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Wie versprochen: Fotos

Nur 135 Bilder haben wir gestern gemacht, um immerhin 7 passable bis sehr gute Ergebnisse zu bekommen. Ob die Quote gut ist, kann ich natürlich gar nicht bewerten, das überlasse ich den Menschen mit ernsthafter Foto-Erfahrung. Aber gut, ich habe versprochen, Euch ein paar davon zu zeigen. Meine drei Lieblingsbilder wären folgende:

Ein Sash in freier Wildbahn. Quelle: Ozie

Ein Sash in freier Wildbahn. Quelle: Ozie

Meine Vorliebe für Schwarz-weiß-Bilder werde ich so schnell wohl nicht beiseite legen können. Das nächste Bild übererfüllt sogar noch das „Verträumter-Künstler-vor-Natur“-Klischee. Ich find’s trotzdem gut:

Noch ein Sash. Die sind wohl überall! Quelle: Ozie

Noch ein Sash. Die sind wohl überall! Quelle: Ozie

Bleibt noch das letzte Bild, das ich vor allem deswegen mag, weil es so hervorragend mein Temperament unterstreicht:

Noch einer! Quelle: Ozie

Noch einer! Quelle: Ozie

So. Bin gespannt auf Kommentare. 🙂

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Fotoshooting

Fotos sind ja so eine Sache. Ich bin reichlich im Internet unterwegs, inzwischen sogar gelegentlich mal in Print und Radio. Da bleiben die Fragen nach Fotos nicht aus. Im Gegensatz zu einigen anderen, die sich im Netz einen Namen zu machen versuchen, gibt es von mir nur wenige Fotos. Es gab früher mal eine ganze Menge, aber die WG-Page habe ich rechtzeitig bereinigt, bevor meine Blogs erfolgreich wurden. Und deswegen glaube ich auch, einen ziemlich genauen Überblick über die Fotos zu haben, die im Netz von mir kursieren. Ich müsste sie an zumindest einmal zwei Händen abzählen können.

Die Wahrheit ist: Ich mag mich auf Fotos nicht. Ist vermutlich ein Überbleibsel aller Übergewichtskomplexe, die sich irgendwann im Laufe meiner jungen Jahre so entwickelt haben. Angst davor, erkannt zu werden, hab ich nicht wirklich. Ich fordere meine Leser ja gerne mehr oder weniger heraus, mich zu finden. Und wenn sie das tun, dann bleibe ich ja auch stehen, wenn jemand eine Kamera zückt. ;)Und auch bei professionellen Fotografen bleibe ich ja zumindest äußerlich gelassen. Als ich neulich für die Illustration meines Interviews in der Berliner Zeitung Modell stand, sind sogar ein paar Bilder rausgekommen, die ich für gelungen halte. Ich selbst wäre zwar nie auf die Idee gekommen, eines davon auf eine drittel Zeitungsseite gestreckt zu drucken – aber ich bin ja schließlich nicht Layouter bei der Berliner Zeitung und muss im Nachhinein anerkennend zugeben, dass es gut aussieht.

Nun ja. Da Medien bekanntlich Rudeltiere sind, kam nach dem Interview gleich eine weitere Welle an Angeboten. Der Stern wollte was machen, hat sich aber nicht wieder gemeldet, eine TV-Produktionsfirma wollte mir Tine Wittler oder irgendjemand anders in die Wohnung schicken, das hatte sich in Rekordzeit ebenfalls erledigt. Ich hab viel zu lieb abgesagt. Wie ich halt bin.

Aber eine Anfrage kam auch von zeit.de, und die wollten ein Foto haben. Deswegen haben Ozie und ich das zum Anlass genommen, mal in die Natur auszurücken und ein paar Fotos zu machen. Also zumindest ist das so passiert. Eigentlich wollten wir losziehen und in unserem Assi-Stadtteil ein paar coole Bilder vor verratzten Fassaden und ähnlichem machen – was man halt so braucht, um cool zu sein.
Stattdessen haben wir tatsächlich festgestellt, dass es hier rund um unsere Wohnung kaum einen Platz gibt, wo nicht von irgendwoher süßliches Grün, schlimmstenfalls mit Blumen, in unsere postapokalyptische Suburbanität reinragt, die wir gerne einfangen wollten. Tatsächlich sind uns die einzigen Fotos mit durchweg grauem Hintergrund in der Tiefgaragen-Unterführung des Eastgates gelungen.

