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Trash und Trash

Übers Trash-TV wird viel und auch viel böses geschrieben. Und das hat auch meist seine Berechtigung. Was ich allerdings viel erschreckender finde, das ist die viel viel schlimmere Trashkatastrophe, die weitgehend unbemerkt vonstatten geht, nämlich die Regenbogenpresse. Und damit meine ich nicht die Bild, obwohl ich die nach wie vor verachtenswert finde. Aber das perfide an der Bild, nämlich dass sie eine politische Agenda hat und stellenweise einfach nur boshaft agiert, macht sie wenigstens nachvollziehbar. Die Zeitungen, die ich meine, „Freizeit Irgendwas“ und co., sind jedoch auf eine vollkommen andere Art strunzdumm. Sie sind vielleicht weitgehend ungefährlich – aber die mit Abstand sinnbefreitesten Produkte, die irgendwie gerade noch der Zivilisation zuzuordnen sind.

Dabei ist es mir im Gegensatz zu früher inzwischen ziemlich egal, dass sie belanglose Geschichten aus der Welt der Promis berichten. Ich bin kein Freund von Gossip, aber ja, ich kann schon verstehen, dass das Leute interessiert. Wenn ich über meinen Alltag schreiben kann und Leser dafür finde, dann ist es ja klar, dass die Hochzeiten des Hochadels irgendwie ein Publikum haben. Was mich so anwidert, ist die vollkommene Sinnlosigkeit des Ganzen: Dass die Stories, die sie bringen, meist schlicht nicht existieren, dass die Schreiber selbst wenn sie Sachen erfinden, das auch noch auf unkreative Art tun. Dass die Leser diese „Zeitungen“ einfach nur lesen ohne den Inhalt wahrzunehmen und dass sich das ganze Geschäftsfeld offenbar völlig außerhalb jeder Kontrolle befindet.

Ich weiß nicht, wie ich das angemessen rüberbringen soll: Ich bin ja für Emotionalität im Journalismus und ich finde es voll ok, dass man sich einfach mal nur zur Unterhaltung irgendein Medium reinzieht, mal abschaltet. Was ich an der Regenbogenpresse nicht verstehe, ist: Wieso sollte man zur Unterhaltung unwahre Geschichten über echte Menschen lesen, die vorgeben, wahr zu sein? Wieso sollte man sich falsche Stories über den Gesundheitszustand von Michael Schumacher reinziehen, anstatt entweder eine fiktive Geschichte über einen Menschen mit einem Schicksalsschlag oder eine tatsächlich recherchierte Doku über Michael Schumacher? Ich verstehe nicht einmal, wieso man sowas schreiben sollte.

Hinzu kommt ja, dass diese Zeitungen meist bündelweise gekauft werden und die offensichtlichen Widersprüche jedem Leser auffallen sollten – bisweilen widersprechen sich die einzelnen Zeitungen ja schon auf der Titelseite. Wieso streiten wir über die genaue Definition des Hirntods, wenn hunderttausende Menschen hierzulande absichtlich Lügen lesen wollen, aber in keiner der zur Diskussion stehenden Definitionen eine Rolle spielen? Oder was unterscheidet diese „Zeitungen“ von Drogen, mal ganz ehrlich?

Und auch wenn ich weiter oben „weitgehend ungefährlich“ geschrieben habe: Ohne Opfer kommt diese Form des „Journalismus“ ja auch nicht aus. Die vielen Promis müssen zum einen mit den ganzen Paparazzi leben, nur um dann zum anderen das Foto, wo man lächelnd mit einem Freund im Urlaub ist, zwei Jahre später irgendwo abgedruckt zu sehen, wo gefragt wird, wieso man seinen Partner gerade jetzt betrügt, wo er doch gerade Krebs diagnostiziert bekommen hat. Ist das nicht im Grunde die Definition davon, Menschen möglichst maximalen Schaden zuzufügen, ohne sie körperlich anzugreifen?

Es gibt eine Menge Dinge da draußen, die ich nicht mag. Die Sache mit der Regenbogenpresse aber finde ich nicht nur eklig, ich verstehe sie auch einfach nicht.

PS: Ich danke topfvollgold.de fürs wackere Protokollieren der ganzen Scheiße. Irgendwer musste mal damit anfangen.

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Heraus zum ersten Mai – im Taxi!

Manchmal gibt es so Entscheidungen, die man sich schwer macht.

Der erste Mai ist für mich jetzt 6 Jahre lang der einzige Feiertag gewesen, zu dem ich immer frei genommen habe. Alle anderen hab ich immer auf der Vielleicht-Liste gehabt. Ich bin schon an Weihnachten und Ostern gefahren, Silvester sowieso. Die meisten anderen Feiertage bemerke ich ohnehin immer erst zwei Tage vorher am Ladenöffnungszeitenschild am Kaiser’s. Aber am ersten Mai war Demo und abends vielleicht noch ein kleiner Umtrunk mit Freunden.

Ich hatte nicht vor das zu ändern, werde es dieses Jahr aber dennoch tun.

Zum einen ist da natürlich das mit dem Geld. Das ist rar gerade und der erste Mai ist zudem ein umsatzstarker Tag. Beides gute Argumente, aber keine, die mich in den letzten Jahren am Freimachen gehindert haben. Und irgendwie hätten wir uns die paar Bier in der Kneipe, die Falafel und die Taxifahrt nach Hause auch aus den Rippen leiern können, ich will jetzt ja auch nicht übertreiben.

Zum anderen ist da aber auch eine gewisse Unzufriedenheit mit der Linken in Berlin. Jetzt mal abgesehen von den wie bei allen Vereinen, Parteien und Bewegungen existenten Konflikten mit der eigenen politischen Überzeugung. Das letzte Jahr war voll mit linken Themen und bei keinem sieht es irgendwie gut aus. Der ganze Pegida- und Nazirotz, die fortlaufende Überwachungsaffaire und nicht zuletzt die Flüchtlingskatastrophen an der europäischen Grenze. Und ich weiß, dass das alle, die um 18 Uhr in Kreuzberg sein werden, interessiert und ich mit ihnen auf einer Wellenlänge liege, keine Frage.

Aber anstatt das zu thematisieren, wird auf die Straße gegangen wegen der Gentrifizierung.

Und um das klarzustellen: Die ist zweifelsohne ein riesiges Thema, gerade in Berlin. Das zu thematisieren ist großartig, und hey: selbst hier in Marzahn steigen die Mieten bereits heftig.

Trotzdem habe ich ein Problem mit dem Aufruf der radikalen Linken Berlin. Unter dem an sich wunderbaren Plakat mit der markigen Aufschrift „Wir sind ÜBERALL“ wird dann bemängelt, wie sozial schwache Gruppen „aus Kreuzberg, Friedrichshain, Neukölln verdrängt werden“, um daraufhin anzufügen:

„Jenseits der Innenstadtbezirke lebt man in den Plattenbausiedlungen von Hellersdorf, Marzahn, Köpenick, Neukölln-Britz ohne den Charme, den Berlin sich so gerne auf die Fahnen schreibt, in einem noch viel graueren Alltag, der nicht selten von Armut und Perspektivlosigkeit geprägt ist.“

Und daran ändern wir bitte was genau, wenn wir Kreuzberg, Friedrichshain und Neukölln vor Luxusappartements beschützen?

Natürlich hab ich mir meine Bude in Marzahn auch aus Geldgründen gesucht, aber es würde mir ehrlich gesagt nach den Nazieskapaden der letzten Monate wesentlich besser gefallen, wenn einige Linke nach Marzahn ziehen würden, als dem Wunsch hinterherzuhecheln, für mich in Kreuzberg eine Wohnung zu finden. Wie kann man unter dem Motto „Wir sind überall“ auf die Straße gehen, um dort dann zu jammern, dass man seine Altbauwohnung in einem In-Bezirk nicht verlieren will?

Aber klar, dass in Marzahn die Welt nicht heil ist, liegt daran, dass hier die Fassaden ein paar Stockwerke höher sind, nicht etwa daran, dass selbst der radikalen Linken nichts besseres einfällt als das Wohnen in einem Außenbezirk gleich mal zu stigmatisieren und alles außerhalb des Einzugbereichs des eigenen Spätis vorsichtshalber aufzugeben, weil man dorthin ja 8 Stationen mit der S-Bahn fahren müsste. 16 Minuten Fahrtzeit ab Warschauer Straße, also bitte, wo leben DIE denn?
Und ratet mal, wer bei den Naziaufmärschen in Marzahn nicht sicher nach Hause kommt! Richtig, ich in Marzahn – weil die An- und Abreise natürlich aufs Ostkreuz optimiert wird.

