Als ich ein Arschloch war …

Im Allgemeinen bin ich ja ein eigentlich recht leicht liebzugewinnender Mensch. Ich achte auf meine Umwelt, die Menschen um mich herum und selbst im Taxi verprügele ich nur selten meine Fahrgäste. Spaß beiseite: Ich hab noch keinen verdroschen!

Aber – ein paar wenige kennen mich so – ich war auch mal anders.

Nein, der typische Schul-Rowdy war ich nie. Glaube ich zumindest. Aber es gibt Menschen, die bleibende Schäden durch mich erlitten haben. Die meisten allerdings verdient.

Als „Fettsack“ der Klasse bin ich oft genug Opfer gewesen. Ich habe Spott, Hänseleien und dergleichen mehr zur Genüge abbekommen. Das Problem der meisten meiner Gegner war: Ich war nicht nur fett, sondern auch groß und stark. Mit Entsetzen nahm meine Mutter vor zig Jahren zur Kenntnis, dass ich einem Jungen namens Goran aus meiner Klasse ein blaues Auge verpasst hatte. Was kaum jemand wusste war indes, dass er dieses bekam, als ich bereits am Boden lag und einer meiner verteidigenden Fußtritte ihn glücklicherweise so treffsicher in die mich verhöhnende Fresse traf, dass ich noch heute ein wenig von der Genugtuung zehren kann, wenn ich nur daran denke.

Kinder sind Arschlöcher. Und als solche sind sie sehr effektiv. Da hab ich eben keine Ausnahme gemacht. Wenn ich etwas in dieser Hinsicht bereue, dann höchstens, dass mein zeitweiliger Freund Thomas von mir einen Bleistift ins Bein gerammt bekam, dessen Spitze er wahrscheinlich noch heute vorzeigen kann. Die anderen hatten die Schläge ins Gesicht und die Stühle auf den Kopf (kein Witz, so war ich wirklich drauf!) verdient.

Wie man in mir gut erkennen kann: Nicht aus jedem verhaltensauffälligen Kind wird ein Psychopath. Allerdings kann ich bestätigen, dass äußerst brutale Mordfantasien in meinem Leben als (kindliches) Arschloch durchaus vorgekommen sind. Ich vermute, die Fachwelt wird es erschrecken, dass das etwa zeitgleich mit dem Aufkommen von „Killerspielen“ nachgelassen hat …

6 Comments

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6 Responses to Als ich ein Arschloch war …

  1. Aro

    Besser dick man, als Kai Diekmann.
    🙂

  2. Potentieller Amokläufer… So würden dich ARD, ZDF und alle Privaten einstufen. Wegen der Killerspiele und selbstverständlich, weil du so ein aggressives Bürschchen warst. Wie gut, dass uns das Fernsehen mit seiner Berichterstattung Hupe sein kann 😉

  3. @Aro:
    Auch wieder wahr 😉

    @Sven:
    Ach ja, die Killerspiele. Lange nicht mehr gezockt. Hat eigentlich irgendwer schon mal darüber berichtet, dass manche Menschen damit auch wieder aufhören?

  4. Hackwar

    Kann dich nur bestätigen. Bin selber ziemlich groß (1,96m) und zwar nicht unbedingt dick, aber sagen wir es mal so: Ich war sozial etwas inkompetent und wurde deswegen in der Schule bis zur 10. Klasse gemobbt. Erst als ich mich einmal gewehrt und einem Mitschüler dabei die Nase gebrochen habe, war das vorbei. Ich möchte dabei betonen, das er mich dazu gedrängt hat, mich mit ihm zu prügeln und er, so doof es klingt, auch angefangen hat. Kinder können verdammt große Arschlöcher sein.

  5. Ja, so ist es. Man braucht ein bisschen Zeit, um vernünftig zu werden. Manche sogar ein bisschen viel Zeit.

  6. Der IFA

    Hey, ist ja ähnlich wie bei mir!
    Nur hatte ich ein paar Nachteile, die du nicht hattest: Als aufsässiges Ossikind in der bayrischen Provinz, kaputtgemacht vom Stiefvater, ging es dann unter der Leitung des saudummen Lehrerpacks mit Volldampf in’s Kinderheim. Hat mir aber gut getan.

    Die Geschichte mit „Goran“ kenne ich auch nur zu gut. Obwohl es mir im Nachhinein Leid tat und ich das eigentlich gar nicht wollte, war’s irgendwo schon eine Genugtuung, die Nase knirschen zu hören. Gebrochen war sie nicht, aber geblutet hat’s ordentlich. Danach ließen die mich auch in Ruhe.

    Aber, wie du schon richtig erkannt hast: Kinder können sehr grausam sein.

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