Monthly Archives: April 2010

Freitag = Polizeitag (9)

In letzter Zeit ist es ja auch wieder Thema geworden, ob Polizisten nicht eindeutig zu identifizierende Nummern bekommen sollen, die insbesondere bei den Einsatzhundertschaften auf Demonstrationen getragen werden müssen. Ich bin davon überzeugt, dass das sinnvoll ist.

Die Gegenargumente sind meist der Natur, dass die Polizei mit einem Haufen unbegründeter Klagen überzogen würde. Diese Möglichkeit muss man in Erwägung ziehen, aber das wäre zum einen wahrscheinlich eine vorübergehende Modeerscheinung, und zum anderen sind Polizisten nicht die einzigen, deren Verhalten im Grunde einer permanenten Überwachung unterliegt. Dass da bisweilen ein Verfahren klären muss, ob das Handeln gerechtfertigt war, gehört im Grunde mit zum Beruf. Es mag nicht schön sein, aber dass die Staatsgewalt auch der Kontrolle der Justiz unterliegen muss, sollte niemand in Frage stellen.

Man mag meinen, dass das eigentlich nie eine Rolle spielt. Ich möchte hier eine ewig alte Geschichte erzählen, die das Gegenteil beweist. Der Christopher Street Day 1998 war in Stuttgart eine ziemliche Melange aus Veranstaltungen, Gegen- und Gegen-Gegen-Veranstaltungen. Genau genommen gab es zum einen eine CSD-Parade, zum anderen eine Gegendemonstration örtlicher Nazigruppierungen und dagegen wiederum eine Gegendemonstration aus der Linken Ecke.

Die Nazis haben sich in der Nähe der Liederhalle eingefunden und mit dem selten bekloppten Spruch

„Deutschlands Zukunft sind die Kinder – nicht die Schwulen und die Inder“

für ihr Anliegen geworben. Dass ich mir das 12 Jahre lange merken konnte, macht ihn nicht besser.

Die Gegendemo war soweit ich mich erinnere relativ unspektakulär. Aber gut, letzten Endes bin ich mit vielleicht 200 anderen in einem Kessel gelandet. Da saßen wir also rum in der Mittagssonne und haben geschwitzt. Um uns rum etliche Cops, die dafür gesorgt haben, dass wir ja niemanden ungebührlich belästigen.

Nun ja, ist nicht schön, war in meinen Augen auch ungerechtfertigt – aber können wir mal als Strategie gelten lassen.

Mit der Zeit ist es aber echt stressig geworden. Man schwitzt, hat nichts zu essen oder trinken dabei… die üblichen Kessel-Probleme. Wie das mit den Toiletten geregelt war, weiss ich schon gar nicht mehr. Jedenfalls hatten die Cops ja nicht alle eingekesselt. Wir waren nur ein paar, wahrscheinlich nicht einmal der gefährlichste Haufen. Der übliche fußlahme Rest, der nicht vorausschauend genug oder schnell genug weg war. Ein paar Außenstehende haben sich natürlich um uns gesorgt, und so ist schon mal hier und da etwas Wasser reingereicht worden. Das war der Polizei natürlich nicht recht, aber es ließ sich schlecht vermeiden, da sie ihre ganze Aufmerksamkeit brauchten, um uns abenteuerlustige Querulanten, die wir da rumstanden/-saßen, in Schach zu halten.

Irgendwann kam ein netter Mensch von außen an den Kessel getreten und reichte über die Polizeikette eine Tüte von einem Bäcker zu uns herüber. Die Beamten in der Kette nahmen das verärgert zur Kenntnis und konnten aber – der Auftrag hieß ja rumstehen – nicht so recht was dagegen machen. Aber zum Glück waren ja auch nicht alle Polizisten derart gebunden, und so fasste sich ein Kollege der Uniformierten ein Herz und klärte die Situation. Mit mittelprächtigem Aufwand und großem Temperament zückte er seinen Schlagstock und zog ihn dem völlig überraschten Mann von hinten über den Rücken. Wahrscheinlich wäre mir diese Situation nicht im Gedächtnis geblieben, wäre der Schlag nicht derart brutal gewesen, dass der Schlagstock – noch einer aus Holz – unter dieser Last zerbrochen ist.

Angesichts dieser völlig unnötigen, zumindest stark übertriebenen Gewaltanwendung rumorte es im Kessel und ich denke, man muss keine irgendwie komischen politischen Weltanschauungen haben, um dieses Verhalten skandalös zu finden.

