Stop killing Games!

Die Initiative „Stop killing Games“ hat wider Erwarten doch noch die nötige Menge an Stimmen für ihre EU-Petition geschafft. Zumindest vermutlich, sie hoffen noch auf mehr, damit falsche Stimmen beim Wegfall dann nicht … ach so, Ihr wisst gar nicht, worum es geht?

Nein, keine Killerspiel-Verbots-Geschichte. 😉

Ich hatte ja neulich schon mal in meinem Rant über moderne Software angemerkt, dass ich gerade auch die Entwicklungen in der Spiele-Industrie schon lange nicht mehr wirklich gutheiße. Ja, es ist immer schwierig, über Dinge zu ranten, die man selbst konsumiert, es kommt immer jemand, der sagt, dann solle man es doch einfach lassen. Aber das ist halt auch ein bisschen einfach gedacht. Zumal keiner von uns irgendwas essentielles wie einen ganzen Industriezweig einfach mal verschwinden lassen wird.

Egal. Der Punkt, an dem die Initiative ansetzt, ist ein ziemlich einfacher und zudem einer, der das vermutlich größte Übel für Leute, die gerne spielen, anpackt: Den Online-Zwang.

Vor 10 bis 20 Jahren war das auch mal ein großes Thema, dass sich Spiele plötzlich wegen Kopierschutz oder zum Datensammeln mit dem Netz verbinden müssen, aber das ist natürlich ein bisschen ins Hintertreffen geraten, seit eigentlich wirklich alle ständig online sind. Dabei hat sich an der Sache nicht viel geändert: Es ist zum einen für die Spieler meist komplett nutzlos und belastet das Netz unnötig, zum anderen sind wir inzwischen an dem Punkt, an dem für viele Spiele die Server abgeschaltet werden, die nicht mehr viel genutzt werden. Und das bedeutet einfach für viele dieser Spiele – die Initiative gibt 70% als Zahl an – das komplette Aus. Und wir reden jetzt mal wirklich nur über welche, die man nicht gemeinsam online spielen muss.

Kann einem egal sein, wenn man keine Spiele spielt, oder zumindest nicht die, die es dann betrifft. Ich denke trotzdem, dass man da drüber reden sollte, denn mal abgesehen von einem netten Zeitvertreib sind Games auch Kultur und es ist einfach nur bescheuert, dass wir uns die wegnehmen lassen, weil die Hersteller sagen, der Weiterbetrieb sei ein zu großer Aufwand, obwohl sie diejenigen sind, die als einzige jemals davon profitiert haben, dass sie selbst diese Funktion implementiert haben. Das hat Züge von geplanter Obsoleszenz.

Auch die Initiative will Entwickler nicht zwingen, 200 Jahre lang Rechenzentren zu betreiben, um 30 altersschwache Gamer ein Steinzeit-Spiel spielen zu lassen. Es ist ja ok, dass es sich irgendwann nicht mehr lohnt. Aber dann kann man entweder als Hersteller den Online-Zwang noch rauspatchen oder das Copyright aufgeben, um es einer vielleicht noch existierenden Community zu überlassen, das selbst zu machen oder eigene Server aufzusetzen. Und klar, eine Verpflichtung zur Weiterverwendbarkeit könnte vielleicht sogar ein paar Hersteller ermutigen, es einfach komplett zu lassen mit dem Mist.

Ich finde den Gedanken jedenfalls gut. Ob jetzt eine EU-Petition der richtige Weg ist, ob das jetzt klappt … who knows? Über die Details kann man wie bei allem streiten. Aber man kann es ja mal versuchen. Ich hab mitgezeichnet, weil ich ein kleines Bisschen hoffe, dass es klappt. Wenn nicht, hilft vielleicht die Aufmerksamkeit um irgendwann einen neuen Anlauf zu starten.

 

2 Comments

Filed under Medien, Politik

2 Responses to Stop killing Games!

  1. Micha

    Ich wollte tatsächlich letztens für/mit meinem Kleinen den Nachfolger von Little Big Planet 3 bestellen, musste allerdings feststellen, dass sie aus Kostengründen die Server nicht mehr zur Verfügung stellen werden und die Reihe mit der 3 zu Ende gegangen ist.
    Ich bin da auch auf der Seite der Petenten. Es ist für mich meist sinnlos und trägt nichts für den Spielspaß bei, ist für Extrakosten bzw. Pay-to-win aufgebaut und nervt. Man kann Patches und Mods ja ohne Spielstart installieren.
    Das gilt natürlich ausnahmslos für Spiele mit Einzelspieler und Kampagnenmodi, für Ballerspiele nicht, die komplett auf online eingestellt sind. Wie PUBG und Fortnite etc.
    Das wird vermutlich auch die Krux sein. Wir sind eher die alte Spielergeneration. Junge Spieler sind schon so online, dass für sie der Kampagnenmodus wohl das Nutzlose sein wird, ein unnötiger und vermutlich langweiliger Zusatz. Zocken, chatten, streamen online mit anderen Spielern. Für diese Spielergeneration braucht es dann Moderatoren, Serverleistung, Backend und co.

  2. @Micha:
    Ja, Spiele, deren Hauptaugenmerk auf einem gemeinschaftlichen Modus liegt, sehen etwas anders aus, wobei es da meist engagierte Communitys gibt, die sich auch eigenverantwortlich um Server kümmern würden, es aber technisch unterbunden oder verboten wird. Aber ich als Singleplayer-Spieler sehe das auch gelassener, weil da ist der Punkt ja oft: OK, wenn Du nur 3 Spieler für 8er-Runden zusammenkriegst, dann ist es ja auch sinnlos und technisch nicht zu lösen.
    Was die Generationenfrage angeht, bin ich mir nicht so sicher. Wie viele andere Branchen auch rennt die Spieleindustrie oft Trends hinterher – und das geht gerade oft schief, weil die Entwicklungszeiten zu lang und die Trends zu kurzlebig sind. Es hat in den letzten Jahren einige enorm erfolgreiche Spiele gegeben, die eben genau nicht auf den Zug aufgesprungen sind und einfach eine schöne Kampagne hatten. Ich vermute schon, dass es eigentlich einen Markt für beides gibt. Zumal: Ich kenne dein Baujahr jetzt nicht, aber ich bin jetzt mit Mitte 40 wie die meisten in meinem Alter finanziell in der Lage, mir die Spiele ohne über Raubkopien auch nur nachzudenken kaufen zu können.
    Und auch wenn ich Live-Service für eine nicht so tolle Entwicklung halte: Bei guten Spielen bin ich auch bereit, Kohle in Story-DLCs zu stecken. Ja, nicht bei allen, aber meine Ausgabenquote von „kosmetische oder gar pay-to-win-Online-Items“ zu „Story-DLCs“ liegt bei 0:100.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert