Musik, Laune, diese Geschichten

Ich gebe ja zu, dass es mich ein wenig überrascht hat, dass der Song „Edge of a Revolution“ von Nickelback ist. Ich bin ein bisschen draußen aus der Musikszene und tue mich schwer mit dem Erkennen von Stimmen. Wie mit Gesichtern ja auch. Fiese Combo übrigens. Aber egal, wir waren bei dem Song und bei Nickelback.

Ich hab mit der Band nicht viel am Hut, eine Hardrockband wie viele andere halt. Hab sie wie die meisten hierzulande durch „How you remind me“ kennengelernt und ich war sicher nicht der einzige, der den Song totgehört hatte, bevor das Radio ihn unerträglich gemacht hat. Was schade ist, denn wenn man mal ehrlich ist, dann war es eigentlich eines der schönsten und reflektiertesten Liebeslieder überhaupt und hatte den Erfolg schon irgendwie verdient.

Inzwischen ist die Band ja vor allem im Internet zum Synonym für die schlechteste Band aller Zeiten geworden – was wohl zurückzuführen ist auf einen Presseartikel, der der Band diesen Status verliehen hat, weil die Single „Someday“ wie ein billiger Abklatsch von „How you remind me“ klang und das tatsächlich ein sehr durchschaubarer Versuch war, an alte Erfolge anzuknüpfen. Aber um ehrlich zu sein: Obwohl ich gerne meine Aversion gegen Mainstreammusik hege und pflege: Wenn auch nur 10% der Bands an die musikalische Qualität von Nickelback rankommen würden, wäre die Welt vermutlich eine bessere. (Ja, ich mag einfache Riffs. 🙂 ) Wie alles andere kann man’s mögen oder nicht, mir liegt nichts daran, diese – wie gesagt: für mich eher unwichtige – Band in den Himmel zu loben. Aber ich gestehe auch, dass ich mir damals das Album „Silver Side up“ gekauft habe und noch vor der Single-Auskopplung von „Never again“ gut gefunden hab, dass mal wer auf anschauliche Weise musikalisch häusliche Gewalt thematisiert, ohne dabei nur einer feinen aber kleinen Subkultur anzugehören.

Und nun „Edge of a Revolution“. Ich geb’s ja zu, ich hab den Song im Radio gehört. Star FM spielt ihn in den letzten Wochen rauf und runter. Hey, ein zumindest in Ansätzen kapitalismuskritisches Lied, das den NSA-Skandal am Rande anspricht und auf äußerst massentaugliche Weise die Wichtigkeit einer Änderung in die Welt schreit … so gut muss sich Punkrock in den 70ern angefühlt haben. Auch wenn ich mich inzwischen schwer damit tue, den Optimismus des Titels zu teilen.

Ich gebe zu: Musik wirkt zumindest bei mir wirklich. Vielleicht nicht so stark wie Literatur, aber natürlich hab ich meine Playlists, die mich in die ein oder andere Stimmung versetzen können. Und, obwohl Mainstream, „Edge of a Revolution“ schafft es schon, einen mal wieder mitzureissen, das Maul aufzumachen und sich nicht alles gefallen zu lassen. Etwas, das in Anbetracht der globalen Massenüberwachung wirklich mal raus muss. Und heute muss ich mir sowieso ein bisschen der sonst spärlichen Wut aufbewahren, denn wie letzte Woche wollen auch heute wieder Nazis durch meinen Kiez ziehen, was ich aus ungefähr 33 – 45 Gründen (wenn nicht mehr) für absolut verhindernswert halte.

In diesem Sinne: What Do we want?


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