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Ich und FarCry

Natürlich bin ich kein Spiele-Rezensions-Reporter, aber Games sind derzeit meine anderthalb Stunden Auszeit pro Tag und ich verbinde entsprechend viel mit ihnen. Und einmal mehr hat FarCry – dieses Mal „New Dawn“ – dabei eine wichtige Rolle inne und ich würde gerne einfach mal privat erzählen, weswegen ich die Serie so geil finde und wie es dazu kam. Bringt kaum jemandem etwas, ist aber für mich Teil der Psycho-Hygiene.

Hätte es GTA 3 nicht gegeben, hätte ich mit FarCry 3 den Open-World-Shooter entdeckt. (Und ja, GTA war kein FPS, das weiß ich, keine Sorge!)
Aber von vorne:

Ich hab Shooter immer gemocht, seit ich damals „Wolfenstein 3D“ auf dem Pentium 1 bei meinem Vater gezockt habe. Zum Profi habe ich es nie gebracht. Ich hab zwar „Project I.G.I.“ geliebt und „Tactical Ops“ und „Unreal Tournament“ bei ein paar LAN-Sessions unter Freunden gespielt, aber irgendwas übers pure Geballer rausgehende wie eben z.B. Open World war lange kein Thema. Im Grunde fand ich schon Multiplayer an sich immer recht anstrengend und sehe das bis heute so. Ich mag ganz explizit große und ausufernde Games, gerne AAA, also teuer weil wenigstens richtig ausgereift. Aber ich bin Kind der Neunziger. Ich will zocken, weil ich keine Freunde hab, nicht weil ich mir die letzten drei online vergraulen will!

FarCry 1

FarCry kam mir in den Berliner Anfangstagen irgendwie unter und hat mich wie viele andere (bloß vermutlich ein paar Jahre verzögert) geflasht: Was für eine geile Grafik, was für ein Gameplay! Man war relativ frei in der Bewegung, hatte also z.B. auch Fahrzeuge, das tropische Setting war eine willkommene Offenbarung und als halbwegs gern Gegruselter haben mir die Trigene im Dschungel den Puls hochgetrieben. Ich hab es gerne immer wieder gespielt, obwohl das damals noch eine sehr lineare und banale Ex-Soldaten-Story war, wie sie jeder zweite Shooter zu bieten hatte.

Crysis

Dann kam eine Zwischenphase, in der ich kaum Shooter gezockt und meinen Rechner mit Linux betrieben habe. Man hörte von „FarCry 2“ nur schlechtes und außerdem, dass die eigentlichen Entwickler vom ersten Teil nun „Crysis“ gemacht hätten, was somit der eigentliche Nachfolger war.
Ich hab Crysis angespielt und es war enttäuschend. Mal abgesehen davon, dass das Spiel noch auf Jahre hinaus jede Hardware (und meine insbesondere) in die Kniee gezwungen hat, war ich die Supersoldat-mit-Superrüstung-Idee leid. Ich liebte jetzt schon Gegenwart und „Realismus“ im Game-Sinne. Normale Leute, die aufeinander schießen, wie schwer sollte das sein?

FarCry 2

Lange bevor ich „FarCry 2“ auch nur mit dem Arsch angesehen habe, habe ich bereits ein Let’s-Play vom dritten Teil gesehen, das aber umgehend vergessen. Geholt habe ich mir FarCry 2 dann erst, als ich das bei mir längst verschollene erste wieder spielen wollte und über ein günstiges Bundle der ersten drei Teile + „FarCry 3 Blood Dragon“ gestolpert bin. Ich hab es eingelegt, 30 Minuten gespielt und gehasst. Ich war damit nicht alleine, wie ich heute weiß. Obwohl der zweite Teil wichtig war, weil er die Open-World-Ära eingeleitet hat, war er unattraktiv. Selbst das abermals innovative Setting in einem afrikanischen Staat voller Warlords konnte mich nicht überzeugen, denn die Sache mit der Malaria hat mich zu sehr angekotzt. Ich bin kein Hardcore-Player, sondern erforsche gerne in Ruhe und die Tatsache, dass man sich stetig Spritzen gegen seine Krankheit organisieren musste, hat mich genervt. Der zweite Teil soll auch sonst Schwächen gehabt haben (z.B. ständiges Respawnen bereits erledigter Gegner), aber mich hatte bereits die Malaria erwischt.

FarCry 3

Vaas, vermutlich der FPS-Antagonist dieses Jahrhunderts. Quelle: Ubisoft

BÄM! Spieler, die FarCry 3 nicht überrascht hat, gibt es nicht. Bei mir aber kam die Überraschung dazu, dass ich es offensichtlich bereits (aus Videos, siehe oben) kannte, es aber trotzdem unfassbar geil fand. Natürlich war da der charismatische von Michael Mando gespielte Antagonist Vaas, aber noch dazu die tropische Welt, das viele Sammeln und Jagen, die unfassbare Größe des Spiels … ich habe einfach alles geliebt. Zugegeben: Nach Vaas‘ Tod flacht das Game etwas ab, aber die Drogentrips, Pokerrunden und zudem eine absolut geile Waffenphysik und das Abdriften ins Kultisch-Religiöse, um trotz Gegenwartsbezug auch mal übernatürliche Gegner zum Zug kommen zu lassen: Das war ein Spiel des Jahrzehnts!

FarCry 3 Blood Dragon

Ich fand es nie interessant, hab es dann aus Mangel an Alternativen nach dem fünften Teil mal angespielt und sah mich bestätigt. Dass es eine kleinere und recycelte Map verwendet und nur ein „halbes“ Spiel ist, stört beim geringeren Preis ja nicht. Gameplay ist top, aber das 80er-Jahre-Pseudo-Futuristische hätte ich schon in den 80ern beklemmend gefunden. Mit einem anderen Setting hätten wir Freunde werden können. So halt nicht.

FarCry 4

Den vierten Teil hab ich mir versehentlich als Download gekauft. Bei einer 2-Mbit-Leitung. Aber ich habe es nicht bereut. Abgesehen von den etwa drei Tagen, während denen das Spiel sich runtergeladen hat. Kritiker haben immer bemängelt, dass das Spiel eigentlich eine Kopie des dritten Teils war. Damit haben sie, wenn es um die kreative Leistung geht, vollkommen recht. Die Sache ist nur: In meinen Augen ist der vierte Teil damit einfach nur die Perfektion von Nummer drei. Ja, das Gameplay war das gleiche. Und zwar fast exakt. Aber alle Neuerungen waren Boni. Die Sache mit den Ködern, um Tiere anzulocken, die Erweiterung in die dritte Dimension mit den Kletterhaken … fantastisch! Dazu ein aufgeräumteres Menü und zudem mit dem Himalaya ein erneut völlig unverbrauchtes Setting. Ich bin per se gar kein Freund des mystisch-religiösen Beiwerks, aber hier war es auch noch gut eingebettet, besser als in Teil 3, durchaus auch mit Ironie und es bot Abwechslung. Ich würde Nummer 4 nach rein sachlichen nur auf dieses eine Spiel bezogenen Kriterien auf den ersten Platz stellen. Ausgereift, fantastische Grafik für die Zeit und bis heute, dazu Setting, Game- und Gunplay, und das für fucking 50 Stunden, wenn man es komplett durchrocken will.

FarCry Primal

Wie „Blood Dragon“ hat mich auch diese „halbe“ Version nicht angesprochen. Zugegeben: Steinzeit ist wieder ein originelles Setting und die Kritiken waren nicht nur schlecht, aber ich spiele halt keine Shooter um Tiere zu zähmen. Ich könnte es mir jetzt bei Uplay+ mal ansehen, aber es reizt mich nicht wirklich.

