Warum schreibe ich eigentlich gerade so wenig?
Ich bin ja eigentlich ein zu regelmäßiger Blogger, um ernsthaft auf die Idee zu kommen, ich schreibe mal zu wenig. Meist poste ich meine Entschuldigungen auch noch, bevor irgendwer es auch nur in Betracht ziehen würde, dass ich gerade so eine Art Pause mache. In den vergangenen Tagen lag meine sichtbare Aktivität im Internet allerdings irgendwo herum, wo sie nicht so einfach aufgefunden werden konnte. Dabei war ich im Netz. Stundenlang. Jeden einzelnen Tag!
Wer selbst schreibt, wird irgendwann gemerkt haben, was das große und wahrscheinlich einzige Geheimnis hinter einem brauchbaren Schreibstil ist: Lesen. Man kann die verrücktesten Dinge erleben, man kann einen schon übernatürlich ausgeprägten Drang zur Selbstdarstellung haben und alle Zeit der Welt. Man wird wahrscheinlich nie wirklich gut im Schreiben sein, wenn man nicht seinerseits viel liest, und damit – mitunter völlig unbewusst – seinen sprachlichen Horizont erweitert.
Und als rundum schreibbegeisterter Mensch lese ich auch wahnsinnig viel. Leider zu wenige Bücher, keine einzige Tageszeitung, aber dafür im Netz umso mehr. An einem normalen Tag lese ich inzwischen sicher mindestens 300 Texte, von einer Polizeipressemeldung bis hin zu mehrseitigen wissenschaftlichen Erklärungen und politischen Hintergrundberichten. Ein Genie bin ich deswegen noch lange nicht, mein Kurzzeitgedächtnis funktioniert ähnlich gut wie Suppe essen mit Stäbchen.
Aber ich kann nicht nicht lesen. Es geht nicht. Seit ich mein Smartphone hab, nutze ich sogar die Zigarettenpause vor dem Taxi zum Lesen im Internet. Es gibt Tage, da überlege ich mir, ob ich an der Ampel nicht kurz an einem Artikel weiterlesen kann. Ist wahrscheinlich eine komplexe Zwangsstörung 🙂
Naja, und wenn ich dann mal wirklich an was dran bin…
Ich muss jetzt vielleicht ein bisschen weiter ausholen – zurück in die Kindheit. Ich war immer schon ein astronomiebegeisterter Mensch. Also zumindest seit ich 9 oder 10 Jahre alt bin. Und mit astronomiebegeistert meine ich nicht, dass ich gerne mal den Mond angesehen habe, sondern dass ich die Namen der Krater dort kannte und seit meinem zwölften Lebensjahr auswendig weiss, dass die Lichtgeschwindigkeit nicht 300.000 km/s beträgt, sondern 299.792,458. Übrigens ein Wissen, mit dem ich manche Lehrer ganz schön genervt habe 😉
Das bis heute schönste Weihnachtsgeschenk, das ich je bekommen habe, war ein astronomisches Lexikon, und das Verschwinden desselben rangiert unter den schlimmsten Verlusten meines Lebens ziemlich direkt hinter verstorbenen Familienmitgliedern und hat mit der Zeit meinen Teddy verdrängt, den ich mit 7 Jahren im Eutiner Staatsforst zugunsten eines Stocks habe liegen lassen.
Ich hab Artikel über Quasare gelesen, bevor ich jemals auch nur eine Stunde Physik in der Schule hatte und besaß ein reges Interesse an Kernfusion, bevor mir mein Chemielehrer gezeigt hat, dass Heliumatome auch verdammt langweilig sein können.
Mein geringes Verständnis auf der Berechnungsebene hat mich eigentlich nie daran gehindert, zu lesen, was es zu lesen gab. Und seit ich Internet habe, bin ich zu einem der Menschen geworden, der von der Wikipedia behauptet, alle interessanten Artikel sowieso schon gelesen zu haben. Bevor jemand fragt: Ja, ich lese die Wikipedia als Unterhaltungslektüre.
