Die lange Nacht der Degewo

Das wird eine lange Nacht heute. Bzw. ein langer Tag für mich, ich muss bis nach 10 Uhr wachbleiben. Was ok ist, für mich ist Mittwoch schließlich auch ein bisschen wie Samstag – da bleibt man auch mal länger auf. Groß feiernd werde ich die Zeit kaum verbringen, schließlich mache ich das nur, weil um 10 Uhr eine Mitarbeiterin der Degewo, also unserer Vermieterin, hier aufschlagen wird.

Und danach ist endlich mal der ganze Hickhack mit dem Wasserschaden vorbei. Was nicht alles ist, schließlich steht das Renovieren dann noch an – aber das ist dann unser Ding und hat nix mehr mit fremden Menschen in unserer Wohnung zu tun. Zumindest wenn alles gut geht. Bisher ist da nämlich wirklich alles schiefgegangen, was nur schiefgehen konnte. Gleich am ersten Tag kam zwar der Hausmeister einer Gebäudetechnikfirma und hat angemessen entsetzt geguckt – aber dessen Bericht ist bei der Degewo wohl nicht angekommen, was das folgende Telefonat etwas kompliziert gemacht hat und mit einer Vertröstung auf nächste Woche endete.

Grundsätzlich ist die Sache ja denkbar einfach: An der Wohnung ist eine Reihe an Wänden kaputt, das muss behoben werden. Das muss die Degewo machen. Da sind die glücklicherweise auch nicht pingelig, die schicken ggf. einfach Maler los und die rocken das weg, fertig. Ist uns gelinde gesagt ein wenig unrecht, da es ja nunmal 5 Räume betrifft – und obwohl sich darunter auch Flur und Gästetoilette befinden, ist eben mal schnell alles frei-, bzw. leerzuräumen völlig utopisch. Deswegen hoffen wir auf eine Vereinbarung (die die Degewo auch gerne trifft), dass wir das Tapezieren und streichen selbst übernehmen und dafür Geld kriegen. Ist für die Wohnungsbaugesellschaft praktisch, weil sie uns nicht so viel zahlen muss wie professionellen Malern – und für uns in diesem Fall, weil es eine Menge Stress erspart, wenn wir Stück für Stück renovieren können, wenn wir Zeit und/oder Lust haben oder z.B. gleich ganze Räume streichen, obwohl der Wasserschaden nur an einer Wand ist. Nun gibt es bei dem Deal eine entscheidende Größe: den Geldbetrag, den wir kriegen. Natürlich sind wir nicht so bescheuert und streichen alles selber, wenn wir am Ende noch draufzahlen. Das tun wir mit unserer Arbeitszeit sowieso – ohne Wasserschaden wäre das Leben definitiv einfacher gewesen – aber zumindest das Material sollte gedeckt sein, gerne mit ein bisschen Bonus obenauf, und wenn’s für den Stress ist.

Das Dumme bis jetzt war: Wir kennen den Betrag nicht. Und die Degewo versucht durchaus ein wenig fies, einen zum Unterschreiben der Vereinbarung zu überreden, ohne dass man ihn kennt. Das ist dann beim zweiten Telefonat etwa der Stand gewesen. Es lag wohl irgendwas vor, aber unsere Kontonummer fehle.

„Mag sein, aber erstens wurden wir nicht danach gefragt, zum anderen wissen wir ja auch noch nicht, ob wir die Vereinbarung unterschreiben.“

Die eher so mittelfreundliche Mitarbeiterin hat dann gemeint, sie erkundige sich nochmal. Man hört voneinander. Ein paar Tage lang war wieder Funkstille, dann lag ein Zettel unseres Hausmeisters im Briefkasten: Wir sollen uns doch mal melden wegen dem Wasserschaden. Das ist dann ganz absurd geworden. Denn die Degewo hatte ihn beauftragt, „das mal zu klären“ und er bat uns, uns wegen der Erstattungsgeschichte doch bitte an die Degewo zu wenden, da er in den Bericht bei einer Besichtigung gleich entscheiden müsse, ob er einen Auftrag an die Maler vergibt oder ob wir der oben genannten Vereinbarung zustimmen würden. Das hab ich ihm glücklicherweise ausreden können.

Man kann ja viel machen, aber wer ist bitte so bescheuert und fällt so eine Entscheidung?

„Kaufen Sie Waschmaschine A oder B?“
„Was kostet diese denn?“
„Das sehen Sie ja dann an der Kasse …“

-.-

Naja, da der ursprüngliche Bericht irgendwo verschollen war, musste der Hausmeister ja sowieso vorbeikommen. Und das hatte Unterhaltungscharakter. Der wäre fast in Ohnmacht gefallen wegen des Ausmaßes. Der hat sich kaum noch eingekriegt und immer wieder gemurmelt, dass er sowas auch noch nie gesehen hätte.

„Wat soll ick hier machen, außer ‚Jehaaaw!‘ schreien?“

(Nach nunmehr drei Wochen sind Ozie und ich inzwischen dann doch ein wenig gewöhnt an die Ausmaße, da ist es schon lustig, dass ausgerechnet die Fachleute da völlig rumflippen, während wir eigentlich bloß bald mal renovieren wollen.)

Witzigerweise hat der Hausmeister ohne es zu wissen den perfekten Tipp abgegeben. Wir haben ihn wie oben beschrieben nicht mit einem Auftrag entlassen, sondern den Bericht bei uns behalten, um damit bei der Degewo anzurufen, damit die uns vielleicht endlich mal einen Betrag nennen und wir daraufhin eine Entscheidung fällen könnten.

„Aber dit is‘ vielleicht eh ’n Fall für die Instandsetzung …“

hat er gesagt. Was wir kurz darauf am Telefon bei der Degewo einfach mit einfließen lassen haben, und prompt in die entsprechende Abteilung mit zumindest in unserem Fall freundlicheren Kundenberaterinnen durchgestellt wurden. Ich sag’s mal mit den Worten des Hausmeisters:

„Jehaaaw!“

Während wir noch befürchteten, dass das nun noch eine Woche und dann vielleicht noch eine weitere dauern könnte … entschuldigte sich die Dame am Telefon mit:

„Morgen hab ich leider keine Zeit mehr. Aber am Mittwoch …“

Gut, dass der Termin morgens um 10 Uhr ist, ist wie fast jeder Termin zumindest für mich blöd. Und da ein Teil des Schadens auch mein Zimmer betrifft, kann ich schlecht einfach liegen bleiben. Aber sie hat angekündigt, dass wir die Vereinbarung noch vor Ort machen, hatte Verständnis für den Ärger über drei Wochen Hickhack und wir haben ein ziemlich gutes Gefühl, dass wir diesen ganzen Mist mal abhaken und uns dann schnell der Wohnung widmen können.

Muss jetzt halt noch bis 10 Uhr durchhalten … 🙂

3 Comments

Filed under Haushalt

3 Responses to Die lange Nacht der Degewo

  1. Dann hoffe ich mal, dass alles zu eurer Zufriedenheit gelaufen ist und der Betrag großzügig bemessen ist. Ich mein, wenn die schon die Arbeitszeit einsparen, dann sollen sie zumindest dafür einen Teil dessen löhnen – soll sich ja für beide Seiten lohnen.

  2. Wahlberliner

    Und, wie ist es ausgegangen, wie seid Ihr verblieben?

  3. Ich schreib die Tage noch, wie’s gelaufen ist. Zumindest mal nicht ganz verzögerungsfrei …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert