Zu Amstetten

Wie viel perverser kann eine Meldung noch werden?
Da sperrt jemand seine Tochter im Keller ein, vergewaltigt sie und zeugt mir ihr noch ein paar Enkel/Kinder. Das Ganze im Verlauf von 24 Jahren. Das mag der Gipfel menschlicher Entgleisungen sein, aber ich frage mich immer noch, weswegen die Medien das so gezielt ausschlachten. Versteht mich nicht falsch, es ist ein recht einzigartiges Verbrechen, und natürlich hat die Öffentlichkeit ein Recht darauf, über alles informiert zu werden, was so in der Welt passiert.
Aber trägt es der Informationsgewinnung wirklich bei, überall den Täter (auch noch unzensiert) zu zeigen? Fälle wie dieser zeichnen sich – auch das frei nach den Berichterstattern – dadurch aus, dass sie eben nicht so leicht entdeckt werden.
Ermittlungspannen mögen geschehen sein, und das ist natürlich traurig. Aber irgendwie stellt sich scheinbar niemand die Frage, ob das Verließ auch gefunden worden wäre, wenn es eine Durchsuchung bei dem Mann gegeben hätte.
Ist das wieder eine jener Vorbereitungen für einen erneuten Angriff von Schäuble, der uns versichert, dass so etwas nie wieder geschehe, wenn man nur zulässt, dass Kameras in den Wohnungen hängen?
Wenngleich ich klarstellen möchte, dass ich keinerlei Verständnis – oder noch absurder: Sympathie – für den Täter habe, so frage ich mich dennoch, was die breit mobilisierte Öffentlichkeit jetzt davon hat. „Besser einmal zu viel als einmal zu wenig eine Meldung machen“ wird da im Fernsehen empfohlen. Und das, wenn „Abweichungen vom Normalen“ erkenntlich sind. Geht’s eigentlich noch?
Stehen in den nächsten Monaten wieder irgendwann mal die Cops in meinem Zimmer, nur weil ich öfter auf der Straße stehe und eine rauche (statt es in meinem Zimmer zu tun), und wir als drei erwachsene Menschen zusammen wohnen? Ich meine, das ist auch eine „Abweichung vom Normalen“.
Wann wird die Welt endlich verstehen, dass es eine absolute Sicherheit nicht gibt? Jedes noch so perfide Überwachungssystem hat bisher versagt, wenn es darum ging, alles zu verhindern, was ihm nicht gepasst hat. Menschen sind nun einmal intelligent und finden Lösungen, Restriktionen zu umgehen. Und sollten wir je in einem Staat leben, der selbst derart perfide organisierte Grausamkeiten wie die hier vorliegende verhindern kann, dann glaube ich, dass das  so sehr in die Privatsphäre aller Menschen eingreifen müsste, dass ich da ums Verrecken nicht leben wollte.
Ich denke, ich kann es nicht einmal in Worte fassen, was ich den Opfern dieser Tragödie alles gutes wünsche, damit sie mit dem Erlebten wenigstens klarkommen. Dass Berichte mit Klarnamen und Belagerungen des Hauses von der Presse wenig dazu beitragen, das kann ich aber mit Sicherheit sagen!

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