Und was soll ich sagen? Ein paar der Fotos sind echt schön geworden. Und das, obwohl sich unsere fotografische Ausrüstung ja nach wie vor auf eine nicht gerade teure Kamera beschränkt. Außerdem haben wir so mal wieder ein bisschen mehr von unserer Wohngegend gesehen und in gewisser Weise das schöne Wetter genossen. Ebenso haben wir herausgefunden, dass ich am besten zum lächeln gebracht werden kann, indem man mir erzählt, unsere Kanzlerin würde Probleme lösen. Sorry, true Story.

Nun sind wir fast am Ende des Textes und hier ist noch kein Bild zu sehen. Tja.

Die sind in der Tat noch nicht fertig. Ozie hat mir empfohlen, irgendwas von einer Dunkelkammer zu erzählen, aber die Ausrede hab ich ja spätestens verkackt, seit ich den Amazon-Link zu unserer Kamera gesetzt habe und dort recht schnell klar wird, dass es sich natürlich um eine digitale handelt. Nein, die Wahrheit ist, dass ich mich erst einmal ordentlich photoshoppen (bzw. gimpen) lassen muss, bevor ich die Bilder raushaue. Ihr wisst schon: Pickel wegretuschieren, schlanker machen, digitale Nasenverkleinerung und Entfernung überzähliger Gliedmaßen. Oder eben wenigstens mal Schwarz-weiß-Filter drüberlaufen lassen.

Ergebnisse gibt es also die Tage mal. Aber versprochen ist versprochen!
🙂

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Bettgeschichten

Ich hab ein neues. Mit schwarzem Bettlaken. Hui! Ende.

Bett. Quelle: Sash

Bett. Quelle: Sash

Sehr informativ, ich weiß. Der Grimme-Preis ist mir nahezu sicher.

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Wasser marsch!

Da habe ich ja nicht schlecht gestaunt am Morgen des vergangenen Montages:

Neue Zimmerverzierung. Quelle: Nachbar

Neue Zimmerverzierung. Quelle: Nachbar

Gut, da kam also Wasser auf zwei Metern Breite durch Decke, Wand, wie auch immer. Das ist nicht unbedingt schön (sieht man ja am Bild), aber auch nicht lebensbedrohend. Zumal die Wände in den Plattenbauten hier ja im Grunde aus genau zwei Bestandteilen bestehen: Beton und Tapete. Da sind die schädlichen Auswirkungen von Wasser schon einmal ziemlich begrenzt auf das, was man hier sieht: Die Tapete.

Und, mal ganz ehrlich: Das Zimmer hier wurde zuletzt vor mehr als 5 Jahren gestrichen. In einem Raucherhaushalt. Dafür ist es zwar noch erschreckend weiß, aber man sollte das trotzdem mit ein wenig Vernunft betrachten: Alles halb so wild!

Zu Beginn hab ich das natürlich anders gesehen. Ich hatte keine Ahnung, wie frisch das ist und zudem die Befürchtung, dass da eventuell noch mehr nachkommen könnte. Was weiß ich schon, was die Nachbarn über uns in ihrer Wohnung anstellen. Den Geräuschen nach finden da auch täglich Elefantenrennen statt und für den Fall, dass einer der Elefanten dort gerade ins Eck pinkelte, wollte ich doch mal besser Bescheid sagen, um das zu unterbinden.

Gepasst hat mir das nicht. Eas war 8 Uhr morgens und ich wollte ohnehin lange schlafen. Um 14.45 Uhr hatte ich einen Arzttermin, danach war Stammtisch bei meinen Chefs angesagt. Ich konnte mir also zweifelsohne besseres vorstellen, als jetzt noch ein paar Stunden rastlos wie eine angefixte Meersau durch die Wohnung zu rennen. Vor allem, weil mein Zimmer aussah, als hätte dort eine angesoffene Horde Zyklopen die letzten Jahrzehnte Party gefeiert.
Was zunächst unwichtig erscheint, gewinnt seine Brisanz dadurch, dass der ein oder andere im Falle eines Wasserschadens vielleicht gerne mal das Zimmer betreten würde, um das Ausmaß zu erfassen.

Also bin ich zunächst zum Nachbarn emporgestiegen und traf dort auf einen mir unbekannt vorkommenden Mittdreißiger in himmelblauem Sweatshirt. War wohl Tag der kosmischen Prüfungen oder so. Dieser an sich nette Herr zeigte sich für mein Verständnis ein wenig zu desinteressiert – wobei ich auch niemals Anstalten unternommen hätte, selbst in die Wohnung zu gelangen, um nachzusehen. Dazu ist mir diese Privatsphäre viel zu heilig.
Sein offenbar vorgeschobenes Interesse an meinen Ausführungen reichte mir, mir ging es ja nur darum, ggf. den Elefanten ins nächste Zimmer zu schieben. Er versprach, sich wieder zu melden.

