Dreist Digga, dreist Digga…*

Da jetzt seit 24 Stunden Kommentarflaute herrscht, hab ich das Gefühl, die Gerichtsgeschichte ist nicht mehr so interessant für die meisten hier. Falls es so sein sollte: Sorry, aber das Verfahren steht in zweieinhalb Wochen an und gerade weil ich noch krank bin, steht das derzeit weit oben auf meiner Agenda. Außerdem ist es ja auch mein erstes Mal…

Ozie ist in den letzten Tagen seit der Klageerwiderung wirklich verstärkt am Recherchieren bezüglich der vorgelegten Kostenvoranschläge.

Denn die angeblich von mir verursachten Schäden in der Wohnung haben uns zunächst ja mal auf ein Abstellgleis geführt. Natürlich war die Bude – mal objektiv und gemessen am deutschen Durchschnitt  betrachtet – ein Drecksloch. Dass die Schäden jetzt mit 4300 € + x angegeben werden, hat uns zunächst einmal nicht sonderlich überrascht. Im Gegenteil. Die Kosten für die tatsächliche Instandsetzung der Wohnung in einen angemessenen Zustand (zum Beispiel in einen Zustand, in dem man auch Mieter mit Kindern einziehen lassen könnte) liegen wahrscheinlich weit im 5-stelligen Bereich.

Insofern haben auch wir zunächst einmal versucht, bei den uns vorgeworfenen Schäden zu recherchieren, inwieweit uns Beweise vorliegen, dass wir sie nicht verursacht haben. Das ist nur bedingt erfolgreich gewesen, aber es ist – wie erwähnt – das hinterste von 6 Ventilen, das gerade leicht leckt…

Seit wir uns die Kostenvoranschläge näher angesehen haben, beschleicht uns ja zudem das Gefühl, dass da noch einiges andere im Argen liegt und die Beweise für die Schäden vielleicht eher zu unserem siebten Sicherheitsventil werden. Ich kann noch lange nicht davon sprechen, dass da irgendwas gefälscht ist, aber mit den uns verbleibenden Mitteln versuchen wir durchaus, Nachforschungen in diese Richtung anzustrengen. Denn ich glaube, einen besseren Sieg als einen mit gefälschten Beweisen der Gegenseite kann man nicht davontragen.

Die Namen der Firmen nenne ich hier verfremdet (bis auf die Firma Konold, die aber ohne jeden Zweifel hervorragende Türen herstellt und keinen Anteil an seltsamen Kostenvoranschlägen hat) – da noch absolut nichts sicher ist, und ich – abgesehen von potenziellen juristischen Folgen – auch kein Interesse daran habe, im Falle einer Falschheit meiner Vermutungen irgendwem Schaden zuzufügen.

Angehängt in der Klageerwiderung sind 3 Angebote.

Anlage 1 ist ein Angebot der Firma Freude aus Am Arsch der Welt für die Instandsetzung der Balkontüre über 499,80 €. Insgesamt sieht das Angebot seriös aus, es existieren Telefon-, Konto- und Umsatzsteuernummern. Es scheint ein Familienbetrieb zu sein, da der Geschäftsführer Herr Lübeck in diesem Angebot auf den Außendienstmitarbeiter Herr Lübeck verweist, was irgendwie kurios wirkt. Wirklich fraglich indes ist, warum die Firma weder im Handelsregister, noch in den gelben Seiten existiert.
Auch sonst ist trotz professionellem Briefkopf im Internet nichts über die Firma zu finden, außer dass sie vor einiger Zeit bei myhammer.de einen Auftrag zur Renovierung von Geschäftsräumen vergeben haben. Einen Auszug aus dem Gewerberegister werden wir beantragen.
Warum uns dieses Angebot überhaupt stutzig macht: Nun, es ist auf Januar 2008 datiert, und da unser Vermieter uns 4 Monate später noch erklärte, er hätte die Schäden noch nicht erfasst – eingedenk der Tatsache, dass er die Reparatur unter Garantie selbst vornehmen wird – gehen wir von einer Vordatierung aus. Schließlich arbeitet unser Prozessgegner im Bau-Gewerbe und hat sicher so seine Kontakte.

Anlage 2 ist ein Angebot der Firma Thomas Bommelmann aus Stuttgart. Dieses Angebot für die Reparatur des Holzbodens ist – um es mal klar zu sagen – eine Karikatur seinerselbst. Es existiert kein Firmenbriefkopf, es gibt keine Angaben außer der Adresse. Also keine Steuernummern, nur eine Handynummer und das Schreiben ist ein Standard-Word-Brief, bei dem nicht einmal die Schriftart von Times New Roman auf was vernünftiges geändert wurde. Der Betrag wird vor Steuern auf angenehm runde und der Kaution entsprechende 1000 € taxiert.
In Firmenverzeichnissen im Netz ist von der Firma nur ein Eintrag zu finden, und laut diesem handelt es sich um einen Versicherungshändler oder dergleichen – was etwas vom im Angebot angegebenen Geschäftsfeld „Raumausstattung“ abweicht. Zumal Raumausstattung sich in meinen Augen schon nur bedingt mit der Sanierung eines Bodens befasst.
Zudem ist unter dem Namen des Geschäftsführers Thomas Bommelmann niemand in Stuttgart gemeldet, und schon gar nicht an der angegebenen Adresse. Diese Adresse scheint zudem ein normales Wohnhaus zu sein.
Dieses Angebot ist auf den 4. Februar datiert, was uns ebenso fragwürdig erscheint wie beim ersten Angebot, zudem fehlt hier selbst eine Auftragsnummer oder dergleichen.

