Alarm, Alarm!

Ja, da guckste blöd, wenn Du an deinem Supermarkt vorbei gehst und plötzlich die Alarmanlage angeht.

Aber gut, ich lebe in Marzahn. Neben Straßenlärm und Böllern gehören Alarmanlagen hier zur alltäglichen Geräuschkulisse. Und ich hab trotzdem keine Angst, hier das Taxi vor der Türe zu parken und die halbe Nacht unbeaufsichtigt zu lassen.
Während ich mich aber noch so über das Geheule und Geblinke amüsiert habe, kam tatsächlich durch die offensichtlich eingeschlagene Ausgangstür des Nettos einer rausgekraxelt und hat dann mit beachtlicher Geschwindigkeit das Weite gesucht. Einfach so, während ich da 20 Meter entfernt langgewatschelt bin.

Das übersteigt dann das Alltagsleben selbst eines Wahlmarzahners ein wenig. 0.o

Nun hatte sich meine primäre Sorge in diesem Moment durch einen kleinen Einbruch nicht wesentlich verändert: Ich musste dringend kacken. Also bin ich nach Hause, aufs Klo, schien mir das Naheliegendste in meiner Situation zu sein. Die Alarmanlagen melden das heutzutage eh an die Polizei, es eilte also so oder so nicht.

Nachdem ich meinen Geschäften nachgegangen war, warf ich mal einen Blick aus dem Fenster. Ruhe. Dann aber kam ein Polizeiauto an und … fuhr seelenruhig am Netto vorbei. WTF?

Nun muss ich gestehen, dass mich die Sache emotional nicht sonderlich aufgewühlt hatte. Irgendwer ist in den Netto eingestiegen und hat dort was geklaut. Das ist nicht erlaubt, nicht toll für den Netto – aber da der Typ nicht einmal eine Tasche dabei hatte, sondern sich nur was unters Shirt geklemmt hatte, gehe ich stark davon aus, dass der Schaden im Wesentlichen aus der zerbrochenen Scheibe besteht. Ich gehe in dem Laden oft einkaufen, die Zahl der Artikel mit über 50 € Verkaufspreis (geschweige denn Warenwert) hält sich in engen Grenzen. Mit drei Stangen Zigaretten hat man ungefähr das Maximum dessen ausgereizt, was man ohne Tasche da raustragen kann.

Andererseits war ich ja nun doch unfreiwillig persönlich involviert, denn ich hab keine Ahnung, wo da gerade Kameras installiert sind und wie weit die das Geschehen vor dem Laden im Blick haben. Und auch wenn ich weiß, dass die Berliner Polizei nicht viel Ähnlichkeit mit dem CSI hat, hatte ich wenig Lust, am Ende als Zeuge gesucht zu werden und Mitte Januar Rede und Antwort zu stehen, warum ich mich damals nicht gemeldet hab. Außerdem nagte ein wenig das Interesse an mir, weswegen die Cops zehn Minuten nach so einer Sache noch nicht da waren. Man weiß ja nie, wann man das Wissen mal brauchen kann. 😉

Also hab ich dann doch angerufen. Die Beamtin bestätigte mir, dass das noch unbekannt sei und wunderte sich:

„Das ist aber komisch, normalerweise geht das bei uns ein …“

Den Einbrecher werden sie mit meinem Wissen wohl kaum kriegen, der hat artig Kapu getragen und sich gar nicht erst zu mir umgedreht. Und wenn ich ehrlich bin, dann hoffe ich einfach, dass es am Ende jemand war, dem das bisschen Kohle wirklich geholfen hat. Ich lass mich ohne Frage auch nicht gerne beklauen, aber wenn es mal passiert, dann hoffe ich selbst dabei, dass es jemandem zu Gute kommt, der es nötiger hat als ich. Und ja, ich zahl auch hier im Netto gerne 10 Cent mehr für die Butter, weil sie das mit den Diebstählen einpreisen müssen. Wayne?

Am Ende bleibt ein etwas seltsamer Start ins Wochenende.

PS:
Habe anschließend etwas gemacht, was sich vielleicht manch einer auf seine Kognitive-Dissonanz-ToDo-Liste schreiben will: Ich hab GTA pausiert, um einem Cop am Telefon noch mal meine Beobachtungen bezüglich eines Verbrechens zu schildern.

PPS:
Äußerst amüsant sind übrigens Gedankenspiele zum Thema. Zum Beispiel: Der Typ hatte nur übel Bock auf Pizza, aber keine Hefe mehr im Haus und hat sich nur 4 Hefewürfel (Ja, natürlich VIEL Pizza!) besorgen wollen. Oder: Er hat sich eine Schnulzen-DVD geklaut, die er sich nicht zu kaufen getraut hat. Ich will’s nicht über Gebühr bagatellisieren, aber ich denke wirklich, dass man wegen ein paar hundert Euro Schaden kein Fass aufmachen muss.

PPPS:
Natürlich existiert irgendwo tief im Unterbewusstsein meines krimiverseuchten Hirns die Befürchtung, dass ich jetzt der Hauptverdächtige bin. Im schlimmsten aller Fälle werde ich dann halt Knastblogger. Mir fällt da schon was ein. 😉

7 Comments

Filed under Haushalt, Vermischtes

7 Responses to Alarm, Alarm!

  1. Wahlberliner

    Das ist ja komisch: Bei uns (Weißensee) ist im Netto seit Anfang dieser oder letzter Woche auch die Ausgangstüre kaputt. Eingeschlagen, man muss durch den Eingang rausgehen – aber da ich nicht dabei war, weiß ich nicht, wann und wie das passiert ist. Deswegen füge ich eine Dritte Vermutung zu: Jemand hat es auf Netto abgesehen, und darauf, der gesamten Kette möglichst viel Sachschaden zu verursachen. Natürlich nur, wenn es bei Dir auch der rote Netto war, und nicht der schwarze mit dem Hund.

  2. @Wahlberliner:
    War der rote. Aber die Theorie aus 2 Einzelfällen, die vergleichsweise weit auseinander liegen, herzuleiten, erscheint mir doch recht willkürlich.

  3. Ulf

    Den Kaiser’s nebenan muss jemand heimlich total leergeräumt haben…

  4. da_miche

    Off-topic:
    Schon gesehen?
    http://www.amazon.de/b?ie=UTF8&node=1383465031

    ich gratulier auf alle Fälle mal!

  5. Wundert mich, das die Polizei nichts mitbekommen hat, normalerweise werden die ja von der Alarmanlage informiert.
    Wenn du selbst im Netto einkaufst, dann hast du ja ganz viel potentielles Diebesgut in deinem Kühlschrank. Hast noch alle Kassenzettel? lol

  6. Wahlberliner

    Bei meinem Netto ist die Ausganstür übrigens immer noch verschlossen, und man muss durch den Eingang rausgehen. Ich bin mal gespannt, was eher passiert: Dass Sash auf diesem Blog einen neuen Eintrag veröffentlicht, oder dass die ihre Tür reparieren! ;-))

  7. @Ulf:
    Nee, eher unheimlich. 😉

    @da_miche:
    Ja, hab ich. Hatte aber auch lange auf die Entscheidung gewartet …
    Dennoch vielen Dank!

    @Jürgen Frenzel:
    Wie gesagt: Die Beamtin wunderte sich auch.

    @Wahlberliner:
    Tja, man weiß nie. Hier ist die Tür noch mit Klebefolie abgedichtet, das scheint jetzt wohl für eine Weile so zu sein.
    Zu bloggen hätte ich einiges – aber manche Dinge sind dann sogar mir zu privat.

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