Leider kein Budget

Was man mit der Zeit so erlebt beim Bloggen …

GNIT ist relativ erfolgreich, zumindest wenn man in den Maßstäben von Jobblogs rechnet. Und so melden sich irgendwann die „klassischen“ Medien.

„Mensch, da ist ein Taxifahrer, der gut schreiben kann – lass uns mit dem oder über den mal was machen!“

Das ist toll und es ehrt natürlich immer auch ein bisschen. Offenbar ist es also gut genug für die große Öffentlichkeit, nicht nur für einen kleinen Haufen eingeschworener Fans. Und im Ergebnis kann es wirklich angenehm sein. Mit einem Journalisten ein paar Cola zu trinken, eine Pizza zu essen und über das eigene Leben und die Arbeit zu reden. Zum Radio hat es mich auch schon verschlagen, dafür bin ich dann sogar länger wachgeblieben, weil die Sendung live war. Und auch das war eine angenehme Erfahrung.

Nun bringt es das Leben aber so mit sich, dass nicht immer alles bestens klappt. So hatte ich nun eine Anfrage einer Produktionsfirma, die für den RBB eine Show produziert. Es wäre schön, wenn ich als Taxifahrer mit den beiden Moderatoren so etwa zwei Stunden durch Berlin gondeln könnte. Der Termin wäre Montag um die Mittagszeit gewesen. Puh …

Nicht nur, dass ich da für gewöhnlich frei habe und schlafe – nein, das hätte auch bedeutet, eigens ein Auto zu holen (so überhaupt eines frei gewesen wäre), eine ganze Menge Umhergegurke und Anstrengungen. Schon ohne die Sendung an sich. Und im Mittagsverkehr mit zwei Profis für eine Sendung zu quatschen ist bei aller schönen Erfahrung immer noch Arbeit. Ein Honorar wäre natürlich nicht vorgesehen. OK, das hatte ich auch nicht erwartet und ohnehin noch nie eines bekommen. Aber eine Frage stellte ich dann doch: Kein Honorar wäre schon ok, aber die Kosten für die Fahrt würden sie doch sicher übernehmen, oder?

Die wirklich sehr nette Ansprechpartnerin versprach, nachzufragen und meldete sich ein paar Tage später wie eigentlich zu erwarten war mit der Info, es gäbe leider „absolut kein Budget“ für die Sendung, aber sie könnten gerne mal bei meinen Chefs nachfragen, ob die mir für die Sendung ein Auto zur Verfügung stellen würden. Aha.

Damit war die Sache für mich gestorben. Endgültig. Und ein bisschen genervt bin ich auch. Kostendruck ist zweifelsohne ein Problem, dem man irgendwie entgegentreten muss – aber „absolut kein Budget“? Kann es sein, dass die Medienmacher da draussen ein bisschen vergessen, dass auch den Gästen Unkosten entstehen? Und dass man vielleicht sogar als Taxifahrer oder Taxiunternehmer nicht mal eben alles stehen und liegen lassen kann, bloß um mal ins Radio zu kommen? Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass da jene pissige Arroganz der alteingesessenen Medien dahintersteht, die ihnen einredet, sie wären ja so toll, dass alleine eine Meldung vom Radio oder Fernsehen jeden Normalbürger begeistert aufspringen lässt und der für seine große Chance alles mitmacht. Wir wollen ja alle mal ins Radio und die tollen Leute da kennenlernen!

Teil der Anfrage war, ob wir „am besten irgendwo in Kreuzberg“ mit der Fahrt anfangen könnten, dort würden die Moderatoren nämlich wohnen. Ist schon praktisch, wenn man einen Taxifahrer kostenlos an Land zieht, denn dann muss man einem Herrn Joko Winterscheidt einmal weniger die Anfahrt bezahlen, nicht wahr?

Ich kann bloß allen raten, sich genau zu informieren, wenn die Medien wegen irgendwas anfragen. Manchmal sind da wirklich tolle Erlebnisse dabei und es macht viel Spaß. Manchmal allerdings ist es wohl eher so, dass sie irgendwelche Dummen suchen, die ihnen kostenlos Content liefern. Und das macht man als Blogger ohnehin ständig – und gerne. Aber zu eigenen Konditionen.

14 Comments

Filed under Medien, Vermischtes

14 Responses to Leider kein Budget

  1. Jaja, das kommt mir bekannt vor.
    Wenn eine Produktionsfirma bei uns anruft, ist das Gespräch auch ganz schnell beendet, wenn es um Kostenübernahme geht.

  2. Michael

    Kenne ich nur zu gut. Eine meiner Absagen wurde mal mit einem „na wenn sie es nicht nötig haben“ quittiert. Und das nur weil ich zugesichert haben wollte, dass der Name der Website im Beitrag zu sehen sein sollte.

  3. Da ist der WDR, beziehungsweise deren freie Mitarbeiterin damals, deutlich besser bestückt. Dank selbsteinschaltender Uhr habe ich während der Interviewfahrten immer das Taxameter laufen und hab bei der Aufnahme „echter Fahrten“ immer notiert, wieviel ich denn da jetzt meinem Cheffe auf der Abrechnung als „Abzug wegen irgendwas mit Medien“ presentieren muß.

    Und dann fragt die nette Dame am Ende des Abends: „Und? Wieviel schulde Ich Dir jetzt? Nimmst Du auch Karte, sonst müssen wir noch kurz am Automaten vorbei?“

    Es war definitiv ein sehr umsatzstarker Tag. 😀

    Blöderweise weiß ich bis heute (die Fahrt war auch erst vor 7 Jahren…) nicht, ob der Beitrag je gesendet wurde. Es gab mehrere Sendetermine. Einige wurden aus aktuellen Gründen verschoben, andere Themen waren wichtiger. Und irgendwann hieß es, die Entscheider wären grade übervorsichtig und hätten Angst vor Schleichwerbung (war damals ein großes Thema bei einigen WDR-Sendungen). Dabei kam im Beitrag weder der Blogname noch das Unternehmen vor…

  4. Michael

    Wegen Schleichwerbung sind alle Produzenten sehr vorsichtig. Egal ob öffentlich-rechtlich oder privat. Dabei gibt es aber immer Mittel und Wege wie sich etwas unterbringen lässt.

    Es ist aber vor allem die Art der Anfragen die mich stört: „Mach doch was für uns, und das wir uns überhaupt für Dich interessieren ist sowieso Lohn genug.“

  5. Aro

    Hallo Sash,
    würdest Du mich bitte am Sonntagvormittag zum Hauptbahnhof fahren und Freitagfrüh wieder von dort nach Hause? Dafür erwähne ich das dann auch in meinem Blog. Oder ich erzähle es jemandem, der mal bei der Berliner Zeitung gearbeitet hat. Zahlen kann ich leider nichts, aber es wäre klasse, wenn Du mir Kaffee anbieten könntest. Danke!

  6. Immer wieder schön, dich zu lesen. Bodenständig, klare Ansichten: Wie wäre es, wenn du in die Politik gehst?
    Kürzlich hat eine Freundin von mir ein Drehteam von RTL II i ihrem Laden. Wir kommen um 15 Uhr, nein doch um 18 Uhr, nein doch um 19 Uhr, so ging das den ganzen Tag. Und leider hatte sie sich das Proll-TV Format in dem ihr Laden dann zu sehen war, vorher nicht angeschaut. Sie muss ja auch arbeiten. Geld gab’s kein. Begründung: Ist ja Werbung für dich. Zahlende Kunden wurden während des 4stündigen Drehs vergrault, Werbeeffekt eher negativ. Mein Rat: Sehr gut überlegen, wo man mitmacht.

  7. @Will Sagen:
    Kann ich mir vorstellen 😉

    @Torsten Bentrup:
    Na das klingt doch so, als sei es gelaufen wie es laufen sollte …

    @Michael:
    Genau da sehe ich auch das Problem: Diese Voraussetzung, irgendwer wäre schon öffentlichkeitsgeil genug, es einfach so zu machen …

    @Aro:
    Ja, so in etwa 😀

    @Lesbomat:
    Nee Du, Politik ist nix für mich. Bei aller Liebe zum Schreiben nicht. Das mit der Werbung haben Sie mir auch versprochen. Mal abgesehen davon, dass GNIT bei Spartensendern durchaus inzwischen den gegenteiligen Effekt haben könnte (ich mache Werbung für die), wäre es zum Beispiel für meinen Chef auch nicht so ein tolles Angebot gewesen. Schließlich vermitteln wir nicht selber die Fahrten …
    Fernsehen ist bei mir eh lange schon untendurch, insbesondere Sender wie der von Dir angesprochene. Wie man an deinem Beispiel ja auch gut sieht: unser beider Fazit stimmt: Augen auf! Auch wenn’s erst mal toll klingt …

  8. Michael

    Wir hatten mal das Quiz-Taxi, da wurde auch etwas bezahlt. Aber sonstige Anfragen kann man getrost vergessen. Klein Budget, weil Taxifahrerja zu den Großverdienern gehören…

  9. Nihilistin

    Hm…also wenn das wirklich Joko gewesen wäre (mit Klaas), dann handelt es sich vermutlich um den Sendeplatz am Sonntag zwischen 16 und 18 Uhr (wo früher die Show royal war) auf Radio Eins. Da hab ich zufällig letzten Sonntag reingehört. Die beiden Herren sind 2 Stunden lang (aufgezeichnet) mit einem Fahrschulwagen durch Berlin gegurkt und haben ne Menge (für mich eher nervigen) Audio-Output geliefert. Die betreffende Fahrschule wurde sehr sehr sehr häufig genannt (jedenfalls kann ich mich heute noch dran erinnern), und vermutlich gab das unter Umständen ne Art kostenlose Werbung.
    Ich wage aber zu bezweifeln, dass die vielfache Erwähnung von „und wir sind unterwegs mit Sash im Taxi vom Taxihaus Berlin“ Deinen Chefs (und Dir) auch nur eine müde Mark mehr bringen würde. Abgesehen davon, dass Du (so wie der Fahrschullehrer am letzten Sonntag) eh nur die Rolle eines Statisten hättest, der ab und an Schlagworte ins Auto werfen darf.
    Wäre vielleicht lustig geworden, finanziell aber komplett uninteressant.

  10. @Nihilistin:
    Hast die Sendung wohl ziemlich treffsicher ermittelt. 🙂
    Der zweite ist übrigens nicht Klaas, aber egal. Das Konzept klang auf der Seite des Senders schon ganz lustig, aber klar, die Werbung hätte uns nichts gebracht. Zumindest sehr wahrscheinlich. Auszuschließen ist es nie, aber der Aufwand wäre eben auch ziemlich groß gewesen.

  11. Jens

    Leicht off-topic:

    Es ist schon faszinierend: Ich bin weder Joko noch Klaas je begegnet und hab‘ noch keine Sendung mit ihnen gesehen oder gehört, aber schon durch ihre sekundäre Medienpräsenz (Werbung mit ihnen, Artikel über sie, etc.) gehen die beiden mir auf die Nerven. Ist das normal?

  12. @Jens:
    Ich kenne das Gefühl, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es berechtigt ist.

  13. Mein Freizeitverein, in dem ich auch Vorstand bin, wurde auch einmal vom Privatfernsehen gefragt, ob wir für eine kleine Dokumentation oder einen Beitrag zur Verfügung stünden.
    Ich habe per Mail versucht die Konditionen auszumachen. Doch da war nichts rauszukriegen. Vergütung war da gar nicht das Thema, aber ich hätte beispielsweise gern gewusst, ob man das Hobby nachher als Freak-Kram oder als normal hinstellt. Darüber wollte sich aber niemand auslassen. Das sei nun mal redaktionelle Entscheidung.

    Als ich es danach den Vereinsmitgliedern zur Abstimmung gegeben habe, wollte dann auch niemand mehr mitmachen. Oh Wunder… Abgelehnt.

    Das konnte die Redakteurin da dann auch nur schwer glauben. „Aber wir bringen euch ins Fernsehen?!“ – „Danke. Wir verzichten.“

  14. @Joe Nevermind:
    Kann ich sehr gut nachvollziehen. 🙂

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