FarCry 5

FarCry 5, Quelle: Ubisoft

Das war der erste Teil der Serie, bei dem mich bereits die Werbung heiß gemacht hat. Die Trailer waren so großartig: Mit Kleinflugzeugen und explodierenden Autos unterwegs gegen eine christlich-fundamentalistische Sekte, erstmals in Amerika, ein Game wie gemacht für die Zeit unter Donald Trump. Es soll auch einige Kontroversen jenseits des großen Teiches ausgelöst haben, aber das war mir bestenfalls egal.
Ich hab es mir dann Anfang 2018 runtergeladen und mein Rechner hat es gerade noch so gepackt. Eigentlich lief es zu ruckelig, aber das Spiel war gut genug, um es zu probieren. Und wie immer, wenn ich eines der FarCry-Games „probiert“ habe, hab ich es durchgespielt. Ich war nie grenzenlos verliebt, denn das Gunplay wurde „mainstreamiger“, weichgewaschen. Die Logik mit den „Perk Points“ lässt meiner Meinung nach einen wichtigen Teil der Immersion schwinden und etwas an Logik vermissen im Vergleich zu den älteren Teilen, aber es war ein fucking geiles Game. Und das, obwohl sogar die Story nicht so gut war, wie die Trailer es vermuten ließen. Viel zu flach, ganz ehrlich. Aber das Setting, die Grafik und all das hielten mich halt doch bei der Stange. Zumal ich ja bei Open-World-Titeln eher der rastlose Sammler bin. Ich weiß, dass das eine vergleichsweise simple Mechanik ist, um Leute bei der Stange zu halten, aber ich hab mit 16 Jahren meine Darts-Statistiken zu Hause auf Milimeterpapier in Grafiken eingetragen, sowas wurde für mich gemacht. Und dann das Ende! Spätestens an dieser Stelle muss man mal anmerken, dass die FarCry-Spiele zumindest beim Finale nie Rücksicht auf seichte Krimigucker-Gewohnheiten nehmen. Seit spätestens dem dritten Teil sind sie ziemlich verstörend und unerwartet. Die Prinzessin befreit und heiratet man jedenfalls nie in diesen Spielen, das kann ich versprechen.

FarCry New Dawn

Und da wären wir dann beim aktuellen Titel. Abermals ein „halbes“ Spiel. Ein kleiner Teil aus dem Vorgänger übernommen, deutlich abgespeckt im Umfang auch sonst. Und wie immer halt auch dieses Mal für 40 statt 60 Euro. Dass das Scheiße sein muss, hab ich umgehend beschlossen. Abgesehen davon ist nun upleveln von Waffen, Basis, Fahrzeugen etc. notwendig, ohnehin ein No-Go, das den Spaß versaut.
Aber nun habe ich nunmal Uplay+ und wenn es schon umsonst ist, kann man es sich ja mal anguc … ach wie geil, die greifen die Story aus dem fünften Teil inklusive vieler Charaktere wieder auf!
Natürlich ist das Teil der Vermarktungsstrategie, aber hell yeah, was hat plötzlich das 5er-Universum an Qualität gewonnen! Natürlich sind höherklassige Kugelschwämme ein Unding und die tauchen auch auf. Aber wie z.B. auch bei In-Game-Käufen, die Ubisoft natürlich einbauen musste, geschieht das überwiegend maßvoll. Ich gebe zu, dass ich mir nach FarCry 5 und „New Dawn“ wünsche, dass es wieder etwas back to the roots geht, aber das Zocken der Games macht halt trotzdem noch verdammt viel Spaß. Zumindest für mich. Die Modernisierung und Monetarisierung hat andere Spiele sicher deutlich härter erwischt.

Kann gut sein, dass der nächste Titel dann wirklich mies wird. Hört man ja von einigen Ubisoft-Spielen. Aber von FarCry blieben auch dann noch ein paar echt herausragende Zeitfresser übrig, die ich nicht missen möchte. Ich finde sie zumindest ab Teil 3 bis heute noch spielbar und hab sie auch alle noch auf dem Rechner.

Entschuldigt diesen für viele wertlosen Einschub, aber es war mir ein Bedürfnis. 🙂

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Der VG-Wort-Irrsinn

Was ein Wochenende! Da kommt am Freitag ein Brief von der VG Wort an und mein Gedanke war nur: „Fuck, ich hab die Meldungen vergessen!“ Nicht, dass mir das leichtfertig passiert ist, aber ich hab ja letztes Jahr auch kaum gebloggt und dann kam neulich noch irgendwo die Info durch, dass sie inzwischen nur noch 20 Texte vergüten. Die zwar höher, aber mit einer Kappungsgrenze von „nur“ 700 Euro. Natürlich ist es das wert, aber ich hab’s irgendwann verpennt.

Also öffnete ich den Brief sonst bis dato uninformiert und erwartete ein „Hey, Sie haben dieses Jahr gar nix gemeldet.“

Stattdessen stand da eine Abrechnung über zwei Seiten, deren Endsumme mich fast rückwärts die Treppen hinabfallen hätte lassen.

