S‘ Eigentliche

Reisen, Röcheln, Riesenkraken 6

Was man bei den 5 Einträgen bisher manchmal beinahe vergessen kann: Ozie und ich waren ja tatsächlich aus einem bestimmten Grund in Stuttgart. Unter all den Terminen und Besuchen ging es auch tatsächlich zweimal zum Standesamt. Zweimal? Ja. Erfreulicherweise war das allerdings geplant und nicht etwa auf den verlorenen Ausweis von Ozie zurückzuführen.

Man darf in Deutschland nur heiraten, wenn man dafür Gebühren bezahlt. Und dazu muss man selbstverständlich auch zum Standesamt. Es wäre wirklich mal an der Zeit, dass irgendwer etwas erfindet, mit dem man Geld in einer anderen Stadt bezahlen kann, ohne dass man einen Boten beauftragen muss. Das wäre sicher eine unglaubliche Marktlücke…

Wie dem auch sei. Der wichtigere Termin war natürlich dann der zur Eheschließung selbst. Nachdem mein Vater wenigstens angemessen irritiert war, dass ich Krawatte trage, haben wir die Familienzusammenführung mit der minimal benötigten Anzahl an Händedrücken vorläufig abgeschlossen. Das Standesamt empfing uns mit seinem seltsamen bordellroten Eingang und der Warnung, bloß nicht auf die Idee zu kommen, Reis zu werfen. Der Vorraum, den man zu einem Umtrunk nutzen darf, besteht so ziemlich genau aus abwaschbarer Fläche, einem Geländer für den Rollstuhlaufgang und 2 Knöpfen für den Fahrstuhl. Könnte man Romantik in Beton pressen, hätte man wahrscheinlich zugunsten der Sauberkeit auch hier darauf verzichtet.

Meinen alten Herrn übermannten wohl Jahrzehnte zurückliegende Erlebnisse im ersten Obergeschoss, zumindest attestierte er dem Raum „den Mief der 50er“. Meine Schätzung wären die 70er gewesen, trotz recht abstrakter Formgebung und hellen Farben wirkte der Warteraum eher so unterkühlt wie ein durchschnittliches Klassenzimmer. Ozie und ich durften unsere Ausweise und Ringe abgeben, woraufhin hinter den Kulissen wohl alles vorbereitet wurde.

Die Trauung selbst muss wohl vor dem vereinbarten Termin angefangen haben, laut dem Schwob haben wir uns das Ja-Wort „Punkt 12“ gegeben. Dem Voraus ging eine eigentlich ganz passable Rede der Standesbeamtin, die wunderbar versuchte, ihr Schwäbisch zu kaschieren. Ihre Blicke waren zwar sowohl Ozie als auch mir etwas unheimlich, letztlich haben wir aber durchaus den Sinn darin erkennen können: Dass ja niemand in Stuttgart versehentlich heiratet! Wenn ich ehrlich sein soll: Die Rede war zwar ein wenig furchteinflößend, aber sie hat mich nicht einmal davon abbringen können, mich zu fragen, was wohl der endgeile Schreibtisch in dem Trausaal gekostet hat.

Das Ja haben wir beide ohne Zögern gegeben, meines war leider krankheitsbedingt eher ein Krächzen. Alles in allem war die Sache ok, aber dieses exponierte Rumsitzen und belehrt werden war sicher nicht die romantischste Situation in den 6 Jahren Beziehung, das könnt ihr mir glauben. Meinetwegen hätte es aber sowieso ein

„Wolln‘ se?“
„Jo.“
„Unterschreiben sie hier!“

getan. Zum Schluss, nach den Unterschriften, hab ich noch gefragt, wie viele Leute eigentlich mit Nein antworten. Laut der Standesbeamtin bei ihr immerhin schon zwei. Und nach 40 Jahren Berufserfahrung sah sie nicht gerade aus.

Aber irgendwie war es doch interessant, das alles mal erlebt zu haben. Ich muss aber auch sagen: Bisher merk‘ ich es nicht! Und Ozie auch nicht. Verheiratet? Sicher? Kommt da nicht noch irgendwas? Das war es schon?

Hier war es das jedenfalls noch nicht. Der Hauptteil stand uns an dieser Stelle des Textes ja noch bevor: Die Party!

7 Comments

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7 Responses to S‘ Eigentliche

  1. Kommt da nicht noch irgendwas?

    Hm, ja, in der Regel dauert das 9 Monate … Oder ist das dann eher außerhalb der Regel? *kopfkratz*

  2. Kat

    Ok, dann gratulier ich mal hier. Ist ein bisschen schwierig, bei so vielen Beiträgen den richtigen zu finden. Aber ich finde, Standesamt ist der richtige Blogcontent zum Gratulieren.

    Herzlichen Glückwunsch!

    Viele Grüße, Kat

  3. sonnie

    da kommt noch was…
    Herzlichen Glückwunsch erstmal!
    wir saßen vor einem jahr auch erstmal da und dachten: und jetzt?
    aber ganz langsam hat sich ein anderes neues gefühl eingeschlichen, vielleicht ist das bei euch auch so.

  4. Steffen

    Dann mal Gratulation auch von meiner Seite – und es kommt nichts weiter!
    Allerdings wird man etwas ernster genommen, wenn man verheiratet ist. Einige Versicherungen werden günstiger.

    Im Prinzip ist es wie vorher, nur dass Ozie jetzt Deine Frau ist und mit anderem Namen unterschreibt. Das Blatt mit den Unterschriften hätte übrigens auch von meiner Frau sein können, sie hat auch kurz vorher intensivst geübt.
    Ein Tip dazu: wenn sich die Unterschrift „gefestigt“ hat und ihr ein gemeinsames Konto besitzt bzw. irgendwo Unterschriften leisten musstet, lass Ozie das noch mal auffrischen. Bei uns hat eine Bank etwas verwirrt geschaut, weil sich die Unterschrift geändert hatte.

    Also nochmal – Glückwunsch, ich habe es zumindest nach 6 Jahren noch nicht bereut!

    Steffen.

  5. Peter Siepe

    Gibt es nen Foto vom Schreibtisch? ^^

  6. Micha

    „endgeile Schreibtisch in dem Trausaal gekostet “

    oh Mann, ich habe TrauERsaal gelesen und geKOKst.

    Trotzdem meine Glückwünsche

  7. @ednong:
    Na soweit sind wir uns über die technischen Möglichkeiten einer Beziehung oder Ehe bewusst!

    @Kat:
    Und ich bedanke mich an dieser Stelle für die Glückwünsche 😀

    @sonnie:
    Ich bin mal gespannt. Vielleicht haben wir uns aber so oder so schon ziemlich verheiratet gefühlt, wer weiss?

    @Steffen:
    Au, der Tipp mit der Bank ist nicht schlecht 😀
    Und danke auch dir!

    @Peter Siepe:
    Leider nicht. Also vielleicht… nicht von uns.

    @Micha:
    Dann hatte der Eintrag für dich ja ganz besonderen Unterhaltungswert 😀
    Danke!

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