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Automatisch?

Ich möchte hier mal eine Frage in die Community werfen:

Wie steht Ihr zu eurem Auto? Wie wichtig ist es euch?

Ich kann die Frage im Grunde einfach beantworten: Nicht besonders. Ich besitze seit Anfang des Jahres einen Skoda Fabia Kombi, der bringt mich zur Arbeit, macht hier und da mal Ärger und ist halt da. Ich hab die Kiste der Pandemie wegen gekauft (spart mir als COPD-Patient pro Arbeitstag 2,5 bis 3 Stunden ÖPNV) und sehe sie ansonsten als sehr praktischen aber verzichtbaren Luxus. Ja, Luxus. Einen Skoda.

Ich weiß, dass das klimatechnisch eher doof ist und was Autos als Statussymbole angeht, habe ich

a) eh kein Verständnis und

b) mit einem Skoda nicht viel zu melden.

Das für mich verwirrende und seltsame ist: Ich fühle mich mit dem Besitz des Autos irgendwie deutlich besser. Besonders dramatisch ist, dass ich merke, wie sehr ich mich als Autofahrer in meiner Vaterrolle bestätigt sehe. Ich bin der Papa, der das Spätzle von A nach B fährt, ich zeige ihm das Auto und bin irgendwie sogar stolz darauf, dass er unser Auto inzwischen unter hunderten anderen findet und es mag.

(Wobei das Spätzle natürlich trotzdem gerne mal bis zu 15 Minuten braucht, um sich überzeugen zu lassen, in den Kindersitz zu klettern.)

Natürlich weiß ich, wo das herkommt. Ich bin nicht nur in Stuttgart – der vermutlich autoaffinsten Stadt Deutschlands – aufgewachsen, sondern auch in den 80ern und 90ern, der goldenen Ära der Boomer-Kinder. Ich habe meinen Vater als Autofahrer kennengelernt, die Urlaubsreisen von Stuttgart nach Schleswig-Holstein, später aber auch nach Spanien oder in die Bretagne haben natürlich Spuren hinterlassen.

Aber ich war bisher so naiv zu glauben, dass ich das hinter mir gelassen habe. Ich habe nach dem eigenen Führerscheinerwerb gemerkt, dass mein Vater nur ein mittelmäßiger Fahrer ist, hab selbst Autos gefahren, die er sich nicht zugetraut hat und zudem von ihm erfahren, dass er all das eigentlich nie gemocht hat.

Geil! Da sollte ich doch eigentlich der voll moderne Mann ohne PS-Allüren sein.

Aber ich bin es nicht. Ja, meine pubertäre Liebe zu Lamborghini hab ich abgelegt. Schon alleine, weil ich eh in keinen reinpasse mit meinen zwei Metern. Dazu will ich das Klima erhalten, finde SUVs prinzipiell rücksichtslos und bin auch sonst Transport-Pragmatiker. Ich hab ja schon im Taxi gerne meinen Großraum-Erdgas-Opel gegen einfache Mercedes-Limousinen verteidigt.

Trotzdem fühle ich mich abgesehen von Momenten des Kuschelns und Rumtobens mit dem Spätzle am meisten als „richtiger“ Vater, wenn ich ihn im Rückspiegel sehe und mich mit ihm übers Autofahren unterhalte. Ich finde das schlimm, aber der Wohlfühlfaktor ist unglaublich hoch, ganz ehrlich!

Deswegen: Kennt Ihr das? Und habt Ihr vielleicht eine Lösung dafür? Ich hätte nämlich gerne eine, weil das eigentlich nicht das ist, was ich sein will.

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Berlin, Coronaleugner etc. …

Ich kann keinen sinnvollen Beitrag mehr leisten zu allem, was in der letzten Woche passiert ist. Dass Leute auf die Straße gehen und mehr oder weniger indirekt gegen ein Virus demonstrieren … was soll man auch sagen mit mehr als drei gleichzeitig aktiven Gehirnzellen?

