Meine Worte

(nur mit zu vielen Ausrufezeichen)

Ich hab den Psiram-Beitrag zur Homöopathie wirklich sehr geschätzt. Ein fantastischer Text, der eigentlich alles sowas von unglaublich haargenau auf den Punkt bringt. Und am Ende fand ich ihn irgendwie unverlinkbar, weil der Autor offenbar eine Schwäche für Ausrufezeichen hatte. Komisch vielleicht, aber so ist das eben, wenn man selbst schreibt und sich die Wahrnehmung dadurch ändert.

Aber ich will mich darüber hinwegsetzen. Der Text ist – Ausrufezeichen hin oder her – einfach nur fantastisch und erklärt bei diesem heute (leider) komplizierten Thema ALLES. Und deswegen bin ich jetzt so frei, den Text doch zu verlinken, auch wenn er mich interpunktionsmäßig irgendwie triggert:

Homöopathie ist Irrtum!

Ich weiß vom ein oder anderen Leser, dass er der Homöopathie nicht grundsätzlich abgeneigt ist. Das ist ok. Ich find’s nicht toll, aber da sind wir wieder mal bei der Sache mit der Toleranz. Ich möchte explizit diese Leser bitten, den Text einfach nur zu lesen. Und mehr noch möchte ich darum bitten, im Anschluss einen Kommentar zu hinterlassen – ABER: Einen Kommentar, der auch nach dem Lesen des Textes noch in irgendeiner Form Sinn gibt – unter Einbeziehung der dort genannten Fakten.

Wer das schafft, der hat meinen Respekt. Alles andere läuft dann wohl unter Idiotie.

12 Comments

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12 Responses to Meine Worte

  1. DerInderInDerInderin

    Mir sind einige Schreibfehler in dem verlinkten Artikel aufgefallen, zählt das? 😉

    Spaß beiseite: Schön, dass du so versöhnliche, friedliche Worte zu diesem Thema finden kannst. Andere würden das Feld der Homöopathie schlicht und ergreifend als Scharlatanerie oder Beutelschneiderei bezeichnen, deren einziger moderner Zweck es ist, sich selbst mit auf dem Plazebo-Effekt basierenden „Erfolgen“ und dem kruden Grundsatz „Wer heilt hat recht“ zu rechtfertigen, wenn man offen über den Tausch von Geld gegen Zuckerwasser spricht.

    Gut, möchte man sagen, was ist mit Tieren? Plazebo-Effekte bei Tieren oder Kleinkindern? So etwas gibt es nicht! Das ist aber schlicht und ergreifend falsch (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19912522 / http://www.actavetscand.com/content/46/2/57).

    Gerne empfehle ich, wenn es um solche Themen des Aberglaubens und der Paramedizin geht, die GWUP. Deren Magazin „Skeptiker“ ist übrigens vorzüglich als Lektüre und Argumentationshilfe zu diesen Themen geeignet.

    http://www.gwup.org/

  2. Jens

    Ich komme aus einer Ärzte-Familie und hab‘ genug naturwissenschaftliche Bildung, um homöopathische Lehren als Nonsens zu erkennen. (Und zweifele ernsthaft an der Qualifikation von Apothekern, die mir homöpathische Mittel andrehen wollen, weil die „so sanft“ sind.)

    Dennoch kann ich mir zumindest einen Grund vorstellen, aus dem Homöopathen bei Laien so beliebt sind: Die hören zu. Das ganze System ist ja so aufgebaut, dass der Patient das Gefühl hat, hier werde sich ganz individuell um ihn gekümmert.
    Das alleine macht niemanden gesund, aber es kann wichtig für die Psyche des Patienten sein. Leider kommt solche Zuwendung bei der Schulmedizin oft zu kurz, weil sich ausführliche Patientenberatung schlicht finanziell nicht lohnt – vor allem bei Kassenpatienten. Da wird bei einer offensichtlichen Diagnose lieber schnell das korrekte Rezept ausgestellt, und fertig.

    Insofern ist der große Zuspruch, den diese ganze Scharlatanerie erfährt letztlich auch Ausdruck eines Kommunikationsversagens auf Seiten der Schulmedizin bzw. des hiesigen Gesundheitssystems: Viele Patienten gehen lieber zum netten Heiler mit den Zuckerkügelchen, bei dem sie sich wohlfühlen und der sich Zeit nimmt, als zu einem seriösen Arzt, der zwar Medikamente verschreibt, die tatsächlich wirken und helfen, aber immer kurz angebunden ist und gleich wieder zum nächsten Patienten verschwindet.

  3. Crik

    Ich finde den Artikel unterhaltsam.
    Bei den C-,L- und M-Potenzen hat er wohl Recht, allerdings lässt er die Niedrigpotenzen (D) außen vor.
    Mit Arsenicum album in D6, über mehr als drei Wochen verabreicht, lassen sich deutliche Vergiftungserscheinungen erzeugen. Botox wird in einer Verdünnung angewendet, die der homöopathischen Potenz D6 entspricht. Cannabis und Opium unter D6 sind in Deutschland nicht legal, da sie unter das BtmG fallen. Lithiumsalze in D6 verursachen beim Einnehmenden bereits nach wenigen Tagen eine deutliche Stimmungshebung, plötzliches Absetzen kann eine Depression auslösen.
    Außerdem wirkt Lithium chloratum D6 ganz hervorragend -und sichtbar- gegen Gicht.
    Desweiteren übersieht der Verfasser, dass niedrige, nicht allergieauslösende Mengen eines Allergens die Abschwächung einer Allergie zur Folge haben kann, sowie dass viele der klassischen Mittelchen auch in z.T. ähnlichen Dosierung der Schulmedizin angewendet werden…

    Da Niedrigpotenzen in der klassischen Homöopathie allerdings nicht wirklich verwendet werden, lasse ich dem Verfasser das mal so durchgehen… 😉

  4. Jens

    @Crik: Natürlich verwendet die Homöopathie teilweise Stoffe, die an sich eine Wirkung haben. Kernsatz der Lehren ist aber doch m.W., dass diese Wirkung durch das „Potenzieren“ (das letztlich nur ein Verdünnen ist) verstärkt würde.
    In nicht-homöpathsichen Zusammenhängen wird dieselbe Technik hingegen angewandt, weil Verdünnen die Wirkung *abschwächt*.

    Auch wenn hier Schulmediziner und Homöopathen also dasselbe tun, machen sie es doch aus völlig verschiedenen Gründen und mit gegensätzlichen Absichten.

  5. @DerInderInDerInderin:
    Die Schreibfehler sind wenigstens deutlich in der Unterzahl im Vergleich zu den Ausrufezeichen. 😉
    Die versöhnlichen Worte sind mir schwer gefallen, dieses staatlich begünstigte Abzock-Quacksalbertum macht mich eigentlich ziemlich fertig.
    Bei der GWUP lese ich zumindest im Blog mit, denke also, die wichtigsten Dinge bekomme ich mit …

    @Jens:
    Das ist teilweise sicher richtig. Wobei ich derletzt auch mal irgendwo gelesen hab, dass der Unterschied soo gewaltig offenbar gar nicht ist. Am Ende ist es aber dennoch so, dass etwas ganz offensichtlich nicht perfektes einfach durch Unsinn ersetzt wird – was wiederum nur möglich ist, weil (ein bisschen vereinfacht ausgedrückt) gesetzlich postuliert ist, das Homöoptahie wirkt. Der ganze Mumpitz wäre von heute auf morgen uninteressantes Hardcore-Nischen-Unterhaltungsprogramm, wenn man wenigstens die Einführung von Arzneimitteltests durchsetzen könnte. Dann gäbe es nämlich schlicht keine homöopathischen Medikamente mehr.

    @Crik:
    Das „leicht“ verdünnte Stoffe Wirkung haben können, ist ja nun nichts, was von der Medizin irgendwie ignoriert werden würde. Dazu braucht es ja keine Homöopathen. Die tauchen ja nur auf um zu behaupten, dass es noch mehr verwässert noch besser wirkt. 😉

  6. Jens

    @Sash:
    Dann hatte ich vielleicht einfach ein positives Vorurteil über Homöopathen, was die Patientenzuwendung angeht. 🙂 Bin selber noch nie bei einem gewesen.