Sorry, liebe Berliner Linke, ich bin in meinem Leben schon mehrere hundert Kilometer gefahren, nur um kleine Naziaufmärsche zu verhindern und ich hab auch oft genug gegen Gentrifizierung demonstriert – aber ich werde mich jetzt nicht auf den Weg in eure kleine Welt machen, um mir blödsinnige Vorurteile über mein Leben anzuhören, bloß weil ich nicht in Eure Nachbarschaft gezogen bin. Grüßt Eure Stuckverzierungen von mir, wenn Ihr an Eurem Fenster vorbeilauft!

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Die erste schlechte Rezension

Heute kam sie dann. Die erste schlechte Rezension zu meinem Buch bei Amazon. Die vierte Rezension dort und die vielleicht fünfzehnte all in all, wenn man die Presseberichte mitzählt. Es ist sicher ein schwieriger Balanceakt, darüber jetzt zu bloggen, weil es vielleicht den Eindruck vermittelt, ich messe einer für mich unschönen Meldung so viel Bedeutung bei. Das tue ich gar nicht – deswegen der Post auch hier im privaten und nicht im großen Blog drüben – aber dieses „Wie gehst Du mit Kritik um?“ ist ja immer schon eine interessante Frage an Menschen gewesen, die irgendwie in der Öffentlichkeit stehen und mit Kritik konfrontiert werden, das interessiert halt. Heute vielleicht nicht mehr ganz so viel, weil jeder mit einem Facebook-Account mal angepöbelt wird – aber für Journalisten ist das immer noch eine Top-Frage. Beziehungsweise Fragen, denn eigentlich sind es zwei Aspekte:

1. Interessiert mich das?

2. Was sage ich zu den „Vorwürfen“?

Letzteres ist natürlich nur interessant, wenn tatsächlich irgendwas substanzielles gesagt wird. Und da hab ich Glück, denn „XUnscarredX“ war so gesehen recht fair. Er fand das Buch halt langweilig, hatte sich mehr erhofft und entschuldigte sich abschließend sogar bei mir persönlich. Dafür kann man sich doch fast schon bedanken. Und seinen Seitenhieb, ihm würde sogar jetzt bei der Rezension langweilig, fand ich eigentlich sogar ganz amüsant. 😉

Interessiert mich das?

Ja. Im positiven wie im negativen Sinne. Im negativen Sinn kann ich Kritik nicht gut ausblenden. Nicht dass mir jeder Troll auf die Füße treten kann mit hirnlosem Gesabbel – aber Kritik in ihrer ehrlichen Form interessiert mich einfach. Ich bin’s als Blogger gewohnt, direktes Feedback zu bekommen und das bekomme ich eben auch von Leuten, die nicht meiner Meinung sind. Und andere Meinungen – da kommt der positive Teil – können ja auch dabei helfen, tatsächliche Fehler zu erkennen. Natürlich wünschte ich mir nur Positives, aber ich lebe nicht im Teletubbieland. Kein Buch auf der Welt gefällt allen und was bedeutet ein Stern schon bei jemandem, der nur einen oder fünfe vergibt?

Was sage ich dazu?

Kurz gesagt: Dumm gelaufen, aber da kann ich jetzt auch nix machen …

Tatsächlich ist die große Frage, ob die Geschichten, die ich erzähle, nicht eigentlich zu langweilig sind, immer wieder mal zu Gast in meinem Kopf. Ich erzähle halt „nur“ Alltagsgeschichten. Ich könnte mir bessere ausdenken, aber das hab ich in dem Buch halt nicht getan. Vor Jahren hab ich im Radio schon gesagt, dass sich Taxigeschichten in aller Regel darauf beschränken, was Fahrgäste tun oder sagen. Natürlich kann man sich da jetzt mehr Sex, mehr Crime oder mehr Promis vorstellen, aber in meiner Welt ist ein junger Mann, der seinen Penis mit Godzilla vergleicht, eigentlich immer für einen Lacher gut gewesen. Aber klar, für manche Menschen sind reine Erzählungen z.B. per se langweilig, die hätten lieber mehr Action. Und mit „Taxi Taxi“ hält die Berliner Nachtschicht dann halt vielleicht doch nicht ganz mit. So gesehen: Sorry, lieber XUnscarredX …

Kleiner Nachtrag:

Um genau sowas zu vermeiden, versuche ich immer irgendwie zu relativieren. Nicht, weil ich allen gefallen will, sondern weil ich nicht möchte, dass die Leute sich von einer Überschrift falsche Versprechungen machen. Natürlich sind Klappentexte wie Filmtrailer immer ein Best-of und natürlich berichten die Zeitungen lieber über Sex und Drogen als über Hans Baecker. In der Werbung den Spagat zu finden zwischen „Nicht alle erreichen, die es gut finden könnten“ und „Mehr Leute erreichen als es eigentlich interessiert“ ist nicht einfach. Und ich als Autor bin da eh nur eines der Rädchen im System. Ich sage auch immer allen Journalisten, dass ich die Fahrten besonders zu schätzen weiß, bei denen ich am Ende einfach irgendwie helfen konnte. Sucht den Satz mal in den Interviews …

Aber mal zurück zum Thema. Wenn ich eines offenbar ganz gut hinbekommen habe in den letzten Jahren, dann mit Kritik für mich selbst umzugehen. Das ist nicht automatisch passiert, das war wie so oft ein langer Prozess, auch einer mit vielen Diskussionen übrigens. Gerade weil man ja auch immer zwischen Trollen und ernsthafter Kritik unterscheiden muss. XUnscarredX werte ich nicht als Troll und wenn ich was aus seiner Rezension mitnehme, dann, dass es nicht falsch ist, sich Gedanken darüber zu machen, wen man wie erreicht, um Enttäuschungen zu vermeiden. Andererseits werde ich vermutlich trotzdem auch weiterhin Interviews freigeben, die mir stilistisch vielleicht nicht ganz gefallen, weil ich hoffe, damit deutlich mehr neue interessierte Leser zu gewinnen als fehlgeleitete zu enttäuschen. Es ist halt nicht alles ganz so einfach.

Und am Ende dann trotzdem noch ein kleiner Rant:

Wie „und kommt dabei nicht mal sympathisch rüber“? Sympathisch kostet mindestens zwei Euro extra! 😉

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Rezensionen und so …

Letzte Woche war ich bei PotsdamTV, um im Studio ein wenig über mein Buch zu plaudern. Das war auch alles ganz nett und ich bin dabei immerhin das erste Mal in nüchternem Zustand geschminkt worden. Was mit den Aufnahmen passiert ist, weiß ich derzeit nicht. Sie sollten ausgestrahlt worden sein, aber ich kann mit meiner 2Mbit-Bandbreite leider keine Videos von PotsdamTV anschauen …

Bei Youtube hab ich dann immerhin eine Rezension von ihnen gefunden:

Ich weiß, ich weiß … 😉

Aber ich möchte mich ehrlich bedanken. Die Leute waren alle nett und selbst falls mein sicherlich von genialen Verhasplern nur so strotzendes Interview verschollen sein sollte, war PotsdamTV immerhin ein guter Probelauf für meine Wenigkeit im Fernsehen. Und der war nötig, denn während ich dort im Flur stand, habe ich bereits mit Sat1 telefoniert. Aber dazu später mehr …

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Der erste Fehler im Buch!

Womit man sich als Autor – aber auch als Verlag, als Lektor und als Leser – anfreunden muss, ist, dass jedes Buch Fehler enthält. Bücher sind fast immer mehrere hundert Seiten lang und kein noch so begabter Autor oder noch so gut geschulter Lektor schafft es, das alles mit gleichbleibender Qualität durchzugehen. Glücklicherweise geht es eben den Lesern genauso. Entweder der Fehler wird übersehen oder es wird eben nur einer davon im ganzen Buch gefunden und verursacht dann höchstens ein Schmunzeln und nicht gleich Ärger.

Wie viele Fehler sich in meinem gestern veröffentlichten Buch finden lassen, weiß ich nicht. Einer jedoch ist mir schon aufgefallen; und das, weil es der wohl groteskeste Fehler in einem Buch ist, der mir je untergekommen ist. Wie er entstanden ist, weiß ich indes nicht. Ich hab hier jede Menge verschiedene Versionen des Buches auf dem Rechner, die nach verschiedenen Dursichten von meiner Lektorin und mir abgespeichert wurden – und in keiner, nicht einmal in der letzten Version ist besagter Fehler enthalten. Vielleicht hat sich ein Setzer einen Scherz erlaubt oder so …

Warum jetzt aber der Aufriss um einen Fehler?