Sicher nicht leise und freundlich – aber dennoch nicht unangepasst, wie ich denke – habe ich mich mit zwei drei anderen an einen der Polizisten in die Reihe gewandt und ihn nach Name und Dienstnummer des Kollegen gefragt. Und die Antwort trägt bis heute massiv dazu bei, dass ich für offen erkennbare Nummern bin:

„Der? Sein Name ist Hase. Und seine Dienstnummer ist 123!“

Das möge beizeiten mal jemand antworten, der einem Cop eine übergebraten hat – und damit durchkommen…

Aufgeregt habe ich mich diesbezüglich neulich übrigens, als ich im Radio ein Interview mit der neuen Vize-Präsidentin der Berliner Polizei gehört habe, die sich zwar für Namensschilder ausgesprochen hat – damit die Polizei für Touristen weltoffener wirkt – aber gleichzeitig zu verstehen gegeben hat, dass es Regelungen geben sollte, in „Gefahrensituationen“ von einer Kennzeichnungspflicht abzusehen. Ist klar. Geht ja schließlich nur um eine Image-Geschichte!

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Was kuscheliges für Zwischendurch

Da East Station Ghetto, Quelle: Sash

Da East Station Ghetto, Quelle: Sash

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Danke Leute!

Hey Leutz, es ist irgendwie ja schon witzig, ständig zu sehen, wie ihr mittels der Suchbegriffe im Blog auftauchen wollt. Aber ich kann auch keine Suchbegriffe der Woche aus lauter „ich will ins blog“-Begriffen machen. Ich finde es wirklich lustig und fühle mich ein wenig geehrt, aber damit torpediert ihr die Suchbegriff-Einträge. Viermal das beinahe gleiche werde ich trotzdem nicht reinpacken! 🙂

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Suchbegriffe der Woche (6)

Liebe Gnarfe vom Lande, hier wieder die Unwägbarkeiten des SEO-Business. Mit diesen Begriffen wurde diese Woche in meinem Blog (bruch-)gelandet:

diese suche muss ins sashs taxi blog vorkommen 🙂
Ist ja gut, hast es geschafft! Trotz fragwürdiger Grammatik…

habanero dosierung
Viel in den Topf, nichts auf die Hand.

taxi berlin stuttgart blöde idee
RUF! MICH! AN! *peitschenknall*

wie sieht die ortskundeprüfung aus
Grün. Manchmal auch leicht gelblich.

die banken mit ihrem scheiss scoring
Au, ich kann mir die Story dazu vorstellen…

taxiblogger sind doch alle krank im hirn
Nein. Boing. Boing-Boing. Nein.

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Rumgeeier

Gestern Abend bin ich beim rbb Info-Radio über einen netten Versprecher gestolpert. Es ging um die Ostermärsche:

„Außerdem fordern die Teilnehmer eine Abschaffung von Rüstungsexperten.“

Kleine Ursache, große Wirkung.

Ach ja, viel Spaß beim Eiersuchen und denkt auch dieses Jahr mal darüber nach, ob dieser Brauch was damit zu tun hat, dass Jesus‘ Grab zu Ostern leer war…

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April, April?

Eigentlich dachte ich ja darüber nach, irgendwas witziges zu schreiben zum ersten April. Irgend jemand in den April schicken ist doch eigentlich ein netter Brauch. Aber auch wenn ich mit dem Blog ein paar Leser erreiche, so schätze ich meine Fähigkeiten zu Lügen doch gering genug ein, um höchstens zwei unbedarfte Neuleser damit zu erwischen. Zumal die meisten eigentlich guten Scherze im Netz in der Fülle halbgarer Unwahrheiten untergehen.

Aber das ist auch gar nicht das, was nun Thema des Eintrages sein soll.

Ich bin heute früh heimgekehrt und hab mich – wie jeden Morgen – an den Rechner gesetzt. Ausnahmsweise war er sogar ausgeschaltet, und so drückte ich aufs Knöpfchen bei meinem Seuchentiger.

Nix.

Mehrmalige Versuche, Kabeltauschaktionen und Nervenzellentode später hat dann der Kreuztest mit Ozies freundlicherweise mal kurz entkernten PC’s zu Tage gebracht, dass mein Netzteil hinüber war. Na geilo!