Nein, das war schon wieder unnötig ableistisch, das will ich auch nicht, aber ich bin bezüglich der Dinge, die da passieren, einfach nur noch ratlos, verzweifelt und wütend. Im Grunde können die Leute, die da gemeinsam eine Art Superspreading-Event veranstaltet haben, nur bedingt selbst etwas dafür. Also die, die es wirklich nicht besser wissen. Nicht umsonst lautet – wie ich kürzlich in einem Tweet von Natalie Grams gelesen habe – die erste Regel des Dunning-Kruger-Clubs, dass man nicht weiß, dass man im Dunning-Kruger-Club ist.

Zudem sind auch intelligente bis sehr intelligente Menschen anfällig für Verschwörungstheorien. Klingt komisch, ist aber so. So ist unser Gehirn nun einmal: Es sucht nach Bestätigung und einfachen Lösungen und da werden Esoteriker und Populisten uns anderen immer einen Schritt voraus sein.

Ich würde mir sehr einen Konsens für unverrückbare Fakten wünschen, aber zum einen ist die Wissenschaft an sich nur so gut wie sie ist, weil sie in permanentem Diskurs einer Lösung näherkommt und trotzdem nie DIE Wahrheit verkünden kann; zum anderen ist die Vorstellung einer totalen Technokratie als Gesellschaftsform ethisch nicht wirklich haltbar.

Im Grunde haben wir also so eine traurige „Das müssen wir halt aushalten“-Situation.

Was mich betrübt und wütend macht, ist:

Das trifft darauf zu, dass es Menschen passiert, ins esoterische Milieu abzurutschen und verbrecherischen Vollarschlöchern zu folgen.

Nicht aber, dass wir ihnen alles durchgehen lassen müssen! Es darf einfach nicht sein, dass vollumnachtete Superspreader mit Weltbeglückungsanspruch von der Polizei wie ein Kindergartenchor behandelt werden, während die Wasserwerfer nur beim Protest dagegen rumstehen und auf Krawall warten!
Es darf nicht passieren, dass Nazis immer wieder gleichberechtigt in Talkshows eingeladen werden, um ihre menschenverachtenden Ideen als Alternative zu diskutieren!
Es darf nicht passieren, dass einem als Suchergebnis für „Corona“ schon auf Platz drei gezeigt wird, dass man sich nur nicht so haben solle, das sei alles nur eine Idee von Bill Gates!

Nein, ich spreche nicht von Verboten, Unterdrückung und ähnlichem! Ich will da keine staatliche Verordnung von Google-Suchergebnissen, sondern „nur“ gesellschaftliches Engagement!

Ich will eine Polizei, die wenigstens neutral ist; Medienschaffende, die wenigstens vor todbringenden Ideen warnen, anstatt auf Quote zu hoffen; Plattformen, denen ein paar Euro es nicht wert sind, die Menschheit auszurotten – und mangels Alternative auch eine Antifa, die allen freiwillig töten wollenden Nazis wenigstens die Fresse poliert, damit die nochmal drüber nachdenken müssen, während sie Milch aus Strohhalmen schlürfen!

Und Bildung! Bildung will ich mehr als all das, doch wie oben bereits angesprochen: Leider reicht das nicht! Verschwörungstheorien sind wie Drogen: Man muss nicht dumm sein, um ihnen zu erliegen, die wird es immer geben, egal was man verbietet.

Aber wir müssten nicht so wehrlos sein, wie es momentan den Anschein hat. Wir könnten das besser. Nur wollen müssten wir. Und den Ball muss man dann ehrlicherweise halt an Politik, Polizei, Medien und all die anderen zurückspielen die aber ja ohnehin angegriffen werden. Und wenn die jetzt schon nix machen, hab ich Angst vor der Idee, was wir tun müssten, um sie zu überzeugen …

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Arbeit und so …

Ich hab hier bisher nichts über meine „neue“ Arbeit geschrieben, und das ist eigentlich traurig. Klar, ich arbeite jetzt im öffentlichen Dienst und ich darf deswegen keine allzu plakativen Details nennen, aber die Grenzen ausloten muss drin sein. Mich selbst verleugnen war noch nie mein Weg.

