Monthly Archives: August 2008

Heute nicht so viel…

Irgendwie hält sich meine Laune, heute zu bloggen in Grenzen. Aber einen Eintrag täglich bin ich meinen Lesern ja dann doch schuldig – vor allem, wo ihr gestern so zahlreich wart.
Ich habe mich gestern mit Ozie unterhalten, und dabei kam das Gespräch – wie das in gebildeten Haushalten wohl der Fall sein muss 😉 – auch mal wieder auf die Bild. Ozie hat mich ermutigt, einen Satz zu notieren, ja zu bloggen, den ich gestern während des Gesprächs habe fallen lassen:

„Wenn bei der Bild Dinge wie der „Flaggenskandal“ bei der ARD ähnlich streng gehandhabt werden würden – inklusive der personellen Konsequenzen – dann würde bei der Bild heute kein Mitarbeiter mehr arbeiten, der vor Weihnachten eingestellt wurde.“

Das ist hart ausgedrückt, aber wenn man sich den bildblog regelmäßig zu Gemüte führt, und dann noch seine eigenen Gehirnwindungen bemüht und erkennt, dass auch die Herren Niggemeier und co. niemals alle Fehler thematisieren können, sondern einiges spurlos unterm Teppich landet, dann kann das deprimieren und zu einem gewissen Teil sogar extrem aggressiv machen.

Das war jetzt ein sehr sehr subjektiver Beitrag ohne inhaltliche Tiefe. Ich hoffe, ihr könnt mir das verzeihen…

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Kommentar zum Kommentar

Dass ich Oliver Santen, seines Zeichens Bild-Kommentator, nicht mag, habe ich aus anderem Grund  schon einmal geschrieben. Sein aktueller Kommentar ist dieses Mal verdächtig kurz. Vielleicht trainiert er ja, um in ein paar Jahren dann „Post von Santen“ zu schreiben. Naja, so kurz er ist, so inhaltsleer ist der Kommentar, und er nervt mich nicht nur in Punkto Meinung – da liegt Santen ja eh meilenweit entfernt von mir.

„Leistung nicht noch mehr bestrafen!“
prangt in großen Lettern über den gefühlten 150 Worten, und natürlich geht es um die erschreckende Zahl: 80%!
„Ein Viertel der Deutschen zahlt fast 80% der gesamten Lohn- und Einkommensteuer.“
Diese Zahl scheint bei Herr Santen dazu zu führen, dass er Minderheiten bedroht sieht und sich gegen diese Entwicklung stemmen will, ja: muss.
„Diese Zahlen belegen Schwarz auf Weiß: Wer in Deutschland gut verdient, der zahlt auch kräftig Steuern.“
Irgendwie kann ich ihm da nicht widersprechen. Irgendwo hat er ja recht, aber was soll das? Ist das neu? Ist das ein Problem? Mal abgesehen davon, dass er das mit seinen Zahlen nicht beweisen kann, denn was 2008 passiert, lässt sich sicher herausfinden, aber nicht mit Zahlen von 2004 😉 Aber weiter im Text:
„Dabei handelt es sich keineswegs nur um Einkommens-Millionäre.“
Das wäre auch eine wirklich utopische Grenze für den Spitzensteuersatz…
„Ganz im Gegenteil:“
Ach wie? Auch die ganz Armen? HartzIV und so?
„auch Facharbeiter“
Naja, „Gegenteil“ ist ein bisschen hart ausgedrückt, oder?
„werden vom Finanzamt ordentlich abkassiert. Der Spitzensteuersatz wird ab einem Jahreseinkommen von 52 000 Euro fällig.“
Äh, Herr Santen? Das ist seit 2007 schon nicht mehr so. Seit da gilt ein neuer „Spitzensteuersatz“ ab 250 000 Euro (bei Ledigen).
Im folgenden wird der Herr Santen über eine Steueränderung meckern, die es bereits gibt. Richtig ist, dass ab 52 152 Euro der (ehemalige Spitzen-)Steuersatz von 42% greift. Da das vielleicht für Laien schon schlimm genug klingt, muss ich hier noch einmal erwähnen, dass dieser Steuersatz NICHT auf das gesamte Einkommen erhoben wird, sondern nur auf den Teil, der über diesem Einkommen liegt.
„Die Forderung von Politikern, dass breite Schultern noch mehr tragen müssen als andere, ist schlicht populistisch.“
Und warum? Hey, realistisch betrachtet bin ich ein sozialer Mensch. Mal abgesehen von dem unnötigen Scheiß, den die Regierung damit zu finanzieren gedenkt, bin ich zum Beispiel gerne bereit Geld in Form von Steuern an die Gemeinschaft zu zahlen. Herr Santen sollte mir beizeiten aber mal erklären, wie ich das 2004 bei einem Brutto-Einkommen von 1050 € (in guten Monaten) hätte tun sollen. Es mag abstrakt für wohlhonorierte Bild-Schreiber sein, aber: Arme Menschen haben weniger Geld! Das macht es etwas schwierig für sie, einen Großteil der Steuern zu zahlen…
„Eine neue „Reichensteuer““
…die es schon gibt…
„würde alle Leistungsträger weiter schröpfen – auch viele fleißige Beschäftigte, die täglich ranklotzen.“
Er hat ja recht: Abgesehen von den faulen Leistungsträgern würden auch die fleißigen Beschäftigten geschröpft. Also zumindest die fleißigen Beschäftigten, die über 250 000 Euro im Jahr verdienen.
„Wollen wir Leistung tatsächlich mit immer höheren Steuern bestrafen?“
Herr Santen will das offenbar nicht. Verdient der eigentlich über 250 000 Euro im Jahr? Kann mir das mal jemand verraten?
„Nein!“
Äh, das ist nicht meine Meinung!
„Wir sollten dafür sorgen, dass die Starken hierbleiben und dafür sorgen, dass den Schwächeren weiter geholfen werden kann.“
Wie wollen sie denn den Schwächeren mit Hilfe der Starken helfen, Herr Santen? Doch nicht etwa durch ihr Geld, oder? Denn das dürfen wir ja ihrer Meinung nach nicht nehmen. Entweder sie haben noch irgendwo eine eierlegende Wollmilchsau im Ärmel versteckt, oder sie haben einfach keine Ahnung, was für einen Müll sie hier mal wieder verbreitet haben.

Ich tippe auf letzteres!

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Heiße Neuigkeiten

In den paar Tagen, in denen ich weg war, hat sich meine Habanero-Pflanze (Kenner des Blogs kennen sie als „Habi“) weiter prächtig entwickelt, und Ozie hat heute die erste Bestäubung seiner Wenigkeit mittels Wattestäbchen eingeleitet. Bisher sind es erst zwei Blüten, aber etliche andere sind bereits dabei, sich zu entwickeln. Währenddessen wächst unsere Habanero-Frucht bei Ozie im Zimmer munter drauf los und wird dicker und dicker. Außerdem hat mein Ozie gestern auch angefangen, einen Blog zu schreiben – eben über Chilis und dergleichen. Leider hat sie mir noch verboten, ihn zu verlinken, da erstmal ein bisschen was zu lesen sein soll, wenn die Besucherwelle anrückt. Kann ich gut verstehen. Beizeiten wird es diese Verlinkung natürlich geben, ich verspreche es. So, und jetzt suche ich mal nach einer Chili-Community oder gründe selber eine…

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Absturz ins Sommerloch

Das legendäre Sommerloch hat uns eingeholt, und vor allem bild.de weiss ja ganz gut damit umzugehen. Im Notfall werden eben Geburtstage von irgendwelchen Promis wichtig, Nacktaufnahmen oder ähnliches. Wenn alles gut läuft, dann passiert eben doch noch was tolles – zum Beispiel ein Flugzeugabsturz.
Am 20. August ist der Spanair-Flug 5022 beim Start in Madrid abgestürzt. Dabei wurden 154 Menschen getötet. Bei bild.de ist diese Tragödie inzwischen zu mindestens 9 Artikeln verarbeitet worden, dazu kommt noch das Geschwurbel von Wagner am Freitag, der das „tote Flugzeug“ (anstelle der Passagiere…) verantwortlich macht.
Nun hat die Öffentlichkeit natürlich ein Interesse daran, zu erfahren, was passiert ist, was die Ursache war für dieses Unglück. Es ist auch ok, über Ungereimtheiten zu beríchten, wenngleich ich bei bild.de immer die Vermutung habe, es handelt sich dabei um wilde Gerüchte aus der letzten Redaktionssitzung.
Was aber definitiv zum Kotzen ist, ist unter fast jeden Artikel eine tolle – der Seite Werbeeinnahmen durch Klicks bringende – Bildergalerie einzublenden, auf der die Opfer des Absturzes gezeigt werden. Deswegen habe ich bis auf Wagner (bei dessen Kolumne sie sich diese Frechheit erspart haben) keinen Artikel verlinkt und ich kann nur hoffen, dass niemand diese Geschmacklosigkeit unterstützt.

