Freitag = Polizeitag (8)

Parties in der alten WG waren desöfteren mal ein wenig laut. Im Grunde hätten wir nahe des Flughafens wohnen sollen, aber wer sich mal angeschaut hat, wo der Flughafen in bei Stuttgart liegt, der verwirft diesen Gedanken schnell wieder. Wobei es ja auch Leute gibt, die ernsthaft in Schönefeld wohnen…

Naja, knapp ein halbes Jahr nach WG-Gründung kam es zum ersten Mal dazu, dass sich grünuniformierte eingefunden haben. Reichlich absurd war es, dass sie ohne weiteres in die Bude gekommen sind, weil alle Türen des Hauses offen waren. Auf der verzweifelten Suche nach einem Verantwortlichen sind sie in ein Zimmer gestolpert, wo sie ein äußerst eingeschüchtertes Wesen antrafen. Eingeschüchtert war der Besucher vor allem deswegen, weil es einfach ein ziemlich bedauernswerter Zustand ist, völlig breit mit einer Tüte in der Hand zwei uniformierten gegenüberzusitzen.

Die beiden Staatsdiener haben sich aber nicht davon beeindrucken lassen, dass unser Besuch zunächst panisch seine Tüte im Aschenbecher ausdrücken wollte, dann aber noch panischer festgestellt hat, dass in diesem Aschenbecher nur illegale Überbleibsel zu finden waren und er somit auch noch den Aschenbecher zu verstecken hatte. Die beiden haben aber einfach abgedreht, weil der junge Mann leider nicht einmal den Hauch einer Ahnung hatte, wo er eigentlich war.

Als nächstes sind sie in die Küche gekommen und haben in einige verdutzte Gesichter gesehen und nach einem Verantwortlichen gefragt.

„Anderes Zimmer. Sash. Mieter!“

wurde ihnen gesagt, und so wurde die Tradition begründet, dass ich in der WG für die Cops zuständig bin, ganz gleich in welchem Zustand ich mich befinde.

Sie haben mich gefunden und meine Personalien aufgenommen. Geredet haben sie wie die Wasserfälle, zumindest kam es mir so vor 🙂

Irgendwann waren sie halbwegs fertig und ich hab eingeworfen:

„Wissen sie, jetzt hab ich ihnen so viele Fragen beantwortet. Dann hätte ich jetzt auch ein paar Fragen. Ich hätte gerne ihren Namen und ihre Dienstnummer!“

„Heidenei! Interessiert sie des wirklich?“

„Ja!“

Aber ich will mich nicht beschweren. Sie waren auskunftsfreudig und haben mich am Ende noch nach einer Telefonnummer gefragt, unter der sie mich erreichen könnten. Und was bin ich froh um unsere Nummer damals:

„Eins zwei drei achtzig achtzig. Und das ist kein Witz!“

…und bis zum Auszug stand die Dienstnummer mit Edding an meine Zimmertür geschrieben.

11 Comments

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11 Responses to Freitag = Polizeitag (8)

  1. der schwob

    ach was waren das für Zeiten…. Die Gesichter, waren aber einfach…priceless

  2. Martin

    Mit´m Edding anne Wände oder Türen ist aber nu eindeutig Grafitti, ne 😉

  3. Nobody

    Da hat Martin aber recht. Dafür kann der Vermieter deine Kaution einbehalten. Kannst froh sein nicht noch etwas zahlen zu müssen für die Beseitigung deiner Verschmandung.

  4. ‚Wobei es ja auch Leute gibt, die ernsthaft in Schönefeld wohnen…‘
    Du hast vergessen, dass unser Flughafen nicht in Schönefeld ist!

    Zu den kranken Gedankengängen, den Flughafen in einem Jahr zu schließen und nur noch den Provinzflughafen in Brandenburg zu behalten, sage ich als Flughafenmitarbeiter lieber nichts.

  5. @Schwob:
    Wohl wahr… 🙂

  6. @Martin & Nobody:
    OK, erwischt: Ich hab mich unsauber ausgedrückt! Das stand da bis kurz vor meinem Auszug! (Ist die Wahrheit, wir haben das selbstverständlich abgemacht!)

  7. @Nick:
    Aber Schönefeld ist definitiv das beste Beispiel. Tegel liegt ja im Vergleich nahezu mitten in der Stadt. Und ob man die BBI-Geschichte jetzt gut findet oder nicht: Es ist ja auch nicht so, dass Schönefeld nicht von Berlinern genutzt wird.

  8. Na klar, ich weiß ja worauf du hinaus wolltest.
    Aber wir haben (hatten) nunmal wirklich 2 Flughäfen IN Berlin. Und zugunsten verwirrter Stadtplaner wird jetzt ‚der Weg ist das Ziel‘ auch im Berliner Flugverkehr zum Leitspruch.
    Aber ob der Flughafen 2011 wirklich steht, ist ja eine andere Geschichte, soviel wie sich da im Moment immernoch verplant wird…

  9. @Nick:
    Man wird sehen, wie es wird. Ich habe ehrlich gesagt keine umfassende Meinung zum Thema, bin aber bei so großen Projekten grundsätzlich erst mal skeptisch.

  10. opatios

    Am Ende könnte sich die Deutsche Bahn noch auf eine ihrer früheren Werbekampagnen besinnen:
    „In 100 Minuten in Berlin. Und nicht in Tegel.“

  11. @opatios:
    Ja, die Bahn wird bei der Sache wohl gewinnen. Und der Slogan ist so schlecht ja nicht – auch wenn er mit Schönefeld noch mal überzeugender klingen wird…

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