Monthly Archives: Oktober 2010

Geld und so…

Schon mal 500 € gefunden?

Wir schon.

Naja, so in etwa jedenfalls.

Wer den Blog hier in der letzten Woche aufmerksam verfolgt hat, wird festgestellt haben, dass es mit Geld gerade nicht rosig aussieht bei mir. Deswegen arbeite ich nämlich mal vernünftig und hab nicht viel Zeit zum Bloggen und so. Das ist soweit kein Problem, sondern eher so eine Phase, die einmal jährlich auftritt. Die genauen Termine kann euch wahrscheinlich mein Vater mitteilen, der hört dann immer regelmäßiger als sonst von mir 🙂

Naja, ich hab den Sommer über recht relaxt gelebt, hab mehr oder minder nur gearbeitet, wenn ich gerade Lust hatte, und das war auch ok so.

Nun müssen wir eingedenk der Tatsache, dass unsere Küche nach Renovierung schreit, halt gucken, woher wir Kohle kriegen. Das Minus ist erträglich, aber ein bisschen mehr wäre ausnahmsweise nicht schlecht. Jetzt war gestern ein echt praktischer Tag.

Zunächst hat Ozie ein Konto gefunden, auf dem noch 120 € drauf sind. Das haben wir nach der letzten Finanzkrise angelegt und vergessen. Sehr praktisch, kann ich nur empfehlen.

Und passend zum Thema kam dann auch noch unsere Nebenkostenabrechnung. Letztes Jahr haben wir ja einiges rausbekommen, weil wir das erste Mal ein Jahr ohne Ralf und damit ohne Umgebungsheizung und Dauerlicht hatten. Und dieses Jahr? Nochmal 360 € weniger. Verrechenbar mit der nächsten Miete. So lobt man sich das doch! 😀

Und wahrscheinlich wird es nächstes Jahr noch weniger, weil wir dieses Jahr ja nur noch zu zweit sind. Aber es ist schon witzig, dass unsere Miete bisher trotz Erhöhung zum Jahresende insgesamt gesunken ist damit. Zu Beginn haben wir hier noch 567 € pro Monat bezahlt, inzwischen sind es 560 €. Bei 20 € Mieterhöhung. So lässt es sich leben 🙂

Naja, wenn jetzt noch unser Kostenfestsetzungsantrag beim Amtsgericht durchgeht, oder uns sogar unser Mitbewohner irgendwann die 1000 € Mietschulden begleicht, dann sind wir fast schon sowas wie wohlhabend…

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fünfdrei

Fünf Jahre glücklich, drei Jahre Berlin.

Es gibt vieles,
was ich manchmal vermisse.
Vieles gibt es aber auch,
was ich heute nicht mehr missen möchte.

Mein rechtes Auge lacht das linke weinende aus.

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Die Frau Gecht…

Guten Tag!

Wir haben vakante Position fur alle, die Freizeit auf aufgenommen.

Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, dann E-Mail uns: vonsashentfernt@gmail.com

Best Grüßen
Natalie Gecht

Tut mir leid, Frau Gecht. Ich habe leider keine Freizeit auf aufgenommen. Ebenso haben sie mit dieser Mail nicht mein Interesse geweckt, sondern eher einen Reflex im Zwerchfell. Aber nix für ungut,

Best Grüßen zurück,

Sash

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WG-Battle

OK, das nimmt hoffentlich niemand zu ernst 🙂

Ich lese gerade ganz gerne die neuesten Geschichten der Wohngemeinschaft of Death, einfach so. Es erinnert mich ein wenig an die gute alte Chaoze-WG. Dabei ist mir bei diesem Artikel zur Streicherei das Bild des Kühlschrankes aufgefallen. Solche Bilder gab es natürlich bei uns auch. Da hab ich mir gedacht: „Mensch, warum nicht ein Kühlschrank-Bilder-Battle?“

Jeder der will, kann das ja als Stöckchen verstehen und auch Kühlschrankbilder in seinem Blog posten 🙂

Bei mir ist es schon schwer geworden, eines auszusuchen. Hat einfach nicht geklappt. Deswegen gibt es hier eine Auswahl:

Bei der Einweihungsparty, als wir noch brav waren, sah eine Party-Vorbereitung etwa so aus:

Party 2004, Quelle: Sash
Party 2003, Quelle: Sash

Etwas später, 2005, haben wir dann auf unnötigen Schnickschnack verzichtet:

Party 2005, Quelle: Sash
Party 2005, Quelle: Sash

2007 war uns dann der Kühlschrank zu klein:

Party 2007, Quelle: Sash
Party 2007, Quelle: Sash

Und einfach weil es so toll aussieht, gibt es dieses Bild auch nochmal mit aktivierter Kühlung:

Party 2007 in kalt, Quelle: Sash
Party 2007 in kalt, Quelle: Sash

Hinweis: Ich hab das nicht alleine getrunken.