Zur Vorgeschichte (die ich jetzt aber nicht mehr minutiös rekonstruiere):

Ungefähr seit ich angefangen hab, meine Texte dort zu melden, stand die VG Wort in der Kritik und hatte ein gewichtiges Verfahren am Hals, dessen Ausgang man nach kurzer Presseschau eigentlich hatte voraussehen können. Die Verwertungsgesellschaft hatte es sich nämlich erlaubt, von dem Millionentopf der Vergütungen für die Zweitverwertungsrechte von Texten einen großen Teil abzunehmen, um diesen an Verleger auszuzahlen – obwohl ihr Auftrag die Vergütung der Urheber, sprich der Autoren selbst, nicht der Verlage, war. Und dagegen hatte ein Autor geklagt. Dass das durchgeht, haben alle geahnt. Nur die VG Wort, in der, so sagt man, recht viele Verleger organisiert sind, hat die Sache bis letztes Jahr in die letzte Instanz durchgestritten.

Und dann sind sie endlich dazu verdonnert worden, den Autoren das zu Unrecht vorenthaltene Geld nachzuzahlen.

Ich hatte ehrlich gesagt nicht das Gefühl, dass mich das betrifft, denn ich hatte für meine Blogtexte nie einen Verleger, dem die einen Anteil hätten zuschustern können. Das war wohl zu kurz gedacht, ich vermute inzwischen, dass die wohl schon vor der Einzelabrechnung mit den Autoren aus dem großen Topf die Verleger gearschpudert haben, denn was jetzt auf meinem Zettel stand, war nicht nur viel. Viel fand ich bisher schon die zweitausend bis viertausend Euro, die ich jedes Jahr bekommen hatte. Nur: Die Rückzahlung jetzt war sogar höher als alles, was ich bis dato insgesamt bekommen hatte: Über sechsundvierzigtausend Euro!

Und zwar einfach so. Freitags der Brief und jetzt am Montag die Überweisung. Ohne dass ich davor auch nur davon wusste!

So geil das auch ist – und es ist sehr sehr sehr geil! – ihr merkt, dass das kein Lobtext auf die VG Wort ist. Tatsächlich hätte mir das Geld ja offenbar schon die Jahre zuvor zugestanden. Und mehr als eine vage Info, dass da gerade Rücklagen wegen eines Verfahrens gebildet werden und Geld einbehalten wird, gab’s all die Jahre nicht. Da draußen gibt es vermutlich Mafia-Clans, die ihre Geschäfte transparenter in der Öffentlichkeit breittreten.

Naja, das wäre das. Ich denke, die höchste Rückzahlung meines Lebens habe ich jetzt hinter mir. So gesehen fast wieder schade.

PS: Heute kommt eine neue Grafikkarte für meinen PC an. Man muss die Feste ja feiern wie sie fallen. 😀

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Plottwist: Es ist drei Jahre später!

Wir schreiben das Jahr 2019, ich habe ein Kind, habe zugunsten des Hausmanndaseins mit meinem Hauptjob Taxifahren aufgehört und alles was ich dafür bekomme, sind grenzdebile Tiraden des unterirdischsten US-Präsidenten aller Zeiten auf Twitter. Definitiv ein Zeitpunkt, um einen unspezifischen Blog aus der Taufe zu heben, wenn alles andere im letzten Jahr nicht geklappt hat.

Und da ich mit Sashs Blog schon mal einen hatte … es ist ja nicht pures Geschichtsbewusstsein, das einen die Domain und den Webspace weiter bezahlen lässt.

Wie immer kann ich nicht sagen, wohin die Reise gehen wird. Im schlimmsten Fall schläft das hier jetzt abermals ein wie so vieles vorher. Ich hab nicht viel Zeit gerade, denn ich habe ein sehr sehr anhängliches kleines Spätzle an der Backe und einen Haushalt wenigstens rudimentär zu wuppen. Aber auch wenn selbst diese Worte gerade von meinem Schlaf abgehen: Nicht mehr bloggen ist einfach auch keine Lösung, ich bin halt noch Web 2.0.

Da hier noch Einträge aus der WG-Zeit stehen und dafür die letzten Jahre eher nicht bis überhaupt nicht vorkamen, werde ich sicher noch ein paar Anpassungen machen – und auch einige Texte löschen – müssen. Aber ich finde es immer noch ehrlicher, als jetzt pseudotheatralisch bei null anzufangen. Ich war halt auch bisher schon einmal in diesem Internet.