Weil er wirklich herrlich absurd ist!

Man kennt ja so handelsübliche Fehler. Man vertippt sich, vergisst einen Buchstaben, schreibt versehentlich ein Wort doppelt oder kommt nach drei Korrekturen des Satzes mit der Grammatik durcheinander. Mit etwas Pech findet sich für jeden dieser Fehler auch ein Beispiel in meinem Buch – und Ihr dürft mir die gerne mitteilen, dann gebe ich die an den Verlag weiter, damit das ggf. in der zweiten Auflage bereinigt wird.

Und jetzt dieser Fehler. Es geht um den allerletzten Absatz im Kapitel „Osama und Lisa“, in dem es heißen sollte:

„Zudem war ich heilfroh, dass Lisa und ich uns bereits geküsst hatten, bevor ihr Freund aus dem Haus kam und mir das ansehnliche Trinkgeld überreicht hatte.“

Die Profis merken schon: Selbst das ist grammatikalisch etwas fragwürdig. 🙁

Aber das macht überhaupt nix, denn wenn man das Buch auf Seite 63 aufschlägt, steht dort folgender Satz:

„Zudem war ich heilfroh, dass Lisa und ich uns bereits geküsst hatten, bevor ihr Freund aus dem Haus McDonald’s und mir das ansehnliche Trinkgeld überreicht hatte.“

Richtig: Das zeitlich nicht wirklich passende „kam“ wurde – quasi nahezu sinngleich – durch „McDonald’s“ ersetzt. Ich freue mich über Erklärungsversuche oder Verschwörungstheorien zu diesem Fehler!

PS: Wer also den bescheuertsten Fehler aller Zeiten sein Eigen nennen will, sollte noch ein Buch aus der ersten Auflage erwischen … 😉

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Mal wieder etwas Französisch

Es gibt ein paar Dinge, die nun wirklich die allerwenigsten meiner Leser wissen. So zum Beispiel, dass mir jetzt auf Anhieb kein lustiger zweideutiger Witz mit „Französisch“ einfallen will, obwohl es doch so nahe liegen würde.
Nein, im Ernst: Französisch war meine erste Fremdsprache, und nicht nur das: ich hätte um „Haaresbreite“ sogar das „französische Abi“ gemacht. Davon merkt man nicht mehr viel, wenn man mir heute eine Frage auf französisch stellt, aber es ist wahr. Meine Schule hat damals als eine der ersten diese Möglichkeit geboten und meine Eltern haben mich aufs Geratewohl in jenem französischen Zug angemeldet. Das nehme ich ihnen nicht übel, aber wirklich geklappt hat’s halt auch nicht. Ausgerechnet mit Französisch bin ich nicht sonderlich warm geworden – noch lange bevor ich mir mein hier schon oft erwähntes Mathe-Defizit eingetreten habe. Trotzdem hatte ich jahrelang extra viele Stunden „Franz“ und mit der Zeit dann auch andere Fächer in dieser Sprache. Was mich bei meiner Französisch-Schwäche zugegebenermaßen nur bedingt weiterbrachte.

Als ich dann die elfte Klasse wiederholen musste, hab ich zusätzlich den Absprung gewagt und das Ziel „Bac“, das Baccalauréat, sausen lassen. Ich bin in den Englisch-Zug gewechselt.

Ich hab das nie bereut. Ernsthaft. Wie bei Mathe hatte ich zwar auch gegen Französisch nichts, nur weil ich es nicht gut konnte, aber wirklich gefehlt hat es mir auch nicht. Ich wollte nunmal nicht in Frankreich studieren, kannte nur Franzosen, die auch deutsch konnten und war genug beschäftigt damit, einsprachig nicht auf die Schnauze zu fallen. Daran hat sich im Grunde nicht viel geändert.

Aber.

