass in Berlin ausgerechnet für sowas Geld ausgegeben wird.

Nun stellt sich die Frage: was wird auf dem doch sehr begrenzten Gebiet gebaut?

Ein neuer Einkaufswagenunterschlupf für Kaiser’s?

Ein Kiosk?

Oder bekommen wir doch noch die lange gewünschte Packstation vor der Haustüre?

Es ist und bleibt spannend, in einem Viertel zu wohnen, in dem sich so viel ändert. Schade um’s Gebüsch isses trotzdem, ich hab’s wirklich gemocht. 🙁

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