Unsortierte Gedanken zum Stand im Heimatland

Eine Woche ist ja scheinbar schon ein enormer Zeitraum, wenn es darum geht, sich zurückzuhalten bezüglich des Geschehens in Winnedde (ich bin Schwabe, ich darf die Stadt so aussprechen).

Es ist wirklich erbärmlich, was in dieser Woche alles passiert ist. Die Tat selbst natürlich eingeschlossen. Aber jetzt – als hätte es die Debatten nicht schon tausendmal gegeben – kommen sie wieder alle aus ihren Löchern gekrochen: All die Menschen, die weiterhin daran glauben, es gebe eine hundertprozentige Sicherheit. Lösungsvorschläge werden gemacht, von denen einer absurder ist als der andere.

Da gibt es wieder die Fraktion, die in „Killerspielen“ die Ursache allen Übels sieht, obwohl das mehr denn je bezweifelt werden darf. Es gibt Spaßvögel, die meinen, wenn es keine Waffen in Privathaushalten geben würde, wäre so etwas wie ein Amoklauf kaum mehr möglich. „Gewaltvideos“ und so sind natürlich auch wieder Thema. Selbst das Internet als Medium wird bisweilen angegangen, wenngleich unklar ist, was für eine Rolle es im aktuellen Fall gespielt haben soll. Natürlich sind auch die Eltern schuld – schließlich muss man sowas ja merken. Und waren nicht die Opfer auch irgendwie selbst schuld – sowas wie Mobbing scheint es ja auch gegeben zu haben…

Leute, seid doch mal ehrlich!

Glaubt ihr wirklich an eine Patentlösung für so einen außergewöhnlichen Zwischenfall? Wie soll die aussehen? Ich weiss, dass es mitunter peinlich ist, mit blöden Gegenfragen zu antworten, aber trotzdem möchte ich mal ein Gedankenspiel wagen:

Wie verhindern wir beispielsweise, dass in Künzelsau Frauen von Stechrochen aufgespießt werden, die von tropischen Wirbelstürmen aus dem Meer bis nach Deutschland getragen werden und dort unvermittelt vom Himmel fallen? Wir können Rochen töten, Künzelsau überdachen, Frauen den Ausgang verbieten, oder wenigstens die Wettervorhersage zuverlässiger machen. Aber werden wir dieses extrem seltene (ich glaube, bisher ungeschehene) Ereignis damit verhindern können? Überlebt nicht ein einzelner Rochen? Ist die Überdachung nicht zu brüchig? Wehrt sich nicht eine Frau gegen das Ausgehverbot? Irrt vielleicht sogar der Wetterbericht?

Wie viele Freiheiten wollen wir einschränken, wie viel präventives Leid ertragen (und damit Amokläufe nicht gerade unwahrscheinlicher machen!), um ein solch extremes Ereignis zu verhindern?

Vielleicht ist es bekloppt, den ganzen Tag TO zu spielen – aber viele tun das gerne und sind harmlos dabei. Von der Bedeutung der Spielewirtschaft ganz zu schweigen. Vielleicht ist es bekloppt, Waffen zu Hause zu haben, aber sind sie wirklich hundertprozentig sicher in Museen, Schützenvereinen oder Polizeihänden? Vielleicht ist es bekloppt, Horrorfilme zu sehen, aber mit einem Verbot würde eine ganze Kunstszene vernichtet. Ja, vielleicht ist sogar das Internet überwiegend bekloppt, aber man würde mit der Abschaffung einen Kultur- und Kommunikationskanal schließen, der in der Geschichte der Menschheit einzigartig ist.

Und Menschen sind eben Menschen. Da gehören auch Eltern dazu, die manche Dinge falsch einschätzen, ebenso wie Mitschüler, denen sich verschließt, welche Waffe das gesprochene Wort darstellen kann. Ich bleibe bei meiner Aussage: In einer Welt, in der ein Amoklauf sicher ausgeschlossen werden kann, will ich nicht leben! Und ich bin mir sicher, dass die meisten anderen das auch nicht wollen würden, wenn ihnen bewusst wäre, wie diese Welt aussehen würde.

Es ist sicher menschlich, Ursachen zu suchen. Es ist sogar sinnvoll, sie zu erforschen und ggf. Lösungswege aufzuzeigen, bzw. Ideen zu entwickeln, wie sich eine Gefahr minimieren lässt. Aber das tumbe Wiederholen von überholten Klischees und das Predigen, dass der jetzt angeblich nötige Schritt auch die letzte Sicherheitslücke schließen würde, sind eben… erbärmlich!

Erbärmlich, weil soviel zu kurz gedacht, dass ich es traurig finde, so etwas aus dem Munde meiner Spezies zu hören.

Das ändert nichts daran, dass ich das Geschehene ernstlich erschreckend finde und natürlich hoffe, dass alle Betroffenen einen Weg finden, damit umzugehen. Aber bitte nicht so wie beispielsweise die BILD oder Herr Wolfgang S.

18 Comments

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18 Responses to Unsortierte Gedanken zum Stand im Heimatland

  1. der Schwob in der Familie

    Ja da stimme ich voll zu. Die Tat, hat vorallem hier in der Region ziemlich eingeschlagen, was ja auch verständlich ist. Jedoch die oben genannten Klischees, können solche Taten nicht verhindern. Es gibt einen Auslöser bei diesen Taten, doch dieser ist weder das Killerspiel, noch das Gewaltvideo noch die elternliche Waffensammlung, wobei letztere sowas verhindern kann. Der Auslöser ist die Geselschaft. Eine Geselschaft, die die Schüler unter massiven Leistungsdruck stellt und immer mehr schüler in Isolation gerückt werden, hat eben leider keine Sicherheit das Menschen durchdrehen.
    Beim Anschliessen von einer tausend Volt Leitung an das 230V Netz, wird auch mindestens eine Sicherrung zum durchbrennen verleiten.
    Ich kann zum Abschluss sagen, das mir die Familien, und überlebenden des Amoklaufs leid tun, jedoch sind solche Taten nicht zu verhindern, ausser wir ändern diese Geselschaft. Jedoch ist das so leicht, wie einem Fisch das fliegen bei zu bringen!

  2. Michael

    Natürlich kann man so eine Katastrophe nicht mit 100% iger Sicherheit ausschließen.
    Aber man kann an den Schrauben soweit drehen, daß es nicht mehr so schnell und in diesem Ausmaß passiert.
    Es passierte dann, wenn
    1. Der Schüler so weit war, daß er überhaupt auf den Gedanken kommt.
    2. Dann niemanden hat, der zu ihm sagt, komm wir gehen ins Kino (das hätte ihn wohl in diesem Augenblick wieder weg von diesem Alptraum auf den Boden der Realität zurückgeholt)
    3.Überhaupt die Möglichkeit bestand, daß der Alptraum Wirklichkeit wird, sprich die Waffen und Munition da war.

    Diese Killerspiele zu verbieten, wird nicht funktionieren, aber könnte helfen.

    Waffen und Munition so leichtsinnig zu lagern, gehört härter bestraft. Wenn ein Apotheker seine Drogen so leichtsinnig zu Hause oder im Geschäft lagern würde, käme er wohl ins Gefängnis. Warum wehren sich denn die Schützenvereine denn dagegen, daß hier an den Schrauben gedreht wird, also das Fehlverhalten bei der Aufbewahrung von Waffen und Munition stärker bestraft wird, Waffenausgabe und Lagerung von Munition mit irgendwelchen Formularen mit 20 Durchschlägen dokumentiert werden muß usw.
    Macht man doch auch mit LKWs, damit die nicht willen- und schrankenlos auf den Autobahnen rumfahren und Menschen totfahren

    Reglementierungen sind unangenehm, aber diese Taten können nur geschehen, wenn alle Voraussetzungen für die Taten sie ermöglichen.
    Ich bin auch kein Schäuble-Fan, aber ein bißchen Recht hat er da schon.

  3. @Schwoabaseggl:
    Hast schon Recht, aber selbst die perfekte Gesellschaftsform ganz ohne Druck würde wahrscheinlich nicht 100%ig verhindern, dass jemand durchdreht.

  4. @Michael:
    Ich stimme dir leider nicht wirklich zu. Insofern, dass sich die Tat akut hätte verhindern lassen, sicher! Aber ein allgemein gültiges Regelwerk zu schaffen, dass so etwas verhindert?
    Ich bin wirklich kein Fan davon, dass Waffen zu Hause gelagert werden – um beim sicher eindrucksvollsten Bestandteil der Sache zu bleiben. Kein bisschen! Aber: Solange es Waffen auf dieser Welt gibt (und ich schätze, das wird noch eine ganze Weile sein), wird man auch keinen Amoklauf verhindern können.
    OK, vielleicht kann man das Waffenrecht so stark einschränken, dass nur noch Polizisten, Soldaten, und Menschen die einen der beiden entführen, an Waffen kommen (und schon das halte ich für utopisch), aber wirklich ausgeschlossen ist es dann eben immer noch nicht.
    Natürlich kann man im Nachhinein feststellen, dass hier und da etwas schiefgelaufen ist. Aber wie soll man Eltern dazu zwingen, ihre Kinder zu „überwachen“ – noch dazu, ohne dass die Kinder genau deswegen durchdrehen?
    Und was ist, wenn das Lagern von Waffen im Haus härter bestraft wird?
    In 99% der Fälle passiert eben kein Amoklauf, also wird es immer Leute geben, die drauf scheißen, weil „mein Kind doch kein Killer“ ist. Wer setzt dieses Verbot denn bei illegalen Waffen durch? Präventive Hausdurchsuchung bei jedem jeden Monat? Jeden Tag?
    Auch Autos werden geklaut und zu Schrott gefahren, von den zwielichtigen Geschäften mit LKWs in der Speditionsbranche ganz zu schweigen.
    Ich denke nicht, dass die Taten nur geschehen können, wenn alle Voraussetzungen gegeben sind, sondern unter Umständen eben auch, wenn nur eine gegeben ist: Dass der Täter – warum auch immer – durchdreht.

    Und wie gesagt: Ich würde sowas gerne verhindern. Sehr gerne. Aber will ich dazu in Kauf nehmen, dass einmal die Woche die Polizei bei mir klingelt, um meine Schränke zu durchsuchen? Nein!
    Aber um einen Amoklauf ausschließen zu können, wäre das sicher nötig, denn ich bin ein exzessiver Internetnutzer, habe ein zwei Ballerspiele auf dem Rechner, bin relativ jung, komme aus einem zerrütteten Elternhaus und bin von dieser Gesellschaft desöfteren angenervt. Wie sonst will man hundertprozentig ausschließen, dass nicht vielleicht ich irgendwann Amok laufe? Obwohl ich mir sicher bin, ich würde es nie tun…

    Verbesserungen bezüglich Betreuung von Schülern z.B. sind sicher machbar, aber man sollte sich damit abfinden, dass die meisten dieser Taten nicht wirklich verhinderbar gewesen wären. Ist vielleicht schade, aber alles andere halte ich für überflüssigen Selbstbetrug.

  5. Ich stimme Michael zu, dass man sehr wohl dagegen etwas machen kann, dass solche Taten nicht mehr so einfach passieren können. Zu sagen, ach, es gibt so viele Waffen auf der Welt, da kann man nicht verhindern, dass so ein Amoklauf ab und zu passiert, das finde ich zynisch.. Die Eltern tragen sehr wohl eine grosse Mitschuld an dem Tod von fünfzehn Menschen. Denn wie kann man besonders bei einem psychisch gestörten Jugendlichen Waffen frei herumliegen lassen und ihn damit quasi einladen, sie auch zu benutzen? Und zu sagen, ach, der arme Junge, der wurde sicher gemobbt-das finde ich auch schlimm…das kann auf keinen Fall als Entschuldigung dienen.

  6. @Sica:
    Ist es wirklich zynisch, auf all die Waffen in der Welt zu verweisen? Die sind aber da. Ich finde das lediglich realistisch. Und wie gesagt: Egal ist mir das ja auch nicht.
    Als Opfer wollte ich den Amokläufer hier auch keinesfalls hinstellen. Sicher hat der Vater irgendwo einen an der Klatsche, wenn er eine Waffe im Haus so rumliegen hat. Keine Frage. Und es ist auch ok, wenn er dafür bestraft wird. Und natürlich sollten Eltern ihren Kindern ein wenig auf die Finger schauen. Ich will sie nicht aus der Verantwortung nehmen.
    Was ich sagen will, ist: Jetzt, im Nachhinein, kann man natürlich sagen: Dies und das hätte in diesem einen Fall geholfen. Klar! Aber daraus allgemeingültige Konzepte entwickeln? Das klappt nicht. Die Gefahr, dass ich als junger Mann Amok gelaufen wäre, hätte sich wahrscheinlich spontan um ein paar hundert Prozent erhöht, wenn meine Eltern meine diversen Nächte vor dem PC dementsprechend falsch interpretiert und mich zum Psychologen geschleppt hätten.
    Wie engmaschig soll denn das Netz sein, mit dem man alles verhindern kann? Witzigerweise brauchen junge Menschen eben auch Freiheiten, um nicht irre zu werden, und da die Grenzen, wie viel Kontrolle man braucht, und wie viel man gerade noch verträgt, bei jedem individuell verschieden ist, wird man keine allgemeingültigen „Regeln“ aufstellen können.

  7. Pingback: Umfrage zum letzten Artikel « Sash

  8. Wenn man die Dinge in Betracht zieht, die unsere Politiker dieser Tage wieder an die Oberfläche ziehen, müsste ich eigentlich der perfekte Amokläufer sein.

    1. Meine Eltern leben getrennt
    2. Ich habe einige gewaltverherrlichende Spiele auf meinem Rechner (teilweise indizierte Titel, gaaanz böse)
    3. Ich war schon einmal in Therapie wegen Depressionen (Auch wenn es nur eine 3 monatige Ambulante Therapie war und das auch schon über 8 Kahre zurück liegt…)
    4. Ich habe mich vor einem halben Jahr von meiner Freundin getrennt
    5. Ich verbringe viel Freizeit (und auch Arbeitszeit, berufsbedingt eben) am PC und im Internet
    6. Mein DVD Regal zieren einige Filme, die auf dem Index für Jugendgefährdende Schriften stehen
    7. In der Schule war ich auch immer der Außenseiter
    8. Mein Onkel ist Sportschütze (in bestimmten Waffenkategorien nimmt er unter anderem an Deutschen Meisterschaften teil) und hat deswegen ein regelrechtes Waffenarsenal zu hause (Munition nicht, aber die ist einfach zu bekommen) Die Waffen sind zwar gesichert untergebracht, aber wenn man wirklich will, schafft man es, an so etwas heran zu kommen.
    9. Ich habe selbst schon Waffen abgefeuert (im Zuge der Bundeswehr) und weiß, wie man mit z.B. einer P8, einem G3 oder einem G36 umgeht.

    Das mal zu den Fakten. Sollte ich jetzt wirklich unter 24h Totalüberwachung gestellt werden, nur weil von einer eventuell-Täter-Profil-Liste – mit sagen wir 20 Anzeichen – 9 auf mich zutreffen?

    Klar, ich kann aufgrund der Tatsachen sehen, dass ein gewisses Potential da wäre. Aber ich habe nicht vor, an meine derzeitige Berufsschule oder an eine meiner alten Schulen zu gehen und dort ein soches Blutbad zu veranstalten.

    Und hier beginnt die Frage: Wo würde eine Präventivmaßnahme aufhören und in ein aktives Umgestalten zu einem anderen Lebensstil (was ich z.B. nicht möchte, da ich meine Spiele, meine Filme und all den rest so gerne mache) beginnen? Klar, eventuell wird der ein oder andere dadurch verhindert werden können… Aber ist es das wert? Die Zensur, die dafür nötig wäre? Und vor allem: Was verboten ist, ist umso interessanter. Titel, die erst ab 18 zu erhalten sind, sind ungemein fastzinierend für Jugendliche u18. Das war immer so und wird wohl auch immer so sein.

  9. @blauerblubb:
    Na prima! Und jetzt kommentierst du hier, und ich werde jetzt auch überwacht. Na suuper! 😉

  10. Leini

    Schönen guten Tag,
    Auch ich muß hier mal meinen Senf als SozPäd. im Rems Murr Kreis dazu geben.
    Die Erlebnisse dieses Tages waren die schrecklichsten meines bishergen Lebens und ich arbeite nicht direkt in Winnenden sondern knapp 2 km entfernt davon.
    Über die Ursachen zu diskutieren ist müßig. Wir werden nie wissen was solche Leute dazu bewegt so zu handeln. weil sie fast immer sterben kann man nicht mehr dran forschen keine psychologischen Gutachten erstellen und nicht nach dem Warum fragen. Klar ist:
    1. Er war in Behandlung
    2. Er hat CSS gezockt
    3. Er war ein Waffennarr
    4. Der Vater hat sich nicht an das geltende Gesetzt gehalten und ist
    soweit ich weiß wegen fahrlässiger Tötung dran. Außerdem wird die
    Famlie nie wieder glücklich
    5. Er wurde gemobbt
    6. Er war still und zurückgezogen (Sind stille Wasser tief?)
    7. Keiner hat sich drum gekümmert wie es dem Kerl geht
    usw. usw.
    Da kommen wahrscheinlich noch hundert mehr Faktoren dazu die noch gar nicht bekannt sind und nochmal so viele die nie bekannt werden. Es ist bekannt das Egoshooter im Übermaß gespielt das Aggresionspotnezial erhöhen und die Tötungshemmung senken. Man darf aber nicht die Spiele verbieten, sondern muß die Eltern in die Pflicht nehmen, dass sie sich um ihre Kinder kümmern und wissen was die spielen. Und in was für einer Gesellschaft leben wir, in der es möglich ist dass einer Jahre lang gemobbt wird und keiner was merkt.
    Ich bin der Meinung das wir darüber sprechen was die Gesellschaft da jetzt fürn Medienspektakel daraus macht. Ich behaupte 80 % der Jugendlichen die im Fernsehen interviewt werden kannen den Kerl nicht und erzähln irgendein Schrott um im Fernsehen zu sein. In Zeitenvon DSDS und Germanys next Topmodel kann man den Kids keinen Vorwurf machen. Wir zeigen dennen doch jeden Tag dass es vollkommen GEWOLLT ist, dass sie sich im Fernsehen um jeden Preis zu profilieren. Und glaubt eigentlich irgendjemand, dass so was den Betroffenen hilft Überlebende wie Angehörige?
    Ich muß zugeben, dass meine vorherschenden Gefühle zur Zeit Wut und Trauer sind. Und man kann sie nirgendwo hinbringen diese Wut. Man ist absolut hilf- und ratlos. Jetzt was mach ich mit den knapp 50 Jugendlichen die ich Tag für Tag seh und mir erzählen wie es ihnen geht?
    Jeden zweiten Tag wird die Schule während der Unterrichtszeit abgeschlossen weil irgendwo wieder eine Drohung einging.
    Zum Abschluß möchte ich den Anfang eins Filmes leicht abgewandelt zitieren. Ich find es hat noch nie besser gepasst:
    „Dies ist die Geschichte einer Gesellschaft die fällt. Und während sie fällt sagt sie immer wieder, wie um sich selbst zu beruhigen: ‚Bis hierher liefs noch ganz gut, bis hierher liefs noch ganz gut, bis hierhe liefs noch ganz gut.‘ Aber es ist nicht der Fall der zählt sondern die Landung!“ (Hass, 1995(eigntlich eines Mannes der fällt))
    Wie lange dauert der Fall noch.

    Erschüttert
    Leini

  11. Michael

    @Leini
    Dem ist nicht viel hinzuzufügen.

    Es gab immer Menschen, die so gestört waren, dass sie viele andere in den Tod mitgenommen haben. Und das pubertierende Teenager Autos geklaut, mit Waffen gespielt (im 3.Reich mit behördlichen Segen) oder sonstigen Mist veranstaltet haben, weil der Hirnkasten eben nicht richtig funktioniert hat, das gabe es schon immer.
    Aber selbst ein gestörter 17-Jähriger reagiert nur so, wenn er voller Drogen (in diesem Fall eben ego-shooter-viel-zuviel-spiel -Drogen) ist, wenn er an diese Waffen herankommt und wenn er nicht eine(n) Freund/in hat, die/der ihn wieder auf den Boden zurückholt.
    Und selbst von denen ticken nur die wenigsten aus.

