Die Vermieter-Geschichte

Tja, ich habe es lange Zeit vermeiden wollen, aber es sieht nun wohl doch so aus, dass die bislang nicht bei uns eingegangene Kaution unseres Ex-Vermieters den gerichtlichen Weg geht.

Ich bin ernstlich enttäuscht darüber, dass das so enden muss, aber so langsam kriege ich das Kotzen bei der Geschichte. Es gibt nicht wirklich viel zu klären bei dieser Geschichte, denn so ziemlich alles, was in diesem Land Recht genannt wird, steht auf unserer Seite. In den letzten Tagen haben Ozie und ich (vor allem Ozie) noch ein paar Erkundigungen eingeholt, und wahrscheinlich sind die 137 € Auslagen für eine Einleitung des Verfahrens das bestinvestierteste Geld seit ich meine eigenen Finanzen (nicht) im Griff habe.

Wir hatten zu unserem Vermieter fast durchgehend ein gutes Verhältnis. Wir waren als WG sicher anstrengend, das will ich auch nicht in Frage stellen. Unsere Bude war stadtbekannter Treffpunkt von unseriösen Gestalten, die fast schon regelmäßigen Parties endeten oft mit Beamtenbesuch und trotz ausreichender Zahlungsmoral standen die Finanzen oft unter einem ungünstigen Stern, sodass auch die Miete mal zum Teil verspätet einging.

Im Gegenzug dazu akzeptierten wir einen nach damaliger Rechtslage sittenwidrig hohen Mietspreis und amüsierten uns höchstens über die Verfehlungen unseres Vermieters – wie z.B. der Tatsache, dass er Monate (und ich meine nicht 2) gebraucht hat, um dafür zu sorgen, dass das Treppenhauslicht wieder tat, oder meine zerbrochene Fensterscheibe ausgetauscht wird.

An sich war das immer ein fairer Deal gewesen: Die Wohnung war scheiße und überteuert – im Gegenzug durften wir uns eigentlich alles erlauben. Inklusive Umbauten, Nachbarschaftsstreit und Polizeibesuch. Das führte soweit, dass wir im letzten Dreivierteljahr nicht einmal mehr einen schriftlichen Mietvertrag hatten – weil unser Vermieter keinen Termin gefunden hat für so eine Kleinigkeit. Glücklicherweise werden diese formellen Unklarheiten beim nun anstehenden Verfahren höchstens einen schrägen Blick seitens einiger Rechtsgelehrter hervorrufen – relevant sind viel klarere Dinge.

Seine Ansprüche sind verjährt, unsere nicht. Die Kaution gab es und er zahlt sie seit anderthalb Jahren ohne Begründung nicht aus. Um es mal verkürzt darzustellen. Es ist das erste Mal, dass ich mich mit jemandem auf einen Rechtsstreit einlasse – und ihr könnt mir glauben, dass ich mir wünsche, es wird auch das letzte Mal sein.

Wieder einmal hängt alles von ihm ab: Gibt er klein bei, weil er geglaubt hat, wir wagen es nicht? Versucht er es und argumentiert völlig neben den Sachverhalt? Es gibt keinen wirklich aussichtsreichen Schachzug seinerseits, der irgendwie in seinem Interesse wäre – aber wenn er will. Der Mahnbescheid hätte ihm eine Warnung sein können. Der sollte eigentlich klargemacht haben, dass wir uns nicht länger an der Nase herumführen lassen. Naja, Ehre wem Ehre gebührt…

Ich denke, ich kann sagen, dass ich mich auf die 1000 € freue – wann auch immer sie hier eintreffen werden…

6 Comments

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6 Responses to Die Vermieter-Geschichte

  1. Aro

    Vergiss nicht die Zinsen für die Kaution zu berechnen!

  2. @Aro:
    Haben wir beschlossen, nicht zu machen. Damit sind zwei kleine bereits mit ihm abgesprochene Reparaturen zu begleichen und gut ist. Klar, vielleicht könnten wir noch einen Fuffi mehr rausholen, aber darum geht es eigentlich nicht.
    Wenn es mir um jeden Cent gehen würde, würde ich versuchen, Miete zurückzufordern wegen nicht erledigter Arbeiten, bzw. der Mietpreisüberhöhung oder wegen Mängeln an der Wohnung. Hier geht’s nur darum, dass ihm mal klar wird, dass er in diesem einen Fall zu zahlen hat. Wir haben es uns gründlich überlegt, uns aber anders entschieden.

  3. Nietnagel

    Freu dich nicht zu früh, Recht haben und Recht zu bekommen sind zwei unterschiedliche paar Schuhe! Abwarten und Tee schlürfen….

  4. @Nietnagel:
    Jo klar, ich weiss. Ich bin nun wirklich nicht der optimistischste Träumer bezüglich unseres Rechtssystems. Ich kann mir nur gerade außer einem Richter, der Mieter für unwürdiges Gesocks hält, wirklich nicht vorstellen, woran es scheitern könnte.

  5. So sind Vermieter. Ich hatte mit meinem ein scheinbar gutes Verhältnis, keine Parties und keine Polizei (geh ich doch zu anderen für ;-), habe die Wohnung in einem besseren Zustand wieder verlassen als der, in dem ich sie vorgefunden habe, klärte ihn über seine Rechte und Nichtrechte als Vermieter auf (denn die kannte er nicht mal ansatzweise), zog berufsbedingt nach einem Dreivierteljahr wieder aus und nun verweigert er mir die Rausgabe der Kaution, ohne Begründung. Ja: Kann er ein halbes Jahr lang machen. Aber dann nicht mehr. Ich habe jedenfalls beschlossen, dies wird mein erstes Mal sein, dass ich einen Anwalt nehme. Nach X nicht zahlenden Kunden und diesem Vorfall ist nun Schluss. Es geht mir nicht mal ums Geld, ich habe nur keinen Bock mehr, der letzte Mensch mit Anstand zu sein.

  6. @Der Wirt:
    Ja, so geht es mir in dem Fall auch. Keine Ahnung haben sei jedem verziehen – aber irgendwann ist mal gut. Fünf Jahre haben wir in einer überteuerten Bruchbude gelebt und es akzeptiert, dass selbst die mindesten Kleinigkeiten nicht gemacht wurden. Und das war wirklich ok – denn so war der Deal. Aber jetzt kuschen, weil sich der feine Herr denkt, man könnte ja doch noch ein paar Mängel, die seit Jahrzehnten existieren, auf unsere Kosten beheben? Nee nee…

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