Monthly Archives: November 2010

Fail des Tages

Es ist wirklich ein Traum, am frühen Morgen aus der klirrenden Kälte der Nacht nach Hause zu kommen und von Ozie mit einem heißen Gemüseeintopf begrüßt zu werden. Der köchelte gemütlich auf dem Herd, in der Pfanne brutzelten ein paar Bratwürstchen (eine hervorragende Combo, die wir vor einer Weile einem Rezept entnommen haben) und die ganze Wohnung war erfüllt von wohligem Geruch.

„Du brauchst noch einen tiefen Teller!“

meinte Ozie zu mir. Unser Geschirrbestand ist auf einem historischen Tief, und bei 5 tiefen Tellern passiert es mal, dass alle benutzt sind, bis sich die Spülmaschine anzuschalten lohnt. Der letzte Satz ist als Metapher für „bis wir uns zum Spülen aufraffen“ zu verstehen. Aber gut! Ein tiefer Teller! Kann ja so schwer nicht sein!

Ich betrat mein Zimmer, und wenngleich sich an meinem Schreibtisch wie üblich ein paar Teller stapeln: Alles nur flache Teller.

Ein bisschen süffisant gegrinst habe ich beim beschwingten Gang in die Küche. Ich hab den Ball an Ozie zurückgegeben:

„Tja, Problem: Ich habe keinen tiefen Teller!“

Das ist mit die interessanteste Neuordnung in einer Zweier-Wohnung: Wenn man selbst für einen Missstand nicht verantwortlich ist, war es sicher der eine verbleibende andere. Das wird mir nochmal zu schaffen machen, aber heute sollte es ein Triumph werden!

„Ich hab aber auch keine…“

meinte Ozie etwas gedämpft. Also bin ich – natürlich im Wissen, dass sich dort unmöglich tiefe Teller befinden – zu meinem Übergangsschlafzimmer gewandelt. Und wie vermutet: Kein tiefer Teller. Ein flacher, ja – und ein Topf. Aber kein tiefer Teller.

Falls die Frage aufkommt: Ich esse gerne im Bett beim Lesen. Auch warm.

Nun galt es also, Ozies Aussage auf den Wahrheitsgehalt zu überprüfen. In ihrem Zimmer das selbe Bild wie in meinem: Ein paar flache Teller, kein tiefer.

Ich hatte inzwischen etwas Spülwasser in einen in der Küche befindlichen Teller eingelassen, aber so langsam stellte sich die Frage: Wo sind unsere tiefen Teller? Das Wohnzimmer ist auszuschließen. Da steht zwar ein Esstisch, aber der ist außer bei Familienfeiern noch so gut wie nie – und nie im letzten Halbjahr – zum Essen verwendet worden. In Nicos Ex-Zimmer befinden sich gerade der Trockner und fast sämtliche WG-Textilien – aber sicher keine Teller!

Trotz kurioser Vorlieben sind wir auch noch nicht dazu übergegangen, beim Duschen oder gar auf dem Klo zu essen, so dass Saarland und Bad eigentlich auch ausfallen. Es ist aber kein Witz, wenn ich schreibe, dass ich im Bad dennoch kurz geschaut habe. Der Flur ist eigentlich gerade aufgeräumt und übersichtlich, wobei sich auch hier die Frage stellen würde, weswegen sich dort die gesuchten Teller befinden sollten.

Ich meine, dieser Haushalt ist aus einer WG hervorgegangen, in der ein vermisstes Telefon nach Monaten im Alk-Schrank gefunden wurde, währenddessen in der Ladestation des Telefons aus unerfindlichen Gründen nach einer Party Cola-Whiskey gefunden wurde (besteht da ein Zusammenhang?), aber dass uns Teller im Flur verschwinden, daran glaubten selbst wir nicht.

Ein Blick in die wie üblich halb ausgeräumte Spülmaschine brachte auch keine neuen Erkenntnisse. Wo zur Hölle sind die tiefen Teller hin?

„Guck doch mal im Schrank.“

sagte Ozie in einem Anflug von Verzweiflung.

