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Banken, ey!

Ganz ehrlich, man braucht ja nicht einmal kapitalismuskritisch sein, um Banken bescheuert zu finden. Und ich will jetzt nicht rumjammern, dass mir meine Bank kein Geld gibt. Da kann ich ja zumindest in Ansätzen noch nachvollziehen, was sie für Gründe haben. Nein, erschreckend finde ich deren „Flexibilität“, die man im eigentlichen Wortsinne von massiven Betonblöcken weit eher demonstriert bekommt.

Ich bin ja eigentlich ein guter Kunde im Bankensinne. Nicht, dass ich fett Kohle gebunkert hätte, quatsch! Im Gegenteil: Ich bin seit nunmehr über 10 Jahren immer im Minus. Aber ich zahle dafür dick Zinsen und wenn es mal spitz auf knapp läuft, hab ich jeden Betrag ranschaffen können. Mein Scoring bei der Schufa muss exorbitant sein für meine Wohngegend, denn obwohl ich nie Geld auf dem Konto hab, zahle ich alle Schulden gnadenlos zurück – und das mögen die fast mehr als Reichtum.

Das Dumme ist, dass man diesem System nicht mit gesundem Menschenverstand kommen sollte.

Ich hab nun nämlich was total vernünftiges gemacht: Einen Termin. Und das eben nicht, weil ich Geld brauchte, sondern weil ich mir dachte:

„Hey, schön, dass das mit dem Dispo soweit klappt, aber ich will ihn ja auch mal loswerden.“

Ich will also der Bank meine Schulden zurückzahlen. Freiwillig. Dass interessiert selbige auch so arg, dass sie meiner Beraterin einen Typen vom Finanzcenter beiordnen. OK, eigentlich verständlich, denn wo sollen denn die schönen Zinsen bleiben? Aber ich will’s ja bewusst mal aus Kundensicht beschreiben.

Also: Ich hab da einen niedrig vierstelligen Dispo, unregelmäßige Einkünfte (wovon die meisten für die Bank nichtig sind, weil kein Gehalt) und ebenso unregelmäßige Ausgaben. Immer wenn ich knapp bei Kasse bin, reize ich meinen Verfügungsrahmen halt aus. Da bin ich sicher ein bisschen blöd im Kopf, aber in Marzahn sicher einer gesunden Mehrheit angehörig. Also möchte ich eine Rückzahlung. Schrittweise, irgendwie – vor allem aber flexibel. Wenn ich mal mehr Kohle hab, zahle ich gerne etwas mehr ab, ansonsten eher sehr wenig. Aber immerhin.

Nun ja. Wie ich erwartet habe, geht das nicht. Und das ist kein Witz. Das Institut, das ich damit beauftragt habe, meine Finanzen zu verwalten, kann das nicht. Denn dafür gibt es kein „Produkt“. Ein Kredit wäre ein solches Produkt, bei dem man geliehenes Geld mit verschiedensten Regelungen zurückzahlen kann. Sowas kriege ich nicht, da nur ein Drittel meines Einkommens von der Bank als „Gehalt“ und damit als Einkommen angesehen wird. Mein Dispositionskredit ist auch so ein Produkt, aber dafür zahle ich weit höhere Zinsen, also kann man das nicht flexibel kürzen. Wenn man’s mal so auf den Punkt gebracht hat, fragt man sich, ob man gerade in einem Douglas-Adams-Roman lebt.

Und ich bin ja ein netter Kunde. Ich würde für mehr Flexibilität sogar noch mehr Zinsen zahlen, nur will das die Bank nicht. Und spätestens da muss man sich wirklich fragen, ob sie dort noch alle Tassen im Schrank haben.

Das Einzige, was ich nicht will, ist – und damit hab ich den Finanzberater binnen eines Satzes auf Stumm geschaltet – mir irgendwo mit 2% Zinsen etwas ansparen, um einen Dispo mit 10% Zinsen zu tilgen. Dass das clever ist, hat er auch unmittelbar eingesehen, kurz nachdem er seine Provision für den Altersfürsorgevertrag davonflattern sehen hat. Mit nahezu unglaublicher Kulanz hat die Bank sich nun abgerungen, einen Abbau meiner Schulden

(„Ach, Schulden würde ich das eh nicht nennen …“ – O-Ton des Finanzberaters!)

also ein monatliches Kürzen des Dispos anzubieten. Ist nicht flexibel, aber doch immerhin etwas – oder?

Das dachte ich anfangs auch. Nun wurde mir dann allerdings gesagt – und das sollte man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen! – dass es für eine derartige Rückführung normalerweise keine freiwillige Option gibt. „Das System“ würde das also von sich aus als Zwangsmaßnahme der Bank auffassen und meine Bonität herabstufen. Nicht, dass die bombig wäre, aber ich vermute stark, dass das auch einen Eintrag bei der Schufa bedeutet. Und da gibt es zumindest angeblich keine Möglichkeit, das zu umgehen. Will heißen: So lange ich Schulden habe, ist alles ok. Wenn ich sie aber freiwillig abbezahlen will, dann wird mir das negativ ausgelegt – einfach, weil für so einen offenbar absurden Fall keiner mal ein Kästchen mit einem Haken ins Formular programmieren wollte.

Also ehrlich: Verarschen kann ich mich auch alleine!

Was ich nun vorhabe, ist schwierig. Aber in meinen Augen die sinnvollste Lösung: Ich kratze von überall so schnell wie möglich alles verfügbare zusammen. Ich beschaffe mir Kohle vom Geschäftskonto bei meiner anderen Bank, arbeite und laufe notfalls am Ende mit einem Sack Kleingeld dort ein. Und dann gleiche ich das Konto aus, verkünde, dass ich jetzt auch das Geld für eine Altersvorsorge hätte und lasse mir einen weiteren Termin geben. Zur Kontokündigung. Wem ich mein Geld anvertrauen soll, so ich mal welches habe, weiß ich nicht. Wem ich es aber einfach niemals gönnen würde … herzlichen Glückwunsch, Berliner Sparkasse! Den Negativpreis unter Aasgeiern muss man sich erst einmal erarbeiten!

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