Category Archives: Familie

Boooad!

Manchmal ergeben sich mit zwei Kindern seltsame Synergieeffekte. Zum Beispiel beim Sport. So ist zum Beispiel das Spätzle aus seiner Kinderturn-Gruppe rausgewachsen und während wir es noch vor uns hergeschoben haben, uns beim Verein abzumelden, ist das Knöpfle reingewachsen. Zumindest theoretisch. Fürs Spätzle mit seinem ADHS war der Sport wichtig und er hat auch gut funktioniert, er hat meist gut die anderthalb Stunden mitgemacht. Das Knöpfle hingegen … naja, große Begeisterung für Beschäftigungen ohne Mama und Papa ist bisher nicht wirklich zu erkennen. Eigentlich ist er erst seit ein paar Monaten wirklich engagiert, wenn es darum geht, die Kita zu besuchen. Wie den meisten Kindern hat sie ihm auch davor schon gut getan, aber dass er sich morgens freut, ist noch vergleichsweise neu.

Ganz anders beim Sport. Er hasst den Kita-Sport und nimmt kaum dran teil, war im Gegenzug aber schwer begeistert, als ich vor ein paar Wochen begonnen habe, mit ihm zum Verein zu fahren. Einmal die Woche, nach der Kita, eigentlich nicht mehr so seine Zeit. Wir machen da noch heute ungerne Ausflüge, weil er immer droht einzuschlafen. Aber:

„Knöpfle, was machen wir heute nach der Kita?“
„BOOOAD!“

An alle Eltern: Das klingt toll, oder?

Well …

Es ist schon wahr, er genießt die Ausflüge. Er freut sich den ganzen Tag drauf, quasselt mich auf dem kurzen Weg voll und man fragt sich fast schon: Was machen die in dieser Gruppe, um Dreijährige so zu motivieren?

Was immer es ist: Es ist nicht der Grund für Knöpfles Begeisterung, denn er hat inzwischen, nach irgendwas zwischen sechs und acht Versuchen, nie daran teilgenommen. Nicht eine Minute. Er wehrt bereits meine Versuche ab, ihn zum Begrüßungskreis zu überreden, verbringt ein bis fünfzehn Minuten mit mir am Rand der Halle und will dann wieder heim. Er lehnt es inzwischen auch morgens bereits kategorisch ab, dort in irgendeiner Form mitzumachen, will aber trotzdem mit mir hinfahren.

Und ich mache es. Der Verein liegt fast direkt auf dem Heimweg, es ist keine riesige Tour. Ich packe vorher seine Sportsachen, wir fahren hin, er bewertet den Parkplatz, den ich finde und stolziert in die Halle. Wir gehen jedes Mal in die Umkleidekabine im Untergeschoss, er hat eine ausschließliche Lieblingsbank zum Umziehen und ein Ritual beim Raufgehen der Treppen, er freut sich über das Gewusel der Kinder und sobald wir Platz nehmen, sagt er, dass er nach Hause möchte. Alles gute Zureden von mir oder der Trainerin bringt bisher gar nichts. Wir zwingen ihn nicht, er soll es sich ja vielleicht irgendwann mal anders überlegen. Und das ist er gerade: Sein Sport, oder: Boooad.

Ach ja, komplett aufgeben möchten wir es auch deswegen nicht, weil er bereits einmal einen halben Nachmittag lang geweint hat, als wir nicht hingefahren sind. Nur weil er gesagt hatte, dass er nicht mitmachen will. Was wir Erwachsene aber auch für Ideen haben!

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Küchentischdialoge

Sonntag Abend, 19.35 Uhr. Das Spätzle macht Hausaufgaben. Es gibt noch ein paar Bilder zu Matheaufgaben einzufärben.

„Guck mal Papa, ich bin schon bei der dritten Reihe.“
„Sehe ich. Schön.“
„Papa, ich bin froh, dass bei uns unten im Haus nicht so viele brennbare Materialien gelagert sind.“
„Äh … ja, wie kommst Du drauf?“
„Ach, ich finde das einfach schön. Guck mal, hier sind die alle blau, die ich gemalt habe …“

OK.

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Friedlicher Morgen

Die Kinder waren heute vergleichsweise gut ausgelastet. Haben Sie am Ende doch recht und bräuchten nur einfach jeden Morgen Geschenke und Süßigkeiten?

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15 Jahre anders gut

Heute vor 15 Jahren war der erste Tag seit meiner Geburt, an dem ich nicht zu meiner Mutter gehen und sie auch nicht anrufen konnte. Weil sie tot war.

Ich bin jetzt 43, entsprechend hat mich das Schicksal zu einer Zeit ereilt, in der ich zwar einerseits nicht mehr auf sie angewiesen war, andererseits aber auch nicht behaupten kann, sie sowieso nicht so richtig kennengelernt zu haben. Ich schreibe das so absurd um zu zeigen, dass es eigentlich egal ist, in welcher Phase seines Lebens man steckt: Natürlich ist das schlimm. Ich maße mir nicht an zu sortieren, wann man seine Eltern am besten verlieren sollte, am Besten natürlich nie (wobei das fürs eigene Leben auch nicht gerade die besten Implikationen hat).