Und ja, ich habe vor Monaten ein paar Fotos von Twitter gelöscht, weil mir zu verstehen gegeben wurde, dass das nicht im Sinne der Behörde ist. Einer Behörde und insbesondere einer Abteilung nach, die gelinde gesagt nur so mittel beliebt ist. Meine Meinung dazu könnt Ihr euch sicher denken, aber hey, was weiß ich als Blogger schon von den Effekten der unkonventionellen Öffentlichkeitsarbeit? Dazu hab ich ja gar keine Schulung gemacht!

Klingt schlimm, isses aber gar nicht. Ich bin ja nicht zu doof, mich an Regeln zu halten. 😉

Man sagt der Verwaltung (insbesondere in Berlin) schlimmes nach, aber ich bin nun in einem Job gelandet, der wesentlich schneller und direkter Einfluss auf die Stadt hat, als man es vermuten würde:

Ich kriege die Anrufe rein, wenn eine Ampel ausgefallen ist oder wenn wegen einer Baustelle ein Autobahntunnel gesperrt werden muss.
Und: Nein, das ist kein Callcenter-Job, ich kann die Ampeln schalten, Verkehrswarnmeldungen rausschicken und die Autobahn sperren. Da hängt einiges an Verantwortung dran.

Ohne das wirklich aktiv gesucht zu haben, muss ich sagen, dass das schon leider geil ist.

Ja, ich arbeite eng mit der Polizei zusammen (genau genommen sitzen die im selben Raum mit mir) und am Ende muss ich diese und jene Vorgabe einfach umsetzen, aber am Ende kann ich das befürworten, da es um die Verkehrssicherheit geht und ich darin wirklich nichts verwerfliches finden kann.

Zugegeben: Der Schichtdienst ist teilweise hart (Wecker auf 3:40 Uhr), aber es macht Spaß.

Der Job war ein Zufallsfund von Sophie, das Bewerbungsgespräch war absurd schlimm, aber da bin ich nun. Sehr zufrieden, mehr als manch andere, die das schon länger machen.

Aber falls ich jetzt wegen dieses Textes rausfliege, schnorre ich Euch wieder an, das ist hoffentlich klar. 😉

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Wir sollen alle sterben!

Ich mische mich „seit Corona“ nicht mehr allzu viel unter Menschen … ach, eigentlich war ich auch davor schon eher so ein Höhlenbewohner. Egal, darum geht es eigentlich nicht, aber so kann es halt passieren, dass man Leute erst nach Ewigkeiten wiedersieht.

Auftritt David:

„Hey Sascha, Du weißt schon, dass die Amis Corona mit Drohnen über China abgeworfen haben, um die Bevölkerung zu dezimieren, oder?“

Ja, Dir auch erst einmal einen schönen guten Morgen, David.

„Nein, David, das glaube ich nicht. Sollte irgendwer die Bevölkerung dezimieren wollen, gäbe es dazu eine Menge einfacherer Wege, die lange bekannt und wesentlich besser kontrollierbar sind.“

„Aber es geht denen ja auch darum, das China wirtschaftlich schlechter dasteht.“

„Na dann herzlichen Glückwunsch an die Amerikaner. So wie es jetzt aussieht, trifft Corona die USA viel härter als China. Ein weiterer Grund, eher nicht davon auszugehen, dass das geplant war, denn so schlecht würde es ja wohl niemand planen, der die Ressourcen für sowas hätte.“

David hat gezuckt, offenbar hat er im letzten Monat eher wenig Gegenrede bekommen zu seinen „Theorien“.

Ich hab mein Bestes gegeben, ehrlich. Wir waren nach 2 Minuten dabei, dass die Mondlandung gefälscht war und David brachte an, dass wegen der Strahlung eh niemand zum Mond fliegen könne ohne meterdicke Bleiwände und ich hab aus meinem spontanen Halbwissen ohne Witz ganz spontan geantwortet, dass die erhöhte Strahlenexposition von Astronauten natürlich ein Thema sei, die kosmische Strahlung allerdings nur zu kleinen Teilen aus Gammastrahlung besteht, die im wesentlichen dicke Bleiwände erforderlich machen würde.

Die Eloquenz hätte ich gerne mal in Situationen gehabt, die für mich wirklich wichtig waren!

Mein Fähigkeitsrepertoire ist überschaubar, aber wenn ich was kann, dann Verschwörungsmythen debunken. Ich kenne sie fast alle und weiß wie und warum sie funktionieren. Das hab ich David auch so gesagt und in der kürzesten Kurzfassung erklärt, wie komplexe Situationen sich gerne einfach erklären lassen, dass das aber halt nicht unbedingt was mit der Wahrheit zu tun haben muss.

„Aber hey, der Trump sagt wenigstens die Wahrheit!“

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“

„Ja, er sagt halt was er glaubt.“

„OK, David. Mal ganz kurz: Ich glaube, hier gegenüber, das Fabrikgebäude ist eine Giftgasfabrik. Und das Auto dahinten: Da sitzt Obama drin und fährt gleich gegen einen Baum. Und dann fällt hier eine Maus vom Himmel und sorgt dafür, dass das komplette Viertel hier in einer gewaltigen Atomexplosion ausgelöscht wird.“

„Das ist Schwachsinn.“

Aber ich hab Dir gesagt, was ich glaube. Das hat doch nix mit der Wahrheit zu tun, oder? Was hat Trump denn wichtiges gesagt, was niemand sonst gesagt hat?“

„Da … da bin ich jetzt im Moment sprachlos.“

Ja, das klingt ganz gut und es hätte alles noch viel schlimmer laufen können. Das Problem mit Verschwörungsmythen ist, dass das halt leider nur zum Teil stimmt. Die Auseinandersetzung mit David war ok und man könnte meinen, ich hätte argumentativ einiges an Boden gewonnen, zum Nachdenken angeregt und die Welt zu einem besseren Ort gemacht. Ist halt wahrscheinlich nicht so, denn alles was David zuletzt zu sagen hatte, war:

„Na Sascha, da hab ich dich jetzt aber ordentlich erschreckt, was?“

Ja, verdammt! Und ich finde das leider überhaupt nicht witzig.

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Freiheit

Nein, nach der langen Pause kein Text zu „Corona-Kritikern“ oder vergleichbarem Bullshit! Hätte ich zugegebenermaßen auch mal wieder Bock drauf, aber nicht jetzt.

Wie man sieht, treibt mich gerade nicht mehr viel an die Tastatur. Genau genommen sind es gerade im wesentlichen ein paar Games oder ernsthaft notwendige Sachen. Umso mehr dürfte überraschen, dass dann plötzlich ein Thema daherkommt, dessen Relevanz man getrost irgendwo knapp über Null verorten kann: Freibad!

Wir waren im Freibad. Recht oft in den letzten Wochen, denn ein Freibad (meist nur das Kinderfreibad ums Eck) ist wirklich eine gute Idee, um aufgedrehte Zweijährige zu beschäftigen, auszupowern und trotzdem nicht überhitzen zu lassen. Die Eltern interessieren in diesem Szenario eigentlich eher wenig, aber da ich nun ein Elternteil in entsprechender Position bin, möchte ich genau darauf raus.

Ich hab mich in den letzten Jahren selten so gut gefühlt wie dieser Tage im Freibad und das hat natürlich seine Gründe.

Unspektakulär an sich ist natürlich dieser: Ich war seit etwa 25 Jahren nicht mehr in einem Schwimmbad.

Der Punkt wo es interessant wird, ist natürlich der Grund dahinter, gemeinhin Hintergrund genannt: Ich hab mich in Bädern immer unwohl gefühlt, weil ich seit meiner Kindheit stark übergewichtig bin und das halt in Kombination mit den Menschen da draußen seine Komplexe mit sich bringt.

Das klingt irgendwie so normal und gleichzeitig fies pathologisch, ich hab keine Ahnung, ob sich das Leute vorstellen können, die mit einem halbwegs „normalen“, sprich „normentsprechendem“ Körperbau irgendwie vorstelllen können. Vielleicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich bin für Erfahrungsberichte dankbar.

Bei mir jedenfalls ist es so, dass mein Bauch, seit ich 10 bin oder so, aus jeder Badehose rausquillt. Vorne, rechts, links. Hängt, hat Falten und Dehnungsstreifen, „Man Boobs“, die gut in B-Körbchen passen würden, treten hervor und nicht zuletzt hat auch die Akne den ein oder anderen Fleck auf meinem reinweißen Körper hinterlassen. Ich bin ehrlich gesagt für meinen ganz persönlichen Geschmack bezüglich attraktiver Menschen nicht hübsch.

Das eigentliche Ding daran ist natürlich: Ja und?
Ich gehe ja nicht ins Freibad, um potenzielle Sexualpartner zu umgarnen, sondern um mich daran zu erfreuen, all dem Speck mal etwas weniger Gravitation zugute kommen zu lassen. 😉

Das Ding ist halt: Als ich mich das letzte Mal getraut habe, ohne Shirt ins Wasser zu gehen, war in meinem Kopf noch fest verankert, dass es dann doch irgendwie wichtig ist, ob die anderen Menschen mich dort wenigstens noch ok finden. Natürlich ist man mit 15 fast zwangsweise in einer Peer-Group, die dicke Senioren auslacht und die Körper der Gleichaltrigen bewertet. Und so kommt es dann, dass ich als Übergewichtiger jede Situation, in der ich in die Gefahr hätte kommen können, mich mal meiner Oberbekleidung zu entledigen, als Gefahr gesehen hab. Jetzt nicht im Todesangst-Totalvernichtungs-Sinne, aber immer wenn „Schwimmbad“ auf der Liste stand, war da der Gedanke ans Ausziehen. Immer. So wie verantwortungsbewusste Eltern zuerst „Sonnencreme!“ denken und Kinder „Pommes!“. Immer. Und das war eben ein unangenehmer Gedanke: „Was denkt Julia, wenn ich im Sitzen dickere Brüste habe als sie?“, „Nimmt mir Dennis noch ab, dass ich der coole Typ bin?“, „Rennt Lina nicht eh weg, wenn ich da so durchs Gebäude schwabbel?“.

Richtig: Man ist schon dick und kann sich nicht einmal auf die Pommes im Freibad freuen!

Und ganz im Ernst: Das Problem ist, dass diese Gesellschaft halt am Ende eine Menge ekliges Fatshaming betreibt. Ja, auch dein blöder Kommentar mit 12 über „die dicke Kuh Laura“ gehört dazu.

Ich kann mich nun wirklich nicht damit brüsten, in meinem Leben allzu hart diskriminiert worden zu sein. Wie auch als großer weißer Mann in diesem Land? Ich hab sogar lange Zeit meines Lebens echt geile Freunde und Freundinnen gehabt, die sich explizit gegen so eine Scheiße ausgesprochen haben, aber am Ende habe ich vielleicht doch mehr als ich wollte darunter gelitten, dass meine Mutter mich mal irgendwann entsetzt angeschrieen hat, dass das doch nicht sein könne, als ich ihr verkündet hab, dass die Waage im Schwimmbad 70 kg angezeigt hat. Das hat sich locker verdoppelt seither.

Ich hab mich jedenfalls seit 2003 etwa (und das war eine einmalige und doch eher weirde Ausnahme mit WG-Mitbewohnern in der Sauna, davor das letzte Mal war eher 1996) nie oberhalb der Kniee in der Öffentlichkeit ausgezogen. Nie. Weil ich ein schlechtes Gefühl dabei gehabt hätte. Überlest das bitte nicht, denkt bitte über eure Erfahrungen nach! Ich war seit 1995 nicht mehr schwimmen! NUR deswegen! Und ich halte mich für sonst emotional recht stabil.

Und nun Freibad!

Auch hier erst einmal gerne mit Hemd. Ich kriege ja schon Sonnenbrand von Fotos der Sonne. Aber dann eben auch weil geht halt nicht. Gucken ja alle.

Dass ich zuletzt dann doch zwei Tage oberkörperfrei im Bad verbracht habe, hat mir ein Hoch beschert, das wirklich unfassbar war. Ich hatte selbst keine Ahnung, wie groß die Blockade davor gewesen sein muss. Ich bin nahe daran, es mit dem Selbstwertgefühl zu vergleichen, das man in den ersten Wochen nach dem ersten Sex hat. Obwohl ich nur das getan hab, was Bauarbeiter offensichtlich als Einstellungstest absolvieren müssen. Irgendwas ist da falsch.

Ich würde jetzt gerne irgendwelche Tipps an Leute geben, denen es geht wie es mir ging. Kann ich nicht. Denn ganz ganz ehrlich: Ich glaube, dass das ein ernstes psychologisches Trauma ist, das ich selbst noch nicht wirklich aufgearbeitet habe und zu dem ich entsprechend keine Tipps geben sollte.

Mein „Trick“ ist der gewesen, als seit bald 15 Jahren in einer stabilen Beziehung lebender Typ wirklich nichts mehr auf den Balzmarkt geben zu können, vielleicht noch garniert mit einer weiteren LMAA-Haltung, weil ich kein Problem damit hab, jetzt gerade in der Rolle „dicker, aber sehr guter Papa“ zu brillieren, die halt auch kaum körperliche Grenzen hat.

Vielen Dank.

Wir hören uns wieder in der Folge „Arschbombe mit 40 – jetzt wird’s richtig feucht!“

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Quarantäne und all das …

Wir sind hier gerade artig. Wir verlassen das Haus nur wenn nötig, was aber immerhin gelegentliches Einkaufen und nicht zuletzt meine Arbeit beinhaltet. Stichwort: Systemrelevant. Was in meinen Augen leicht übertrieben ist, aber ich mache die Regeln nicht.

Und da Sophie gerade im Homeoffice wenig genug zu tun hat, um das Spätzle nebenher zu betreuen und ich neben Sonderurlaub bisweilen auch in den Genuss von „Dienst am anderen Ort“ (sprich: Bereitschaft zu Hause bei voller Lohnfortzahlung) komme, klappt das für uns gerade alles ganz gut. Zumal wir im äußersten Notfall ja sogar noch Anspruch auf Notfallbetreuung hätten. Was wir bislang einfach vermeiden, weil wir uns bewusst sind, dass unser Status sehr priviligiert ist und wir zudem glauben, dass eine auswärtige Kinderbetreuung gerade nicht so wirklich im Sinne der Pandemieeindämmung wäre. Es gibt eine Notmaßnahme, aber in Not sind wir gerade nicht, einfaches Konzept.

Geradezu irre ist, wie glücklich wir da gerade sind. Hätte es diesen Covid-19-Ausbruch auch nur ein Jahr früher gegeben, wäre ich noch Taxifahrer gewesen und Sophie hätte selbständig Handytaschen, also mehr oder weniger Luxusgüter verkauft. Ich hätte nur noch eine Fahrt am Tag gehabt, sie nur noch eine Bestellung, wir wären VÖLLIG AM ARSCH gewesen!

Zum Ersten deswegen: Wenn Ihr könnt, unterstützt die kleinen Einzelunternehmer, Künstler, etc.pp. Oder verlangt euer Geld bei Konzerten, Lesungen oder dergleichen nicht einfach im Affekt zurück, wenn es Euch nicht weh tut!

Zum Zweiten: Bei Twitter hat sich bisher niemand gemeldet, deswegen auch hier: Wenn Ihr in Berlin wohnt, aus irgendwelchen Gründen gerade nicht raus könnt oder wollt oder das Geld für den nächsten Einkauf knapp ist: Ich hab ein vollgetanktes Auto, ich traue mich raus und ich hab ein paar Euro über und freue mich zu helfen. Ich kann niemandem hier die langersehnte PS4 bezahlen, aber wenn ich wem den Wocheneinkauf vor die Tür stellen kann, dann mache ich das gerne. Scheut Euch nicht, ich bin nicht das Personalbüro, das zur Aufgabe hat, unliebsame Bewerber abzuwimmeln, ich will nur nett sein. 🙂

Darüber hinaus: Die psychischen Effekte lassen hier bei uns traditionellen Einsiedlerkrebsen noch zu wünschen übrig, einzig das Spätzle würde sicher gerne wieder in die Kita. Aber wir gehen raus mit ihm und ersticken ihn sonst mit Liebe und Geschenken. Das klappt bei knapp Zweijährigen prima.

Wir sind hier aber sonst perplex wie alle anderen auch. Dass sowas mal wirklich zu unser Lebzeiten passiert, hat dann doch niemand erwartet. Rückblickend hab ich das natürlich alles schon einmal gehört, bla bla bla …

Aber gut, das ist jetzt die Realität. Ich bin mal zuversichtlich, weil ich weiß, dass es allen Generationen vor uns auch mal so gegangen ist. Jetzt nicht unbdingt mit einem Virus, aber die Menschen haben Revolutionen, Kriege, Hungersnöte und DSDS erlebt und daraus schöpfe ich die Hoffnung, dass wir das schaffen. Im Übrigen nicht, dass wir das „problemlos“ oder ohne Traumata schaffen, sowas vergessen viele ja, wenn sie nebenher im Geschichtsbuch rühren. Aber wir werden es schaffen. Und falls mich Covid-19 dahinrafft, ist das immerhin ein lustiges Schlusswort.

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Corona-Party

Die aktuelle Lage zur Covid-19-Pandemie ist ähnlich verwirrend wie die Reaktionen seitens Regierung und Journalisten darauf. In meinem Umfeld stelle ich überwiegend fest, dass die Leute langsam verstehen, dass das gerade eine ernste und im Grunde so (zumindest zu unseren Lebzeiten) noch nie dagewesene Situation ist, die auch besondere Maßnahmen erfordert.

Dem gegenüber stehen Berichte über „Corona-Parties“ und allerlei „dumme“ Leute, die sich nicht „an die Regeln halten“.

Das sind keine erfreulichen Nachrichten und ich tue mich wie jeder andere schwer damit, den Phänomenen neutral zu begegnen. Wie immer wenn man selbst der Meinung ist, Wissen verinnerlicht zu haben, unterstellt man dem Rest der Menschheit gerne Bösartigkeit, weil man vermutet, die müssten das ja genauso gut durchschauen wie man selbst. Und wenn sie es ausnahmsweise mal nicht tun, sind sie alle doof und haben Strafen verdient.

Ich glaube nicht, dass das grundsätzlich richtig ist.