😀

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Leini zu Stuttgart 21

Ich hab Leinis Kommentar mal wieder einen großen Platz gegönnt. Und das Thema verträgt Einträge wie diesen. Also: Einmal mehr: Nicht mein Text. Deswegen aber nicht schlecht 😉

Es ist ein schwieriges Thema. Stuttgart 21, das Verhalten der Obrigkeit und der ganze Rest. ;-) (In Anlehnung an Douglas Adams)
Ich für meinen Teil tu mich schwer damit mich auf eine der beiden Seiten zu schlagen. Es gibt gute und starke Argumente auf beiden Seiten. Ich werde hier vereinzelt auf einige der Argumente eingehen, aber für ein komplette Abhandlung fühle ich mich nicht kompetent genug.
Nach wie vor gefällt mir das Endergebnis, der tiefergelegte Bahnhof, der neue Stadtteil und der vergrößerte Schlosspark. Auch die neuen Arbeitsplätze, die entstehen sollen halte ich für sinnvoll. Auf der anderen Seite fallen mir als Laien schon einige Streckenführung auf die sinnlos erscheinen. Auf den Fildern soll es einen Streckenabschnitt geben, der von ICEs und S-Bahnen benutzt werden soll. Die S-Bahn von den Fildern zum Hauptbahnhof braucht 30 Minuten und der ICE schätzungsweise fünf Minuten. Wenn so ein ICE mal hinter einer S-Bahn festhängt, hat der ICE 25 Minuten Verspätung. Und nein es gibt keine Möglichkeit unterwegs zu überholen. Es gibt für jede Richtung ein Gleis. Die Strecke
Ulm – Wendlingen ist zu steil für jeden Zug den es gibt. Auf die Ingenieursfragen gehe ich nicht ein, wie gesagt ich weiß nicht wie dick die Tunnelwand sein muss damit das nicht einstürzt. Auf Argument der Befürworter möchte ich hier näher eingehen. Sie sagen, dass alles entschieden ist. Diese politischen Entscheidungsprozesse sind anscheinende unumkehrbar. Da fand ich sehr erhellend was Cem Özdemir gesagt hat. Er sagte, das Projekt über das damals entschieden wurde ist ein anderes als das was heute durchgeführt wird. Er hat Recht. Die Kosten haben sich verdoppelt und unter diesen Voraussetzungen muss man nochmal neu entscheiden. Ich kauf auch kein Auto dass im Vertrag doppelt so teuer ist wie im Angebot.
Wenn es noch Argumente gibt die dafür sprechen, haben die Befürworter und Macher echt eine ganz bescheidene Kommunikationskultur. So wie die Dinge bisher stehen bin ich eher dagegen als dafür. Ich bin nicht grundsätzlich gegen Neues, aber es sollte schon besser sein als das Alte.
Jetzt komme ich zu den Protesten. Wie ich in meinem ersten Kommentar schon geschrieben hab, gibt es Gegner die wenig Ahnung haben und dagegen sind ohne sich auf Diskussionen einzulassen. Sash mahnte in seine Antwort an, dass es solche Leute auf beiden Seiten gibt. Damit hat er auch Recht. Ich hab in meinem ersten Kommentar nicht sehr differenziert geschrieben. Worauf ich hinaus wollte ist, es entsteht ein Graben innerhalb der Gesellschaft der immer tiefer wird. Die Bevölkerung teilt sich in Befürworter und Gegner. Befürworter sind von den Behinderungen genervt die durch die Proteste entstehen. Das kann ich gut verstehen und ich musste auch schon längere Umwege in Kauf nehmen auf denen dann stockender Verkehr entsteht. Die Strecke um den Hauptbahnhof ist nun mal ein Nadelöhr in Stuttgart. Die Polizisten schieben seit Monaten Zusatzschichten. Welche Auswirkungen das in ihrem sozialen Umfeld hat kann sich auch jeder vorstellen. Beispielsweise eine Familie mit Kind. Vater, Polizist, und die Mutter, auch berufstätig, Kind, zwei Jahre alt. Vater und Mutter haben sich arbeitszeitmäßig abgestimmt. Jetzt muss er immer arbeiten, die ganzen Absprachen sind hinfällig und die Mutter bekommt Ärger mit ihrem Chef. Ich möchte nicht darauf hinaus, dass man nicht demonstrieren soll. Ich versuche mich nur in die Situation der betroffenen ein zu denken. Seit Monaten werden die blöd angemacht und das finde ich wirklich scheiße. Die machen nur ihren Job. Keiner von denen wird gefragt ob ihm das gefällt oder ob er dahin will. Ich war auch schon auf der ein oder anderen Demo und mir war immer klar, dass die Polizei nur ihren Job macht, zum Großteil die NPD genau so widerwärtig findet wie ich.