    Wir werden das Austicken nicht verhindern können, wir können nur die Wahrscheinlichkeit, das es passiert, verringern, wenn wir
    1.solche Waffenfetischisten in die Schranken weisen. (es kann mir keiner erzählen, daß die Waffen nicht voller Besitzerstolz präsentiert wurden)
    2.versuchen, mögliche Täter über die schwierige Zeit (bis der Hirnkasten wieder funktioniert) zu helfen, Sportvereine sind da gut, irgendwas halt, das Erfolgserlebnisse bringt.

  12. @Leini:
    Klar ist das Medienspektakel das Widerliche an der ganzen Sache. Ich stimme ja auch voll zu, dass hier – wie bei allen anderen ähnlichen Fällen – ganz gewaltig was schiefgelaufen ist. Pervers ist es eben, jetzt auf der einen Seite dem Täter eine Plattform zu geben – und damit Nachahmungstäter zu motivieren; sowie andererseits zu behaupten, man müsse nur diese oder jene „Kleinigkeit“ angehen, um sowas zu verhindern. Es gibt sicher eine Menge vernünftige Präventivmaßnahmen, die immer noch nicht ergriffen wurden – aber die meisten Forderungen zielen auf schnelle Verbote von irgendwas, und genau das kann es auch nicht sein.

  13. @Michael:
    Wie in meinem Kommentar an Leini schon erwähnt: Genau das meine ich. Wir können die Wahrscheinlichkeit senken, mehr aber eben nicht.
    Denn: Helfen, wo es notwendig ist, ist ja leider gerade bei verschlossenen Menschen schwer.

  14. Leini

    @ meine Vorredner
    Ich bin sehr froh, dass ich in einem Bereich arbeite aus dem präventive Arbeit geschieht.
    Ja es ist wahr, Verbote helfen nichts. Ich sehe solche Vorfälle als die Symptome einer kranken Gesellschaft.

    Leini

  15. @Leini:
    Wusste doch, wir stimmen im Groben überein 🙂

  16. Hi, ich geb auch mal meinen Senf dazu 🙂 :
    Generell ist ein Waffenschein bei uns schon was sehr Sinnvolles, er sollte halt auch nur dementsprechend dann umgesetzt werden. In der Haut des Vaters möchte ich nicht stecken.
    Man sollte auch mal dran denken, daß JEDER Mensch Abgründe hat, Frage ist nur, wie die zu Tage treten und wie damit umgegangen wird.
    Hab mal gelesen, daß es den Menschen in unserer „westlichen Zivilisation“ ganz einfach zu gut geht, sprich daß wir seit 60 Jahren bei uns Frieden (und Wohlstand) haben und deswegen manche nicht mehr wissen, wo sie ihr Aggressionspotenzial entladen sollen, weil keine äußeren Bedrohungen, Lebensängste etc. mehr da sind. Viele kompensieren das z.B. durch Horrorfilme (ich kann mit solchen Filmen nebenbei gar nichts anfangen).

    Mich hat dieser Amoklauf schon auch erschüttert, aber ich muß gestehen, daß mich eine Geschichte, die gestern/heute auch in den Medien war, viel, viel mehr erschüttert hat: Das war der Prozeß von Josef Fritzl bzw. das, was dieser Mann gemacht hat -> http://twitthis.com/dmcwze
    Bei dieser Geschichte tun sich für mich richtige Abgründe auf.

    Grüße
    Trixi (aus München)

  17. … ich glaub auch, daß es solche Abgründe bei manchen Menschen immer gegeben hat und weiter geben wird, weil das zur „Natur“ der menschlichen Spezies dazu gehört, bekämpfen muß man sie freilich trotzdem…

    Wünsch (trotzdem) ein schönes Wo-Ende
    Trixi

  18. Sorry, ich hols nochmal raus, das Thema. Es gibt ein neues Buch des Autors Joachim Gärtner, der das Attentat von Columbine rekonstruiert hat. Das Buch erschien 2 TAge vor Winneden. Das Buch gibt’s bei Amazon -> http://tinyurl.com/chzvv9 und ein Interview mit dem Autor bei der Süddeutschen: -> http://tinyurl.com/cqyapc

    Grüße Trixi

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