Glückwunsch, Titanic!

Rechtsstreitigkeiten hat sich das Satiremagazin Titanic in den vergangenen Jahrzehnten ja einige eingefangen. Und aus den meisten sind sie siegreich, in der Regel aber wenigstens ein bisschen populärer als zuvor herausgekommen. Das werte ich persönlich als Zeichen dafür, dass man noch nicht alle Hoffnung aufgeben muss in dieser Gesellschaft. Denn – auch wenn es manchmal ausgelutscht wirkt – am Ende halte zumindest ich es immer noch mit den Worten Tucholskys von 1919:

„Was darf die Satire? Alles.“

Gerade in einem Fall wie dem vorliegenden. Die Titanic hat dem Gewand des Papstes einen gelben Fleck verpasst und in Anspielung auf die Vatileaks-Diskussion „Die undichte Stelle ist gefunden!“ darüber getitelt. Gut, das kann man natürlich geschmacklos finden. Aber an und für sich ist es ein so billiger Witz, dass ich mit Sorge auf Papa Ratzi schaue, wenn er sich von so etwas persönlich angegriffen fühlt. Schließlich führt der Mann ein weltweit bekanntes Amt, vertritt Positionen, die von Milliarden Menschen nicht nur geteilt, sondern mindestens genauso oft eben angezweifelt, angegriffen, kritisiert, persifliert, verballhornt und lächerlich gemacht werden. Und seine Person oft genug ebenfalls. Und nun malt ihm ein für Provokationen bekanntes deutsches Käsblatt einen gelben Fleck auf die Hose und alle Würde ist hin?

Das ist – und ich sehe keinen Grund, weswegen mir da nicht sogar Katholiken zustimmen sollten – doch wohl ein schlechterer Scherz als der der Titanic selbst.

Dem Magazin wird es wie immer gut tun, einen Rüffel vom heiligen Vater persönlich fängt sich ja auch nicht jeder ein. Das ist ein PR-Erfolg, ein Ritterschlag sondersgleichen. Die Titanic spielt das Spiel lange genug und die eilige Antwort auf die Unterlassungserklärung, es handele sich bei dem Fleck um Limonade, der Papst sei schließlich bekannt als Freund von Fanta, zeigt wohl auch, dass sie sich nicht ernstlich Sorgen machen. Ich als Laie vermute auch, dass sich der Herr Ratzinger mit dieser Aktion abseits des heiligen Stuhls eher in die Nesseln setzt.

Stände dem alten Herrn gut zu Gesicht, das Diesseits nicht so ernst zu nehmen, sein Spezialgebiet ist ja ohnehin eher die andere Seite. Da darf Satire nicht alles und da wird er sich auch sicher nicht mit Titanic-Redakteuren rumschlagen müssen.

Die allerdings haben jetzt Grund zur Freude und ich persönlich gönne es ihnen. 🙂

2 Comments

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2 Responses to Glückwunsch, Titanic!

  1. praktischerweise hat der spiegel das titelbild fast ganz abgdruckt: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/papst-benedikt-geht-gegen-titanic-vor-a-843608.html
    nur unten sind ein paar cm abgeschnitten, den gelben fleck erkennt man aber noch. ich bin mir auch ziemlich sicher, dass irgendjemand noch eine von den schon ausgelieferten magazinen erhascht und das titelbild irgendwo hochlädt und verbreitet. es ist doch wirklich albern; von wegen persönlichkeitsrecht!

  2. @Mausflaus:
    Das Titelbild wird schon aufgrund der Debatte auf ewig irgndwo verfügbar sein. Das ist ja der Witz, Streisand-Effekt und so … 😉

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