Dieses Wochenende war mir nicht nach sonderlich viel. Ich esse ein Eis, der Wert in meiner Tracking-Tabelle bleibt rot und das ist zur Abwechslung auch echt mal ok. Im Schnitt passiert das momentan ungefähr jeden vierten Tag, das ist eingepreist.
Ich weiß gar nicht, ob ich darüber schreiben soll, eigentlich schätze ich das Interesse an sowas immer sehr gering ein, andererseits hatte ich es jetzt schon drei-, nein viermal, dass ich privat von meinem System erzählt habe, und die Rückmeldungen waren erstaunlich positiv. Außerdem bin ich ja nicht der einzige, der versucht, in seinem Leben ein bisschen Ordnung zu schaffen. Also nehmt es mir nicht übel. Alle, die es grundsätzlich bekloppt finden mit der ganzen Selbstoptimierung überlesen das bitte einfach. Ich fühle das hart und an ganz vielen Tagen mache ich das eh quasi ironisch, weil es eigentlich albern ist. Aber mir hilft es erschreckend gut und ich hab’s hier glaube ich nur einmal am Rande erwähnt.
Kern meiner ganzen Überlegungen war ursprünglich wie so oft das Abnehmen. Jetzt wo ich mich auch fett ins Freibad traue, ist zwar die Bikini-Figur als Motivation nicht mehr so unbedingt gegeben, aber bei meinem Übergewicht ist noch genug übrig, um noch weitere 40 Kilogramm lang ein paar Ärzte über jede Verbesserung staunen zu lassen, was sich eigentlich immer gut anfühlt, vor allem wenn man bisher immer negatives Feedback gewohnt ist. Das Schlimme ist, dass für mich als Statistik-Freund eigentlich sowas wie Kalorienzählen super funktioniert, aber erstens will ich das gar nicht so strikt handhaben und ich glaube auch, es ist wirklich ungesund, wenn man sich ein schlechtes Gewissen macht, weil man sich Käse in den Salat schneidet. Viel wichtiger noch: Ich kriege es nicht hin. Sobald der erste Motivationseifer binnen vielleicht vier Wochen verflogen ist, nervt es nur noch, bei jedem kleinen Snack seine App zu öffnen. Nicht nur weil eh alles negativ ist, was man einträgt, sondern weil gerade ich zum Beispiel das auch ständig machen muss. Ich bin nicht so der Drei-Mahlzeiten-und-ein-Snack-Typ. Ich ersetze gerne mal eine Mahlzeit durch 5 Snacks und ich hab’s oft probiert, das klappt auf Dauer einfach nicht. Aber Statistiken finde ich halt geil – egal wie sinnvoll die am Ende sind.
Ebenso tragisch: Ich bin – besser als vor anderthalb Jahren, aber doch immer noch – auch schlecht in all dem anderen Mist. Genug Arbeiten, Termine, ToDos, Bewegung und am Ende schlicht und ergreifend auch psychische Gesundheit. Es bringt mir doch nix, einen Tag lang nur Salat zu essen, wenn ich dafür am nächsten Tag nicht aufstehen will.
Also hab ich das alles mit in die Tabelle gepackt.
Die Tabelle ist an sich harmlos und verwendet nur ein paar simple Grundfunktionen von LibreOffice Calc (also quasi Excel). Eine Zeile pro Tag und die Spalten gliedern sich überwiegend in Dinge, die ich gerne geschafft kriege, den Hauptumfang nimmt aber rein zahlenmäßig die mit dem Gewicht ein. Von dem Wert gehen dann 0,2 Punkte für jedes geschaffte ToDo ab, 0,1 für 1000 gegangene Schritte, 0,1 für 10 Minuten über Soll bei der Arbeit oder eine halbe Stunde mehr Schlaf etc. pp.
Aber auch 0,1 für Ziele, die ich in neuen Games erreicht habe oder 0,5 für einen Zahnarzttermin. Am Anfang hab ich da viel zu sehr drüber nachgedacht, wo ich jetzt wie viele Punkte abziehen kann, aber eigentlich ist das egal, so lange es halbwegs konsistent bleibt. Ja, die Balance ist nicht perfekt, denn in die eine Negativspalte kommen quasi nur noch Süßigkeiten rein, wobei die mit 0,1 Punkten pro Schokoriegel natürlich tendenziell eher zu wenig zählt. Ob meine gute Laune es wirklich wert ist, dass ich einen Sechserpack Twix mit 6 Rennen in Forza Horizon quasi annullieren kann? Ach, who cares? Ja, manchmal sammele ich abends noch schnell Achievements, um mit dem Score ins Reine zu kommen und es ist vielleicht suboptimal, dass das schneller geht als mit Laufen gehen. Aber erstens mache ich das wirklich nicht so oft und zweitens hängt es am Ende immer mehr am Gewicht als an allem anderen, ob der Tag ein Erfolg wird.
Ach ja, Erfolg. Wie misst man da eigentlich, ob es gut läuft, vor allem für einen Tag? Das ist dann die Metrik, auf die ich gerade rückblickend ein wenig stolz bin: Ein Tag ist immer dann ein Erfolg, wenn mein Wert unter dem Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt. Das ist dieses Jahr bisher bei 148 von 194 Tagen der Fall und das ist eigentlich zeimlich gut. Letztes Jahr waren es auch „nur“ 245 von 365 Tagen und in der Zeit hab ich 20 kg abgenommen und mir geht es besser als damals. Ganz schlecht kann das also nicht sein.
Die Schwächen sind einfach: Ich muss abends mal den Tag Revue passieren lassen und so ca. 12 Zahlen aus dem Gedächtnis eintragen. Und Urlaub kann nicht so recht abgebildet werden, schon weil ich meine Waage nicht mitnehme und während der Zeit einige Pluspunkte durchs Spielen wegfallen. Aber das kann ich inzwischen erstaunlich gut hinnehmen, ich sehe Urlaub da auch einfach als Gegenwert an sich, da darf die Tabelle auch mal schlecht aussehen.
Und so albern das mit den Schokriegeln und Rennspielen auch klingt: Es ist eigentlich ziemlich geil, dass ich mal nach einem Tag zufrieden bin, wo ich 13.000 Schritte gemacht und 8 Stunden gearbeitet hab, aber durchaus auch, wenn ich an einem freien Tag mal 6 Dinge erledigt und 4 Stunden Zeit zum Zocken hatte. Ja, manchmal denke ich darüber nach, doch dieses noch rein- oder jenes rauszunehmen, aber im Großen und Ganzen passt das für mich. Und hey, am 15. Januar 2024 lag der 14-Tage-Durchschnittsscore bei 161,3, heute bei 136,0. Der Trick ist am Ende halt: NUR mit Forza Horizon schaffste das auch nicht! 🙂
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