Die Gegner waren anfangs gegen Stuttgart 21. Die Macher reagierten arrogant und abweisend. Daraus entwickelte sich ein Protest gegen den Umgang mit Bürgern.
Der Höhepunkt war die Eskalation im Schloßpark. Was da passiert ist, ist schrecklich. Auf der einen Seite kann ich von rein menschlicher Seite den Frust der Polizisten verstehen. Auf der anderen Seite ist das ihr Job und sie werden darauf trainiert mit solche Situationen zurechtzukommen. Ich versuch mal der Reihe nach vorzugehen. Ich saß auf der Fahrt zur Arbeit im Auto und hab die Nachrichten gehört. Als es da hieß, dass Wasserwerfer aufgestellt worden sind wurde mir klar, dass es eskalieren wird. Den ganzen Tag habe ich die Nachrichten verfolgt und es wurde immer schlimmer. Es stellt sich mir jetzt die Frage, warum Wasserwerfer aufgestellt wurden. Man stellt keine Waffen hin wenn man sie nicht benutzten will. Der Vorwurf von Cem Özdemir an Mappus, dass er Blut sehen wollte halte ich für nicht so weit hergeholt. Keine Aufregung ich will nicht sagen, dass er das alles so wollte wie es gelaufen ist. Wahrscheinlich hat Mappus selbst damit nichts zu tun. Aber es sieht für mich ganz klar so aus als wollten sie ein Exempel statuieren. Mit größter noch vertretbarer Härte die Demonstranten abschrecken. Das ging nach hinten los, wie die 100.000 Demonstranten am folgendem Tag zeigten. Mittlerweile geht es doch schon lange nicht mehr um S21 sondern um die politischen Entscheidungsträger. Es sieht so aus las würden die uns, das Volk, den Souverän nur als Wahlherde wahrnehmen und wenn wir unsere Stimme abgeben haben sollen wir unsere Klappe halten und alles hinnehmen was die entscheiden.
Des weiteren waren die Baumfällarbeiten illegal. Aus Artenschutzgründen hätten die Bäume erst ab dem 8. Oktober gefällt werden dürfen. Das hatte die Bahn im Übrigen auch so angekündigt. Das geht für mich wieder in Richtung Leute verarschen. So oft wie das vorkommt, drängt sich der Verdacht auf, dass das Taktik ist. Wenn das Taktik ist sagt das sehr viel über die Denkweise unserer Politiker aus.
Zur aktuellen Situation. Ich hab heute in den Nachrichten (mal wieder auf der Fahrt zur Arbeit) gehört, dass sie jetzt davon absehen den Südflügel abzureisen. Das ist Leute verarschen. Der Südflügel muss noch nicht abgerissen werden. Was soll das für ein Zeichen an die Gegner sein. Die machen genau so weiter wie vorher.
Ich werde jetzt auch wieder auf die Straße gehen. Nicht nur um gegen Stuttgart 21 zu demonstrieren, sondern auch um meinen Unmut über die politische Gesamtsituation kund zu tun.
Einbindung ins Große und Ganze.
Mich wundert nicht wie das zurzeit läuft. Wenn man sich anschaut was auf den höheren Ebenen abgeht, fühlt man sich doch auch verarscht. Ich danke da an den Atomausstiegausstieg oder an die fünf Euro. Deswegen ist es meine Hoffnung, dass sich dieser Unmut jetzt ausweitet auf ganz Deutschland. Dass das wiedervereinigte Volk sich auf die Straße stellt und laut und deutlich sagt: „So nicht!“ Ich möchte eine kleine Revolution. Aber ein Aufstand, der die politischen Verhältnisse in die richtige Position rückt. Oder wenigstens eine die nicht ganz so beschissen ist.
Mir geht es darum, dass ich mich wieder über die schlechte Leistung vom VfB aufregen. Ich möchte nicht dabei zuschauen wie diese Gesellschaft vor die Hunde geht.

