Der Knaller

Wie inzwischen ja allgemein bekannt sein dürfte, bin ich einer der vielen Berliner Immigranten. Herverschlagen hat es mich aus Stuttgart, und wie wir alle wissen und teilweise ausführlich erörtert haben, ist Stuttgart in vielen Punkten anders als Berlin.

Und das ist auch gut so.

Mein Lokalpatriotismus war nie sonderlich ausgeprägt und ich hab den bisher einzigen überregionalen Umzug vor allem deswegen genossen, weil es so fantastisch und interessant ist, die Unterschiede im Alltag zu erleben. Die geistig Armen, die ihre jeweilige Heimatstadt gegen alles andere verteidigen zu glauben müssen, sind ja glücklicherweise hier wie dort in der Unterzahl.

Ein interessanter Unterschied ist aber beispielsweise die Anzahl an Knallern. Es klingt vielleicht komisch, aber Stuttgart erfüllt seinen Ruf als langweilige und ruhige Stadt zumindest insofern ganz gut, als dass sich der Gebrauch von Pyrotechnik im Wesentlichen auf die Tage um Silvester rum beschränkt und ansonsten bloß in professioneller Form beispielsweise zum Lichterfest oder zum Abschluss von Frühlings- und Volksfest auftritt.

Es kann sein, dass ich hier in einen besonders pyromanen Stadtteil gezogen bin, aber hier explodiert mehrmals täglich irgendetwas so laut, dass es keinesfalls immer dasselbe Etwas sein kann. Und richtige Feuerwerke…

 

Kleines Feuerwerk an der Spree. Quelle: Sash

Wenn ich eine Schätzung abgeben müsste, wie viele Feuerwerke jährlich irgendwo in Berlin stattfinden, dann würde ich 150 sagen und damit wahrscheinlich immer noch deutlich zu niedrig liegen. Ich kriege zwar gefühlt zwei- bis viermal die Woche irgendwelches Geknalle mit, aber da ich nicht überall gleichzeitig sein kann – nicht mal mit dem Taxi – vermute ich, dass mir so einiges bisher auch entgangen sein wird.

Der wirkliche Knaller sind dann allerdings Leute, die mit Schreckschusspistolen großangelegte Polizeieinsätze auslösen, wie jetzt erst wieder geschehen. Da fällt einem dann echt nichts mehr ein.

Wenn ich hier schreibe, dass ich das aus meiner alten Heimat nicht kenne, dann ist das im Übrigen kein sentimental begründeter Ruf nach mehr Ordnung und Ruhe, sondern allenfalls eine nette Anekdote im Hinblick auf die Unterschiedlichkeit der beiden Städte. Es bestätigt aber auf jeden Fall eine Theorie meinerseits:

Nachts ist die Stadt bunter!

5 Comments

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5 Responses to Der Knaller

  1. Hehe, das mit den Feuerwerken hab ich auch schon gedacht. Anfangs sind wir nach gesprintet, um was zu sehen. Das hat aber schnell nachgelassen.
    Zisch Peng Poff – „Moah… schon wieder Feuerwerk irgendwo…“

  2. @Will Sagen:
    Ja, die Faszination lässt nach. Obwohl ich Feuerwerke bei aller Unsinnigkeit dennoch immer wieder schön finde!

  3. der Schwob

    In Stuttgart, nennt man handelsübliche Pyrotechnik auch Sprengsatz. Treten in letzten Wochen gerne bei aktivem Widerstand gegen Stuttgart 21 auf und rufen bei Polizeibeamten, oder nur ihrer Pressestelle Knalltraumatas hervor und sorgen für erschreckende Bilanzen, was schwerverletzte PolizeibeamtInnen angeht.
    Aber was Feuerwerk angeht, ist das ja logisch, bei euch hat immer irgendjemand was zu feiern was man von uns ortsansässigen Schwaben leider nicht immer behaupten kann.

  4. So viele Feuerwerke entzaubern doch die ganze nichtgreifbare Faszination. Da bin ich recht froh, dass es hier nur eine Hand voll Feuerwerke im Jahr gibt.

  5. @Schwob:
    Na hier ist ja auch Knalltrauma-Hauptstadt. Und irgendwas zu feiern gibt es immer! 🙂

    @Der Maskierte:
    Ein bisschen stimmt das schon, aber die meisten kriegt man dann ja hier in der Stadt auch eher nur aus der Ferne mit.

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