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Verkürzte Abwesenheit

Der Sash hat nach wie vor ein Talent zu überraschen.. Dass die letzte Kinderfreizeit meinerseits vor 3 Jahren durch einen eingeklemmten Nerv recht… äh ja… nervig war, hielt ich bis dato für eine der blödesten Möglichkeiten, sich die schönste Zeit des Jahres zu versauen. Die Spanienfreizeit hat mich eines besseren belehrt. Ein (langer) Rückblick auf die Geschehnisse:

Angefangen hat für mich alles mit einer nahezu akribischen Vorbereitung, die bis auf die Hinfahrt fast alles einschloss. Die Fahrt sollte eine Weile offenbleiben, ebenso wie meine Übernachtung in Stuttgart. Man könnte sagen, ich wartete das beste Angebot ab, aber es war wohl eher eine Entscheidungsschwäche und Faulheit. Glücklicherweise ergab es sich dann, dass ich mit Anni und Goran eine Möglichkeit fand, kostengünstig in meine Heimatstadt zu cruisen. Selbst einen Mitfahrer haben wir noch gefunden. So musste ich also keine Mitfahrgelegenheit mehr suchen, sondern wir konnten sogar noch eine anbieten. Statt wie geplant um 22.15 Uhr sind wir dann allerdings erst gegen 22.45 Uhr aus dem Haus gekommen, was uns ein wenig unter Zeitdruck brachte, da wir um 23 Uhr am Hauptbahnhof sein mussten. Naja, unsere Verspätung wäre mit dem „akademischen Viertel“ unzureichend überschrieben, war allerdings unproblematisch. Das traf auch auf den Mitreisenden zu, der sich begeistert zeigte vom vielen Platz und dann meistens schlief. Innerhalb Berlins habe ich die Heidenheimer Kiste noch gut gelenkt, der Rest der Strecke lag dann in Gorans Hand.

Für bekloppt gehalten muss unser Mitfahrer uns dennoch haben, spätestens als wir mitten in der Nacht auf einem Parkplatz standen, dem wir – für Außenstehende schwer begreifbar – huldigen mussten, weil er in Zella-Mehlis („Zeeeehla-Meeeehliss“) liegt. Dennoch war er kooperativ und schlief weiter.

Mein vorläufiges Reiseziel Stuttgart erreichten wir ziemlich genau um 6.00 Uhr morgens bei schönstem Wetter.

Vom Stuttgarter Hauptbahnhof aus bin ich dann im Versuch, die Zeit zu vertreiben bis zum Schloßplatz gelatscht, habe dann allerdings festgestellt, dass meine Tasche auf Dauer doch recht schwer ist.

Aus Mangel an Alternativen zu dieser unchristlichen und noch viel unatheistischeren Zeit hatte ich da schon längst beschlossen, mal wieder bei Tula reinzuschneien. Als Überraschung taugen alte Stammgäste, die inzwischen 650 km weit weg wohnen offenbar schon, wenn man morgens vor der Kneipe auf Einlass wartet. Tula hat sich gefreut. Ich mich auch. Drei Cola hab ich in den knapp zwei Stunden getrunken, in denen ich mir mit einem nicht verschwinden wollenden Grinsen angehört habe, dass der Herr Lufthansa ja bald zwei Tage frei hat und wie toll das doch alles ist, wenngleich ihn seine Arbeit ja eigentlich ankotzt (Depp!). Ich erfreute mich an der Aussicht, in 30 Stunden am Mittelmeer zu liegen.

