Die Packstation: Mit monumentalem Werbebudget schöngeredeter Arbeitsplatzabbau in Kombination mit Service-Outsourcing seitens der Post. Aber was für eine geile Sache!
Für ihren Online-Shop bestellt insbesondere Ozie ziemlich oft Pakete. Im Großen und Ganzen ist am guten alten Paketdienst nichts auszusetzen, unser Haushalt ist im Allgemeinen jedoch ziemlich ungeeignet zur Annahme. Wir haben zwar keine bissigen Hunde, öffnen die Türe weitgehend bekleidet und riechen zumindest nicht gegen den Wind – allerdings schlafen wir zur normalen Auslieferungszeit eigentlich immer.
So kommt es dann, dass der Lieferant genervt ist und wir im schlimmsten Fall zwar wach, aber paketlos, weil wir nicht schnell genug waren. Da ist eine Packstation schon praktisch. Zu der kann man auch in der tiefsten Nacht kurz rüberwatscheln, da sie keine Öffnungszeiten kennt. Vorausgesetzt, man hat keine Angst, zur Geisterstunde einen Kilometer durchs Marzahner Ghetto zu schlurfen.
Naja, vorgestern hat Ozie mal wieder zwei Pakete abgeholt, und daraufhin hat sie eine kuriose Feststellung gemacht: Eines der Pakete war nicht an sie adressiert. Es war eine Apothekenlieferung, und im Grunde hätten wir uns ja einfach lustig darüber freuen können, quasi einen Präsentkorb der Pharmaindustrie erhalten zu haben.
Problematisch ist das aber nicht nur gewesen, weil wir weiterhin sowas altmodisches wie ein Gewissen haben, sondern auch weil es scheinbar eine Verwechslung war. Ozie wurde nämlich ein Paket als zugestellt angezeigt, das sich nun aber nicht in der Box befand.
Das ist einer der wenigen Momente in meinem Blogger-Dasein, in dem ich gerne Oleg zitieren würde:
„Was soll’n das? Ja, nun?“
Ozie hat also kurzerhand bei der Hotline angerufen und wurde dort bekniet, sie möge das Paket doch bitte in einer Postfiliale abgeben. Eine Paketmarke für 6,90 € kriegt sie gerne kostenlos und der Knilch von Zulieferer bekommt ganz sicher auch noch einen Stein in ihrem Namen auf den Schädel gehauen? Oder lieber in den Unterleib?
Damit nicht genug. Nur kurz später meldete sich der eifrige Mitarbeiter der Hotline wieder und fragte nach, in welche Filiale sie das Paket zu bringen gedenkt. Ach, in diese! Super! Da bringt Daniela – die glückliche Empfängerin von Ozies Paket – ihre Sendung auch hin. Da könnte man dann ja gleich nachfragen, ob es vielleicht schon da ist.
Im Wissen, dass sie sich bei der Packstation nur angemeldet hat, um deswegen nicht mehr kurz nach dem Aufstehen zur Postfiliale dackeln zu müssen, machte sich Ozie gestern mit mir zusammen auf den Weg.
In der Filale selbst wurden wir von Garth Algars* Schwester empfangen – zumindest komme ich um diese Assoziation nie umhin, wenn ich ihre Frisur sehe 🙂
Dass wir wegen eines Packstation-Päckchens da waren, hat sie nicht nur leicht angeekelt zur Kenntnis genommen, es war offensichtlich, dass es für diesen Fall kein Kapitel im Lehrbuch für Postangestellte gab, das sie zweifelsohne inklusive der Inhaltsangabe korrekt memorieren konnte. Also: Daniela war noch nicht da, folglich konnten wir allenfalls unser falsches Paket loswerden. Dieses Paket angenommen hätte sie zwar durchaus, aber empfohlen hat sie uns dann doch, es wieder mitzunehmen, um es dann von einem DHL-Fahrer abholen zu lassen. Eine Quittung könne sie nämlich dafür garantiert keine ausstellen.
Übermäßig quittungsfixiert kann man mich und Ozie sicher nicht nennen, aber zum einen war dieses Paket der einzige „Beweis“, dass Ozie ihr Paket nicht geliefert bekommen hat, andererseits kann so ein Paket ohne Quittung ja sonstwo landen. Und nachher dazustehen unter dem Verdacht, ein mit teuren Medikamenten gefülltes Paket unterschlagen zu haben, wollten wir dann eben doch vermeiden.
„Aber ich darf ihnen den Empfang wirklich nicht bestätigen!“
Ich hatte kurz den Lösungsvorschlag, dass wir das Paket wieder mitnehmen, sie aber kurz eine handschriftliche Notiz für oben genannte Daniela…
„Nein, das darf ich nicht!“
Postangestellte haben also nicht einmal die Autorisation, einen Fresszettel anzunehmen? Ein Unternehmen, bei dem ich online verfolgen kann, ob sich der Fahrer gerade am Arsch kratzt, kann kein Paket gegen Bestätigung annehmen? Aber hallo!