Ich glaube, ich kann heute sagen, dass das alles gut ist. Ich hab sicher viele Probleme, aber der frühe Tod meiner Mutter ist heute keines mehr davon. Das ist Teil meiner Geschichte wie die Unterstufe im Gymnasium, die erste Übernachtung bei Freunden oder das Blockieren einer Nazi-Demo in Schwäbisch Hall: Es ist eine Weile her, man kann durchaus emotional darüber reden, aber kein Gespräch darüber ändert was daran, was ich meinen Kindern morgen zum Frühstück mache und wie ich mich dabei fühle.

Vor 5 Jahren war das noch ein bisschen anders.

Gar nicht mal so sehr, weil der Alltag da noch viel Trauer für mich bereitgehalten hat, sondern weil da das Spätzle noch klein war und ich ganz ganz viele dieser Momente hatte, bei denen ich mir gewünscht hätte, dass meine Mutter sie noch erleben könnte. Das nutzt sich aber auch ab, wenn man zwei Kinder hat und jedes jeden Tag irgendwas neues lernt.

Trauer ist natürlich was höchst individuelles. Ich z.B. hab damals hunderte Kilometer von meiner Mutter entfernt gewohnt und wusste, dass sie ab 12 Uhr mittags betrunken ist. Das hat mich natürlich schon zu Lebzeiten nicht gerade verleitet, meine Mutter ständig um Hilfe zu bitten, mir hat ihre Anwesenheit im Alltag schon lange nicht mehr gefehlt als sie verstorben ist. Das ist bei vielen Menschen natürlich anders.

Was ich an dieser Stelle weitergeben wollte, war etwas, das mir vermutlich Sophie vor sicher schon 10 Jahren mal irgendwoher zitiert hatte bezüglich des Todes von nahen Menschen:

„Natürlich wird es nie wieder wie vorher, aber es wird anders gut.“

Das ist für absolut jedeN BetroffeneN im ersten Moment ein Scheiß-Satz und das ist auch ok. Sollte es vielleicht sogar sein. Aber ich glaube, auf lange Zeit stimmt das. Klar, man hat andere Probleme, vielleicht braucht es länger als einem lieb ist aber irgendwann kann wohl jeder mal sagen, dass es jetzt auch gut ist. Nicht abwertend oder im Sinne von „es war besser so“, sondern dass es jetzt ok für einen selbst ist, dass es damals so gelaufen ist.

Ich jedenfalls bin an dem Punkt. Im Alltag schon eine Weile, inzwischen aber auch in sehr emotionalen Momenten, es ist einfach gut. Vielleicht findet sich ja irgendjemand, den diese Aussicht trösten kann, dann wäre das alles sogar noch besser.

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Kindergeburtstag und Familienende

Es gibt eine Menge Meilensteine im Leben eines kleinen Kindes und heute hat das Spätzle dann den ersten Kindergeburtstag eines Klassenkameraden abgehakt. Das ist schon grundsätzlich toll, weil halt fett Action, aber wir haben auch ein bisschen extra ein Auge drauf beim Spätzle, weil es halt im Gegensatz zum intellektuellen Wissen sozial manchmal noch ein bisschen hakt. In der Schule fallen unterschiedliche Interessen halt immer mehr auf.
Aber die Klassenlehrerin hatte nicht zu viel versprochen: Ja, er ist insgesamt beliebt und so war er eben auch heute bei einer größeren Runde eingeladen, mit Schatzsuche und Lagerfeuer; alles was ein Sechsjähriger sich so wünschen kann. Und ganz offensichtlich war es schön und unsere Freude darüber ist wirklich groß.

*Vorspulgeräusch*

Heimweg. Ein Dialog der Extraklasse:

„Papa, wenn ich groß bin, werde ich Spieleentwickler und heirate nicht.“
„OK.“
„Dann hab ich endlich das Ende der Familie erreicht.“
„…“
„Irgendwann muss diese Familie ja mal enden!“

Ich denke, ich brauche nicht tiefgreifend erörtern, wie verstörend das ist – noch dazu von einem Sechsjährigen. Aber bevor irgendwelche PsychologInnen empfohlen werden: Die Aussage war mitnichten von Hass auf die Familie getrieben, geschweige denn irgendwie depressiv. Er hat mir das gleich im Anschluss erklärt. Er meinte, die Familie müsse ja enden aus physikalischen Gründen. Wenn alle Kinder irgendwann Babys bekommen und diese ebenso, dann wäre ja die ganze Welt voller Babys. Und während das vielleicht insgesamt nicht gerade ein übliches Gesprächthema für Sechsjährige zu sein scheint: Im Rahmen seiner Möglichkeiten hat er da eigentlich einen ganz plausiblen Schluss gezogen. Und die Sache mit dem leicht hakeligen Sozialen hatten wir ja vorher schon …

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Probleme

Manchmal haut das Spätzle Sätze raus, die einfach so komplett druckreif sind, dass ich schon den ein oder anderen Skeptiker erwarte, der mir erzählt, dass das ja SO nie passiert sein könne. Das darf sich natürlich jeder denken, das ist für mich ok. Aber die meisten hier lesen seit 10 Jahren mit und glauben mir hoffentlich.