Naja, und dann das:
Vor etwas über einer Woche hab ich mir mal endlich ein paar alte Beiträge in Florian Freistetters Blog „Astrodicticum Simplex“ angesehen. Ich bin hier und da immer mal wieder durch Links auf diesen Astronomie-Blog gestoßen, hab ihn aber stets wieder vergessen. Nun hab ich den „Fehler“ gemacht, das Tab geöffnet zu lassen…
Das heisst, um es auszusprechen: Ich lese seit einer Woche jede freie Minute bei Astrodicticum Simplex. Jedes Mal, wenn ich was anderes machen will, lande ich dann doch nach kurzer Zeit wieder „versehentlich“ dort und lese. Und lese. Und lese.
Ja, und somit steht die Antwort, warum ich so wenig schreibe, gewissermaßen in den Sternen.
Ich weiss, die meisten meiner Leser sind davon sicher nicht so übermäßig begeistert, aber ich möchte den Blog einfach gerne weiterempfehlen. Man erfährt dort viel Grundlagenwissen, aber auch viele detailliertere Antworten auf aktuelle Fragen. Freistetter schreibt gegen Pseudowissenschaften an und hat zum Beispiel beim Erklären, warum 2012 die Welt nicht untergehen wird, eine geradezu liebenswerte Geduld. Dazu kommen sehr kuriose, aber interessante Links, atemberaubende Fotos und allerlei aktuelle Forschungsergebnisse – und alles so simpel wie möglich erklärt, ohne dabei allerdings kindisch oder dümmlich zu sein.
Also falls ihr meiner Schreibfaulheit wegen nicht wisst, was ihr lesen sollt…
Der arme Teddy…
Das kenne ich zu gut, dass man sich an einem Blog festliest. Passierte mir unter anderem bei dir.
@Aro: Genau!
@Sash: Ach ja, Wikipediasurfen. Ich liebe es. Ich habe als Kind schon gerne im alten Brockhaus meiner Großmutter (aus den späten Zwanzigern und frühen Dreißigern [der Brockhaus, nicht die Großmutter, die war noch älter]) gesurft, obwohl das damals natürlich nicht so hieß.
@Aro:
Ja 🙁
@Der Maskierte:
Passiert mir verdammt selten. Vor allem selten bei Blogs, die schon seit Jahren existieren und es deswegen so viel Material gibt.
Die Tatsache, dass es dir (und auch anderen) bei meinem Blog so gegangen ist, hab ich übrigens immer als das größte Kompliment verstanden.
@buntklicker.de:
Bücher surfen – yeah! Ich glaub, ich hab als Kind auch ein Lexikon meiner Oma studiert. Damals hab ich aber noch häufiger die Bilder abgemalt als die Texte gelesen. Ich erinnere mich gerade an ein Gorillaskelett…
Wow, gib mir doch nicht so einen Link, dann komme ich ja zu gar nichts mehr. Bin auch so ein Festleser, da kann um mich herum die Welt untergehen, ich lese weiter.
@Anise:
O weh! Dann hab ich dir wohl keinen Gefallen damit getan 😀
@Anise
Dann beeile dich mal, falls die Mayas DOCH recht hatten 😉
Nee, ich betrete die Seite gar nicht erst, ich hänge momentan schon bei nem anderen Blog fest.
Sash du hats damals meine Kenntnis der Sternzeichen verdreifacht. Statt nur dem großen Wagen kannte ich dann auch den kleinen und diesen komische Sternenhaufen mit den sieben Sternen 😀
Ich freue mich sehr zu erfahren, dass es noch mehr Menschen auf der Welt gibt, die „früher“ gern mit dem dicken Lexikon auf den Knien einfach die Zeit um sich herum vergessen konnten….Mit Wiki heute ist es auch nett, aber nicht gaaaanz so schön. Ich glaube, weil es zu viele Verweise auf andere Artikel gibt. Das war in den klassischen Lexika nicht ganz so überladen.
Solche Leute wie wir sind übrigens ziemlich oft überaus erfolgreich beim Trivial Pursuit….man kann als Kind ne Menge unnützen Wissens in sich aufsaugen und es 30 Jahre später gekonnt wieder hervorzaubern 🙂
@Nihilistin Interessant, daß Du das so siehst. Ich finde es in der Wikipedia nämlich noch viel schöner, eben wegen der vielen Links. Dann kann ich auch noch gucken, ob die Version in einer anderen Sprache vielleicht noch mehr interessante Informationen bietet, wenn ich einen Fehler sehe, kann ich ihn korrigieren usw. Und natürlich weil es viel viel viel viel mehr Material gibt als in jedem Brockhaus!
