Slapstick-Unterkunft

oder: Das A und O eines Hotelaufenthaltes

Ich muss einfach noch „kurz“ unseren Stuttgart-Aufenthalt von Anfang August aufgreifen. Für alle Interessierten: Wir haben uns mit nur 30% Rückerstattung zufrieden gegeben, weil wir keine Querulanten sind.

Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen. Stimmt schon. Aber mach das mal zu zweit mit Baby.
Wir sind bei Hotels nicht anspruchsvoll, also haben wir uns für unseren Stuttgart-Urlaub im unteren Preissegment umgesehen. Und waren im Grunde außerordentlich erfreut, dass sich das Angebot eines ortsansässigen A&O äußerst familienfreundlich gab. Zwei zusammenliegende Zimmer, davon eines mit Babybett, dazu eine Gemeinschaftsküche, ansonsten das übliche Tralala, drei Nächte mit Frühstück, nur knapp über 300 Euro, bitte, danke?

Leider nein.

Wir hatten die Kreditkarte im Vorfeld hinterlegt und schlugen erst spät am Hotel auf. Wir hatten 700 km Fahrt und ein mehrstündiges Treffen mit der Familie hinter uns, jetzt ging es ums Schlafen.

„Ich habe ihre Notiz gesehen, aber nun ist es so: Wir hatten ursprünglich zwei Zimmer nebeneinander für Sie gebucht, aber jetzt mussten wir wegen hoher Nachfrage … naja, sie haben jetzt Zimmer 106 und 270.“

Ja, man würde schon schnell über den Aufzug von einem ins andere …

Wir hatten die Zimmer extra so gebucht und telefonisch noch einmal nachgefragt, weil es uns darum ging, unser normalerweise sehr früh schlafendes Baby ablegen zu können und danach im zweiten Zimmer mit Babyphone noch etwas Zeit zu verbringen. Wenn das Babyphone keine Verbindung ins andere Zimmer hat, hat sich das alles erledigt.

Aber der Angestellte war nett und hat das spontan nochmal umgebucht. Ob es noch irgendwas zu beachten gäbe? Nein. Die Zimmer sind im ersten Stock und ausgeschildert.

Als sich die Fahrstuhltür öffnete, sahen wir in einen von Malervlies bedeckten, nur halb gestrichenen Flur mit herabhängenden Malerfassungen. Keine Schilder, nur an den Türen Notizen der Handwerker, wie welches Zimmer einzurichten ist.

Um diese Stelle abzukürzen: Unser Zimmer lag hinter der nächsten Brandschutztür „versteckt“ im nicht mehr akut zu renovierenden Bereich. Ein Hinweis darauf wäre wenigstens nett gewesen. Aber ich musste ja ohnehin wegen des Babybettes gleich wieder runter zur Rezeption.

Denn das mit dem Babybett war gelinde gesagt eine Doppelkatastrophe. Es empfing uns schon knautschig und offensichtlich nicht korrekt entfaltet. Wir haben ein ähnliches Modell zu Hause, daher haben wir das gleich gesehen und konnten es sogar mit einigem Hin und Her fertig ausklappen. Ist eine Scheißarbeit, hätte in dem Fall aber nicht unsere sein müssen.
Und dann? Überraschung: Es hatte keine Matratze!
Man kann nicht sagen, dass die Hotelangestellten das nicht bemerkt hätten, denn dem krumm dakauernden Bettchen lag eine schwer zu ermittelnde Anzahl weiterer (Erwachsenen-)Bettgarnituren bei.

„Wir dachten uns, Sie könnten vielleicht ein paar Decken reinstopfen …“, erklärte mir der Mann hinterm Tresen. Da hab ich kontern müssen:

„Guter Mann, bei unserem Kleinen mag das grenzwertig sein vom Alter her, aber ich erzähle ihnen jetzt mal was: Babys sind knackedoof. Die drehen sich auf den Bauch, blicken’s einen Nuller und ersticken dann. Einfach so. einen Haufen Decken anstelle von Matratzen in Babybetten stopfen geht gar nicht!“

Er wäre aber schon überall im Haus gewesen und sie hätten halt keine Matratzen mehr. Ich verstand das akute Problem sehr gut, aber wir waren mit dem Auto da und hatten so ein Bett zuhause. Ich hätte unser eigenes mitgebracht, wenn wir uns nicht extra telefonisch hätten versichern lassen, dass das mit dem Bettchen selbstverständlich garantiert wird. Arrrgh!

Ich hab mich hilfsbereit gezeigt, denn ich bin zum einen kein Unmensch, zum anderen wollten wir auch einfach nur endlich schlafen:

„Vorschlag meinerseits: Sie besorgen uns noch eine normale Matratze für Erwachsene. Wir legen die auf den Boden, da kann das Baby dann nicht zu tief fallen, das wird schon gehen für die drei Tage.“

Man kann wirklich nicht sagen, dass die Angestellten dort mies waren. Besagter Rezeptionist hat meine Idee dankbar aufgegriffen, auch mehrfach angemerkt, dass „alles ab jetzt natürlich nur eine kleine Verbesserung und nicht der Optimalzustand“ werden würde und einfach eine Matratze in unser Zimmer geschleift.

Baby konnte schlafen, ist auch wirklich nie aus dem „Bett“ gepurzelt, alles ok. Oder?

Nein.

Wie das denn mit der Gemeinschaftsküche und dem Kühlschrank dort sei, musste ich noch fragen, denn unser Spätzle musste ausgerechnet über den Urlaub hinweg noch zu kühlende Antibiotika nehmen.

Na das sei natürlich wegen der Renovierung gerade schlecht. Die Küche würde so einfach noch nicht existieren.

WHAT. THE. FUCK.

Wie gesagt: An den Mitarbeitern vor Ort lag es nicht. Die haben mir umgehend erlaubt, den Personalkühlschrank mitzubenutzen, wo wir fortan unsere Kühlakkus gekühlt haben. Was bedeutete, dass wir deswegen jeden Morgen und Abend zur Rezeption mussten, um die Dinger abzugeben und abzuholen.

Die Baustelle zeigte sich auch von Tag zu Tag innovativer. Mal mussten wir Leitern der Bauarbeiter aus dem Weg räumen, um die Tür freizumachen, hinter der unser Flur lag und ab Tag zwei war der Boden vor dem Aufzug von doppelseitigem Klebeband bedeckt, was einem leicht versehentlich die Schuhe ausziehen konnte.

Der zugesicherte Hochstuhl im Frühstücksraum war auch so eine Sache, denn auf die geschätzten 300 Sitzplätze kamen drei Hochstühle. Die billigen von Ikea, die keine 20 Euro kosten und von denen sich locker acht übereinander stapeln lassen. Aber nee, so viel wäre wohl zu viel gewesen. Drei. Fertig. Musste man halt mal warten.

Das war nur noch zu toppen durch den Abreisetag, an dem der Fahrstuhl zum Frühstücksraum aus irgendwelchen Gründen nicht dorthin fuhr. Nicht nur versuchten die dieses Mal sehr unmotivierten Mitarbeiter, einem Aufzüge zu empfehlen, die einfach nicht bis ins Untergeschoss führten, nein, sie zeigten auch sichtlich wenig Verständnis dafür, dass das mit Kinderwagen vielleicht ein kleines Problem sein könnte.

Und Tee gab es auch nicht: Weil ist ja Renovierung, deswegen kein heißes Wasser.

Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass in unserem neu renovierten Flügel zwar beherzt die Zimmer vergeben worden sind, allerdings bevor sie bei den Fernsehern die Sender eingestellt hatten. TV war also auch keine Option, im Übrigen auch das ohne vorherige Information. Wir sind nun wirklich die letzten, die zum Fernsehgucken ins Hotel gehen, aber wie man sieht: Wir haben es bemerkt …

Obwohl wir unseren Urlaub gut um all das herumbiegen konnten: Arg viel desaströser geht es vermutlich wirklich kaum. Und ganz ehrlich: Ohne Renovierung wäre bis auf den Hochstuhlmangel wohl nix von all dem passiert. Aber ja, auch dann darf halt nicht alles auf einmal schief laufen, auch das gehört zu der Organisation, für die man zahlt.

Wie auch immer. Wir haben es überlebt und das Hotel unseren Rabatt sicher auch. Weitermachen!

1 Comment

Filed under Familie, Sonstige Menschen

One Response to Slapstick-Unterkunft

  1. Donngal

    Oh mann, über sowas hätte ich mich garantiert auch aufgeregt. Hat es Gründe dass ihr das Baby nicht im Bett zwischen euch schlafen lasst? Wir haben das immer so praktiziert und waren damit meistens zufrieden. Das Babybett nutzten wir nur für die Zeit, in dem Das Kind schon schläft, wir aber noch nicht.

    Auf jeden Fall ist das absolut keine gute Werbung für das Hotel. Sowas hab ich in Restaurants auch schon gehabt, man bestellt ausdrücklich zwei Hochstühle vor (Damals war der kleine ein halbes Jahr und der größere 2 Jahre alt) und kommt an und von den 3 vorhandenen Hochstühlen sind schon 3 in Benutzung. Das war dann ein sehr spassiges Essen mit zwei kleinkindern auf dem Schoss und einem dritten das noch Hilfe beim Essen braucht.

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