(„Wir melden uns“ … haha, den Witz hätte ich als Twitterer verstehen müssen!)

Zwei Stunden später hab ich den Hausmeister angerufen. Der versprach – sehr sympathisch – sich umgehend aufs Fahrrad zu schwingen, um sich die Sache mal anzusehen. Bis dahin hatte ich die Partyüberreste nebst den verendeten Zyklopen auch beseitigt und war am Ende wenig überrascht von der Tatsache, dass er sich das alles nicht erklären konnte, weil in dem Bereich der Wohnung keinerlei Leitungen entlang liefen. (Ich sag ja: Beton und Tapete!)

Der Hausmeister traf den Nachbarn allerdings nicht mehr an, die Wohnung blieb stumm. Tolle Wurst! Gut, immerhin schien kein Wasser mehr nachzufließen, der Schaden blieb konstant. Aber mal ehrlich: Da fließt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Wasser aus der eigenen Wohnung in die des Nachbarn. Und die sagen: „Wir melden uns!“ und gehen dann arbeiten, spazieren, grillen oder was weiß ich? Ohne irgendeine Rückmeldung?

Nee, also vertrauensbildende Maßnahmen sehen anders aus!

Das mit dem Wasser ist wirklich nur eine kosmetische Sache. Wenn es geht, überreden wir die Wohungsbaugesellschaft, das selbst zu überstreichen. Aber was die Nachbarn angeht, überlege ich mir dann doch, ob die nicht vielleicht hier und da Lust auf Polizeiunterstützung bei ihren Ehestreitigkeiten haben …

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Es grünt so … lila!?

Ja, der Frühling ist da. Die Temperaturen fahren zwar hier und da noch Achterbahn, glücklicherweise interessiert unsere Indoor-Chilis nur das Sonnenlicht. Und davon bekommen sie so langsam reichlich. Und das nutzen sie zum Wachsen und Gedeihen.

Hier einmal unsere wunderschönen Purples, die ihrem Namen alle Ehre machen:

Purple Pain, Purple Pain … Quelle: Sash

Außerdem – mit besonders großer Freude und Vorsicht erwartet – fängt nun auch die erste Bhut Jolokia an, Früchtchen zu entwickeln. Noch sind sie zwar winzig, aber wir haben ja Zeit. 🙂

Und bitteschön:

Noch kann man das Feuer nicht erahnen … Quelle: Sash

Das ist natürlich nicht alles, was hier an Chilis wächst. Insgesamt sind es derzeit 40 Pflanzen unterschiedlichster Sorten. Ob alle durchkommen und groß werden, ist zwar nicht gewiss – aber ein paar Früchte sollten wir schon ernten können in den nächsten Monaten.

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Klein, ganz klein …

Ich hab irgendwann mal im Radio behauptet, ich sei ein vielseitig interessierter Mensch. Muss dann ja wohl stimmen, wenn’s im Radio erzählt wird. Eines meiner frühesten Interessengebiete ist zweifelsohne die Astronomie gewesen. Würde sagen, dass das bis ins zarte Alter von etwa sechs Jahren zurückreicht, eine Zeit, zu der ich wahrscheinlich noch Probleme damit hatte, alle Körperteile richtig zu benennen. Aber wie Kinder so sind – mit Prioritäten hatte ich’s nicht so.

Ich bin also von Kleinauf das Rechnen auf großen Skalen gewöhnt und bei aller Unbegreiflichkeit des Universums da draußen hatte ich zumindest irgendwie immer eine Größenordnung im Kopf, die ich weitgehend verstanden hab und die Sinn ergab. Aber auch das nur begrenzt, ist ja klar. Schließlich IST das alles einfach unbegreiflich und wird nicht arg viel einfacher für die Wahrnehmung, nur weil wir Worte wie „Lichtjahre“ oder „Billiarden“ erfunden haben und sie benutzen. Das hilft beim Rechnen, ansonsten nicht viel. Wir Menschen haben „das da oben“ nicht ohne Grund jahrtausendelang irgendwelchen Göttern in die Schuhe geschoben und uns für nicht zuständig erklärt.

So im Alltag denke ich zugegebenermaßen recht wenig über die Größenverhältnisse unserer Welt nach. In meinem Umfeld bin ich der größte Mensch, global unwichtig und auf’s Universum bezogen ist das unwichtig, was wir global nennen. So einfach geht das. Aber wenn mich dann mal was wirklich umhaut …

Dass unsere Galaxie – ihr erinnert euch: das rotierende Kreiseldings, in dem wir uns befinden und das am Himmel in dunklen Regionen wie ein helles Band aussieht – so Pi mal Daumen 200 Milliarden Sterne enthält, das hätte ich so in etwa gewusst. Und aus dem Matheunterricht weiß ich, dass das ziemlich viel ist. Nun gut, wow.

Und dann ist mir gestern bei Twitter dieses Bild über den Weg gelaufen. Lasst es in einem neuen Tab kurz laden, ich hab’s bewusst nicht eingebunden, weil es nur im Vollbildmodus Sinn macht. Es zeigt einen Ausschnitt aus dem Zentrum unserer Galaxie. Ein paar Ecken unserer Nachbarschaft, wenn man so will. Maximal vielleicht 50.000 Lichtjahre entfernt, kosmisch ein Witz.

Wenn einem, man muss vielleicht kurz drüber nachdenken, klargeworden ist, dass jeder helle Pixel auf dem Bild nicht nur eben ein Stern ist, sondern höchstwahrscheinlich ein eigenes System mit mehreren Planeten, Monden, Asteroiden, Kometen und weiß der Geier was für Dingen noch, die wir bislang nicht einmal um unseren eigenen Punkt herum ausgiebig erforscht haben …

Mich lassen diese Gedanken mit offenem Mund und sehr sehr klein zurück.

Da braucht man noch nicht einmal daran denken, dass es von diesen Galaxienzentren ja auch noch mal ein paar Milliarden gibt.

Manche Leute mag das ein bisschen deprimiert zurücklassen – immerhin liegt schon alles auf dem Foto weit außerhalb unserer Reichweite in den nächsten paar tausend Generationen. Sollte überhaupt je ein Mensch irgendwann auch nur in die Nähe von einem dieser Sterne kommen, so wird keiner von uns mehr auch nur irgendwas hinterlassen haben, es wird auch unsere Länder und Sprachen nicht mehr geben. Man muss sogar schon optimistisch sein, davon auszugehen, dass es dann noch Menschen geben wird. Das sind Skalen, die über die bisherige Kulturgeschichte hinausgehen.

Ein wenig Wehmut kann ich nachvollziehen. Aber all das bleibt am Ende zurück hinter dem grenzenlosen Staunen, in dessen Rahmen ich dann plötzlich wieder das kleine Kind bin – das das alles als gegeben hinnimmt und fasziniert vom Gedanken daran ist, was es da noch alles zu entdecken gibt.

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Gipfeltreffen

„Österreich? Nee, is‘ klar!“

Als ich von meinem Ex-Mitbewohner die Einladung zu seinem Geburtstag erhalten habe, dachte ich auch umgehend, er hätte wohl einen an der Klatsche. Wohl wahr, im Laufe der Jahre hat sich der Freundeskreis über verschiedene Städte, Länder, mitunter über Kontinente verteilt. Aber Österreich?

Und wäre es wenigstens Wien gewesen! Dort hätte ich zumindest endlich mal meinen guten Freund Alex besuchen können.

Aber es musste ja eine Berghütte sein. Im Zillertal, na klar! Ich bin ja sparsam mit Reisen. Das liegt in meiner Sparsamkeit bei der Arbeit begründet, die wiederum zu einer Sparsamkeit beim Geld führt. Aber auch zu einer Sparsamkeit an Urlaub – den braucht man schließlich nur, wenn man sich überarbeitet.

Da ich aber in unregelmäßigen Abständen durchaus Lust verspüre, mein Einsiedlerleben zu verlassen, hatte ich das mit der Fahrt in den hohen Süden schnell mal geplant. Bei der Bahn völlig unkompliziert ein paar günstige Tickets ergattert, mit dem Schwob ein Unterwegs-Treff-System aufgebaut, das ziemlich optimistisch war – und dann gewartet.

Es war ja nun nicht irgendwer und irgendwas. Ausgerechnet Felix, seines Zeichens Mitinhaber der „besseren Hälfte“ der WG, mit mir vor neuneinhalb Jahren zusammen in eine 34m²-Bude geworfen ohne dass wir uns kannten, feierte seinen dreißigsten. Schon schlimm, insbesondere eingedenk der Tatsache, dass ich selbst ja noch älter bin. Sicher mit dabei waren von Beginn an einige mir bekannte Leute, darunter auch ein paar, die ihren Namen hier nicht lesen wollen.

Das Wochenende gliederte sich in drei Hauptbausteine: ein Drittel Zugfahrt, ein Drittel Essenszubereitung und ein Drittel Feiern. Der Schlaf ging überwiegend von der Zugfahrt ab. Am Freitag startete ich ohne Nachtschlaf und frohen Mutes mit überfüllter Reisetasche um 5:50 Uhr mit der S-Bahn von Marzahn aus. Keine 10 Stunden später traf ich im tiefsten Bayern auf den Schwob samt besserer Hälfte. Die im Großen und Ganzen problemlose Anreise endete irgendwann am späten Nachmittag nach einem Einkauf mit der Erkenntnis, dass es zumindest mal schon Zeit für ein Radler wäre.
Die Hütte, Baujahr 1830, wies hier und da erkennbare Anzeichen der Neuzeit auf (Strom, Stereoanlage, Sauna, Dusche), das Essen jedoch wurde z.B. noch mit echtem Feuer zubereitet. Ansonsten war es nach den neuesten Erkenntnissen der Medizin eingerichtet – so waren die Betten beispielsweise länger als die Türen hoch – man weiß ja, dass der Mensch im Laufe des Tages in sich zusammensackt.

A prospos zusammensacken: Einer noch einzuführenden Norm nach waren auch unter fast jedem niedrigen Balken Betten installiert, so dass unvermeidliche Stürze nach Kopfstößen in den meisten Fällen sanft aufgefangen wurden.

Im Ernst: Was für eine geile Hütte! Locker die Hälfte der Bodenfläche war mit Schlafplätzen ausgestattet, selbst über der Küchenzeile waren Betten eingelassen. Auf sehr optimistisch geschätzten 100m² Wohnfläche fanden sich um die 25 bis 30 Schlafplätze und ebenso viele Sitzgelegenheiten. Das ganze zu einem Preis, den man anderswo für ein Hotelzimmer für zwei Personen mit Dusche auf dem Gang bezahlt. Wir jedenfalls waren zufrieden. Ich selbst habe mir im Übrigen nur einmal den Kopf gestoßen, was vermutlich am Training liegt. Schließlich ducke ich mich auch, wenn ich mein eigenes Zimmer zu Hause verlasse.

An einer angemessenen Partybeschreibung sind meines Wissens nach noch alle Autoren gescheitert, auch ich habe das erst für ein sehr spätes Werk meiner schriftstellerischen Laufbahn geplant, so gesehen unterlasse ich das hier. Es mangelte jedenfalls nicht an gutem Essen, alkoholischen Getränken, Kampfkuscheln, ernsten und nicht ganz so ernsten Diskussionen, lauter Musik und verschiedenen Tanzstilen. Da die Protaginisten unseres gruppendynamischen Stelldicheins überwiegend jenseits der mittleren Zwanziger war, konnten sogar alle Anwesenden sang- und klanglos akzeptieren und mitfeiern, wenn mal die Musikrichtung wechselte. Und so ein Electropunkhiphopraggapop-Wochenende hat durchaus seinen ganz eigenen Charme.

Sicher, die Hütte hielt nur, weil in den ersten 140 Jahren seit Einbau der Deckenbalken das Pogotanzen noch nicht erfunden war, aber ganz durch haben auch wir sie nicht gekriegt. Mein erster Abend endete irgendwo bei 30 bis 35 Stunden nach dem Aufstehen, die Helligkeit kroch bereits langsam die nebligen Bergrücken hoch, im Mund hatte ich irgendwas zu essen, das an eine Schuhsohle erinnerte, wahrscheinlich aber auch nicht mehr zum essen gedacht war.

Trotz nicht abschließbarer Klotüren hielten nicht etwa Sittenverrohung und Exhibitionismus Einzug, auch als offenbar einziger Verheirateter in dem irren Haufen fürchte ich jedenfalls keine Skandalenthüllungen in den nächsten Tagen, wenn so langsam die Fotos online sein werden. Im Gegenteil: Der Samstag begann mit dem jeweiligen Anti-Kater-Ritual aller Beteiligten, egal ob es sich dabei um Bergwanderungen, Kopfschmerztabletten, Konterbiertrinken oder kalt duschen handelte. Zu guter Letzt wuselten die meisten fleißig – oder zumindest gefräßig – durch die hervorragend bestückte Küche, das Ganze gipfelte in etwas, das friedlicher war als das, was ich gemeinhin als Familienfrühstück kenne.

Während die nicht völlig zerstörte Fraktion den Samstag weitgehend mit der bergauf führenden Suche nach der Schneegrenze verbrachte, stand an der Hütte alles im Zeichen der Pizza. Der besonders engagierte und kreative Teil unserer Gruppe startete mehr oder minder spontan den Bau eines Steinofens, was nicht nur im handwerklichen Bereich Folgen hatte. Schließlich hatten wir auch noch grob geschätzte zwei bis drei Kilo Grillfleisch, eine runde Tonne Salat und einiges an Beiwerk zu verzehren. Dennoch wurde der Bau und Betrieb des Ofens – der clevererweise direkt unter dem Abfluss der Regenrinne platziert wurde – in den Einkaufsplan mit einbezogen.
Mit Mitteln zweiter Wahl („Das ist kein Qualitäts-Schlamm hier!“) wurde umherliegendes Material (Grenzsteine von einer nahegelegenen Straße z.B.) verarbeitet und keine sechs Stunden nach Baubeginn wurde die erste Pizza gemeinsam mit dem ersten Radler des Tages verspeist.

Wirkte die Runde in Anbetracht der kulinarischen Herausforderungen noch etwas müde, wendete sich das Blatt im Laufe der späten Abendstunden spürbar. Zwar lag ausgerechnet das Geburtstagskind in diesen Stunden eine Weile flach („Ich hab noch nie so oft hintereinander gekotzt!“), aber nach der an eine Totenmesse erinnernden Geschenkübergabe am Bett wurde fleißig weiter Pegelsport betrieben, was nicht zuletzt unserem argentinischen Barkeeper zu verdanken war, der auch gerne mal Hand an den Lichtschalter legte, um als Low-Budget-Strobo das letzte aus der Location rauszuholen. Die Balken bogen sich im wahrsten Sinne des Wortes, ein Ende war kaum abzusehen und der Übergang in den Abreisemorgen war fließend.

Zwischendurch tauchte noch der Vermieter der Hütte auf, ein Mann in den frühen Fünfzigern, der zunächst nicht so recht begeistert ob der Tatsache erschien, dass vor seiner Hütte nun ein Pizzaofen stand. In Anbetracht dessen, dass wir im Grunde aber den Feuerschutz mehr als nur ausreichend beachteten, drückte er demonstrativ zwei Augen zu und gestand, dass das in einer „etwas professionelleren Form“ durchaus eine Aufwertung der Hütte wäre. Aus der kurzen Einholung von Unterschriften wurde dann ein halbstündiges angenehmes Gespräch („Oha, eine sehr nette Gruppe!“), das uns letztmalig bestätigte, dass wir dort genau richtig waren.

Der Aufbruch am Morgen war wie immer bei solchen Parties zu hektisch, zu nervig, in Anbetracht des Erlebten zu traurig, ganz ehrlich. Aber manche Dinge lassen sich nicht vermeiden oder aufschieben – und so war um 13 Uhr Schluss mit Lustig. Die Autos wurden beladen, der Müll eingesammelt, größer kann eine Ernüchterung nicht sein.

Der Schwob, seine Begleitung und ich mussten uns noch ein paar Stunden bis zur Zugabfahrt in Jenbach die Zeit vertreiben – was uns in einer netten Pizzeria mit angeschlossener Konditorei bei einem opulentem Mahl inklusive selbstgemachtem Eis recht leicht fiel. Dass ich an diesem Wochenende dennoch rund zwei Kilogramm Gewicht verloren hab, lässt mich über mein restliches Leben nachdenkend zurück.

Meine Heimfahrt war – dem Gelbeutel geschuldet – ein bisschen langwierig. Direktverbindung konnte man das kaum nennen, auch wenn es mit dreimaligem Umsteigen eigentlich einer der besten Wege hätte sein müssen. Selbst von Jenbach aus waren es noch zwölf Stunden, davon nur anderthalb zum Umsteigen. Wenngleich ich trotz des heftigen Samstags keinen Kater vermelden konnte, mag der ein oder andere mich bemitleiden ob des Zustands, den ich hatte, als ich am Montagmorgen um 7.45 Uhr die Tür hinter mir wieder schloss und die Welt erst einmal Welt sein ließ. Aber wenn es ein Fazit gäbe, dann würde es lauten:

Es hat gerockt! Jederzeit wieder!

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