Also, folgenden Dialog hab ich auch schon auf Mastodon gepostet, aber eigentlich ist er hier besser aufgehoben:

Letzten Sonntag, morgens um 7.30 Uhr. Ich hab mich aus dem Bett geschält und betrete das Wohnzimmer. Ich bin wie immer als letzter aufgestanden. Das Spätzle sitzt vor dem Tablet und spielt – dem Gameplay angemessen hektisch – ein Sonic-Spiel.

Ich: „Hey, guten Morgen! Na, hast Du Spaß?“
Er: „SPASS? ICH HAB PROBLEME!“

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Edel auf Speed

Um gleich dem Eindruck entgegenzuwirken, ich wolle hier Clickbait mit den Überschriften betreiben: Ich war mit dem Spätzle im deutschen Edelsteinmuseum. Und zwar am vergangenen Sonntag. Sonntags gibt es eh immer wenig zu tun, die Herbstferien hatten gerade begonnen und zudem hat das Spätzle zumindest mal in einem Nebensatz erähnt gehabt, wie hübsch Opale seien.

Nein, wir hatten es wirklich ein bisschen über deren faszinierende Farben und wir haben was die freien Tage mit den Kindern angeht – insbesondere das Spätzle betreffend – seit Jahren die Regel, dass ein schlechter Ausflug immer noch besser ist als kein Ausflug. Denn am Ende vergeht wenigstens die Zeit schneller, als wenn man zuhause rumsitzt und sich am Ende doch oft nur streitet, ob jetzt die Pokémon auf der Switch oder die Paw Patrol via Netflix den Platz auf dem großen und beliebtesten Bildschirm im Haushalt bekommen.

Man muss dazu verstehen, dass das zwar etwas traurig klingt – und sogar ist – dass aber insbesondere das Spätzle mit Ausnahme von Spielen und Gucken meist kaum Ausdauer für die verschiedenen Freizeittätigkeiten hat. Lego bauen, Ausmalbilder einfärben, ein neues Molekül aus seinem Bausatz erfinden, Holzraketen lackieren, sich mit seinem Bruder um kleine Metallautos streiten, kuscheln, balgen, Frühstück, eine Runde Lotti Karotti, mit Kreide auf der Terasse malen, ein Buch anschauen – es kommt vor, dass es hier nach so einem Programm an einem Sonntag gerade mal 9 Uhr ist.

Und Ausflüge – zumal mit Anreise – lassen die Zeit halt einfach schnell vergehen. Zumal selbst das Spätzle eine gewisse Fahrtzeit relativ gut mit Wissens- und Gaming-Podcasts rumbringen kann.

Genug der Einleitung. Wir sind am Sonntag also am späten Vormittag zu zweit ins Auto gestiegen und haben Sophie und dem Knöpfle einen angenehm ruhigen Nachmittag gewünscht. Dann eine Stunde nach Idar-Oberstein, eine halbe Stunde Museum und inklusive Stopp bei McDonald’s anderthalb Stunden zurück. Meine Güte, was bin ich froh, dass wir das nötige Kleingeld für so einen Spaß haben, denn für mich alleine fände ich das Verhältnis von Reise- zu Aufenthaltszeit irgendwie völlig unbefriedigend. Ich hätte auch gut zwei Stunden im Museum zubringen können – obwohl ich anmerken möchte, dass es schon eher Schauwerte sind, die sie da bieten, weniger Informationen.

Aber mein Fazit ist nicht so schlecht, wie man meinen möchte. Ich hab mich das erste Mal seit 30 Jahren wieder mit Edelsteinen beschäftigt, das Spätzle hatte Spaß und der Tag hatte bis fast 15 Uhr so was ähnliches wie Struktur. Was will man mehr?

Das Spätzle hat sich jetzt ein Fachbuch für 35 € gegönnt, bei dem ich Sorgen habe, ob ich es halbwegs verstehe; dazu hat er sich unter den Steinen ein kleines rotes aus Achat geschliffenes Herz ausgesucht.

„Papa, das war von den Herzen das größte und trotzdem das günstigste, das hat mich echt verwundert.“

Beim Bezahlen hat er dem Personal noch gesagt, dass sie eine echt schöne Ausstellung hätten und Nicht-Eltern können vermutlich nicht nachvollziehen, wie sehr einen sowas freuen kann.

Das Einzige, was jetzt irgendwie komisch ist: Ich hätte gerade echt Bock, mal ins deutsche Edelsteinmuseum zu fahren, um es mir in Ruhe anzuschauen. Aber der Weg ist so weit.

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