Kurz nach 9.00 Uhr habe ich mich dann auf den Weg gen Backnang gemacht. Ja, ich war ungeduldig, aber das sollte so schlecht gar nicht sein. Zunächst habe ich am Hauptbahnhof völlig vergeblich nach einem Schreibblock gefahndet, um dann folgendes mitzubekommen: Just an diesem Morgen, ja in diesen Minuten hatte ausgerechnet die S3 Richtung Backnang das, was laut Bahnjargon „Personenunfall“ heisst, und mit Sicherheit jemand anders den Morgen mehr versaut hat als mir.

Als ich feststellte, dass da so schnell nichts mehr geht, habe ich mich wie in alter Gewohnheit aus dem Staub gemacht, als die Cops aufgetaucht sind. Der Bahnhof versank damit in dem Chaos, in dem er immer versinkt, wenn die S-Bahnen mal oberirdisch fahren. Ach, was habe ich Stuttgart und sein Verkehrschaos vermisst! Mir gab das Ganze die Chance, über den RE nachzudenken, und der fuhr auch tatsächlich bereits 10 Minuten später. Damit war ich etwa zu dem Zeitpunkt in Backnang, zu dem auch meine S-Bahn eingetroffen wäre.

Am Treffpunkt kam ich eine halbe Stunde zu früh an, und war damit eine Ausnahme. Der quasi erste Morgen im Team war geprägt von kleinen bis mittelschweren Katastrophen, weil jeder noch wichtige Dinge zu erledigen hatte. Mal waren es wichtige Telefonate mit der Bank, mal eine Uni-Einschreibung, mal Arbeit grundsätzlich, mal Erledigungen für die Freizeit selber oder im extremsten Fall noch das Waschen sämtlicher Klamotten weil es am Abend vorher spät war.

Eine komplette Ausnahme stellte aber auch ich nicht dar, hatte ich doch so etwas unwesentliches wie das Geschirr vergessen. „Glücklicherweise“ muss man sagen, wenn man sich hier in der WG den aktuellen Bestand außerhalb von Ralfs Zimmer ansieht. An dieser Stelle muss ich wohl Ellen, Mandy und dem Kreishaus danken: Ohne euch hätte ich in Spanien vom Boden essen müssen!

Aber selbst unser kleines Sit-in beim örtlichen Bäcker musste nicht ausfallen, insgesamt war die Organisation der letzten Stunden also chaotisch aber sehr erfolgreich. Dann kam also irgendwann der inzwischen fast als plötzlich auftauchend empfundene Termin zur Abfahrt zum Bahnhof, und dort kam es zur nächsten Überraschung: ALLE Kids waren pünktlichst da! Das sollte ein Vorgeschmack auf deren Bravheit während der ersten Freizeittage werden.

Der Bus hatte eine eigentlich minimale Verspätung, und während des Einladens des Gepäcks gab es die ersten spannungs- und spaßvollen Interaktionen mit Alfred und seinem Kollegen, unseren Busfahrern. Unser Gepäck war deutlich zu umfangreich, und es hätte auch kein bisschen gewundert, wenn wir etwas hätten dalassen müssen. In diesem Kontext erfuhren wir dann von der besonderen Kuriosität dieser Fahrt. Dass wir nicht die einzige Gruppe waren, war nicht überraschend. Dass wir die andere in Ulm abholten, etwas mehr.

So kam es, dass wir kurz nach 15 Uhr in Backnang abreisten, Deutschland aber erst um 22.07 Uhr hinter uns ließen. Mit dafür verantwortlich waren allerdings auch die zahlreichen Pausen, die die Fahrer einlegten, unter anderem eine große auf einem Rastplatz, kinderfreundlich mit McDonalds. Die Pausen waren so gelegt, dass selbst ich als Raucher mich nicht groß beschweren konnte. Und das will was heissen.

Dann war es eine Mehrheitsentscheidung der Kids (noch dazu eine unblutige), nachts während der Fahrt „Das Parfum“ anzuschauen. Verwunderlich ist das nur insofern, als die Alternativen „Spiderman 3“ und „Der DaVinci-Code“ hiessen. So kam also der Sash auch noch ein bisschen in den Genuss von Kultur, denn ich fand die Verfilmung eigentlich hervorragend.

