Ich habe diese Woche 5 Präsenztage. Also mit anderen Worten: eine eigentlich normale Bürowoche.
Mit dem Unterschied, dass ich normalerweise nur vier Tage die Woche arbeite und davon im Schnitt auch nur knapp über einen in Präsenz. Das ist auch das, was meine Homeoffice-Vereinbarung verlangt. Und im Gegensatz zu den weirden Corona-Regelungen in der Verkehrsregelungszentrale in Berlin damals, wo wir „Dienst am anderen Ort“ hatten, was im Grunde Bereitschaft bei vollen Bezügen bedeutete, kann ich bei meiner aktuellen Arbeit auch mindestens 99% der Aufgaben problemlos von zu Hause erledigen. Tatsächlich ist sogar die Homeoffice-Regelung recht neu. Als ich vor zwei Jahren angefangen habe, war noch ein bisschen After-Pandemie-Wildwuchs und im Grunde ist jeder so oft zuhause geblieben wie er wollte. Meinetwegen hätte es dabei bleiben können, aber es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass selbst Präsenztage ihre Vorteile haben.
Ich hab zum Beispiel diese Woche meinen Kollegen, der in der Regel das gleiche Büro bevölkert wie ich, zum vielleicht ersten Mal dieses Jahr gesehen, weil er immer dann Homeoffice macht, wenn ich Präsenz habe. Anders als man daraus schlussfolgern könnte, freuen wir uns aber eigentlich, wenn wir uns sehen. Tatsächlich sind die Bürotage schon erheblich sozialer als die zu Hause. Blöd nur, dass sowohl die Anfahrt Zeit frisst, als auch die Tatsache, dass ich eigentlich nur im Büro längere Mittagspausen mache – eben weil ich dann mit den Kollegen noch essen gehe. So kriege ich meine Stunden nie zusammen. 🙂
Ich glaube, das ist auch das Fazit, das ich für mich aus dieser insgesamt ja für mich noch recht neuen Erfahrung ziehen kann:
Homeoffice ist gerade in Sachen Vereinbarkeit DER Shit! Aber genau das Homeoffice macht am Ende die Präsenztage so wertvoll.
Ich weiß, ich neige immer dazu, die Dinge positiv zu sehen, aber ich mag meinen Arbeitgeber. Gerade als Teilzeitkraft kann ich fast kommen und gehen, wann ich will. Selbst mitten im Tag mal schnell eine Stunde Pause anberaumen um ein Kind abzuholen ist – natürlich nur, wenn man nicht gerade einen fixen Termin hat – völlig ok und ungelogen jeden Tag schreibt jemand in den Chat, dass er oder sie mal eben weg muss. Krasser Gegensatz zur VKRZ, wo ich mit Elternteilzeit am Ende immer als letzter in den Dienstplan gesetzt wurde und Zuspätkommen ungefähr so gern gesehen war wie Diebstahl. Von so Sachen wie Gleitzeit oder sonstiger Flexibilität ganz zu schweigen.
Ich bin jetzt trotzdem erst einmal froh, wenn ich die Woche weg hab. Jeden Morgen ins Auto steigen und dabei versuchen, halbwegs menschlich auszusehen, ist schon anstrengender als nur den Rechner hochzufahren.
PS:
Dass ich die 5 Tage da bin, hat übrigens private Gründe. Das Spätzle hat gerade ein Feriencamp in Mainz und da kann ich ihn morgens immer hinbringen und nachmittags abholen. „Kein Weg umsonst!“, pflegte mein Stiefvater immer zu sagen, wenn er wollte, dass man noch Leergut mitnimmt, wenn man eh in die Küche geht.