Autor, richtiger

Vielleicht bleibt mir nicht mehr viel Zeit, um einen Text „nur“ als Blogger zu schreiben. Ich mag dieses nicht ohne Grund in Anführungszeichen gesetzte „nur“ nicht, aber die gesellschaftliche Wahrnehmung ist halt eine andere als meine eigene. Und „richtiger“ Autor (das sind dieselben Anführungszeichen wie beim „nur“) ist man nach allgemeingültiger Definition irgendwie erst, wenn man für einen Verlag schreibt und tatsächlich Bücher aus Papier veröffentlicht.

Machen wir uns nichts vor: Natürlich wirken sich diese gesellschaftlichen Konventionen auf die Eigenwahrnehmung aus. Selbst ich, nicht wenig stolz auf meine Online-Texte, freue mich darauf, irgendwann mal ein Buch von mir in der Hand zu halten.

Und ja, es geht immer mehr in die Richtung.

Vor mir liegt eine Vereinbarung mit einer Literaturagentur, einer großen. Die ist erstmal nur ausgedruckt, aber ein von der Agentur unterschriebenes Exemplar befindet sich bereits auf dem Weg. Eine Agentur, die derletzt mehrere Projekte bis in die Spiegel-Bestseller-Liste hat bringen können, umwirbt mich seit Wochen, doch mit ihnen zusammen mal ein paar Taxigeschichten als Buch an Verlage zu bringen. Das ist natürlich noch kein Buchvertrag, aber das bedeutet, dass Leute mit Ahnung von der Branche eine Chance für das Buch sehen und bereit sind, da Arbeit rein zu investieren, obwohl sie nur im Erfolgsfall dafür Geld bekommen …

Das ist durchaus was komplett neues für mich. Auch wenn es nach dem ganzen Medieninteresse in den letzten Jahren durchaus absehbar war.

Gerade aufgrund dieses großen Medieninteresses kann man sich natürlich fragen, wozu ich denn auch noch eine Literaturagentur brauchen könnte. Die Frage hab ich mir schon mehrmals selbst gestellt und auch schon die ein oder andere Anfrage abgelehnt. Man gibt damit die Rechte „aus der Hand“ (schwieriges Thema) und einen nicht gerade kleinen Teil seiner Einnahmen. Das kann man schon für bekloppt halten, wo ich doch eh schon das Interesse von Verlagen auf mich ziehe, ich also auch ohne Agentur mein Buch loswerden könnte.

Aber mal im Ernst: Ich bin kein Profi in der Branche, kein Jurist – und vor allem ein beschissener Verkäufer.

Ich schreibe! Das wohl ganz gut, aber was ist denn ein Erstlingswerk eines mittelprächtig bekannten Bloggers wert? Was kann ich denn von einem Verlag als Vorschuss verlangen, welche Klauseln im Vertrag gilt es zu beachten? Es ist eine ziemlich gute Sache, da Experten mit ihm Boot zu haben, deren Erfolg von meinem abhängt. Die werden mir schon deswegen keinen schlechten Buchvertrag unterjubeln, weil sich deren Bezahlung an meinen Einnahmen bemisst. Das ist ein geiles System – vor allem für mich, der ich gerne einfach schreiben würde.

Und ich bin selbst Dienstleister. Dienstleistungen kosten. Amazon kriegt z.B. von dem Geld, das ich bei meinen eBook-Verkäufen verdiene, auch einen Teil ab. Weil sie die „Logistik“ und die Zahlungsabwicklung für mich übernehmen, was mir Zeit und Nerven spart. Im Taxi werde ich auch bezahlt, obwohl ja jeder selbst laufen könnte.

Das ist ein großer Schritt und ich tue mich nicht leicht damit. Die Vereinbarung mit der Agentur ist kurz, verständlich und offensichtlich für die Umstände vorbildlich und absolut fern von jeder fiesen Abzocke oder Gaunerei. Trotzdem liegt das ausgedruckte Werk hier vollgekritzelt mit Fragezeichen und Textmarker-Unterstreichungen vor mir, weil ich bei sowas skeptisch bin. Aber ja, ich werde den Deal wohl eingehen und in Kürze ein „richtiger“ Autor sein.
Eventuell werde ich die nächsten Wochen bereits eine aussagekräftige Textprobe zusammenklöppeln, damit das erst noch auszuarbeitende Buch bereits auf der Frankfurter Buchmesse verschiedenen Verlagen angeboten werden kann. Das könnte also ein Tempo entwickeln, das für meine gechillten Bloggerverhältnisse atemberaubend ist.