Anlage 3 ist ein Angebot des offensichtlich seriösen Fachhändlers Holz-Heinz für ein „Türblatt Eiche“. Dieses Angebot ist als einziges der drei offensichtlich von einer professionellen, renommierten Firma angefertigt. Um so mehr verwundert es, dass ausgerechnet bei diesem Angebot das Datum gestrichen wurde.
Hier bleibt nur noch zu erwähnen, dass ich meine Zweifel habe, ob es rechtmäßig ist, sich als Ersatz für eine billige Baumarkt-Tür für 50 € (wie Dieter selbst gesagt hat) eine Tür von Konold herauszupicken – eine Firma, die es sich erlauben kann, einen 187 Seiten starken Prospekt für Türen zu drucken, ohne darin einen Preis zu nennen. Kostenpunkt für das sicher sehr schöne Exemplar, das Dieter wohl so vorschwebt: 221,16 € inkl. Mehrwertsteuer. Nur das Blatt, wohlbemerkt!

Auch hier wird noch ein Anruf nötig sein. Alles in allem bin ich guter Dinge, selbst auf diesem Level noch die Verhandlung im Griff zu haben…

*Dank an Samy Deluxe für die Inspiration zur Überschrift

13 Comments

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13 Responses to Dreist Digga, dreist Digga…*

  1. cypher

    Na na
    Kommentargeil? 😉
    Nee is scon klar … wirkt komisch wenn plötzlich Stille herrscht.
    Von hier aus isses aber eher ne gespannte Stille … was da noch so bei rauskommt. Tipps geben is bei sowas ja eher weniger hilfreich da ich glaub das die grundlegenden Sachen schon auf deiner Agenda sind und du auch recht sicher bei dem was du so tust zu sein scheinst. Da sind von Aussen ja eher nur so blabla Flosken drin .. und dit hilft ja nich.
    Der Gegenseite ein Protokoll deines Vorgehens zu liefern hat zwar so seine Schattenseiten … aber ich les es gern *g*

  2. Mi-Go

    Krass Digga, krass Digga.

    Da hoff ich mal für dich das die Richter den selben durchblick haben.

    Wobei: wenn ich mir die Bilder so ansehe (und wenn ichs recht sehe sind die so zwischen 3 und 6 Jahren alt) is dir wohl im Text n Fehler unterlaufen… das muss wohl eher ‚Abriss und Neubau‘ anstelle von ‚Instandsetzung‘ heißen. Irgendwie hab ich das gefühl das die bude seit dem NICHT besser sondern eher noch mieser geworden ist…

  3. @cypher:
    Danke für die Aufklärung und ebenso danke für die positive Einschätzung des Ganzen.
    Dass das eine Vorlage für die Gegenseite sein könnte, ist mir klar. Und ich schreibe die Einträge auch entsprechend.
    Nur sieht es bisher so aus, als müsste ich mich dabei gar nicht beherrschen. Der Klageerwiderung (und insbesondere der genannten Angebote) nach setzt der Anwalt der Gegenseite sehr stark darauf, dass wir nicht an die Verjährung denken. Zumal das auch der einzige Punkt ist, auf den der Richter nicht hinweisen muss. Jedenfalls haben wir bei der Klagebegründung nicht darauf hingewiesen, und das macht er sich jetzt wohl zu Nutze. Arg viele Chancen außer dieser hat er auch nicht 😉
    Nur: Ich kann damit leben, dass der Anwalt hier liest und morgen bei mir anruft und sagt: „Ups, das war’s dann wohl, ich hab nix mehr!“
    Natürlich lassen meine Ausführungen hier auch Möglichkeiten für Gegenstrategien. Das ist mir bewusst, aber mir ist unklar, worin eine Gegenstrategie derzeit bestehen sollte. Seit sie in der Klageerwiderung auch noch zugegeben haben, dass es das Mietverhältnis und die Kaution gab, sehe ich ernstlich keine Chancen für die Gegenseite, das Verfahren mit rechtlich einwandfreien Mitteln zu gewinnen. Keine!
    Die Sicherheitsventile sind eine gute Metapher für das, was gerade in dem Verfahren ansteht und unsere Vermieter machen einen Fehler nach dem anderen.
    Einen noch nicht explizit angesprochenen Punkt gibt es, an dem man einhaken kann, aber den weiss ich zu entkräften und dennoch hebe ich ihn hier nicht hervor. Sicher ist sicher. 🙂
    Aber da der Anwalt der beiden nicht einmal eine eigene Homepage hat – also die Kanzlei, die drei Anwälte führen, hat keine Homepage! – nehme ich sowieso an, dass er nicht so Internet-affin ist, um das hier zu finden…