Die Nachtstunden im Bus waren geprägt von Schläfrigkeit, die aber meist nur mehrere Minuten am Stück zu handfestem Schlaf wurde, da die Bequemlichkeit beizeiten doch unter der Enge litt. Dabei kann ich selbst mich noch am wenigsten beschweren, hatte ich doch als einziger einen Doppelplatz, was der Tatsache geschuldet war, dass die Fahrer ihn sich reserviert hatten und ihn nie brauchten.

Am frühen Morgen des Dienstags überquerten wir die spanische Grenze und um 9.30 Uhr etwa kamen wir auf unserem Campingplatz Nautic Almata an. Der Platz ist riesig und notgedrungen zweckmäßig eingerichtet, aber in Punkto Atmosphäre und Sauberkeit erste Klasse. Ebenso einen dicken Pluspunkt in meiner Wertung hat die Organisation von yoyage Reisen verdient, die da unten mit beispiellosem Einsatz und motivierten Leuten ein Wahnsinns-Programm auf die Beine stellen. Ich war immer skeptisch solchen Anbietern gegenüber, aber das dort vor Ort hat mich echt überzeugt. Vielleicht ein Glücksgriff, vielleicht auch nicht.

Der Anfang des Dienstags verflog nur so mit Zelteinrichten und natürlich auch mit dem mehrfachen Verlesen der Platzordnung und dergleichen.

Dann sind wir zum Strand und haben die ersten Gruppenspielchen zum Kennenlernen und Spaß haben initiiert. Zunächst das Planetenspiel als Mittel, sich Namen zu merken und dann eine Runde „British Bulldog“. Dies ist eine sehr rabiate, aber zugleich ungeheuer spaßige Variante von „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“, bei der nur der als gefangen gilt, der vom Boden hochgehoben wird. Wie immer dauerte es eine Weile, bis man sich auch an mich herangetraut hatte, doch dann hatte ich leider keine Chance. Fünf Leute haben es letztlich geschafft, mich zu erwischen. Bei meinem ersten Einsatz als Fänger ist es dann passiert.

Als ich jemandem hinterherannte und einem Haken seinerseits folgen wollte, zwang mich eine kleine Sandaufschüttung zu einem unbeabsichtigten Bremsmanöver. Kurz: Mein Bein stoppte aprupt, ohne dass ich es wollte, und mein komplettes Kampfgewicht plus die Bewegungsenergie aus einem ausreichenden Anlauf stürzten nun auf mein linkes Bein ein, bogen es bis zum Anschlag durch und mit einem für Außenstehende sicher sehr komischen Gesichtsausdruck bin ich vor Schmerzen fluchend zu Boden gegangen. Mein erster Gedanke war: „Scheiße, das Bein ist durch!“ Ich weiss nicht warum, ich kann es nicht sagen, aber Anzeichen wie hervorstehende Knochen oder dergleichen fehlten. Nur dieser fiese fast unaushaltbare Schmerz…

Ich hab mich ein wenig am Boden gewunden und den anderen gesagt, sie sollen erstmal weiterspielen – was sie auch taten, wenngleich die Runde nicht mehr lange dauerte. Ellen war bemüht, mir beim Aufstehen zu helfen, ich wies das Angebot, gestützt zu werden, ihretwegen ab. Nach wenigen Schritten bemerkte ich dann, dass mein Bein seine bisherige Stabilität auf Kniehöhe stark verringert hatte, und das hat zur Folge, dass es schmerzhaft nach vorne einknickte, wenn ich es streckte und belastete. Ein besonders ekliges Gefühl. Mal ganz davon abgesehen, dass es einen bitterst auf die Schnauze hauen kann.

Endlos lange 100 Meter hab ich mich an der Seite von Ellen vom Strand bis zur Straße gekämpft und dort auf Hilfe gewartet, die meine mich betreffend leiderprobte Mitteamerin organisieren wollte.

Kurz darauf kam dann Karo (oder Cora?) von voyage und hat mich zu Maria gefahren. Zweimal genau genommen, da beim ersten Mal noch zu war. Maria ist die Ärztin am Platz, gefühlte 100 Jahre alt, aber furchtbar nett. Was ich genau hatte, wusste sie nicht, sie tippte auf den Meniskus, massierte mir minutenlang Schmerzgel ein und verpasste mir eine Schiene fürs Bein. Am nächsten Tag (Dienstag) sollte ich mich wieder bei ihr melden.