Ob das jetzt ein Hausmann-Tagebuchblog oder ein politischer Elternblog wird, weiß ich noch nicht. Das Schöne ist: Im Moment ist mir das auch egal und ausnahmsweise brauche ich diese Haltung auch. Ich wollte gerne einen anspruchsvollen Elternblog starten, aber meine eigene Erwartung hat mich gelähmt. Nach einem langen Tag ist einem oft nicht mehr nach Recherche, Balance und einer Agenda. Deswegen werde ich hier sicher keinen rechten antifeministischen Scheiß posten, das ist hoffentlich allen klar. Aber es kann schon sein, dass meine persönliche Erfahrung hier doch eher mehr das Zentrum bildet – um das ich leidenschaftlich zu diskutieren bereit bin!

Und da liegt überhaupt vieles drin: Ich hab mal wieder Bock auf Kommentare, Widerworte. Spaß und Stress im Netz! Mit Euch! Ich hoffe, Ihr gebt meinem bescheidenen Neuanfang auch eine Chance.

Mit extraflauschigen Grüßen,

Sash

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VdHS – die in sich ruhende Crème de la Crème der Menschheit

Was für ein Spaß!

Es ist inzwischen über vier Jahre her, dass ich mal ganz schnell in einem kurzen Rant ein paar böse Worte über einen Flyer der VdHS (Verbreitung der Heiligen Schrift e.V.) verloren habe. Ich würde heute vielleicht nicht die gleichen bösen Worte verwenden, aber in der Sache verteidige ich den Eintrag von damals auch heute noch, weil in dem Flyer, der diese krude christliche Schuldauffassung alltagstauglich machen wollte, stand, dass der Leser dieses Textes, so er noch nicht zu Jesus Christus gefunden hat, sich nicht einbilden solle, ein besserer Mensch zu sein, als beispielsweise ein Mann, der seine Kinder verprügelt.

Tolerant wie ich bin, lasse ich solche Menschen unter uns weilen, aber Religionsfreiheit bedeutet eben nicht, dass ich so einen Quatsch unkommentiert lassen muss.

Wie?

Ja, ich hätte das ja auch schon längst vergessen! Ich hab bestimmt auch mal irgendwo über eine verspätete Bahn gemeckert, weiß ich jetzt aber nicht mehr. Die eingebaute Ironie im Internet hat nun aber dafür gesorgt, dass dieser kleine Rant bei Google direkt hinter der Homepage des VdHS landet, wenn man vdhs in die Suche eingibt und dort trotz (oder wegen) des leicht polternden Titels „Spinner, staatlich begünstigte“ gerne von Anhängern des Vereins geklickt wird und – was noch lustiger ist – offenbar für irgendwas größeres gehalten und entsprechend engagiert kommentiert wird. Bei der Größe der Anhängerschaft des VdHS scheint das dauerhaft in erträglichem Rahmen zu bleiben, aber neulich musste ich dann schlucken, als „der goldene Aluhut“ folgenden Tweet veröffentlichte:

Aber ja: Inzwischen ist ein Meme aus einem Kommentar in diesem Blog (Nix für schwache Nerven) geworden! Ich hau mich weg!

Da kann man mit inzwischen weniger als 100 Besuchern täglich ja schon ein bisschen stolz sein. 😀

Das beileibe wichtigere Phänomen aber ist wirklich die Größenordnung des Ganzen; Dass sich in meinem Kommentarfeld jetzt schon Apologeten herumtreiben, ist ja das eine. Was sie mir raten, das zweite:

Neben den wirklich sehr wirren Reden von „Penner Wilhelm“ erreichen mich alle paar Wochen immer wieder mahnende Stimmen, dass ich mich doch nicht so aufregen soll und dass mir ein Studium der Bibel gegen meinen atheistischen Zorn sicher gut tun würde. Während ich an letzterem vor allem kausale Zweifel habe, stelle ich doch vor allem mal fest:

Ich hab mich kurz und lautstark geärgert.

Die VdHS-Anhänger ärgern sich seit nunmehr vier Jahren darüber!