  4. Nihilistin

    Keine Sorge, Sash….Deine treuen Leser sind da 🙂
    Wie cypher schreibt, ist es aber wirklich eher gespannte Stille, und wie er ebenfalls schreibt, hält man sich mit schlauen Ratschlägen zurück. Die hast Du schon genügend und ausserdem weisst Du sehr gut was Du willst 🙂
    Und zum Dritten ist man bei Krankenbesuchen meistens etwas ruhiger, trampelt nicht so rum und lässt den Kränkelnden eher in Ruhe – der ist eh schon genervt genug 🙂

    Aber noch eine Vermutung, auch wenn ich nicht glaube dass es in den genannten Fällen zutrifft: Mit einem „Reisegewerbeschein“ braucht man m.E. keinen Handelsregistereintrag. Es könnte also (wenn nichts gemauschelt ist) durchaus sein, dass man so einen Handwerker nirgends findet. Ich jedenfalls hatte solche Rechnungen schon, allerdings kannte ich den Handwerker und habe auch gesehen dass er wirklich arbeitet 🙂

    Na ja: Jedenfalls bitte weiter berichten, und Daumen werden sowieso gedrückt. Und gute Besserung! 🙂

  5. Du kannst die Story vom Vermieter ja mal nicht eben vor dem Gang zum Klo lesen wenn die Blase drückt, da schreibste dir ja echt einen Wolf -> ist also viiiel zu lesen… vielleicht schreckt das auch den ein oder anderen ab… oder die Leser wollen Taxistorys hören… ich weiß es ja auch nicht,Mensch 😉

  6. @Mi-Go:
    Den Durchblick vermittel ich dem Richter gerne. Ob er gewillt ist, die chaotischen Bedingungen nicht zu meiner Schuld zu machen, ist eher die Frage.
    Natürlich ist die Bude tendenziell eher mieser geworden. Wobei es wirklich eine Tatsache ist, dass wir die Bude im letzten Jahr – vor allem wenn man die Abschlussarbeiten einbezieht – recht gut gepflegt haben.
    Und was den Abriss und Neubau angeht: Du glaubst gar nicht, was ich mir inzwischen alles wünsche, fotografiert zu haben.
    Ich hab schonmal die Eisenstange im Keller erwähnt, die ernsthaft das Haus zu stützen scheint. Für Normalmenschen, die einen gewissen Standard gewohnt sind, ist das echt nicht zu fassen.

  7. @Nihilistin:
    Reisegewerbe ist keine schlechte Idee grundsätzlich. Einen Handelsregistereintrag brauchst du unterhalb gewisser Rechtsformen (ab GmbH soweit ich gerade zu wissen glaube) tatsächlich nicht. Aber natürlich muss man sein Gewerbe beim Gewerbeamt anmelden. Deswegen werden wir uns ja um den Auszug aus eben jenem Register bemühen…
    Und danke für die Besserungswünsche!

  8. @Altenheimblogger:
    Ah, Finger in der Wunde, ah! Mir fehlen die Taxieinträge am allermeisten!
    OK, glaubt vielleicht keiner, ist aber so.
    Was die Länge der Texte angeht: Ist halt einfach eine Situation, die sich nicht mal eben in drei Sätze verpacken lässt. Ansonsten veranlasst mich deine Aussage zur hochphilosophischen Frage, ob man einen Laptop auf dem Klo benötigt als moderner Mensch. Hmm… ich glaub, ich leg mich besser wieder hin 😉

  9. Als moderner Mensch habe ich genug Klopapier im Haus… 😉

    Schönes Restwochenende!

  10. @Altenheimblogger:
    Du Glücklicher!

  11. Mi-Go

    Eisenstange… im… Keller… ô_O

    Ok. Es is weder ungewöhnlich noch in irgendeiner form besorgniserregend das bei alten Gebäuden solche ‚Stützmaßnahmen‘ erforderlich werden…

    Aber irgendwas sagt mir das es sich hier nicht um eine TÜV-Geprüfte, Fachhandwerklich ausgeführte Baustatische Maßnahme handelt, sondern eher um ein (hmm… wie soll ichs nennen…) ‚Gebastel‘ um irgendeine misslungene ‚Private Umbaumaßnahme‘ auszugleichen… Vielleicht sollte man mal das Bauamt dafür interessieren 😉

  12. @Mi-Go:
    Ach, wer ist dieser TÜV, der dieses ganze teure Zeug baut? Fachmann ist er schon selber!
    Was wir alles eventuell noch machen, lasse ich mal offen. Mir geht es jetzt erstmal um die Kaution, und bis dieses Urteil nicht gesprochen ist – oder zumindest postalisch auf dem Weg – werde ich nicht versuchen, den Anschein zu erwecken, aus Rache zu handeln.
    Was danach ist, hängt auch ein wenig von der Verhandlung ab…

  13. Pingback: Schade… | Sashs Blog

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