Der Abend war schmerzlich bis erträglich, von den meisten Aktivitäten musste ich mich aber notgedrungen fernhalten.

Nach der abendlichen Relflektionsrunde vor dem Waschhaus kam dann allerdings die schlimmste Zeit: Die Stunden bis zum Einschlafen. In meiner geminderten Beweglichkeit habe ich meine Matratze auf den Boden schmeissen dürfen, sie beziehen, mich dort hinaufwuchten und mich mit Mücken herumärgern. Bis in die späten Morgenstunden wurde ich vom Surren und zudem von abwechselndem Schmerz und Juckreiz wachgehalten.

Beim Aufstehen habe ich dann feststellen dürfen, dass es mir mit Schiene nicht möglich ist. Folglich habe ich sie abgenommen, was zu akuten Schmerzzuständen geführt hat. Von der Freizeit selbst habe ich ab da nicht allzu viel mitbekommen, mein Bein war leider in den Vordergrund gerückt. Der Entschluss, einen anderen Arzt aufzusuchen wurde gemacht, und so fand ich mich nebst einem nörgelnden Matze (der weder Arztpraxen mag, noch gerne das Autofahren übernommen hat) in Roses wieder, wo ein deutscher Arzt meine Gliedmaßen begutachtet hat. Nach einer erstaunlich kurzen und dennoch umfassenden Untersuchung („Tut das weh?“ „Nein!“ „Schade…“) lag ich mit einem zu knappen Bleischurz auf einer zu kurzen Liege unter einem Röntgengerät und ließ mich verstrahlen.

Ergebnis: Gebrochenes Wadenbein.

Für mich war die Diagnose weder überraschend noch begeisternd, ich war aber zugegeben froh zu wissen, was es ist. Dass die Freizeit damit gelaufen ist, war mir allerdings schmerzlichst bewusst. Für mich als Deutschen war es faszinierend, meinen Arzt zu beobachten, wie er mit seinem Orthopäden-Kunden feilschte, und meine neue (echt geile) Stütze von 270 € auf 200 runtergehandelt hat.

Ja, wie das mit den Finanzen jetzt noch aussieht, dass muss ich eh mal sehen. Denn es läuft wohl nicht alles über meine Krankenkasse, sondern auch einiges über die Versicherung beim KJR, und so weiss ich noch gar nichts. Ausser, dass es um eine Menge Kohle geht. Für meine Verhältnisse zumindest.

Gut, meine alte Stütze hab ich Maria dann erst mit einem Tag Verspätung abgegeben, und mit der Zeit hat es sich herauskristallisiert, dass es wohl für alle das Beste wäre, wenn ich abreise. Ich denke zwar nicht, dass ich extrem viel Arbeitskräfte gebunden habe, da ich alles in allem viel alleine machen konnte, aber letztlich kam ich mir selbst ausreichend nutzlos und optionslos in der Spanischen Prärie vor, um über eine frühzeitige Abreise nachzudenken. Erst am Mittwoch habe ich dann Ozie informiert, dass ich verletzungsbedingt wahrscheinlich früher heimreisen werde. Auf die Frage, um was für eine Verletzung es sich handeln würde, habe ich einmal mehr unerschrockene Coolness walten lassen und verkündet: „Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde: Es ist kein Beinbruch“

Die Kids haben ab da offenbar noch mehr Respekt vor mir gehabt, als es eh schon der Fall war („Und damit läufst du noch rum!?“), aber das hat mich auch nur peripher tangiert. Zweischneidig war das Schwert namens KJR, was meine verfrühte Abreise betraf. Zwar wurde mein Flug von Backnang gebucht und bisher sogar bezahlt – aber es wurde mir durch die Blume schon klargemacht, dass ich mich eigentlich nicht so haben sollte, und dass ich sicher länger bleiben könne.

Keine Frage, das hätte ich können, nur leider wäre es für die Freizeit eher schlecht als gut gewesen. Für mich sowieso. Es stimmt mich froh, in meiner eigenen Bude nicht mehr hundert Meter humpeln zu müssen um aufs Klo zu kommen, ich gebe es ja zu! Naja, der bisherige Stand der Dinge ist der, dass ich die Hälfte des Heimfluges selber zahlen muss (das ist ja ok), die andere Hälfte dagegen vom Team bei der Freizeit eingespart werden muss (das wiederum ist extrem scheiße!). Aber mir wurde versichert, dass da das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Ich warte mal.

Am Donnerstag habe ich Ozie dann mitteilen dürfen, dass ich am Freitag Abend bereits in Berlin sein werde. Der Tag der Reise allerdings sollte hier auch noch Erwähnung finden.

Am Freitag Morgen bin ich bereits um 10.15 zur Rezeption gewatschelt, weil ich noch meine Flugbescheinigung ausdrucken musste, und das Internetcafé am Platz keinen Drucker hat. Das ging problemlos, und so konnten wir alle getrost nach Barcelona starten. Ja, alle! Nicht, dass ich ein riesiges Abschiedsteam dabei hatte, es war sowieso Tag des Barcelona-Ausflugs, und so war das alles in allem recht praktisch. An der Sagrada Familia habe ich mich von der Truppe getrennt, nachdem ich einen Metro-Plan mit Paul gecheckt habe, der mir sagte, dass ich nur einmal umsteigen müsste zum Aeroport. Naja, so in etwa.

Ich bin nach ein paar Abschiedsfloskeln in die Metro-Station gehumpelt und war zunächst überfordert, weil ich keinen eindeutigen Zonenplan entdeckt habe. Nach Ewigkeiten war mir klar, dass ich wirklich nur eine Zone brauche, und dann habe ich mir sicherheitshalber eine Tageskarte geholt.

Erst einmal in der U-Bahn angelangt, fühlte ich mich recht sicher, dass ich das Ziel – wenn auch verschwitzt – erreichen würde. Drei Stationen später stieg ich planmäßig aus, aber das war es dann auch mit dem Plan. Theoretisch müsste dort irgendwo die Bahn zum Flughafen fahren, aber wo habe ich leider nicht herausgefunden. Ich bin irgendwann in einem endlos erscheinenden Tunnel gelandet, der mich aber auch nur zur nächsten U-Bahn, nicht zum entsprechenden Zug gebracht hat. Dann dachte ich, ich nehm mal den nächstbesten Ausgang, vielleicht entdecke ich ja irgend einen Hinweis auf einen Bahnhof oder dergleichen. Gedacht, getan! Dann stand ich plötzlich mitten in Barcelona in einer der Hauptverkehrs- und Einkaufsstraßen und nix schien weiter entfernt zu sein als der Flughafen. Vielleicht hätte ich doch ein bisschen Spanisch lernen sollen…

Ich hab drüber nachgedacht, es noch einmal zu versuchen, aber alleine dieser blöde Tunnel wäre eine Höllenqual geworden. Durchgeschwitzt und fertig war ich ja zur Genüge. Also hab ich meine Schiene auf 90 Grad Bewegungsfreiheit eingestellt und eines der tausend Taxis angehalten, die mich im Laufe der Viertelstunde passiert haben. Die Fahrerin war ein solches Original, das ist schwer zu beschreiben. Gefahren ist sie wie Henker, gelabert hat sie die ganze Zeit, aber nett war sie wirklich. Ich hab für die 20 – 25 km zum Flughafen inklusive Gepäckaufschlag 19 Euro gezahlt. Sollte das Abzocke gewesen sein, dann war es in erträglichem Rahmen. Aufs Einchecken durfte ich ein paar Stunden warten, was insbesondere deswegen witzig war, weil ich auf diesem Flughafen keine Uhr gefunden habe. Wahrscheinlich sind es nur so viele, dass sie mir nicht aufgefallen sind, aber ich habe mich mehrmals in den Terminals umgesehen. Der Rest war Kinderfasching. Der Sicherheits-Check wurde durch meine Beinschiene eher vereinfacht. In der Schiene hätte ich locker eine zerlegte Schusswaffe unterbringen können. Da seit 9/11 so ein Hype um all die Kleinigkeiten gemacht wird: Ich hatte folgende primitive aber lustige Waffe im Handgepäck: Deo-Spraydose und zwei Feuerzeuge. Da mir die Ankunft allerdings wichtiger war als irgendeine Show, hab ich mich ruhig verhalten. Der Flug kam überpünktlich an, da wir offenbar eine mit 180 km/h recht steife Brise als Rückenwind hatten. Witzigerweise sind wir fast direkt über Stuttgart geflogen, so gegen ca. 21.25 Uhr. Sieht von so weit oben leider nicht ansatzweise so spektakulär aus wie Berlin beim Landeanflug. Dürfte 22.30 Uhr gewesen sein, als ich mein Ozie und Nico in die Arme schließen konnte. Tja, und jetzt bin ich wieder da!

Weisheiten, die ich von der Reise mitgebracht habe:

  • Kinder können auch lieb sein
  • Betten, die wackeln, wenn ich ein Hemd drauf werfe, eignen sich nicht zum darin schlafen
  • Mein potenzieller Hausarzt wohnt 1500 km weit weg
  • Ibuprofen sind in Spanien größer
  • Am Notausgang im Flugzeug ist die Beinfreiheit am größten, wegen meiner Beinverletzung (der mehr Beinfreiheit sicher gut getan hätte) durfte ich dort aber nicht sitzen. Kurios
  • Der Start vom Flughafen Barcelona nach Berlin ist ein grandioses Erlebnis auf der rechten Seite des Flugzeugs

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Stuttgart am Morgen

Quelle: Sash

Quelle: Sash

Ja, ich bin wieder da! Reisebericht folgt…

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Kurz vor der Flucht

Es ist Sonntag Morgen, 11 Uhr etwa. Hier in der WG sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Seit langem haben wir mal wieder richtig viel Besuch, und damit einhergehend hat Nico sein letztes Zeug aus dem Süden mitgebracht.
Wieso aber kurz vor der Flucht. Nun, ich bin nun noch ziemlich genau 12 Stunden in Berlin, und dann wird ein Reisemarathon beginnen, der es in sich hat. Die nächsten zwei Wochen bin ich in Spanien, eine Kinderfreizeit für den Kreisjugendring Rems-Murr e.V. mitbetreuen. Was liegt auch näher, als von Berlin aus mit ein paar Kindern aus Backnang und Umgebung nach Spanien zu fahren?
Naja, dazu werde ich heute Nacht die Gelegenheit nutzen, und mit Goran und Anastasia in den Süden brettern, was mir weit lieber ist, als eine unbekannte Mitfahrgelegenheit. Ich finde Mitfahrzentralen grandios, aber wenn man in einen Teil der Autos nicht reinpasst, Gepäck für zwei Wochen dabeihat, dann wird das Finden schon wieder schwer. Und diese Fahrt passt zeitlich super. Denn mit 11 Uhr habe ich es wirklich: Um 11 Uhr morgen früh, also in 24 Stunden, werde ich mich mit dem Team in Backnang treffen und um 15 Uhr geht es dann mit dem Bus Richtung Spanien.
Davor gibt es natürlich noch das Übliche zu tun: Packen, waschen, aufräumen, fluchen dass man was vergessen hat und es Sonntag ist, Wegverpflegung arrangieren und natürlich sich einreden, wie sehr man alles vermissen wird.
Dabei ist es in mehrerlei Hinsicht lange her, dass ich soweit abgeschlagen von der Welt hier war. Zudem ist es das erste Mal, dass ich meine Freundin mal zwei Wochen nicht erreichen kann. Haben wir gestern erstaunt festgestellt 0.o
In Spanien selbst war ich 1997 das letzte Mal.
Meine Spanischkenntnisse reichen ziemlich genau soweit, dass ich ohne unnötige Höflichkeitsfloskeln in der Kneipe ein Bier bekomme – zumindest wenn der Barkeeper ein wenig Fantasie hat 😉
Neben Ozie und der besuchsreichen Zeit in der WG wird mir natürlich auch mein Blog fehlen, denn man gewöhnt sich schon sehr daran, jeden Tag zu schreiben und auch immer wieder Feedback zu bekommen. Verkraftbar sollte es aber sein. Dafür liege ich im optimalen Fall in 48 Stunden knapp 2000 km von hier entfernt an der Mittelmeerküste, hole mir den ersten richtigen Sonnenbrand seit 10 Jahren und lasse mich von ein paar Kindern deswegen auslachen. Sind doch an sich schöne Aussichten, und ich werde so oder so wenig Zeit haben, darüber nachzudenken, was mir jetzt zu Hause entgeht, weil ich genug Action haben werde.

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