Also sind wir sehr zum Leidwesen aller Beteiligten unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Garths Schwester hat uns noch die Nummer für Beschwerden mitgegeben. Gute Idee. Wir baten um sofortigen Rückruf. Der erfolgte 10 Minuten später.
Dort hörte sich ein netter Mitarbeiter das Problem an, bat um etwas Geduld und unterbrach das Gespräch. Vermutlich versehentlich, aber ein erneuter Rückruf blieb aus. Kunststück: Zu diesem Zeitpunkt war dort ja bereits Feierabend. Ein Schelm, wer böses dabei denkt…
Ozie aber, nur bedingt irritiert, ruft stattdessen eben nochmal bei der Packstations-Hotline an. Der empfiehlt – man glaubt es kaum – natürlich, das Paket bei der Postfiliale abzugeben. Im Übrigen hätte Daniela das natürlich schon längst getan. Wenn wir das Paket dann heute im Laufe des Tages abgeben werden, werden wir keine Quittung dafür erhalten. Hat Daniela ja auch nicht! Ätsch!
Unser richtiges Paket gleich mitnehmen werden wir nicht können, weil es jetzt – wer hätte es geahnt? – in einem „Sonderkreislauf“ ist. Es wird also irgendwie wieder mit Hilfe der DHL erneut an die Packstation gesendet. Die Frage, ob das jetzt ernst gemeint sei, hat man uns nicht zu vollster Zufriedenheit beantworten können.
*Wayne’s World nicht gesehen? Eieiei…
Volle zustimmung.
DHL ist toll, die Packstation auch, die meisten Zusteller auch, viele Postbeamte auch, aber manche sind total plem plem.
Es gibt ja diese tolle Regelung, dass Pakete nach 7 Tagen aufbewahrzeit wieder zurückgeschickt werden.
Normalerweise bin ich auch ein sehr netter Mensch. Als ich dann aber nach 6 Tagen da war und die Postbeamtin mich nicht mal wirklich begrüßt hat und den Anschein erweckte, als würde ihr das ganze Leben ziemlich auf die nerven gehen und dass ich jetzt was abholen möchte noch mehr, war ich auch etwas angefressen.
Da kam dann von ihr der Satz ‚da haben Sie aber nochmal Glück gehabt‘ (der Rücksende Stempel war schon drauf).
Da konnte ich mich nur zu einem hingeworfenen ‚wieso? War doch rechtzeitig.‘ hinreißen lassen, was sie anscheinend total aus dem Konzept brachte.
Aber solche Leute gibts halt immer.
Mir graut vor dem Tag, an dem das Schiksal mich derart erwischt. Aber bisher konnte ich da immer auf Holz klopfen. Berichte weiter!
@Nick:
Ja, manchmal schaffen es ja einzelne Leute, das alles ad absurdum zu führen…
@Der Maskierte:
Ach, ist ja nicht so, dass wir jetzt gebrochene Menschen wären. Aber absurd ist es schon. Jetzt müssen wir nur abwarten, ob das Paket ankommt. Die Übergabe unsererseits wurde inzwischen getätigt (Persönliches Treffen mit Daniela), jetzt kommt es wieder auf den Zusteller an 🙂
Also das mit dem Rücksendestempel habe ich auch schon mehrfach erlebt. Einmal war die sendung sogar einen Tag zu früh weg. Da durfte dann die Post das Porto und die Telefonkosten tragen. Und sich einen Standardbrief aus den Rippen leiern.
Bei der Packstation hätte ich für das Paket einfach eine Vermißtenmeldung aufgegeben. Die hätten arge Probleme gehabt, ein abgeholtes aber dennoch nicht angekommenes Paket als verschollen gelten zu lassen und dann noch zu erstatten. Und hätten bestimmt ganz hektisch reagiert. Und ohne Quittung hätte ich auch nichts abgegeben.
Aber so etwas ist auch mein Alptraum an so einer Packstation. Oder noch besser: Fach öffnet sich und nix ist drin …
„Mit monumentalem Werbebudget schöngeredeter Arbeitsplatzabbau in Kombination mit Service-Outsourcing seitens der Post“
Best definition ever. Thanks.
🙂
So eine tolle Erfahrung habe ich auch mal gemacht. Packstation war voll und ich habe die Info bekommen, dass das Paket stattdessen in der Postfiliale gelagert wird. Nur in welcher Postfiliale konnte mir niemand sagen. Die Damen und Herren von der Packstation hatten keine Ahnung und die Postbeamten in den Filialen haben mich lustig hin und her und wieder zurück geschickt. Am Ende ging das Paket zurück an den Absender und ich musste das Porto nochmal bezahlen. Erstattung gab’s keine, weil ich habe das Paket ja nicht abgeholt. Halleluja.
@stephanie:
Autsch, das ist ja richtig mies 🙁
Da freut man sich doch über den Begriff „Dienstleistung“ und fragt sich, warum man offenbar beide Teile des Wortes anders interpretiert als der Gegenüber…