Monthly Archives: September 2016

VdHS – die in sich ruhende Crème de la Crème der Menschheit

Was für ein Spaß!

Es ist inzwischen über vier Jahre her, dass ich mal ganz schnell in einem kurzen Rant ein paar böse Worte über einen Flyer der VdHS (Verbreitung der Heiligen Schrift e.V.) verloren habe. Ich würde heute vielleicht nicht die gleichen bösen Worte verwenden, aber in der Sache verteidige ich den Eintrag von damals auch heute noch, weil in dem Flyer, der diese krude christliche Schuldauffassung alltagstauglich machen wollte, stand, dass der Leser dieses Textes, so er noch nicht zu Jesus Christus gefunden hat, sich nicht einbilden solle, ein besserer Mensch zu sein, als beispielsweise ein Mann, der seine Kinder verprügelt.

Tolerant wie ich bin, lasse ich solche Menschen unter uns weilen, aber Religionsfreiheit bedeutet eben nicht, dass ich so einen Quatsch unkommentiert lassen muss.

Wie?

Ja, ich hätte das ja auch schon längst vergessen! Ich hab bestimmt auch mal irgendwo über eine verspätete Bahn gemeckert, weiß ich jetzt aber nicht mehr. Die eingebaute Ironie im Internet hat nun aber dafür gesorgt, dass dieser kleine Rant bei Google direkt hinter der Homepage des VdHS landet, wenn man vdhs in die Suche eingibt und dort trotz (oder wegen) des leicht polternden Titels „Spinner, staatlich begünstigte“ gerne von Anhängern des Vereins geklickt wird und – was noch lustiger ist – offenbar für irgendwas größeres gehalten und entsprechend engagiert kommentiert wird. Bei der Größe der Anhängerschaft des VdHS scheint das dauerhaft in erträglichem Rahmen zu bleiben, aber neulich musste ich dann schlucken, als „der goldene Aluhut“ folgenden Tweet veröffentlichte:

Aber ja: Inzwischen ist ein Meme aus einem Kommentar in diesem Blog (Nix für schwache Nerven) geworden! Ich hau mich weg!

Da kann man mit inzwischen weniger als 100 Besuchern täglich ja schon ein bisschen stolz sein. 😀

Das beileibe wichtigere Phänomen aber ist wirklich die Größenordnung des Ganzen; Dass sich in meinem Kommentarfeld jetzt schon Apologeten herumtreiben, ist ja das eine. Was sie mir raten, das zweite:

Neben den wirklich sehr wirren Reden von „Penner Wilhelm“ erreichen mich alle paar Wochen immer wieder mahnende Stimmen, dass ich mich doch nicht so aufregen soll und dass mir ein Studium der Bibel gegen meinen atheistischen Zorn sicher gut tun würde. Während ich an letzterem vor allem kausale Zweifel habe, stelle ich doch vor allem mal fest:

Ich hab mich kurz und lautstark geärgert.

Die VdHS-Anhänger ärgern sich seit nunmehr vier Jahren darüber!

Seit vier Jahren! Obwohl außer ihnen und ein paar treuen Stammlesern niemand je was davon erfahren hat (oder sich drum kümmert, was ich hier privat ins Netz schreibe). Und dann erzählen sie mir was von negativer Grundeinstellung, davon dass ich – mein Favorit! – seelenlos wie ein Stein sei und wie destruktiv mein Vorgehen gegen den VdHS ist.

Natürlich beantworte ich gelegentlich einen solchen Kommentar. Man kümmert sich ja auch um unfreiwillige Leser.

Und ja, auch dabei enstehen manchmal zynische Aussagen, bei Hetze auch mal richtig fiese Worte; oder ich lasse mich tatsächlich zu destruktiven Dingen wie einem Kopfschütteln hinreißen. Das hat aber nur wenig darüber auszusagen, wie schlimm mein Leben in den letzten vier Jahren war. Sehr wenig. Was ich jedenfalls in den vier Jahren nicht gemacht hab, war immer wieder den gleichen Blogeintrag anzuklicken, den irgendwer mal geschrieben hat und den ich nicht mag, um dann erneut zu kommentieren, dass mein Leben besser ist. Das nur mal so als subtiler Hinweis.

Und an Euch Leser: Denkt Ihr, wir schaffen hiermit Platz 3 bei Google? Mit ein bis zwei Backlinks vielleicht? Jetzt auch mal ehrlich als Hilfe für den VdHS. Die haben nix außer ein bisschen Glauben und sie glauben eben gerne dran, dass das hier ein wichtiger atheistischer Blog ist. Ich habe Kraft meiner Admin-Rechte hier im Blog diesen Auftrag verstanden!

😉


PS: Den Titel hab ich natürlich schon mal so gewählt, wie ich ihn gerne bei Google sehen würde: Als Kontrast zum ersten Artikel. Mit anderen Worten: Es hat Spaß gemacht, ich will das Spiel nochmal durchspielen.

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Faktenfreie Politik

Leute, bitte! Schaltet Euer Hirn an!

Ich weiß, mit so einer Aufforderung klingt man heutzutage kam mehr anders als ein Verschwärungstheoretiker, der die Welt glaubt, endlich begriffen zu haben und tatsächlich doch eher im eigenen Klo die Kackreste nach Chemtrail-Spuren durchknetet, ohne daran zu denken, dass die eigenen Körperausscheidungen vielleicht aus anderen Gründen nicht gerade verzehrfertig wirken.

Politik ist eine wilde Geschichte und meinen Ärger darüber, wie viel Prozent die AfD in Berlin – oder noch schlimmer: in meinem Bezirk, in meinem Wahlkreis – bekommen hat, kann man in vielerlei Hinsicht einfach damit abtun, dass Menschen eben verschieden sind, verschieden denken, verschieden fühlen. Politik war nie eine Null-Eins-Entscheidung und ich muss trotz aller Gegenwehr gegenüber faschistischen Tendenzen inzwischen auch zugeben: Ja, ich verstehe das. Irgendwie. Ein Bisschen. Ein besseres Gefühl verordnen geht leider nicht. Ich würde Rassisten gerne das Gefühl nehmen können, sich in Anwesenheit von Menschen mit dunklerer Hautfarbe unwohl zu fühlen, aber das kann ich nicht.

Der Treppenwitz der Geschichte ist: Eigentlich gibt es ein Mittel dagegen: Fakten.

Wir Menschen sind inzwischen im Zeitalter von Elektronik und künstlicher Intelligenz angekommen, wir haben für so ziemlich alles zumindest vorläufige wissenschaftliche Modelle entwickelt. Die sind nicht immer perfekt, aber immerhin das Beste, was wir bisher haben. Und ihnen allen ist gemein, dass sie am Ende zu dem Ergebnis kommen, dass das, was die AfD fordert, Bullshit ist.

Es mag den ein oder anderen versöhnlich stimmen, dass der Klimawandel angeblich unabhängig von menschlichem Einfluss ist, manch Bibelhöriger mag Homosexualität weiter als Ergebnis einer linkgsgrünversifften Umerziehung sehen und wieder andere mögen Flugzeuge als Unheilsbringer sehen, die uns absichtlich Giftstoffen aussetzen.

Als Theorie ist das alles von der Meinungsfreiheit gedeckt und daran will nicht einmal ich rütteln. Überprüft die Daten, die Regierung, die Konzerne, bitte gerne! Das darf nicht nur so sein, das soll und muss Teil der Gesellschaft werden oder bleiben!

Aber wir haben nun inzwischen das Jahr 2016, wir müssen auch ein wenig realistisch sein. Mehr als ein halbes Jahrhundert Raumfahrt mit allen angefallenen Daten lässt einem Hobbyingenieur, der in seiner Garage Einsteins Relativitätstheorie widerlegt haben will, eben nicht mehr allzu viel Spielraum. Es gibt einfach Grenzen, die eben nicht politisch gezogen, sondern einfach real sind. Egal, ob man sie mag oder nicht.

Krasser Break: Flüchtlingspolitik.

Berlin ist im letzten Jahr bekannt geworden dafür, dass am LAGESO unendlich lange Schlangen existierten. Geflüchtete, die einfach nur registriert werden wollten, um irgendwie überhaupt mal „ins System“ zu kommen – also Lebensmittelgutscheine und ein paar Euro Direkthilfe zu bekommen – standen teilweise tagelang an und mussten von freiwilligen Helfern mit Wasser versorgt werden, damit sie nicht umfallen. Das wurde (glücklicherweise) als Skandal betrachtet und etliche Medien berichteten darüber. Immerhin.

Ich hab vor ein paar Wochen mit ein paar Rassisten gesprochen. Nur so mittel freiwillig, aber man nimmt ja mit, was man kriegt. Die beiden (ein Ehepaar) haben in Berlin drei Unternehmen. Zwei Restaurants und eine Firma, die im Baugewerbe angesiedelt ist. Sie mögen ihre Schwierigkeiten haben, das will ich den beiden nicht absprechen. Wir haben es alle nicht leicht. Aber während sie nebenbei die Kneipe, in der wir saßen, als „Goldgrube, wenn das so weitergeht“ bezeichneten, bemängelten sie, dass „den Flüchtlingen“ im Gegenzug ja „alles geschenkt“ würde. Und ich  hab nachgefragt, sie meinten das ernsthaft. Obwohl ich einwarf, dass die ja erst recht ihre Probleme mit der Bürokratie und den entsprechenden Ämtern hätten, stand für das nette deutsche Unternehmerpaar fest, dass Flüchtlinge in Deutschland ja nur reingewunken werden, umgehend HartzIV plus irgendeinen Bonus, eine Gewerbeanmeldung, freie Verköstigung, problemlosen Familiennachzug, Steuererleichterungen und vermutlich darüber hinaus noch zwei Millionen Euro in bar bekommen. Und um ehrlich zu sein: Ich übertreibe nur beim letzten Punkt.

Dass das Bullshit ist und Flüchtlinge weit tiefer in der ungeliebten Bürokratie feststecken als wir Deutsche uns das je vorstellen könnten: Egal, weil „Ich weiß, dass es so ist!“.

Es ist nicht einmal wichtig, von welchen Youtube-Apologeten diese Leute ihr „Wissen“ beziehen. Idioten und Verschwörungstheoretiker gibt es ja nun zuhauf, da will/soll/muss man niemanden besonders hervorheben. Die in meinen Augen besonders dramatische Entwicklung ist dementsprechend auch nicht, dass es hier und da Idioten gibt. Das ist ok, ganz ehrlich. Inklusive Reichsbürgern und Homöopathen.

Schwierig wird es aber da, wo wider besseres Wissen Politik gemacht wird. Da, wo einwandfrei nachgewiesene Unwahrheiten als Wahrheit verkauft werden, da wo es nicht einmal mehr um abstrakte Graubereiche geht, sondern wo Lügen passen, wenn sie nur den aktuellen Kurs unterstützen.

Natürlich: Ich hab auch meine Meinung und die ist für viele oft zu weit links der Mehrheit.Das könnt Ihr mir gerne negativ auslegen und so unfassbar weh es mir  hier und da auch tut: Weisst mich auf Widersprüche hin, kritisiert mich, sagt mir Eure Meinung! Denn es gibt eines, was ich mir auf die Fahne schreiben kann: Ich bin nicht perfekt, ich habe nicht heute schon und ohne Zweifel die Lösung für alle Probleme dieser Welt.

Und genau deswegen würde ich nie einen Drecksverein wie die AfD wählen, die so einen Bullshit behauptet.

Und da geht es eben nicht darum, ob ich links bin, ob ich die (aktuelle) Regierung mag (Nein, mag ich nicht!), sondern einfach nur darum, ob ich meine Überzeugung daran ausrichte, was ist; oder daran, was vielleicht sein könnte, würde alles ganz anders sein als alles, was mir auch nur von Bekannten in einer mir nach undurchsichtigen Algorithmen durcheinandergewürfelten Reihenfolge in die Timeline gespült wird.

Wegtreten!

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Sash, 34, Dunkelträumer

Da komme ich eben heimgefahren und stelle fest, dass alles anders aussieht. Und, o ja, da sind wohl ein paar Straßenlaternen ausgefallen. Passiert, kann man ignorieren oder sich sogar ärgern. So ganz ohne Grund stehen sie da ja nicht. Ich aber mag das. Jetzt nicht einmal, weil ich mich sowieso eher auf der dunklen Seite des Planeten wohlfühle. Ich mag es einfach, nachts meine übliche Umgebung mal anders zu haben.

Das ist kein großes Ding, aber seit ich festgestellt habe, dass viele Menschen erst einen Urlaub in anderen Ländern brauchen, um sich einfach mal über Veränderungen zu freuen, bzw. sie überhaupt erst zu bemerken, schätze ich diese kleine Macke von mir sehr. Damit will ich mich keinesfalls gegen Urlaub oder das Kennenlernen anderer Länder und Gegenden aussprechen, natürlich nicht! Das ist prima und immer eine gute Idee!

Aber ich mag es insgeheim sehr, dass mir für manches kleine und wohlige Schaudern sowas Belangloses wie der Ausfall von ein paar Straßenlaternen in Berlin-Marzahn ausreicht. Und wenn’s nur ist, um sich sicher zu sein, dass „langweilig nach außen“ nicht zwingend „tot innendrin“ bedeutet. 🙂

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„Well, it isn’t exactly pizza …“

Aufgrund des Besuchs eines ehemaligen Mitbewohners hatte das letzte Wochenende erstaunlich viel mit Freizeit, Netzabstinenz und Bier zu tun. Was so gesehen ja ohnehin erst einmal wie eine tolle Idee erscheinen muss. Besonders zu schätzen wusste ich allerdings, dass wir zwei uns nach der vagen Vereinbarung, dass es zum Abendessen Pizza geben sollte, im Supermarkt unserer Wahl umgesehen haben und am Ende nicht nur Salami und Peperoni im Einkaufswagen hatten.

Ich mag Experimente in der Küche ja eigentlich immer, aber natürlich schluckt der Alltag die meiste Kreativität dann doch und man macht einmal mehr eine der bewährten und somit zu Recht für gut empfundenen Mahlzeiten. Und da bin ich auch ein Freund von, ich will das nicht schlechtreden.

Aber nun hatten wir binnen kürzester Zeit Pfifferlinge und Ziegenkäse im Korb und planten das ernsthaft für eine Pizza. Dazu kamen zuhause noch Zwiebeln, Speck und nicht zuletzt ein paar gehaltvolle Habanero-Chilis.

Ich verstehe jeden sparsamen Blick auf diese Geschichte, ich schwöre!

Aber wir haben es durchgezogen: Pizzateig, Tomatenpampe, Ziegenkäse, Chili und Zwiebeln in den Ofen, dann die Pfifferlinge in die Pfanne, um sie zuletzt einfach obenauf zu legen.

Wie der Titel bereits sagt: Es ist am Ende nicht unbedingt das geworden, was man erwarten würde, wenn man sich eine Pizza vorstellt. Aber es war ein sehr interessantes und – was nach dem Wort „interessant“ meist zurecht fehlt – leckeres Essen. Man könnte diesen Beitrag mit der üblichen Quintessenz „Wieder was gelernt“ beenden, aber ich füge der Lustigkeit halber lieber noch einen Dialog während der Mahlzeit an:

„Hmm, ich hätte die Pilze doch besser vorher waschen sollen.“
„Ach, egal. Wir haben ja Pfeffer und Salz.“

Wohl bekomm’s!

😀

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