Vielleicht ist es noch zurückzuführen auf einen kürzlich von Nico hervorgerufenen Sicherungsdurchschuss, der mein Tigerchen im laufenden Betrieb erwischte, vielleicht war auch einfach die Zeit gekommen. Und so saß ich da, morgens um kurz vor 6 Uhr und hatte keinen Rechner mehr. Selbst optisch hat er nicht mehr viel hergemacht, da das Netzteil bereits ausgebaut war, die Grafikkarte gleich mal dazu (hing im Weg und ist standardmäßig unverschraubt). Trauriger Anblick!

Ja, ich bin süchtig! Das hat mir echt den Morgen versaut. Mir ist bewusst, dass wir einen schönen Frühlingsmorgen haben, aber letztlich war mir nach Zocken und Bloggen. Lösungen?

9 Uhr: Saturn im Eastgate öffnet.

10 Uhr: K&M am Alex öffnet.

10 Uhr: Der Computer-Ramschladen ums Eck öffnet.

Das war alles noch verdammt lang hin und nach einigem Überlegen beschloss ich, dem Schlafbedürfnis den Vorrang zu geben. Wecker auf 9.15 Uhr, bereit zum Dealer zu rennen. Ich habe mich für den Laden ums Eck entschieden, zumal deren Online-Shop mir sagte, dass sie 2 oder 3 Netzteile mit 420 Watt vorrätig hätten. Die waren bei meinen immer altertümliche Schätze betreffenden Nachfragen stets eine Hilfe. Dass die einen Online-Shop haben (was ich erst heute erfahren habe) erklärt auch immerhin, warum der Laden selbst nicht auf Kundenverkehr ausgelegt scheint. Da ich als Linker wahrscheinlich mit einem Support-your-local-Dealer-Gen geboren wurde und mir zudem gerne die Fahrt zum Alex erspare, stand ich also pünktlich (will heißen 10 vor 10) vor dem Laden und habe gewartet.

Irgendwann ging das mit einer eingeschlagenen Scheibe versehene Tor zum Himmel auf und ich wurde gleich mit einem vorbildlichen

„Na? Komm rein!“

begrüßt. Meine Nachfrage nach einem ATX-Netzteil mit 420 Watt stieß auf ein gespielt überraschtes

„420? So’n Spielzeug haben wir nicht mehr. 500?“

Och nö! Ich wollte eigentlich kein überdimensioniertes Teil haben. Das ist energetisch Quatsch.

„Was hast’n so preislich gedacht?“

„Hmm… wenn ich ehrlich bin: Möglichst wenig! Mein altes ist heute Morgen durchgeraucht. Ist ein Notfall.“

„Also das 500er kriegste für 29,95.“

Das ist ja preislich etwa das, was ich mir vorgestellt habe, aber 500?

„Höchstens gebraucht…“

„Gebraucht ist kein Problem. Ist ja ne alte Möhre.“

Ich musste kurz warten, bis ein Kollege dann ein paar Sammlerstücke inspiziert hat. Ein 400er hat er ausgegraben, und nach allem, was ich noch so bruchstückhaft über meinen PC weiß, müsste das passen.

„Bestens.“

„N‘ Zehner?“

„Abgemacht.“

Der Bedienstete verschwand noch kurz, um das Teil nochmal zu testen. Währenddessen kümmerte sich der Chef um eine andere Kundin. Die meinte:

„Ich bräuchte [Ding aus der Tasche fummelnd] …“

Der Chef grinst mich verschwörerisch an:

„Netzteil.“

Ein 400-Watt-Netzteil.

„400er haben wir nicht mehr. Höchstens 500er. Oder meinetwegen auch 750er.“

„Und was kostet das?“

„Das 500er kriegen sie für 29,95. Das 750er kostet 49,95.“

Soweit, so gut. Immerhin kommt dann der Part, der mich wissen lässt, ich bin im richtigen Laden:

„Ist das besser?“

„Naja, is halt mehr Strom drauf.“

„Dann nehm ich das. Das 700er.“

„750? Mal ehrlich: Braucht er das? Nee.“

„Nicht?“

„Nee, es sei denn sie wollen mal ne starke Grafikkarte dranhängen.“

Kurz darauf hab ich dann mein Netzteil in meine Tasche gesteckt, ein Zehner hat den Besitzer gewechselt, und einmal mehr waren die froh, einen Ladenhüter gegen echtes Geld getauscht zu haben, und ich, ein Ersatzteil für wenig Geld bekommen zu haben.

Und so wie ich meinen Rechner kenne, sterben andere Teile eh vor diesem Netzteil 😉

So, erster April ist also. Heute geben die 400er-Netzteile den Geist auf. Dann wünsch ich den Besitzern von 500ern viel Spaß am ersten Mai!

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