Sash, wenn du mal wieder nen Gastbeitrag brauchst hie hast du ihn.

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Radio-Aktiv

Manchmal hört man ja schon witzige Sachen im Radio. Irgendwann werde ich sicher mal einen Eintrag darüber erstellen, was alles auf deutschen Autobahnen herumliegt – aber noch habe ich nicht genug Material.

Neulich war aber wieder mal ein besonders niedlicher Fail zu hören. Im rbb-Inforadio werden ja ständig irgendwelche Interviews und Reportagen gesendet. Zusätzlich zu dem dichten Nachrichtenprogramm werden wie bei vielen Sendern dringende Verkehrsmeldungen einfach mitten rein gebracht. Das ist natürlich manchmal doof, weil man gelegentlich einen wichtigen Fetzen Information verpasst – aber manchmal ergibt sich auch ganz neuer Content. So ergab sich folgender (frei rezitierter) Text:

Verkehrssprecher: „…ich wiederhole: Ein Geisterfahrer auf der A111 in Richtung Hamburg!“

Anmoderation einer Reportage: „Unser Reporter ist mitgefahren…“

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Heimatkommentar

Wahrscheinlich haben viele schon darauf gewartet, dass ich was zu den neuerlichen Vorfällen bei den Arbeiten rund um Stuttgart 21 schreibe. Max hat mich das sogar ganz konkret gefragt und gleichzeitig verkündet, dass er nach Stuttgart fahren werde. Dafür habe ich selbst gerade leider weder Geld noch Zeit. Wie gesagt: Leider.

Die Vorkommnisse im Schloßpark am Donnerstag Abend haben mich natürlich wie so viele andere auch wütend gemacht. Fassungslos weniger, aber wütend eben schon.

Die Diskussionen um die Einzelheiten sind mühsam, und sie werden auf zu vielen unterschiedlichen Ebenen geführt, als dass ein Konsens möglich sein könnte.

Die S21-Gegner sind sehr vielschichtig aufgestellt, und so reicht die Kritik von einzelnen Rechtsverstößen gegen vereinzelte Gesetze bis hin zur Absprechung der demokratischen Legitimation. Und manche prangern den Unsinn in seiner Komplettheit an und sehen keinen Grund, auf Kleinigkeiten wie erst noch anzupassende Gesetze Rücksicht zu nehmen. Letzteres klingt härter als es ist, schließlich wandelt sich das Recht stets erst nachdem es (meist aufgrund von Verstößen dagegen) in Frage gestellt wurde.

Die Befürworter verweisen auf eine weitgehend rechtlich unantastbare Situation, und rechtfertigen damit auch die Mittel, dies durchzusetzen.

Der Grund, weswegen das nicht zu einem Konsens führen kann, ist klar: Jemanden, der in Frage stellt, ob das Recht in dem Fall angemessen ist, kann man nicht auf das Gesetz verweisen, um ein für beide gültiges Argument zu etablieren.

Und nun ist die Polizei also gegen die Demonstration(en) mit Pfefferspray und Wasserwerfern vorgegangen. Hier kommen wir an die oben genannten Punkte:

Rechtlich ist das fast einwandfrei. Die Polizei hat das Recht zu Bauen durchsetzen müssen, und da die Leute sich geweigert haben, wurde geräumt.

Dass es dennoch falsch ist, begründet sich auf rechtlicher Ebene eher schwammig mit der Verhältnismäßigkeit. Ist ein Bauprojekt wirklich so wichtig, dass man dafür auch verletzte Kinder in Kauf nimmt? Und wenn ja: In welcher Größenordnung? Wie viele Kinder darf man verkloppen, um eine Million Euro Investitionsvolumen zu schützen? Die übersystemische Komponente ist dann die Frage danach, ob es nicht ungeachtet der Gesetze einfach scheiße ist, Menschen zu schlagen und andersweitig zu verletzen, nur um Zeit oder Platz für ein Projekt zu gewinnen, von dem zumindest direkt keine Menschenleben abhängen.

Und die Gesamtheit dieser Umstände macht es schwierig, eine allgemeingültige Einschätzung zu liefern für die Vorkommnisse. Es liegt in der Natur der Grundüberzeugungen, dass Herr Rech und Herr Mappus zu ganz anderen Ergebnissen kommen als die Mehrheit der Menschen.