Und das fühlt sich gut an. Ehrlich.

Falls wer meine vollständige Abwanderung ins Totholzgewerbe befürchtet: Seid beruhigt! Ich werde weiter bloggen und gedruckte Bücher brauche ich vor allem für die Wikipedia-Relevanzkriterien*. Hat ja jeder seine eigenen Ziele, nicht wahr? 😉

*Zugegeben: Spiegel-Bestsellerliste hat schon auch was …

6 Comments

Filed under Medien, Vermischtes

6 Responses to Autor, richtiger

  1. elder taxidriver

    Du wirst eine neue Berufsgattung kennenlernen : Die Lektoren, vermutlich zunächst erstmal einen. Das ist eine neue Welt und ein großes Vergnügen. Ist fast wie für einen Komponisten, wenn ein Pianist dessen Komposition spielt.

  2. @elder taxidriver:
    Und ich freue mich schon darauf. Ich glaube, so langsam bin ich bereit dafür. 🙂

  3. Neuling

    Ich kann mich auch noch an das gute Gefühl erinnern meiner Mutter mein erstes frisch gedrucktes Buch überreichen zu können. Nimm die Gelegenheit wahr, wenn sie sich bietet. Gut und interessant schreiben kannst Du ja auf alle Fälle.

    Aber eines ist bei mir anders: Ich habe zwar genug Bücher für einen eigenen Wikipediaartikel im Markt, aber ich habe allen Freunden übelste Konsequenzen angedroht, falls sie einen über mich anlegen sollten 🙂

  4. elder taxidriver

    Ja und dann gab es noch die Mutter von, ich glaube, Heimito von Doderer, die sagte zu ihrem Sohn:
    ‚Dein neues Buch, ich habe es mir ausgeborgt es ist ganz nett, aber sag, warum schreibst Du nicht so wie der Goethe?‘

  5. …na DAS klingt doch fantastisch. Und umworben zu sein, erhellt alles, was man tut, oder? Nun musst du sicher ganz neue Texte fließen lassen. Oder hast du noch was in petto und kannst die verwenden? Ich frage nur, weil einer meiner Ex-Kunden mich auch bat, für seinen Blog (der erst in`s Leben gerufen werden sollte) zu schreiben. Leider ohne Themen-Vorgabe und Texte, die nicht auf meinem Blog veröffentlicht wurde. Na das schaff mal. Neben Vollzeit-Job und Blog und Hund… Eine Handvoll lieferte ich ab, aber nun weiß ich, ich kann nicht mehr. Alles andere ist wichtiger und verlangt schon zu viel Aufmerksamkeit, als mir noch was so easy aus dem Hirn auf`s Papier fließen zu lassen… 🙁 Dann mal toi, toi, toi für die Verhandlungen. Bzw. Unterschriftsabgabe. 🙂

  6. @baerlinerin:
    Naja, Taxitexte hab ich nur wenige übrig. Ein paar in einem alten Manuskript. Ansonsten hab ich ja schon fast alles für GNIT verbraten. Aber das macht nix, da ich ohnehin einige Geschichten von GNIT nehmen werde. Das Buch wird ja in erster Linie nicht für die Blog-Leser gemacht. Aber klar, neu geschrieben werden müssen die, da kommt schon ein bisschen Arbeit auf mich zu. Aber wie du sagst: Das hat ja auch alles sehr schöne Aspekte. Gespannt bin ich vor allem darauf, wie das dann mit den Verlagen läuft, ob es da Interesse gibt …
    Das mit den Zusatzbelastungen wird sich ansonsten in Grenzen halten. Denn zum einen schreibe ich ja immer nebenher an Buch-Geschichten. Das werden dann jetzt halt selbige sein. Zum anderen werde ich den Blog meiner Chefs niederlegen (hab ich quasi schon getan), weil ich mehr Zeit brauche, bzw. weniger Druck. Aber das wird. Noch einen Blog würde ich mir jetzt aber definitiv nicht mehr antun. 🙂

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