Betonbunkervorteile

Es ist, bzw. wird, sehr warm diese Woche. Unangenehm warm, möchte ich schreiben. Ich bin jetzt ja nicht wirklich ein Sommergegner oder sowas, aber ich schwitze leicht und hab einen Job, bei dem das blöd ist; und hab zudem wenig Freizeit, bei der Badewetter hilfreich wäre. Ich hab halt meine Befindlichkeiten wie alle anderen auch.

Aber auch bei diesem Thema muss ich feststellen, dass ich nicht in der schlechtesten Wohnung gelandet bin. Sie hat ihre Schwächen, keine Frage. Doofe Nachbarn, wirklich runtergeratzter Boden und kaum Schallisolation. Im mittleren Stockwerk eines DDR-Wohnbunkers zu hausen hat aber gerade temperaturmäßig hier und da Vorteile:

Zum einen dauert es, bis sich das Haus wirklich aufheizt oder abkühlt. Zwei Tage Hitze steckt es locker weg, die erste kurze Kältewelle ebenso. Zum anderen ist halt die Mittelposition super. Zwischen uns und dem Dachgeschoss liegen noch zwei komplette Etagen, vom Hitzestau ganz unterm Dach merken wir erst einmal eine Weile nix. Und im Winter wird unsere Wohnung durchaus auch von unten mitbeheizt. Mal davon ausgehend, dass zumindest im bezahlbaren Bereich kein Optimum existiert, das im Winter warm und im Sommer gleichermaßen kalt bleibt, war das wohl eine zwar zufällige, aber gar nicht so schlechte Wahl.

Und gerade jetzt im Sommer auch toll: Je nach Wetterlage neigt die Bude hier dank der Windtrassen, die auch durch die umliegenden Häuserblocks beeinflusst werden dürften, zu teils heftigem Durchzug. Das kann nerven, ist jetzt, an diesem frühen und noch milden Morgen vor und nach einem heißen Tag aber eine prima Angelegenheit.

Perfekt ist freilich nichts. Aber über die kleinen Annehmlichkeiten darf man sich dann ja doch freuen. 🙂

9 Comments

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9 Responses to Betonbunkervorteile

  1. Jens

    Wir wohnen ja in so einer Mietkaserne aus dem späten 19. Jhdt., und klimatechnisch ist die auch super: 1 Meter dicke Ziegelmauern machen einen fast komplett unabhängig von den Außentemperaturen.

    Die Nachteile bei uns habe hauptsächlich damit zu tun, dass Heizkörper und Strom erst nachträglich eingebaut wurden: Deswegen liegen die Zuleitungsrohre überall offen und heizen die Wohnung an milden Tagen während der Heizperiode doch merklich auf. Die Stromkabel liegen zwar unter Putz, aber Steckdosen gibt es in jedem Zimmer nur in der Nähe der Tür zum Flur – was eher bedenkliche Verlängerungskabel-Konstruktionen zur Folge hat…

    Aber ich will auch nicht jammern – ich mag unsere kleine Bude mit all ihren Macken.

  2. @Jens:
    Das ist hier nicht arg anders. Die Rohre laufen über Putz und mein Zimmer ist das einzige außer der Küche, das mehr als eine (!) Steckdose hat.

  3. Jens

    Echt? Wow, das hätte ich nicht gedacht.

    Hab‘ mich gerade mal bei Wikipedia zum Thema Plattenbauten schlau gemacht:

    „Zu den Nachteilen zählt, dass […] Leerrohre, Dosen für die Elektroinstallation, Ankerschienen und Anschweißplatten für die spätere Technikinstallation bereits in das Fertigteil einbetoniert werden müssen.“

    Sieht so aus, als hätten sich’s die Marzahner Planer da so einfach wie möglich gemacht. 🙁

  4. Nee, so billig wie möglich.
    Ab Mitte der 80er spätestens wurde da mächtig gespart.
    Das kenne ich auch noch aus Hellersdorf, dass der Standard der Technik wesentlich geringer war, als bei Mutti in Lichtenberg.
    Einfach, weil das Haus 15 Jahre später gebaut wurde.

  5. Frits Buitenland

    Ich hab nen Altbau. Eigentlich das ganze Jahr konstant 24 Grad, auch wenns draußen mal 30 Grad und mehr ist. Aber: Ist die Hitze einmal drin, was schon ziemlich lange dauert, dann ist sie drin. :/

  6. @Jens:
    Das hängt vermutlich wirklich vom Baujahr oder den Erbauern ab.

    @Frits Buitenland:
    Das ist dann halt das Problem … hat ja alles Vor- und Nachteile.

  7. Bernd K.

    @Sash: Aber nach der Wende sind doch wohl fast alle Berliner Plattenbauten irgendwie saniert und mindestens mit einer gewissen Aussendämmung versehen worden? Das dürfte dann mithelfen, bei richtiger Lüftung, dass die Wärme nicht so schnell in die Wohnung kommt.

  8. @Bernd K.:
    Natürlich ist die Bude saniert. Es geht ja auch nur darum, dass insgesamt die Masse so eines Hauses hilfreich ist. Wobei man ehrlich sagen muss: So richtig dick gemauerten Altbauten hinkt selbst unser Klotz bisweilen hinterher.

  9. Bernd K.

    Man könnte ja mal bei Hr. Boros nachfragen, wie sein Häuschen gerade temperiert ist (der Kunstbunker nahe Friedrichstr.) Dort kommt die jeweilige Jahreszeit bestimmt immer mit einem Vierteljahr Verspätung im Innenraum an. 😉
    Ich arbeite in einem Gemäuer mit 60 cm starken Sandsteinwänden incl. Innenisolierung, da war die Wärme nach einer guten Woche auch drin.

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