Seit vier Jahren! Obwohl außer ihnen und ein paar treuen Stammlesern niemand je was davon erfahren hat (oder sich drum kümmert, was ich hier privat ins Netz schreibe). Und dann erzählen sie mir was von negativer Grundeinstellung, davon dass ich – mein Favorit! – seelenlos wie ein Stein sei und wie destruktiv mein Vorgehen gegen den VdHS ist.

Natürlich beantworte ich gelegentlich einen solchen Kommentar. Man kümmert sich ja auch um unfreiwillige Leser.

Und ja, auch dabei enstehen manchmal zynische Aussagen, bei Hetze auch mal richtig fiese Worte; oder ich lasse mich tatsächlich zu destruktiven Dingen wie einem Kopfschütteln hinreißen. Das hat aber nur wenig darüber auszusagen, wie schlimm mein Leben in den letzten vier Jahren war. Sehr wenig. Was ich jedenfalls in den vier Jahren nicht gemacht hab, war immer wieder den gleichen Blogeintrag anzuklicken, den irgendwer mal geschrieben hat und den ich nicht mag, um dann erneut zu kommentieren, dass mein Leben besser ist. Das nur mal so als subtiler Hinweis.

Und an Euch Leser: Denkt Ihr, wir schaffen hiermit Platz 3 bei Google? Mit ein bis zwei Backlinks vielleicht? Jetzt auch mal ehrlich als Hilfe für den VdHS. Die haben nix außer ein bisschen Glauben und sie glauben eben gerne dran, dass das hier ein wichtiger atheistischer Blog ist. Ich habe Kraft meiner Admin-Rechte hier im Blog diesen Auftrag verstanden!

😉


PS: Den Titel hab ich natürlich schon mal so gewählt, wie ich ihn gerne bei Google sehen würde: Als Kontrast zum ersten Artikel. Mit anderen Worten: Es hat Spaß gemacht, ich will das Spiel nochmal durchspielen.

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Chillen in anderen Welten

Ein Bruder im Geiste! Zumindest ein Bisschen.

Ich hab mit Freuden den Artikel „Ich will doch nur chillen!“ von Markus Böhm bei spiegel.de gelesen. Er schildert darin, wie er gerne die Spielwelt aktueller Games erkundet und das eigentlich mehr mag, als immer sofort alle Missionen zu absolvieren und ein Computerspiel schnell zu Ende zu zocken.

Ich bin da nicht ganz auf seinem Level, aber ich verstehe den Ansatz total. Ich hab gerade binnen zweier Monate GTA V zweimal „komplett“ (also im Sinne von „alle Missionen erledigt“) durchgespielt, aber eigentlich ging es mir dabei nur teilweise um die Story. Ich mag diese andere Welt einfach, ich sehe mich dort ebenso wie in der Wirklichkeit gerne um.

Dabei geht es mir nicht unbedingt wie Böhm um gemütliches Chillen in Los Santos, aber ich habe dabei auch festgestellt, wie sehr ich mich von der Mehrheit der Gamer unterscheide. Natürlich möchte ich das Spiel durchspielen und ich finde auch die Story gut aufgemacht und so weiter. Für mich wesentlich faszinierender ist aber, sich die Welt anzuschauen. Und GTA ist da ein gutes Beispiel. Denn abgesehen von der großen Spielwelt ist GTA selbst in der fünften Auflage nur ein eher mittelmäßiger Shooter mit vergleichsweise durchschnittlicher Grafik. Wenn es nur um gutes Gameplay und Grafik ginge, würde ich schon FarCry 3 höher bewerten – und das ist nur der drittaktuellste Titel der Serie.

Ich merke schon bei einer kurzen Google-Recherche, dass ich nicht der typische Gamer bin. Wenn man versucht, tiefer in GTA V einzusteigen, muss man sich auf der Suche nach interessanten Details durch Massen von Anleitungen und YouTube-Videos durchklicken, die Cheats erläutern, massenhaft InGame-Money versprechen oder die lustigsten Kills abfeiern. Dass das GTA-Universum eine unglaublich große Welt anbietet, die auf so vielen Ebenen eine nahezu allumfassende Gesellschaftskritik in Form von Satire mit unendlich vielen Anspielungen auf die Popkultur anbietet, ist leider leider eine Randnotiz unter vielen geworden. Und ja, daran sind nicht nur die bösen Medien, sondern vielfach auch die Spieler selbst schuld.