Das Problem bei Wiki ist, man verzettelt sich zu leicht. Ich lese von einem bestimmten Thema, klicke auf Links, und irgendwann lande ich bei einem ganz anderen Thema, bin aber beim ursprünglichen noch gar nicht durch.
Ansonsten ist unser Gehirn wie Spaghetti mit Tomatensauce, die Spaghetti sind die Informationen, die man notwendigerweise braucht zu Hause, im Job, im Strassenverkehr usw., die Tomatensauce ist der ganze Rest. Wer viel liest, hat ziemlich viel Sauce im Hirn.
Mein Problem, ich finde dann oft die Nudeln nicht mehr, kann dir zwar sagen welcher Schauspieler in welchem Film mitgespielt hat und wo der sonst noch auftaucht, aber frag mich nicht nach der Geheimzahl meiner Kreditkarte oder dem Geburtstag meiner Cousine.
@Anise
Deswegen öffne ich die Links in einem neuen Tab im Hintergrund und lese sie anschließend. Außer sie sind mir zum Verständnis des aktuellen Artikels notwendig.
Mein Opa hatte das komplette Meyers Konversations-Lexikon in der 6. Auflage, welches dann mein Vater erbte und von mir verschlungen wurde. Aber die Bände waren, so toll sie auch gemacht sind, groß, unhandlich und nicht mehr in allen Punkten auf der Höhe der Zeit. So war es ein Segen, als ich die Wikipedia für mich entdeckte.
Was die ganze Soße angeht: Dafür habe ich inzwischen mein kleines Smartphone, das mir verborgene Nudeln aus der Tiefe fischt. Es wird von mir liebevoll Smartie genannt und oft mal auch zweites Gehirn. Als positiver Nebeneffekt habe ich endlich auch fast überall die Wikipedia und Google für mich zur Hand, wenn ich Informationen brauche. Und ja, ich wäre etwas aufgeschmissen, wenn mir das Ding über den Jordan geht. 😉
Kann mich auch gut erinnern, wie ich als Kind irgendwas im 23bändigen Brockhaus nachschlug und über die Querverweise schlußendlich mit etlichen aufgeschlagenen Bänden, die im Kreis um mich herum lagen, auf dem Wohnzimmerteppich saß (und wünschte, die Bücherei hätte noch offen…) Herrlich! Heute fange ich mit einem Suchbegriff im Internet an und lande bei etlichen offenen Tabs… macht aber nicht ganz so viel Spaß wie mit Büchern 😉
@sachma:
Meine Kenntnisse über Sternzeichen haben sich seitdem aber auch nicht erhöht, die haben mich eigentlich nie interessiert 🙂
@Nihilistin:
Ich hab sogar Trivial-Pursuit-Karten gelesen…
Die Wissenschaftsfragen 😀
@buntklicker.de, Anise und Der Maskierte:
Ich finde Wikipedia auch der Links wegen am besten. Ich öffne die Verweise auch immer in neuen Tabs – lese sie (oder die benötigten Infos) aber meist gleich und kehre dann zum eigentlichen Artikel zurück. Gut, manchmal öffne ich auch einfach einen Haufen Artikel zum später Lesen.
Und wenn ich ganz verzweifelt bin, lese ich zu die Diskussionen gleich mit…
@Clara:
Ist natürlich was anderes. Ich persönlich bin pragmatisch genug, um es praktischer und damit besser zu finden.
Sehr gut macht das übrigens auch der amerikanische Astrophysiker Neil deGrasse Tyson.
Unter anderem bekannt durch sein Buch ‚Death by Black hole‘ und die gleichnamige Erklärung, wie es dazu kommt auf youtube.
Der erklärt auch sehr schön warum 2012 nicht die Welt untergeht.
offtopic aber wichtig: @Ozie: Herzlichen Glückwunsch zum Schlüpftag!
Liebe Ozie.
Alles Liebe und Gute zu deinem Geburtstag wünschen wir dir!!!
Grüße aus Wien, Miki und Alex 🙂
Hallo Ozie,
auch von mir herzliche Glückwünsche zum Geburtstag … und zu dem tollen Freund, den Du hast! 🙂
Danke euch dreien für die Glückwünsche. 🙂
Hurra, endlich 24! Herzlichen Glückwunsch 😉
Auch von mir alles Gute und Fröhliche zum Schlüpftag!