„Du hast nicht…?“

„Wieso sollte ich davon ausgehen, dass wir Teller im Schrank haben? Wir haben hier ewig nicht aufgeräumt!“

Und damit ist auch dieses Geheimnis geklärt: Die Teller standen sauber und artig gestapelt im Schrank. Manchmal bin ich froh, dass das niemand mitkriegt, was hier passie… ups!

Aber der Gemüseeintopf war lecker 🙂

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Wolle Blogeintrag mache?

So schön ich es ja grundsätzlich finde, dass mein Blog gelesen und von Suchmaschinen gefunden wird: Die damit verbundenen Anfragen können einem ganz schön auf den Zeiger gehen. Also nichts gegen welche von anderen Bloggern oder einfach von Lesern, die irgendwas wissen wollen oder mir ihren Blog empfehlen!

Aber diese ganzen Aasgeier, die sich kostenlose Werbung erhoffen…

Keine Frage, es gibt eine Menge gute Seiten und gute Produkte irgendwo im Netz zu finden. Und wenn ich irgendwas tolles finde, dann teile ich das gerne mit meinen Lesern. Das tue ich zwar nicht sonderlich oft, aber das liegt wohl an meinem gespaltenen Verhältnis zu Werbung allgemein.

Interessant wird die Sache dann aber da, wo ich keinerlei persönliches Interesse habe und dennoch keinerlei Gegenleistung geboten wird. Zum Beispiel wurde ich unlängst angefragt, ob ich einen Bannertausch mit einer ungarischen Zahnklinik in Erwägung ziehen würde?

Hallo!?

Aber da könnte man wenigstens noch gutgläubig davon ausgehen, dass die Erwähnung auf einer Linkfarm wenigstens potenziell Leser bringt, bzw. meine Page Impressions künstlich in die Höhe treibt (was immer mir das im Speziellen bringen soll, aber gut…).

Obskur war dann heute die Anfrage, ob ich nicht ein Jobportal erwähnen möchte. Es ist total toll und voll praktisch, und der Zusammenhang mit meinem Blog wäre natürlich der, dass man dort auch Jobs in Berlin finden könnte. Ich könne gerne einen Blogeintrag darüber schreiben, sie irgendwo verlinken oder am Besten doch gleich ein Suchfenster für die Jobsuche einbetten. Das wäre total praktisch für all die Jobsuchenden da draussen, bla keks!

Und?

Ich meine, es ist sicher auch total toll für alle, wenn ich auf meiner Wohnungstüre Werbung für einen Elektronikversand anbringe. Es ist auch total praktisch, wenn ich anbiete, das man in Marzahn die Waschmaschinen gleich bei mir zu Hause abholt. Wenn die mir allerdings anbieten würden, mir die Waschmaschinen sogar kostenlos bis in meinen Flur zu transportieren, dann sehe ich irgendwie trotzdem noch keinen Grund, das zu tun…

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Bedenklich…

Ich bin gerne „im Internet“. Unendlich Lesestoff, ohne dafür Wege zurücklegen zu müssen, bei denen ich im Nachhinein immer bedauere, dass ich doch was vergessen hab, jetzt aber nicht nochmal laufen will.

Folglich bin ich ja auch oft hier zu finden. Zwar nach wie vor grundsätzlich nur wenn ich will, und überwiegend dann doch auf meinen eigenen Seiten, die ja mit allen Kommentaren und Artikeln nicht nur eine schöne Beispielsammlung für Rechtschreibfehler bilden, sondern auch Zeit kosten – aber immerhin.

Ich dachte eigentlich immer, dass das alles völlig normal wäre. Aber seit ich vorher aufgewacht bin und mir bewusst wurde, dass ich tatsächlich davon geträumt habe, einen ominösen Maskierten enttarnt zu haben… bin ich mir nicht mehr ganz so sicher 😉

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Terror!

Ich denke, damit ist so ziemlich alles gesagt, was ich nicht geschafft hab in den letzten Tagen. Danke für diesen Text.

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Pünktlich

…war mein Bus heute morgen.

Genauer gesagt: Er hat sich an den Fahrplan gehalten. Ärgerlich nur, dass es keinen Fahrplan gibt gerade 🙁

Auf meiner Strecke zur Arbeit ist mal wieder für zwei Wochen Ersatzverkehr eingerichtet. Ich war jetzt die meiste Zeit krank, aber abenteuerlich war es schon. Am ersten Tag kam der Bus etwa 10 Minuten vor der normalen Zeit der Bahn und der Fahrer meinte, er warte immer auf eine der anderen Linien, aber einen Fahrplan habe er nicht. Das ist deckungsgleich mit dem Aushang an der Ersatzhaltestelle. Dieses Mal haben sie nämlich weder einen Fahrplan, noch eine Linie, noch eine Gültigkeitsdauer oder irgendwas anderes hingehängt.

Und das ist schon deswegen verwirrend, weil die Haltestelle ohnehin nur im Nachtverkehr bedient werden soll. Naja, heute morgen hab ich dann mal ein halbes Stündchen dort verbracht (war ja so tolles Wetter!), bevor ich in meine Alternativ-Bahn eingestiegen bin, die zwar einen Kilometer entfernt hält und dazu länger braucht als meine normale – aber dafür durchfährt. Hätte ich allerdings auch schon 30 Minuten früher machen können 🙁

Eigentlich wollte ich ja noch was über die wichtigen Dinge schreiben: Terrorgefahr, Nicht-Bomben-Funde, seltsame Menschen. Auch über StreetView, Weihnachten und eventuell noch was anderes. Aber es war mir ernsthaft zu absurd. Ich bin nicht über die ersten 3 Sätze rausgekommen. Jedes Mal. Etwa zehn mal. Deswegen jetzt das hier.

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Fischermäns Fail

Also ich weiß ja nicht so recht. Axel Fischer, seines Zeichens Mitglied einer ominösen Schwarzgeld-Sekte, fordert ein „Vermummungsverbot im Internet“. Nun ist er damit eine Art One-Hit-Wonder bei twitter geworden, quasi also auf dem Niveau eines zerbrochenen Blumenkübels angelangt.

Er schreibt auf seiner Facebook-Seite, es könne nicht sein, dass sich

„viele Bürger in Foren oder anderen Einrichtungen des Netzes hinter selbstgewählten Pseudonymen verstecken und sich so vermeintlich jeglicher Verantwortung für Äußerungen und Verhalten entziehen.“

Er lobt den neuen Personalausweis als prima Methode, eine Identifizierung im Netz vorzunehmen, und all das wäre nicht nur der Qualität der Diskussionen in Foren und Blogs, sondern letztlich der Demokratie zuträglich. Warum das? Bürger könnten, wenn sie identifizierbar sind, z.B. beim Bundestag im Netz an Umfragen, Diskussionen und eventuell sogar Entscheidungen mitwirken.

Im Gegenzug fordert er einen „Radiergummi“, mit dem man seine Äußerungen in den Weiten des Netzes auch irgendwann wieder rückgängig machen kann.

Das Thema hat natürlich eine grundsätzliche Brisanz, umso trauriger, dass sich ausgerechnet Paradiesvögel wie Herr Fischer auf Seiten der Politik dazu äußern, bzw. wie er sich äußert, obgleich er  Vorsitzender der Enquête-Komission „Internet und Digitale Gesellschaft“ ist. Man muss ihm lassen: Wenn man sich seinen Text durchliest, um ein Referat über Medien in der achten Klasse zu schreiben, dann könnte man sich seiner Position eventuell wohlwollend anschließen. Ab Klasse 9 sollte es eng werden.

Kritikpunkte gibt es viele, und ich will mich ein wenig darüber auslassen. Habt ihr Zeit mitgebracht? Ich schon, denn ich bin krankgeschrieben. Meine hauptsächlichen Angriffspunkte wären das Weltbild, die Unwissenheit und die Albernheit.

Das Weltbild

Das Internet mag für viele fantastisch sein, ein Traum, ein El-Dorado, eine Philosophie oder nur viel Speicherplatz für Pornos. Tatsächlich ist es ein Medium. Im Grunde werden Daten von A nach B geschoben, verändert, ausgegeben, wiedergegeben. Wie jedes Medium ist das Internet damit vor allem eine Möglichkeit, die verfassungsrechtlich garantierte und dennoch sogar von der CDU hochgehaltene Meinungsfreiheit zu nutzen, indem man miteinander interagiert. Ob via Text, Ton oder Bild, im Grunde geht es um Meinungsaustausch.

Alleine die Tatsache, dass Herr Fischer denkt, die Meinungsfreiheit könne so gefährlich sein, dass man deswegen die Grenzen eines Mediums einschränken müsse, finde ich unglaublich.

Dass gewisse Formen des Miteinanders nicht in Ordnung sind, das will ich nicht anzweifeln. Dass diese bereits jetzt geahndet werden können – meist auch, wenn sie anonym im Internet auftreten – spielt bei solchen Ideen naturgemäß selten eine Rolle. So scheint Herr Fischer offenbar davon auszugehen, dass anonyme Spinner im Internet ernster genommen werden als auf der Straße.

Wer sich ein bisschen öfter als nur zu Propagandazwecken vor einem Wahltermin in den Weiten des Netzes umsieht, wird sehen, dass sich die Problematik der Verschlechterung der Diskussionen meist selbst reguliert. Viele der bekannten Blogger bloggen nicht anonym, und ebenso werden in Diskussionen dämliche Kommentare unter Pseudonymen in der Regel nicht ernst genommen. Wo Anonymität tatsächlich gepflegt wird, erfüllt dies meistens einen Zweck (und wenn er für den einzelnen Außenstehenden noch so unerklärlich bleiben mag) oder ist schlicht Ausdruck einer Laune oder der Kreativität. Im Falle tatsächlicher Rechtsverstöße existieren weitergehende Maßnahmen zur Identitätsfeststellung, und wie ich gerne einmal mehr betonen möchte: Ein Land, in dem man tatsächlich mit 100%iger Sicherheit Verbrechen verhindern könnte, wird lebensunwert. Aber es kann ja sein, dass Fischer das erreichen will, wer weiß.

Das Unwissen

Als Vorsitzender einer entsprechenden Enquête-Kommission mit immerhin eigenem Facebook-Profil fällt Herr Fischer schon dadurch auf, dass er er trotz einiger näherer Erläuterungen wie so viele Digital Immigrants „das Internet“ als Ganzes angeht. Dass die Anonymität sich unterschiedlich gestaltet, je nachdem, was ich im Netz so vorhabe, ist gewiss keine Erkenntnis, die ihm neu sein dürfte. Inwiefern es den politischen Diskurs auf den Webseiten des Bundestags verbessert, wenn in Sashs Taxiblog die Leser nur noch mit Klarnamen kommentieren dürfen, bleibt ein wenig im Dunkeln.

Inwiefern der neue Personalausweis nPA jetzt so eine große Chance sein soll, endlich die Anonymität im Netz aufzugeben, wundert mich auch, schließlich ist er bewusst so gestaltet worden, dass er ohne die Übermittlung von personenbezogenen Daten eine Identifikation, also eine so genannte „pseudonyme Kennung“ erlaubt.

Gleichermaßen naiv (vielleicht aber auch extrem berechnend) ist er mit den Begriffen Vermummungsverbot und Anonymität umgegangen. Denn weder gilt das Vermummungsverbot irgendwo außerhalb von Veranstaltungen, noch bedeutet die damit verbundene Möglichkeit der Überprüpfung der Identität eine vorausgehende Offenlegung derselben. Was so markig klingt, hat in Wirklichkeit kaum miteinander zu tun.

Weiterführende Fragen, die ich im Rahmen einer tieferen Diskussion auch gerne mal erklärt haben würde, wäre zum Beispiel die danach, ob Ausländer dann beispielsweise in deutschen Onlineshops einkaufen können, welchen Internet-Status Deutsche im Ausland haben, und ob es legal wäre, wenigstens auf ausländischen Servern maskiert rumzurennen?

Die Albernheit

Fischer verteidigt sich zwar damit, dass das alles gar nicht neu sei, vermischt aber selbst munter Begrifflichkeiten. Seine Forderungen nach der Abschaffung der Anonymität im Netz bedeutet nicht ein aus der wirklichen Welt adaptiertes Vermummungsverbot, sondern wäre sinngemäß eher die Pflicht, beim Spazierengehen und beim abendlichen Umtrunk ein Namensschild zu tragen.

Gewiss leidet mancherorts die Qualität der Diskussionen unter Anonymität. Auch wenn ich eine verflachung politischer Diskurse beispielsweise für wenig zweckdienlich halte, kann ich daran nichts schlimmes finden. Es ist doch völlig in Ordnung, und seit Ewigkeiten Usus, dass in bestimmten Umfeldern Klarnamen erforderlich sind. Keiner kann unter dem Namen „Papa Schlumpf“ für das Amt des Bundeskanzlers kandidieren (außer Papa Schlumpf, aber das wäre höchst unwahrscheinlich) und so verlangt auch der Bundestag online einen Klarnamen. Versandhändler verlangen online wie offline eine Bestätigung über die Identität der Kunden, und alles was dazu noch gesagt werden sollte, ist dass die Läden offenbar mehr Mist mit den Daten anstellen als anonyme Kunden mit Händlern.

Dass außerdem gerade die CDU gerne mit Debatten das Land überflutet, bei denen einer der wichtigsten Punkte ist, dass Kinder zum Schutz vor Sexualstraftätern bloß nicht ihre Identität offenlegen sollten, sollte die Sache endgültig zu einem Treppenwitz der Geschichte machen.

Gehässig könnte man die Forderung Fischers vergleichen mit einer Forderung, Namensschilder an der Kleidung anzubringen, weil der Staat gerade ohne Notwendigkeit eine Schafherde erstanden hat, und nun nicht weiß, was er mit der Wolle machen soll.

Genauso wie es glücklicherweise in diesem Land Orte gibt, an denen es niemanden interessiert, wie man in Wirklichkeit heißt (Beispiele? Kneipen, Bordelle, Diskotheken, Grünanlagen, Restaurants, Privatwohnungen…) sollte es diese auch im Netz geben. Ecken, an denen sich Gleichgesinnte treffen können, dies und das austauschen… und gut. Es mag dabei zur einen oder anderen Rangelei, Zechprellerei oder Beleidigung kommen. Eine präventive Ausweispflicht würde mehr schaden!

Bekloppt ist die Forderung in meinen Augen vor allem, weil sie daherkommt, als sei das alles ja eigentlich gar nicht neu (und damit nicht schlimm), andererseits aber total innovativ, wichtig und geradezu selbsterklärend.

Beachtung verdient übrigens insbesondere der sicher gut gemeinte „Radiergummi“. Ich finde die Idee so schlecht nicht unbedingt, aber dass sich außerhalb des Internets Äußerungen nachträglich ungeschehen machen lassen sollen, das würde ich gerne mal sehen. Wie ist das bei Leserbriefen an die Zeitung, bei Auftritten im Fernsehen? Als kleinen Selbstversuch empfehle ich Herrn Fischer mal, beizeiten, die Dame seiner Wahl zu beleidigen und darauf zu achten, wie einfach sich das wieder geradebiegen lässt 🙂

Dass er diese Äußerungen dann ausgerechnet via Facebook (also im bösen Netz) verbreitet, wirkt ein bisschen wie der Weg des geringsten Widerstandes. Denn ich vermute selbst in der CDU genügend Leute, die ihm auf dem Weg bis zum Mikrofon diese Idee ausgeredet hätten. Und sei es aus Mangel an Durchblick.

PS: Wer will, darf diesen Artikel unter einem selbstgewählten Pseudonym kommentieren. Wer weiß, wie lange wir das noch dürfen. 😉

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Geschichten vom Kranksein

Was das Kranksein abgesehen von finanziellem Verlust und den körperlichen Einschränkungen irgendwie amüsant werden lässt, sind die Kontakte zum Gesundheitssystem. In meinem Fall sind das in erster Linie Ärzte und Apotheker, manch anderer kennt sicher noch witzigere Fachmänner und -frauen.

Also ich muss ja jedes Mal nach Verlassen einer Praxis erst mal wieder die Unterlagen sortieren, weil ich ständig durcheinanderkomme mit Rezepten, Krankschreibungen, ggf. Überweisungen, Kärtchen, und was auch immer.

Es soll ein hartnäckiges Gerücht sein, dass sich Ärzte Krankheiten ausdenken, um Patienten zu halten, zu bekommen, etc. Nicht dass ich da über den wahrscheinlich hinter jeden Geschichte lauernden wahren Kern hinaus dran glaube, aber es macht den Arzt erst einmal nicht unverdächtiger, wenn er das von sich aus so anspricht.

Abenteuerlich wird es dann, wenn die Beweisführung derart skuril ist, dass selbst ich damit nicht vor Gericht auftreten würde.

So, mich plagten das Wochenende über Übelkeit, Mattheit und Kopfschmerzen. Das ist im Begriff, abzuklingen, ich verbinde mit sowas immer irgendwie eine Hoffnung auf Genesung. Ich hab den Luxus des ärztlichen Bereitschaftsdienstes an meinem Geburtstagsabend genutzt und mir ein Mittel gegen Übelkeit geben lassen. So denn, es hat geholfen, nicht dauerhaft, aber das ist ja klar.

Inzwischen habe ich die Hoffnung, den ganzen Fall wirklich ohne Brocken lachen hinter mich zu bringen, bin aber nicht undankbar, dass mein Doc mir nochmal Mittel gegen Übelkeit verschreibt. Frei nach dem Motto: Und wenn ich sie jetzt nicht brauche, kann es sicher mal einen guten Zeitpunkt geben. Und ich bin zumindest juristisch und medizinisch versiert genug, dabei nicht an meine Fahrgäste aus den Clubs zu denken 😉

Mir ist auch durchaus bewusst, dass eine Übelkeit allerlei Ursachen haben kann. Von ranzigem Essen bis zu Magenkrebs und potenziell tödlichen Allergien auf irgendwas ist sicher alles drin. Aber glücklicherweise ist mir eigentlich nicht sonderlich oft in meinem Leben wirklich übel, und auch dieses Mal scheint es eine kurzfristige Sache gewesen zu sein, schließlich klingt es ja langsam alles ab.

Mein Arzt empfiehlt mir nun, das verordnete Medikament aufzubrauchen, jeden Abend eine Tablette. Dank der Packungsgröße also etwa bis Anfang Januar. Wenn die Übelkeit trotzdem wieder auftritt, dann könnte ich als tolles Feature eine Magenspiegelung oder -Gewebeentnahme vornehmen lassen, um mich mal auf irgendwelche bakteriellen Unholde testen zu lassen, die er so nicht nachweisen kann.

Ausgehend davon, dass ich noch zwei Tage krankgeschrieben bin, widerstrebt es mir irgendwie anderthalb Monate nach Genesung Tabletten gegen Übelkeit zu schlucken, um… zu gucken, ob mir nicht doch irgendwann übel wird. Da mich in diesem Moment wohl eine leichte Hebung der Augenbrauen rausgerutscht ist, hat mein Arzt mir versichert, dass das schon seinen Sinn hat und er sich nicht aus Geschäftsinteresse was ausdenkt. In seinem Fall glaube ich das gerne, denn wer mal mitgekriegt hat, dass ein Arzt in Marzahn jeden erdenklichen Patienten kriegen kann, weil alle Kollegen längst einen Aufnahmestopp verhängt haben, der ist überzeugt davon, dass die Töffel, die es für eine wunderbare Geschäftsidee halten, ausgerechnet gesetzlich versicherte Geringverdiener in ihren Pool zu packen um sie auszuquetschen, in Wirklichkeit ihr Medizinstudium vor der Vollendung abgebrochen haben, auf BWL umgesattelt haben und nun andersweitig pleite gegangen sind.

Sein Beweis war ungleich eindrucksvoller: Er kramte einen in fünfter Generation weiterkopierten Zettel hervor, auf dem irgendein Artikel zu besagten Bakterien stand. Dann deutete er auf die Fußnoten, die neben dem ein oder anderen unleserlichen handschriftlichen Zeichen fettgedruckt auf irgendwelche Studien im Ausland verwiesen. Seine Meinung:

„Man kann bescheissen. Aber man kann nicht die Deutschen, die Franzosen und die Italiener bescheissen. Alle bescheissen geht nicht.“

Mir ist auf Anhieb kein Gegenargument eingefallen, das halbwegs auf gleichem Niveau gelegen hätte…

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