GTA Online ist der perfekte Beweis dafür. Obwohl es im selben Universum wie das Singleplayer-Spiel angesiedelt ist, dominiert hier das Mit- und Gegeneinander der Player. Und obwohl das natürlich selbstverständlich ein Multiplyer-Game ausmacht und in vielen Genres das Erlebnis zweifelsohne bereichert, ist es für mich persönlich in diesem Fall vergleichsweise langweilig.

Ich fand die KI bei GTA IV und GTA V auch nur so mittel, bin also eigentlich nicht die schlechteste Zielgruppe für Multiplayer-Modes, aber andererseits merke ich eben auch, wie sehr die Storyschreiber Einfluss aufs Spielerlebnis genommen haben und wie viel es ausmacht, die beabsichtigte Satire in Szene zu setzen, damit sie nicht übersehen wird von all denen, die eigentlich nur auf Explosionen, Headshots und Profilierung aus sind.

Ich will das nicht verdammen, ich hatte auch schon viel Spaß bei UT und TO (Tactical Ops, sowas wie Counter Strike). Aber das ist halt eher was technisches, strategisches. Bei Spielen wie GTA kommt bei mir noch sowas wie Entdeckergeist dazu.

Ja, man kann das Spiel deswegen trotzdem nicht unpassend unter „Männerkitsch“ einsortieren, das unterschreibe ich gern. Es ist eine lustige Alternativwelt, das ist wahr. Ja, Waffen und schnelle Autos sind ein wichtiger Bestandteil davon. Und das wiederum befriedigt zweifelsohne mehr als nur ein paar schlichte Gemüter mehr als die unfassbar großartige Spielwelt. Das kann ich nicht verleugnen und ich finde das persönlich auch schade.

Aber mal ganz für mich alleine gesprochen möchte ich festhalten, dass ich nach Abschluss aller Missionen bei GTA IV und V beim Abspann traurig war, weil mir klar war, dass ich mir niemals die Namen merken können würde, die das Design zu verantworten haben. Obwohl das Leute sind, die mir mehr fröhliche, interessante und nachdenkliche Stunden beschert haben, als es jeder Spielfilmregisseur bisher geschafft hat. Was kein Wunder ist, hab ich mich in ihrer Welt doch eher 50, 100 oder 200 Stunden rumgetrieben.

Und das am Ende eben auch oft wie Markus Böhm, einfach chillend und genießend.

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Erwin Hapkes Welt

Wenn Ihr nicht auch gestern die Nachrichten verfolgt habt, dann wird der Name Erwin Hapke Euch wohl nix sagen. Wie auch? Falls er keine Namensvetter hatte, war Erwin Hapke wohl ein SEHR öffentlichkeitsscheuer Mensch, die Medien berichteten, er habe in den letzten 40 Jahren nur einmal anlässlich eines familiären Sterbefalls das Haus verlassen. Er ließ sich sein Essen von der Schwester liefern und niemand  hatte eine Ahnung, was Hapke in seinen vier Wänden trieb.

Bis er vor einiger Zeit tot aufgefunden wurde.

Wo man eine normale Rentner-Wohnung erwartet hatte, wurde eine Art Museum gefunden. Und das nicht etwa gurlittlike mit Raubkunst oder dergleichen, sondern mit selbstgeschaffenen Werken von Erwin Hapke. Ein paar eindrucksvolle Metallkunstwerke, viel mehr aber Papier-Faltfiguren. Nicht dutzend- oder hundertfach, sondern – wie der WDR schreibt – hunderttausendfach!

Im ganzen Haus geradezu ausgestellt, gruppiert, teilweise sogar mit Anleitungen und biografischen Informationen versehen. Ja, es scheint, als hätte  der zurückgezogene Erwin eigentlich durchaus die Öffentlichkeit im Sinn gehabt, als er die Blätter faltete, verklebte, zusammensteckte und verzierte.

Bei allen Meldungen, die einen Tag für Tag überfluten, war das eine der wenigen, die mich gerührt hat. Ich weiß nicht einmal, ob ich es jetzt schön finde, dass die Schätze geborgen werden, oder ob ich eher traurig sein sollte, weil Erwin Hapke zu Lebzeiten offenbar nie dazu kam, sich anderen zu erklären. Ich hoffe, es ist wirklich in seinem Sinne, dass all das jetzt publik wird.