    Dass homöopathische Mittel immer noch mit ihren angeblichen Wirkungen werben dürfen, verstehe ich aber auch nicht – wenn man die gleichen Hinweise auf Smarties oder Wasserflaschen pappen würde, wäre sofort der Verbraucherschutz am Start, wegen Irreführung der Kunden – obwohl’s genauso berechtigt wäre.

  7. @Jens:
    Wie gesagt: Ich hab das mal irgendwo gelesen und weiß nicht einmal mehr, wo genau. Kann also durchaus sein, dass das alles durchaus eine Rolle spielt.
    Und was die Werbung angeht … tja, das ist die Logik, die zwangsweise erfolgt, wenn quasi festgelegt ist, dass es hilft. Man kann wohl ernsthaft froh sein, dass nicht irgendwer mal festgestellt hat, wie hilfreich doch die Hexenverbrennungen waren …

  8. mm.

    Hmmmmm… entweder der Trafic durch Dich oder DDoSende Jünger der Homöopathie machen die Ausrufezeichen (und den Rest des Textes) nicht abrufbar. (Alle anderen Gründe wären unrealistisch. 😉 )

  9. @mm.:
    Ja, Psiram wurde geDDoSt. Sollte jetzt schon lange wieder gehen.

  10. mm.

    Stimmt, ich habs gestern noch gelesen. 🙂
    An manchen Stellen hätte er mit etwas mehr Sorgfalt besser argumentieren können und manche der Vergleiche sind nicht ganz passend; trotzdem aber ein sehr gut zusammenfassender Artikel zu dem Thema.

  11. Arno

    Im großen und ganzen stimme ich psiram und Sash hier zu: Bei Krankheiten, die tatsächlich Behandlung brauchen, hat Homöopathie nichts zu suchen.

    Dr. med. Eckart von Hirschhausen sagte aber mal sehr treffend: „[Bei vielen Krankheiten] ist Medizin ist die Kunst, dem Patienten die Zeit zu vertreiben, die der Körper braucht, um sich selbst zu heilen“.

    Genau hier (und vielleicht bei der Patientenzuwendung, keine Ahnung, ich bin so selten beim Arzt) sollte die evidenzbasierte Medizin IMHO von der Homöopathie lernen und denjenigen Patienten, die unbedingt „was gegen den Schnupfen“ brauchen, z.B. ein paar billige Globuli verschreiben. Patient glücklich, Placebo-Effekt beschleunigt vielleicht sogar noch die natürliche Gesundung, wunderbar.

    MfG, Arno

    …der seine (leichten) Kopfschmerzen grundsätzlich mit Cola behandelt. Wirkt fast immer und führt dazu, dass Paracetamolpackungen etc. regelmäßig noch in vollem Zustand das Haltbarkeitsdatum erreichen 😉

  12. @mm.:
    Das will ich doch auch meinen.

    @Arno:
    Das Schwierige an deiner Argumentation ist (ich glaub, sie hatten bei GWUP heute auch sowas in der Art): Sie erweckt den Anschein, dass an dem Hokuspokus ja dann doch irgendwie irgendwas gutes ist. Natürlich sollten Ärzte mehr Zeit für ihre Patienten haben, ein bisschen besser in Sachen Psychologie sein und vielleicht mit entsprechendem Wissen in bestimmten Situationen auch mal ein Placebo verschreiben dürfen.
    Das alles hat aber letztlich überhaupt nichts mit Alternativmedizin zu tun, alle ihre Effekte beruhen schließlich auch nur auf Wirkungen, die der Wissenschaft keinesfalls unbekannt sind, sondern nur mangelhaft, wenig oder gar nicht angewandt werden.
    Und sowohl auf Seiten des Arztes – als auch auf der der Patienten – gibt es genügend komplizierte Wechselwirkungen, die letztlich das Vertrauen in kuriose Methoden erhöht, wenngleich da eigentlich kein Erfolg für diese Methode zu verbuchen ist.

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