Lieblings Ozie,
dir alles liebe und gute zum Geburtstag. Laß es krachen und laß dich vorallem reich beschenken. Ich hoffe wir alle sehen uns bald mal wieder. Evtl ja die 2. Aprilwoche.
fühle dich gedrückt und geherzt.
dein Schwanger aus dem Ländlä
PS gruß von Karin und das obige dazu!
wow…endlich nach dem update, kann ich auch von unterwegs meinen Müll hier abladen….Dann kann ich jetzt ja hoffentlich wieder bissle mehr kommentieren
Ansonsten, nochmals, damit ihr auch bestimmt an ihrem tag nicht langweilig wird: Alles Gute ozie….und wenn mein bruder wach wird…erkläre ihm mal, das der Aufruf dich zu beglückwünschen nicht nötig gewesen wäre, denn wir alle denke ja eher immer an dich..anstatt an Sash. nee Spass, nur eine Bitte hätte ich noch…lasst mal eure Home Nummer wüberwachsen, ich habe sie nicht mehr. am besten auf´s handy, denn daheim bin ich eh nie…und wenn dann will ich pennen!
Grüsse aus der baustellen-Stadt
verdammt, hätt ich doch gestern schon reingesehen..
Zu dem Thema stellt sich mir die Frage, wie langfristig Fachwissen von allgemein akzeptierten unterschieden wird. Dass die Wikipedia eine Art Grundwissen schwammiger Art darstellt ist meist bekannt. Doch wer kennt genügend Astroblogs um die Fehlquote benennen zu können? Schlimmer noch: Vielleicht werden manche Astroblogs durch fakumisierte(ich find das wort gut) behauptungen erst bekannt. „Wer reguliert dieses Internet, von dem jetzt alle reden?“
(@Ana
PS: isses schlimm, dass ich ozie in gedanken mit nadini gleichsetze? die blogger haben sichtbare gleichheiten.)
@Ana
Das ist leider eine sehr alte und besonders durch vermeintlich hohe Lehranstalten (ja, auch bei uns an der Uni ist wikipedia nicht zitierfähig) und die Medien geprägte Sichtweise.
Durch die Mitarbeit vieler Menschen und die dadurch auch gegebene Prüfung der Inhalte ist wikipedia inzwischen deutlich akkurater als vergleichbare Enzyklopädien (Brockhaus, Encyclopedia Britannica).
Es ist eben ein weit verbreiteter Irrglaube ein willkürlich bestimmter Kreis von ‚Experten‘ und ‚Studierten‘ sei wissenschaftlich wertvoller, als eine ‚Massenenzyklopädie‘.
Ja, würde mich auch freuen etwas häufiger was von dir zu lesen!
Uh, dann gratuliere ich auch mal schnell nachträglich deiner besseren Hälfte 😉
Ich hoffe, du hast gut gefeiert und genossen, Ozie.
@Schwob:
Als ob du jemals nach Berlin kommen würdest… 😉
@Ana:
Jetzt würde mich mal interessieren, wer Nadini ist. In den Blogs, die ich so lese, ist mir niemand dieses Namens aufgefallen.
Und zu der Frage, welches Wissen glaubhaft ist: Ich finde, dass das, was Freistetter immer wieder schreibt – peer-reviewte Veröffentlichungen grundsätzlich ein guter Anhaltspunkt sind.
Wobei ich auch Nick zustimmen möchte: wikipedia ist an und für sich eine verdammt zuverlässige Quelle!
Hier wie dort merkt man den Unterschied wahrscheinlich an den Quellenangaben. Sicher: Nicht jeder liest sie. Aber wenn die Quellen vertrauenswürdig sind, sollte der Rest passen.
@Kim H:
Ich bemühe mich 🙂
Du kennst Nadini nicht? Du liest blog.beetlebum.de nicht? Unvorstellbar!
Von mir auch noch alles Gute nachträglich.
Wegen der offenen Tabs, ich habe irgendwann so viele davon, dass mir die Zeit fehlt, um alle zu lesen, und dann verliere ich den Anschluss und niemand darf mein Laptop anrühren.
Aber grundsätzlichg finde ich es superpraktisch, auch unterwegs immer Zugriff zu allen Informationen zu haben.
Wenn mir spontan was einfällt, Griff zum Fon in der Bahn oder sonstwo, und ich kann gleich ne Wissenslücke stopfen.