Hier der Link zum WDR mit der beeindruckenden Bildergalerie, die man sich wirklich wirklich anschauen sollte:

Die gefaltete Welt des Erwin Hapke

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Der eintausendste Senf zu Böhmermann

Die Berichterstattung über die „Causa Böhmermann“ gehört irgendwie zu den ernüchterndsten Dingen der letzten Wochen. Also mal abgesehen davon, dass die Existenz des ausgegrabenen Paragraphen 103 StGB auf mich als Laien etwas verstörend wirkt – was da landauf und landab betont wird, wie schlimm doch diese oder jene Passage von Böhmermanns Gedicht sei … ich kann nur hoffen, er hat da eine gehörige Freude dran. Ob nun wirklich ein Verfahren ins Haus steht und ob eine Strafe verhängt wird, sei mal dahingestellt. Was ich so verstörend finde, ist dieses Aufzählen von Schimpfwörtern mit dem Hinweis, dass das ja so nun wirklich ein bisschen zu weit geht.

Ähm.

Ich habe bei ganz ganz vielen Artikeln und Anmerkungen zu dem Thema das Gefühl, die entsprechenden Oberempörer haben bis auf eine ausgedruckte Version des Gedichtes keine Ahnung, worüber sie da berichten. Dass das Gedicht in dieser Form nicht zulässig ist, hat nämlich zuallererst einer festgestellt: Jan Böhmermann. Während man vielfach liest, er habe einfach der Extra3-Satire der Vorwoche nochmal in eklig gemacht und billig mit Obszönitäten übertrumpfen wollen,  verkennt das den Kern der Sache doch ziemlich.

Denn was Böhmermann in erster Linie gemacht hat, war den Kollegen von Extra3 den Rücken zu stärken. Er hat sich hingestellt und Erdogan erklärt, dass er sowas auszuhalten habe und dass der Eingriff in Kunst- und Meinungsfreiheit erst wesentlich weiter weg denkbar wird. Und beispielhaft hat er seine Schmähkritik vorgetragen. Schon alleine der Name Schmähkritik ist doch Programm: Das ist vereinfacht gesagt genau der Ausnahmefall, in dem Satire nicht mehr als Satire durchgeht, sondern als Beleidigung strafbar wird.

Das Witzige ist: Genau damit hat Böhmermann erschreckend gute Satire gemacht. Also nicht mit ein paar Worten über sexuelle Vorlieben von Erdogan – sondern damit, dass er den Fall von Extra3 genommen hat, dessen Harmlosigkeit durch seine eigene Schmähkritik ins Absurde geführt hat – und auf der anderen Seite auch durch die völlig zweckentleerten Beleidigungen sehr ironisch damit gespielt, dass Erdogan ihn mal am Arsch lecken kann.

Der jetztige Prozess kommt sicher nicht komplett unerwartet. Es war ja schon Teil der Sendung, dass er sich die Problematik seiner Aussagen hat bestätigen lassen.

Darüber, ob es jetzt wirklich nötig war, derart viele Register zu ziehen, und eine so offensichtlich dumme Nicht-Satire wie jene „Schmähkritik“ aufzuführen, lässt sich natürlich streiten. Aber zunächst gilt es mal festzustellen, dass Jan Böhmermann nicht einfach hingegangen ist und gesagt hat:

„Ey hört mal zu, der Erdogan fickt Ziegen!“,

sondern eher:

„Natürlich darf man Erdogan seinen protzigen Palast vorwerfen, strafbar wird’s erst, wenn man folgendes sagt: Erdogan fickt Ziegen!“

Und auch wenn er den letzten Teil in Form eines längeren Gedichts getan hat: Ich finde, diese beiden Aussagen sind grundverschieden. Dass Böhmermann auch durch die extrem drastischen Worte provozieren wollte, ist sicher Teil des ganzen Spiels, schon klar. Anstatt aber jetzt wie Grundschüler über blöde Witzchen zu lachen oder wie deren Eltern besorgt zu sein, könnte man auch mal bewundernd zur Kenntnis nehmen, dass Böhmermann mit der Aktion EXAKT gehalten hat, was er so ziemlich von Anfang an versprochen hat: Er hat uns die Grenzen der Satire aufgezeigt.

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