Ich will mal wieder ehrlich sein: Wäre die Pandemie 1998 aufgetreten, hätte ich die größte Corona-Party gefeiert. Natürlich in erster Linie, weil ich mir von Helmut Kohl keine Party hätte versauen lassen wollen, aber letztlich dann doch vor allem wegen einem deutlichen Rest an Naivität und Verschwörungsglauben. Nix abgedrehtes im Übrigen, aber ich hätte als junger Punk ohne fundierte Ahnung über Wissenschaft und insbesondere die wissenschaftliche Methodik niemandem geglaubt, dass das Robert-Koch-Institut irgendwas erzählen könnte, was der Politik nicht passt.

Darüber hinaus gibt es einige gerade junge Menschen, die sich nicht unbedingt über klassische journalistische Medien informieren, was kein Problem sein muss – aber eben kann. Insbesondere wenn gleichzeitig vielleicht nur beschränktes Biologiewissen oder eine Sprachbarriere eine Rolle spielen.

Und nicht zuletzt: Die Maßnahmen, die gerade freiwillig, vermutlich bald rechtlich bindend ergriffen werden, sind derartig tiefgreifend, dass es Ausdruck einer äußerst gesunden Geisteshaltung ist, sie skeptisch zu sehen. Jeder, der es blindlings befürwortet, dass der Staat vorschreibt, dass wir unsere Freunde nicht mehr treffen dürfen, sollte mal die Justierung seines moralischen Kompasses überprüfen!

Leider ist das aber alles gerade kein Spaß und ein schlechter Zeitpunkt, seine jugendliche Autonomiephase auszuleben. Die, die da gerade drauf verzichten müssen, sollten das unbedingt nachholen, ja, das sogar einfordern! Aber der jetztige Zeitpunkt ist schlecht.

Covid-19 ist die Pest. Zumindest im nur etwas übertragenen Sinne.

Mich hat gestern mein Vater angerufen, um seinen Besuch zum zweiten Geburtstag seines Enkels nächsten Monat abzusagen. Weil Virus und so. Könnte man bei einem über 60-jährigen mit Lungenerkrankung für gesunden Überlebenstrieb halten, aber ich erkenne es durchaus als Durchbruch an, weil der gute Mann immerhin so bockig ist, dass er bis vorgestern wacker Kneipen besucht hat und seit nunmehr über 20 Jahren noch nicht nach 18 Uhr einkaufen geht, weil er Arbeitszeiten darüber hinaus als alter Gewerkschafter für schlimm hält. Auch wenn sein Sohn 10 Jahre in der Nachtschicht gearbeitet und ihm regelmäßig erklärt hat, wie hilfreich nachts offene Läden für Leute sind, die zwangsläufig rund um die Uhr arbeiten.

Und wenn selbst der es kann …

Liebe Kids, die Ihr das gerade noch irgendwie witzig findet, extra unter Leute zu gehen: Lasst das! Sicher, auch an anderen Krankheiten, auch in Kriegen und auch unter z.B. Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen sterben derzeit Leute, die jetzt zu wenig Aufmerksamkeit kriegen. Das ist scheiße und auch daran sollten wir was ändern. Von der Klimakrise ganz zu schweigen.

So ein Virus ist abstrakter, aber es kann halt sein, dass man ohne es zu merken während der nächsten Party quasi seine Oma tötet. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit im Einzelfall gering, aber sie steigt mit jedem Tag, jeder Party und das ganz ohne dass man sich selbst deswegen schon krank fühlen muss.

Ich bin wie alle anderen auch nicht perfekt. Ich war gestern einkaufen und abgesehen von möglichst viel Abstand zu Mitmenschen und gelegentlicher Desinfizierung und etwas Händewaschen kann ich mir nix groß auf die Heldenfahne schreiben. Aber es wäre zumindest schön gewesen, am Eingang vom Rewe nicht durch eine Menschengruppe laufen zu müssen, die da halt gerade mal bei ein paar Bier besprochen hat, wo es nun zum Feiern noch hingehen soll …

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