Was ich zu Geschenken zu sagen habe

Jaja, „don’t feed the troll“ und so, schon klar.

Ich hab’s mir wirklich abgewöhnt, billige Hater irgendwie ernsthaft in mein Gefühlsleben eindringen zu lassen. Hier ein Nazi, dort ein Arschloch, für mich als inzwischen geübten Blogger ist das nur noch Schema F und allenfalls interessant, wenn ich eine Runde mitspielen will.

Dass ich bei all dem Mist, den ich im Internet verzapfe, hier und da Leute anziehe, die mich lieber hassen als mögen wollen, ist klar. Um sowas zu provozieren, würde es ja reichen, wissenschaftliche Studien über das Sexualverhalten von Regenwürmern zu verlinken. Irgendwer, der anderer Meinung ist, liest ja immer mit.

Gestern hat mich mal wieder ein Möchtegern-Eindringling in mein Privatleben gestreift, der ein Problem damit hatte, dass ich anlässlich meines Geburtstages das ungefähr zweite Mal binnen eines Jahres auf meine Wunschliste bei Amazon hingewiesen habe, bzw. ganz allgemein kundgetan habe, dass ich mich über Geschenke freuen würde. Ich zitiere nun mal ein elfjähriges Mädchen:

„Boah, tragisch!“ *augenroll*

Einige von Euch Lesern haben mir eine Menge Dinge geschenkt. Teilweise teure Dinge, teilweise sogar ohne einen konkreten Wunsch meinerseits. Und es fällt selbst mir als Schreiberling schwer, dafür angemessene Dankesworte zu finden. Immer noch, immer wieder. Trotzdem gehört das für mich nach nunmehr 5 Jahren Bloggen natürlich auch dazu. Ich schreibe hier und da ein paar offenbar gute Texte, die Vergütung dafür liegt weit unterhalb dessen, was gemeinhin Ehrenamtlichen als Aufwandsentschädigung zugestanden wird; mir ist es sogar wichtig, dass das hier und bei GNIT so bleibt – und abgesehen von der etwas abstrakten Vergütung der Zweitverwertungsrechte via VG Wort sind es eben ein paar Leser, die mir hier mal ein Buch und dort mal sogar so etwas wertvolles wie ein Handy zukommen lassen. Und da ich tatsächlich weniger „richtig“ arbeite wegen all dem, sorgt das am Ende dafür, dass bei mir sowas wie eine „schwarze Null“ in halbwegs greifbare Nähe kommt.

Natürlich sind Geschenke für mich immer wie Weihnachten und nicht ein obskures „Ui, gerade noch den Tod abgewendet!“. Und ja: Würde ich einfach gar nix mehr schreiben und einfach stumm als einer von 200.000 Taxi- und Mietwagenfahrern in Deutschland völlig menschenrechtsfeindliche 70 Stunden die Woche runterrocken, dann könnte ich mir sogar noch mehr leisten als die Dinge, die ein paar von Euch mir zuschustern, weil ich stattdessen lieber schreibe und offenbar ein paar Leute mit meinen Geschichten erfreue – darunter auch einige, die mir nie einen Cent beschert haben, um die ich aber nicht minder froh bin. Ja, so crazy ist diese „Künstler“-Scheiße: Ich mag Euch tatsächlich auch ohne euer Geld, ich mache das gerne einfach so.

In Ansätzen kann ich Trolle wie den oben erwähnten ja verstehen. Ich mag Bettler nicht. Einfach, weil ich als (wie die meisten) nicht reicher Mensch leider nicht jedem was geben kann und ich am Ende – wenn ich nichts gebe – immer mit einem schlechten Gewissen zurückgelassen werde, obwohl ich mir sicher bin, das eigentlich nicht verantwortet zu haben.

Aber all die, die regelmäßig hier und bei GNIT lesen, werden sicher auch festgestellt haben, dass ich keineswegs ganzjährlich oder unangemessen oft dazu auffordere, mir Geld in den Rachen zu werfen. Wir wären schon längst geschiedene Leute, wenn ich Euch jede ungeplante Zahnarztrechnung, jede Kreditrate oder jede unerwartete Nachzahlung für dies und jenes unter die Nase reiben würde. Ja, ich arbeite. Und ja, ich hab mit meinem Blog (Werbung, VG Wort etc.) einen Nebenverdienst. Das hat mich leider nicht davor bewahrt, in diesem nun bald vergangenen Jahr eine Wohnungskündigung wegen nicht gezahlter Miete noch gerade so abwenden zu können. Luxus sieht einfach mal fucking anders aus! Da fällt es mir leidlich schwer, mich dafür zu schämen, ein paar Bücher geschenkt zu bekommen für ein paar hundert Stunden Zeitaufwand (um es nicht „Arbeit“ zu nennen).

Und um das klarzustellen: Nein, ICH bin nicht unzufrieden. Ja, ich schlängele mich nur so durch, hab keinen gut dotierten 9-to-5-Job und bin sogar manchmal gestresst deswegen. Shit happens. Andererseits freue ich mich darüber, dass mir gelegentlich Dinge von (mehr oder weniger) Fremden geschenkt werden und ich sehe das als Teil des „Lohns“ für meine an sich unentgeltliche Arbeit. Noch dazu bin ich geradezu stolz darauf, niemanden zu zwingen, irgendwas für mich zu tun. Wer mich doof findet, soll es lassen, das ist ok für mich. Und andererseits bin ich enorm dankbar, dass es unter Euch nicht nur die gibt, die einfach gerne lesen und nichts geben (Im Ernst: Das ist ok!), sondern auch die, die mich hier und da geradezu überraschen mit ihrer Großzügigkeit. Und allen Unkenrufen zum Trotz kann ich sicher sagen: Ich werde das genauso handhaben wie Ihr bisher, wenn mir mal nicht mehr der Arsch brennt, ich verspreche es!

Und was den oben erwähnten Kommentator betrifft: Das ist einfach nur Neid, oder?

Und was bei dem Text wirklich nicht fehlen darf:

Hier ist der Link zu meiner Wunschliste.

Hier kann man mir mit Shopping bei Amazon helfen.

Hier ist ganz allgemein die Unterstützen-Seite von GNIT.

😉

12 Comments

Filed under Medien, Vermischtes

12 Responses to Was ich zu Geschenken zu sagen habe

  1. snm

    lass dich mal von dem nciht nerven, der trollt auch beim shopblogger …

  2. Martin

    So, das heißt, wer Dir Geburtstagsgeschenke kauft, fügt erst die Wunschliste zu denen seiner Freunde hinzu (für leichteren Zugriff), kommt wieder hier her, klickt auf den Affiliate-Link zu Amazon und geht von dort aus zum gemerkten Wunschzettel… Quasi ein doppeltes Geschenk.
    Oder hätte Amazon da was dagegen und das Affiliate-Programm zählt dafür nicht?

  3. @snm:
    Ach, ehrlich? Ich meide die Kommentare da. Aber ja, das passt.

    @Martin:
    0.o Darüber hab ich mir noch keine Gedanken gemacht, ob das gehen könnte.

  4. ich seh das eigentlich nicht unbedingt als geschenk. ich erwarte als gegenleistung dafür, dass du auch weiterschreibst 😉 ist also eher wie trinkgeld ^^

  5. Ich hatte vor langer Zeit jemanden sehr dafür bewundert, dass er in einem technischen Forum gutgelaunte, unterhaltsame Beiträge verfasste, die zudem auch noch fakten- und lehrreich waren. Kleine Meisterwerke. Umso weniger konnte ich es ertragen, wenn diese Meisterwerke (meiner Ansicht nach) einen unnötigen Makel oder gar einen Fehler enthielten.
    Also wies ich auf diese Makel und Fehler hin, in der Hoffnung, in der Zukunft noch perfektere Meisterwerke lesen zu dürfen. Natürlich war ich dabei stets emotionsarm und völlig sachlich (aus meiner Sicht).
    Jetzt im Nachhinein denke ich, dass mein Verhalten den Autor ziemlich genervt haben muss. Vermutlich dachte er, ich wolle ihn ärgern. Heute tut es mir leid, dass ich damals nicht die innere Gelassenheit hatte, über diese Makel einfach hinwegzusehen.
    Was ich damit sagen will: Manche Trolle und Hater sind gar nicht negativ motiviert, sondern einfach nur Fans, die eigentlich gar nicht wollen, dass Du irgendetwas anders machst.
    Ich denke, ich hätte an Deiner Stelle nicht so intensiv reagiert (in zwei Blogs), aber was ich gemacht hätte, ist ja auch wurscht. Ich möchte nicht, dass Du dich änderst, ich bin schließlich ein Fan. (c:

  6. @Mausflaus:
    Man sollte niemals nie sagen, aber inzwischen bin ich ziemlich sicher, dass schon einiges passieren müsste, um mich vom Schreiben abzuhalten. Also mach Dir keine Sorgen! 🙂

    @Memis:
    Da kann ich jetzt natürlich nichts allgemeingültiges zu sagen. Ich hab (gerade während der Arbeit an eBook und Buch) ein ziemlich lässiges Verhältnis zu Fehlern entwickelt, ich empfinde sowas als äußerst konstruktive Kritik, auf sowas hingewiesen zu werden. Aber ja: Andere sehen das anders.
    Was mud angeht, denke ich, dass das wirklich was anderes ist. Natürlich ist die Sache mit der „Kommerzialität“ in der Blogosphäre immer noch so ein Thema mit „Gschmäckle“, aber wenn jemand wegen einem Hinweis bei einem konkreten Anlass so rumstänkern muss, dann ist das schon seltsam. Im letzten (geblockten) Kommentar hat er mir viel Spaß mit meiner „lustigen werbe Plattform“ gewünscht. Da denke ich mir als Blogger dann schon meinen Teil, wo ich extra meine Feeds im Volltext ausliefere, nur einen Werbebanner und keine Layer-Ads oder schlimmeres verwende und bei Google zudem 90% der Werbung (Ja, die lukrativen 90%: Sex, Esoterik etc. pp.) auf meinen Blogs blocke. Und jeder, der sich wirklich über Werbung ärgert, sollte den Unterschied zwischen meinen Blogs und einigen anderen deutlich erkennen können.
    Das hier hab ich geschrieben, weil ich meine Haltung richtig finde, sie aber auch angehenden Kritikern in mehr als nur einem Dreizeiler verständlich machen will, mehr eigentlich nicht. Vielleicht bin ich inzwischen (seit heute ja 34) einfach zu alt für die schnelle Hate-Maschinerie im Netz. 😉

  7. Anonymous

    “ Das hat mich leider nicht davor bewahrt, in diesem nun bald vergangenen Jahr eine Wohnungskündigung wegen nicht gezahlter Miete noch gerade so abwenden zu können.“

    Du kommst mit Taxi fahren echt so schlecht über die Runden? Ich hätte gedacht in einer Stadt wie Berlin sollte das doch recht gut laufen in einer kleinen Dorf Stadt wohl eher nicht.
    Oh mann 🙁

    Schonmal dran Gedacht das Arbeitsfeld zu wechseln oder magste dein Taxi dafür zu sehr? 🙂

    Gruß
    Benny
    P.s.: Hoffe das Buch ist angekommen und in einem guten Zustand 🙂

  8. Benny

    Vergessen oben die Felder auszufüllen ähh uppsy ^^.

    Gruß
    Benny 😀

  9. Nicht aufregen, nur wundern…

    Grüße aus Dresden

    Philipp

  10. @Benny:
    Ist angekommen. Danke! 🙂
    Was das Schlecht-über-die-Runden-kommen angeht: Wie ich geschrieben habe: Ja, ich könnte einfach viel mehr arbeiten, einiges mehr an Geld verdienen und alles wäre irgendwie ok. Es ist nicht so, dass ich keine Chance hätte, hier und da mehr zu machen. Aber ich mache auch das hier. Schreiben. Das mag bei manchen auch als lässiges Hobby klappen, bei mir tut es das nicht. Und da ich auch hier (bzw. bei GNIT) nicht das Maximum (unerträglich viel Werbung etc.) raushole, kommt es eben mal zu Engpässen. Das mit der Miete war eher eine zeitliche Sache – das Geld war da, aber noch nicht auf dem richtigen Konto. Aber ja, sowas passiert halt mal, wenn es „eigentlich schon geht“, am Ende aber hier und da trotzdem knapp ist. Ich würde das auch gerne auf ewig loswerden, aber halt – und da kommen wir zum zweiten Teil der Frage – nicht um jeden Preis. Ja, ich mag das Taxifahren. Und es hilft sehr dabei, eine Balance zwischen Lohnarbeit und freiberuflichem Schreiben halten zu können, weil man dabei flexibel sein kann. Und meist klappt das ja. Ausnahmen bestätigen halt auch hier nur die Regel … 🙂

    @Philipp:
    Wohl wahr, wohl wahr …
    Ist aber manchmal auch nicht leicht.

  11. Benny

    @Sash na dann hoffe ich das du mit deinem Leben so dennoch irgendwie zufrieden bist 🙂

    Lieben Gruß
    Benny

  12. @Benny:
    Natürlich. Und wenn es sich ändern sollt, seid Ihr die ersten, die es erfahren. 😉

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