Ich hab mir in den letzten Jahren einfach so nebenher ein brauchbares Englisch zugelegt. Und es hilft mir jeden einzelnen Tag im Internet und jeden einzelnen Arbeitstag im Taxi. Es ist ja wirklich so: Fremdsprachen sind was tolles.
Dass ich für mein Englisch im Taxi gelobt werde, hat zudem wenig zu tun mit meiner perfekten Grammatik (die wo ich selbst im Deutschen nur so halb beherrschen), sondern mit der Aussprache und einem gewissen Grad an Spontaneität. Und zumindest das beherrsche ich im Französischen durchaus auch. Nur hat mein aktiver Wortschatz da über die Jahre so gelitten, dass ich kaum mehr frei reden kann und für die Bestellung eines Apfelsaftes locker 5 Minuten Vorbereitungszeit brauche. Was für 7 Jahre Unterricht echt bitter ist und zudem etwas kurios, wenn ich bedenke, wie viel ich verstehe, wenn französische Taxikunden in ihrer Landessprache lästern. Meist traue ich mich dennoch nicht, sie mit einem akzentfreien „au revoir“ (Auf Wiedersehen!) zu verabschieden, weil mir immer noch nachhängt, wie ich in der 6. Klasse der Oma meines Austauschschülers aus Grenoble ein schallendes „aujourd’hui“ (Heute) entgegengeschmettert habe.

Doch dann kam Ozie an und zeigte mir Duolingo.

Das ist eine sehr einfach gehaltene Website, mit deren Hilfe man Sprachen erlernen kann oder zumindest können soll. In kurzen Lektionen, bunt zusammengewürfelt, weit weg vom Frontalunterricht aus meiner Erinnerung. Eher spielerisch. Gamification ist das Stichwort, Ingo! Wie weit man damit kommen kann, weiß ich nicht. Weiter als ich es eigentlich sein sollte sicher nicht. Weiter als ich tatsächlich bin jedoch durchaus. Und so erarbeite ich mir Französisch in den letzten Tagen wieder zurück. Und Ozie macht dankenswerterweise mit. Für sie ist die Sprache komplett neu und so komme ich in die wirklich sehr komische Situation, ausgerechnet in Französisch ein paar Dinge erklären zu können. In Französisch! Hätte mir das vor ein paar Jahren mal wer gesagt!

Wie weit das gehen wird, weiß ich nicht. Vielleicht gebe ich es in zwei Wochen wieder auf, vielleicht gucke ich in einem halben Jahr TV5 und lese Houellebecq im Original. Oder alles dazwischen. Momentan fasziniert mich vor allem, dass ich das Interesse an der französischen Sprache zumindest kurzfristig wiederentdeckt habe. Und da sind zwei Dinge, die ich deswegen mal wieder anmerken muss:

  1. Das Internet ist geil!
    So viel Mist im Netz auch passiert; es vermag tolle Sachen zu leisten. Es sind Dinge möglich, die in meiner Kindheit, während meiner Schulzeit, nicht möglich waren. Sehr einfache, manchmal aber auch sehr komplexe Dinge. Ich liebe es, diese Entwicklung mitzuerleben!
  2. Bildung ist geil!
    Ich rante gerne über meine Schule, meine Lehrer und das verkrustete Bildungssystem zu „meiner Zeit“ rum. Sicher nicht zu Unrecht. Aber ich bin rückblickend so froh, es aufs Gymnasium geschafft zu haben, wo mir neben allen Fehlschlägen dann doch auch viel beigebracht wurde, selbst als ich eigentlich nicht so wirklich Bock drauf hatte. Dieses Glück hatten nicht alle mit ihrer Schule und ich muss rückblickend sagen, dass ich verdammt dankbar bin, selbst falls es sich nicht in einer Bilderbuchkarriere niederschlagen sollte.

Ich verbleibe mit einem netten „au revoir“ und bringe einfach noch eine weitere Lektion hinter mich. 🙂

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Chili-Anfänger und die Justiz

Falls hier irgendwer dem Justillon nicht folgt, hier mal ein wunderbarer Artikel, um mit dieser Sammlung kurioser Meldungen aus dem Rechtsbereich warm zu werden:

Freiheit für den Chili-Schoten-Exhibitionisten

(Es tut mir leid, ich hab’s versucht, mit Deppenleerzeichen zu tippen, aber ich kann’s nicht.)

Ich gönne dem Mann seinen Freispruch zwar, bin aber doch verwundert, wie jemand, der sich Habaneros auf die Pizza legt, so überrascht vom Brennen von Capsaicin sein kann, dass er sich panisch nackt in der Öffentlichkeit herumwälzen muss. Aber gut, die Menschen sind wohl verschieden …

Wie der Fall aber wohl auch zeigt: Die Warnhinweise, die hier und da bei Habaneros gegeben werden, sind nicht unberechtigt – selbst wenn man am Ende vor Gericht durchkommen sollte mit Dingen, die man im Unglücksfall so anstellt. 😉

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