Meine Gefühle beim Sehen der Bilder aus meiner alten Heimat waren durchaus ambivalent. Ich habe mit den Leuten gelitten, die von der Polizei mit Schlagstöcken und Wasserwerfern traktiert worden sind, habe mich aber insgeheim darüber gefreut, dass dies endlich mal an einer so offensichtlichen und nicht akzeptierten Stelle passiert.

Der ganze Scheiß ist nunmal nicht neu. Vielleicht stimmt es sogar, dass in Stuttgart seit Jahrzehnten keine Wasserwerfer eingesetzt worden sind. Aber es ist ja nun auch nicht so, dass die bundesweit knapp über hundert Wasserwerfer, die übrigens auch dreistellige Millionenkosten verursachen und verursacht haben, seit Anschaffung in der Garage stehen. Und die jetzt so schnell überbetonten Unterschiede zwischen „Berufsdemonstranten“ und „empörten Bürgern“ ist nicht weniger künstlich als so mancher Mehrwert, der dem Projekt S21 manchmal zugebilligt wird.

Polizeigewalt existiert in diesem Staat seit Ewigkeiten. Da brauche ich nicht wie eine Demonstrantin neulich im Interview Vergleiche mit dem Iran ziehen. Ich bin doch selbst als Demonstrant nie gewalttätig gewesen und wurde zu verschiedensten Anlässen geschlagen, getreten, vom Wasserwerfer getroffen, und mir wurden – um den Klischeeschwaben auch noch Futter zu geben – bei einer schlichten Durchsuchung an einem Auto 2000 € Schäden hinterlassen. Alles straf- und entschädigungsfrei, also alles offensichtlich legal in diesem Staat. Deswegen bin ich nicht fassungslos.

Aber natürlich ist es eine Frechheit, wenn im Nachhinein auch noch zynisch behauptet wird, die Polizei sei ja gar nicht „mit aller Härte“ vorgegangen, da der Einsatz sonst nicht mehrere Stunden gedauert hätte.

Es hat mich beeindruckt, das gestern in Stuttgart mit 50.000 bis 100.000 Menschen einmal mehr friedlich demonstriert worden ist. Es war der Sache dienlich und es ist schön, dass sich die Diskussionen jetzt weiterhin nicht übermäßig um „Steinewerfer“ und „Berufsdemonstranten“ dreht, sondern um das Fehlverhalten der Staatsorgane. Gleichwohl hätte ich es nachvollziehen können, wenn es zu Ausschreitungen gekommen wäre.

Auch wenn die Bauleiter und Initiatoren es nicht wahrhaben wollen: Die Mehrheit der Menschen ist gegen das Projekt. Und sie sind entschlossen, das zu verhindern. Ein nicht ergebnisoffenes Gespräch ist nunmal keine Lösung. Das Angebot, ohne Baustopp mal drüber zu reden hat irgendwie etwas von „ein bisschen schwanger sein“. Wo soll da der berühmte Kompromiss sein, der ja angeblich unsere demokratische Gesellschaft ausmachen soll?

Inzwischen ist offensichtlich, dass es nur noch darum geht, möglichst schnell Fakten zu schaffen, weil S21 nach der Wahl im März mit ziemlicher Sicherheit tot wäre. Dass die eilige nächtliche Abholzung der Bäume im Park vom Eisenbahnbundesamt nicht abgesegnet zu sein scheint, verstärkt dieses Bild ungemein und schafft genau das Bild von dummen und ignoranten Politikern, die zugunsten großer Konzerne regieren, und denen das Volk einfach nur im Weg ist. Im Übrigen eine Form der Kritik, die ich trotz revolutionärer Einstellung nicht mehr teile, seit ich volljährig bin.

Wenn die Herren Mappus, Rech, Grube und Stumpf (Respekt übrigens hier für Namen und Berufswahl!) und wie sie alle heißen, so weitermachen, dann wird das eine Krise, die nicht nur ländles-, sondern bundesweit für Aufruhr sorgen wird. Dass ich meine Heimat mal aus politischen Gründen vermissen könnte, hätte ich nicht für möglich gehalten. Dass ich mal eine Mehrheitsmeinung vertreten könnte… man könnte lachen, wenn es nicht irgendwie traurig wäre.

Nachtrag, 3. Oktober 2010:

Ich entschuldige mich für einige offensichtliche Rechtschreibfehler im Text. Ich hab sie gerade korrigiert. Ich war eigentlich zu sehr in Eile gestern, wollte aber dennoch was dazu schreiben.

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