Ich attestiere mir gerne, dass ich nicht zu Panik neige, aber das trifft nur insofern zu, als dass ich in so ziemlich allen Lebenslagen das bleibe, was man gemeinhin gelassen nennt. Ich bin Optimist, ja.
Aber:
In einigen sehr klar umrissenen Szenarien neige ich durchaus zur Panik. Auch da jetzt nicht im plakativen Sinne, so das Wort laut rufend durch die Gegend rennen, sondern eher so mit schwitzigen Fingern und zitternden Händen ein Wochenende lang nicht gut schlafen können, Puls auf 120 und eine beklemmende Enge in der Brust, die irgendwie zumindest entfernt an Todesangst erinnert. Und besonders ärgerlich ist, dass das vor allem auf ein Szenario zutrifft, das für viele relativ selbstverständlich ist, nämlich das Sprechen vor anderen Leuten.
Natürlich, Lampenfieber ist ziemlich sprichwörtlich, aber ich glaube, ein bisschen mehr ist es schon, wenn man sich anschaut, dass sich das gerade im aktuellen Fall auf eine Online-Schulung mit ausgeschalteter Kamera mit 15 Zuschauern bezieht. Denn ja, genau das hab ich mir beruflich am heutigen Tag ans Bein gebunden gehabt.
Meinen Arbeitgeber trifft da auch keine Schuld, denn zum einen hab ich das Ausmaß nicht mit der entsprechenden Deutlichkeit geschildert, zum anderen war das mitnichten ein Pflichttermin. Ja, ich weiß seit dem ersten Probearbeiten vor bald zwei Jahren, dass auch Schulungen grundsätzlich zum Job gehören, aber ich wurde gefragt, ob ich mir das vorstellen kann, ich habe verneint und wurde dennoch eingestellt. Und auch als es jetzt zur Debatte stand, haben meine Vorgesetzten das nicht eingefordert, sondern angefragt und ich hab zugestimmt, auch in der Hoffnung, dass ich das vielleicht mal ein bisschen überwinden kann.
Und?
Jein.
Der gute Punkt ist: Ich hab die Schulung gehalten. Sie war ein totales Desaster, aber glücklicherweise hatte das nicht einmal ernsthaft mit mir zu tun – wenngleich ich nicht sagen will, dass es ohne andere Probleme von meiner Seite aus irgendwie hätte perfekt laufen können. Trotzdem kann ich das für mich persönlich als Erfolg verbuchen, denn ich hab meine zitternde Hand an der Maus genommen, das Meeting gestartet und so getan, als läge das irgendwie in meinen Möglichkeiten … was natürlich im Prinzip stimmt, denn ein spontanes Ableben über Webex ist ein Phänomen, das zumindest statistisch zu vernachlässigen ist.
Das Fiese an Panik ist: Es gibt keine Belohnung in Form von Erleichterung. Zumindest nicht so, dass danach die Last von einem umgehend abfällt. Ich hab noch drei Stunden später beim Feierabend erhöhten Puls gehabt, hab jetzt noch das Gefühl als ob gleich was total schlimmes passiert und wenn es ganz nervig läuft, hab ich auch heute wieder Albträume. Übrigens nicht so lustige Fallträume oder irgendwas mit Action, letzte Nacht hab ich geträumt, dass die Kinder tot wären – das ist nicht die Art von Adrenalin-High, für die ich mich begeistern kann.
Fazit? Klar: Es ging und es wird sicher wieder gehen. Ansonsten: Hat es sich gelohnt? Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht.