Monthly Archives: Oktober 2011

Lesezeichen

Wer das hier sieht, erkennt daran, dass er noch meinen Blog liest.

(OK, das war albern, aber vor (meinem) Wochenende komme ich wahrscheinlich nicht zum Schreiben und wollte nur mal „Hallo!“ sagen, um eventuellen Vermisstenmeldungen vorzubeugen.)

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Zu Besuch

Ich habe dieses Wochenende einen Versuch unternommen, der nur bedingt freiwillig war. Nach langer Zeit war ich mal wieder Gast in eurer Welt. Was ich damit meine? Ich meine die Welt mit diesem seltsamen Gasball am Himmel, der trotz seiner immensen Entfernung von grob 150 Millionen Kilometern in der Lage ist, mich unangenehm zu blenden. Die Welt mit den entsetzlich vielen Autos und dieser unglaublichen Zahl an Menschen. Gemeinhin wird sie wohl „Tag“ genannt.

Ich habe wie üblich meine Vorhänge am Fenster zugezogen gelassen, um meine Augen nicht überzustrapazieren und als es gestern daran ging, meinen P-Schein zu verlängern, habe ich mich sogar ohne gesonderten Schutz in die Außenwelt begeben, die dominiert ist von wuseligen arbeitswütigen Leuten, hektischer Betriebsamkeit und furchteinflößender Enge. Während ich mich in der Bahn auf mein Buch zu konzentrieren versuchte, war ich umkreist von Lodenmänteln und das einzige, was mich beruhigte war, dass es den Trägern derselben auch nicht behagte, wie es dort zuging.

„Gudrun, wir hätten ’ne Taxe nehmen sollen.“

Ja, hätte ich auch. Meine. Aber die fährt Nachts.

Überall umwuselten Menschen teils sehr fragwürdigen Charakters meine Intimsphäre und immer und überall leuchtete diese aufdringliche Kugel am Firnament. Während ich mich zurück wünschte an meinen Schreibtisch vor die Tastatur, die hauptsächlich vom Schein meiner zwei LCD-Monitore beleuchtet wird, umströmten mich Hüte und Köpfe, Gesichter und Bärte.

Sicher, ich wirkte wahrscheinlich auch bedrohlich. Ich stand zum Beispiel ungerührt rauchenderweise vor einem Eingang zur U-Bahn und habe gelesen. Ich hatte frei, es war zweifelsohne Schlafenszeit für mich und deplazierter als im Zentrum des Trubels unserer Hauptstadt hätte ich zu diesem Zeitpunkt kaum sein können.

Es ist nicht so, dass ich nicht gerne mal zu Besuch in eure Welt komme. Ebenso wie ihr in meiner immer willkommen sein werdet. Aber erwartet bitte nicht, dass ich euch zuliebe ähnlich gehetzt und genervt sein werde, wie ihr es offenbar ständig seid.

Mein Arzt sagt immer, wenn ich mal bei ihm – in seiner / eurer Welt – zu Besuch bin, ich solle bei meinem Job vorsichtig sein. Taxifahren. Nachts. Nicht gut für den Blutdruck! Ich sollte ihn mal zu mir einladen, das würde einiges ins rechte Licht rücken.

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Unter Beschuss

Ein paar Tage sind nun vergangen, seit ich hätte verkünden können, dass ich nun schon 4 Jahre in Berlin lebe. Und wie immer wieder erwähnt wäre auch dieses Mal das Fazit wohl gewesen, dass ich gerne in Berlin lebe, ja sogar gerne in Marzahn wohne.

Ich kenne die Stadt zwar – also eher: sogar! – hauptsächlich von ihrer nächtlichen Seite aus, unheimlich war sie mir dennoch nie. Das unheimlichste, was mir hier in 4 Jahren passiert ist, hat wahrscheinlich irgendwas mit den Inhaltsstoffen meines Essens zu tun. Bis jetzt. Gestern hat diese Fassade der relaxten Coolness leichte Risse bekommen.

Das Leben in einem Plattenbau-Wohnsilo wie unserem ist bis auf gelegentliche eher sparsame Interaktion mit einigen Nachbarn durchaus anonym. Nicht, dass bei uns Nachts das Licht flackert und täglich Regisseure vorbeischauen, um neue dystopische Endzeit-Thriller hier zu drehen, aber wenn man Nachts im kahlen Hausflur steht und das Brummen des Aufzugs die einzige Geräuschquelle ist, kann es einem durchaus einmal wohlig schaudern.

Ebenso wie ich sicher für den ein oder anderen ein wenig unheimlich bin, wenn ich nachts durchs Treppenhaus schlurfe, sind mir manche Gestalten ja durchaus auch suspekt. Aber im Zweifelsfall geht man sich aus dem Weg oder hält im Fahrstuhl die Luft an, um den Zombies nicht zu signalisieren, dass durch die eigenen Venen noch uninfiziertes Blut fließt.

Zurück zum Thema: Persönlichen Angriffen habe ich bis jetzt schon durch meinen Körperbau nur selten begegnen müssen. Die meisten Angreifer halten sich fern und jahrelanges Shooter-Zocken hat mir beigebracht, dass es gesünder ist, sich im Schatten der Bäume und Hausmauern zu bewegen. Mit der Zeit fühlt man sich sicher, in meinem, unseren Fall wohl zu sehr. Schließlich hilft das alles gegen körperlichen Schaden, lässt einen vielleicht überleben – psychischen Angriffen geht man damit kaum aus dem Weg. Und sie treffen um so härter, wenn man sich in Sicherheit wiegt.

Gestern haben wir dann festgestellt, dass uns, insbesondere Ozie, tatsächlich jemand auf dem Kieker hat. Natürlich hat niemand geklingelt um uns das mitzuteilen oder uns eine Postkarte geschickt. Auch wer jetzt tote Tiere vor der Türe vermutet, liegt falsch. Die beängstigende Botschaft, die wahrscheinlich der Grund war, warum ich während meiner ganzen Nachtschicht kein Auge zugetan habe, wurde direkt neben unserer Tür für alle sichtbar (!) folgendermaßen angebracht:

„Pirk ist doff“ Quelle: Sash

Falls jemand sich mit Sprengfallen auskennt, kann er mir ja in den Kommentaren Bescheid geben. Wir werden kämpfen bis zuletzt!

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Verfallsdatum

In genau einem Monat werde ich 30 Jahre alt sein.

Manchmal frage ich mich ja schon, was das eigentlich bedeuten soll.  Gut, ich bin allgemein ein sentimentaler Zeitgenosse mit einem Hang zu Zahlenspielchen, aber so sehr ich es versuche: Ich kann nichts schlimmes daran finden, 30 zu werden. Dass man nur so alt ist, wie man sich fühlt, ist natürlich DER Spruch schlechthin zum Thema, aber ich bin ehrlich gesagt wirklich noch nicht am Eruieren, wo es überall Ü30-Parties gibt, bloß damit ich mich gesellschaftlich nicht abgehängt fühle.

Soll ich ehrlich sein? Ich merke das Alter selbst in meinen doch noch recht jungen Jahren. Dank offenbar ziemlich ungünstiger genetischer Vorbedingungen wird ein Haar nach dem anderen grau, die Kondition leidet nach nunmehr 12 Jahren Rauchen auch und ich bin sicher noch eine Spur gemütlicher geworden, als vor 10 Jahren. Und meine Freunde fanden mich damals schon ungewöhnlich lethargisch. Ich mache mir erstmals in meinem Leben mal Gedanken über meine Gesundheit, schließlich bleibt auch mir nicht verborgen, dass ich schon aus Altersgründen nie zum Club27 gehören werde – und nicht nur, weil ich nie ein Instrument gelernt habe. Ich habe in den letzten Monaten erstmals in meinem Leben bewusst und erfolgreich ein Bisschen abgenommen, ebenso werde ich mit dem Alkoholkonsum etwas vorsichtiger sein und das alles tue ich beileibe nicht nur (aber auch) um mir wenigstens das Elend Sport vom Leib zu halten.

Aber ansonsten gefällt mir der Gedanke ans Älterwerden auch ein wenig.

Ich habe es geschafft, mir bis 30 nicht meine vernünftige Weltsicht zu zerstören und kann darauf hoffen, selbst als Erwachsener noch halbwegs cool zu sein. Ich freue mich drauf, bei der Arbeit nicht mehr als Student gesehen zu werden, sondern auch von älteren Leuten als gleichberechtigter Gesprächspartner anerkannt zu sein. Außerdem warte ich seit nunmehr 20 Jahren darauf, dass mein Bauch nicht nur als natürliches Verhütungsmittel, sondern auch mal als niedliches Attribut meiner Person gesehen werden kann.

Sicher werde ich mich irgendwann in 5 bis 25 Jahren danach sehnen, nochmal jung zu sein. Da kommt wahrscheinlich niemand dran vorbei, der sich nicht rechtzeitig aus dem Genpool entfernt. Aber diese Panik vor dem 30. Geburtstag? Ich verstehe es echt nicht. Ist ja nicht so, dass man urplötzlich und isoliert von allen anderen mit einem Sprung um 10 Jahre älter und plötzlich zahn-, haar- und hirnlos wird. Der komplette Freundeskreis spielt bei diesem Spiel namens Leben ja mit.

Ich habe mich tatsächlich schon gefragt, wie „die Erwachsenen“ eigentlich damit umgehen können, dass sie den Zenit überschritten, die Hälfte ihres Lebens bereits hinter sich und all die wirklich coolen Dinge bereits mehr oder minder vergessen haben. Vor 15 Jahren schon. Die Antwort: Nun, die kommt mit der Zeit. Man wird nicht nur körperlich reifer, sondern auch geistig. Auch jenseits der „tollen“ Altersgrenzen von 16, 18 und 21 Jahren ergeben sich Neuerungen im Leben.

Ich bin froh, dass ich meine begrenzte Zeit auf diesem Planeten nicht damit verschwende, mich selbst als Mittelpunkt der Welt zu sehen und deshalb statt lustige oder bedenkenswerte Texte zu schreiben die erste Stunde des Tages mit Kosmetik verbringe. Wirklich schwierig wird es für mich wohl erst, wenn der Geist nachlässt.

Aber hey, ich werde bald 30, nicht 90. Mit den Gedanken daran kann ich mir also noch eine Weile Zeit lassen 🙂

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Schicht im Schacht

Im Großen und Ganzen liebe ich es ja, nachts zu arbeiten. Im Allgemeinen sind bei mir auch die wesentlichsten Nachteile nicht so schlimm, wie sie allerorten genannt werden: Nach 3 Jahren hab ich mich an den Schlafrhytmus wirklich gewöhnt, ich weiss, wie ich im Winter keine Depressionen bekomme und da ich Freunde nur ernsthaft treffen kann, wenn ich frei mache, mache ich ziemlich oft frei. Tatsächlich sogar deutlich öfter, als ich Freunde zu Besuch habe.

Außerdem bin ich online!

Wie schwierig kann es schon sein, ein onlinebasiertes Sozialleben auch Nachts zu führen?

Die erschreckende Antwort ist: Manchmal ziemlich!

Jetzt, da ich diesen Text schreibe, ist es kurz vor 4 Uhr. Und ich schreibe ihn, weil ich irgendwie das Gefühl habe, der einzige Deutsche im Internet zu sein. Natürlich kenne ich nur einen kleinen Ausschnitt aus dem vielfältigen Online-Leben hierzulande. Fakt ist, dass gerade keine Blogeinträge in meinen Reader fallen. Bei Facebook ist keine Sau online, die ich kenne. Meine Twitter-Timeline ist wie eingefroren und bei Google+ kommt sowieso seit 1 Uhr nichts mehr.

Und das prangere ich an!

So viele Pornos wie ich gucken müsste um mir die Zeit zu vertreiben, verträgt unsere DSL200er-Leitung doch gar nicht!

Ich denke öfter mal darüber nach, mir noch mehr Blogs in meinen Feedreader zu werfen. Aller Wahrscheinlichkeit nach steht er dann um 4 Uhr trotzdem mehr oder weniger still, lediglich die Anzahl der News, die mich ohnehin jedes Mal nach dem Aufstehen erschlagen und im Laufe des Abends meine Kommunikationsfähigkeit behindern, wird weiter steigen. Da ich das Netz aber als ziemlich aktuelles und hektisches Medium empfinde, spare ich mir keinen Lesestoff auf, um ihn erst 24 oder 48 Stunden später zu kommentieren.

Ganz selten passiert es mal, dass das Netz auch nachts vibriert und Informationen ausspuckt. Dummerweise passiert das meist nur, wenn etwas Schlimmes passiert. In diesem Jahr ist mir das vor allem bei Fukushima und dem Tod von Steve Jobs aufgefallen – und ich will ja nicht ernsthaft behaupten, dass ich dafür bin, dass mehr Leute sterben oder mehr Katastrophen passieren.

Und das war es dann schon mit meinem heutigen Beitrag zum Thema „Dinge, über die man sich gar keine Gedanken macht, wenn man fröhlich einen Job mit Nachtarbeit annimmt“

Aber ändern möchte ich mein Leben dann ja trotzdem nicht… 🙂

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Spiderman und ich*

Spinnen. Kennt jemand ein Thema außer Homöopathie und Apple, das kontroverser sein könnte? Im Ernst: Ich nicht. Denn die Trennlinie zwischen Abscheu und Faszination läuft in diesem Fall direkt durch mein eigenes Gehirn. Wie komme ich drauf? Ich hab vorher bei Google+ folgendes Bild von Peter gefunden:

Zwei Prachtexemplare von Weberknechten, Quelle: Peter Siepe

Zudem bin ich neulich „irgendwo im Internet“ über die Behauptung gestolpert, dass kein Mensch sich zu irgendeinem Zeitpunkt weiter als einen Meter vom nächsten Spinnentier entfernt aufhält. Sicher eine Aussage, die vor der Erfindung von Reinräumen gemacht wurde, aber in ihrer Knappheit dennoch bemerkenswert drastisch klingt.

Ich selbst habe zu Spinnen ein wahnsinnig ambivalentes Verhältnis. Überzogen in die eine wie auch die andere Richtung. Denn auf der einen Seite haben mich diese Tiere seit meiner Kindheit fasziniert. Ich hatte Bücher zur Artbestimmung zu Hause und habe Stunden mit einem Freund zusammen in dessen Garten verbracht, immer auf der Jagd nach dem interessantesten Exemplar. Seit damals sind mir die Ungefährlichkeit der hier lebenden Arten ebenso bekannt wie die Ausnahmen davon. Auch habe ich sie vor dem ersten Ekelgefühl als wichtigen Teil des Ökosystems kennengelernt und habe deswegen bis heute eigentlich ein außerordentlich positives Verhältnis zu diesen Tieren.

Eigentlich.

Das Problem ist, dass ich im Laufe des Erwachsenwerdens irgendwann begonnen habe, unbegründeten Ekel vor diesen faszinierenden Geschöpfen zu empfinden. Zu einer Arachnophobie hat es nie gereicht, aber ich habe tatsächlich alle paar Jahre das Gefühl, dieses unangenehme Schaudern überwinden zu müssen. Bisher habe ich das glücklicherweise auch immer rechtzeitig geschafft – und zwar dadurch, dass ich mir eine möglichst große Spinne genauer ansehe und sie über meine Hand laufen lasse. Dabei bevorzuge ich übrigens große Winkelspinnen, wirklich sehr reizende Tiere, die groß genug sind, dass man das Tier selbst, aber auch alle Beine einzeln spüren kann.

Diese Form der Konfrontation ist natürlich nichts für echte Phobiker. Das verstehe ich und bedauere es ziemlich. Denn das angenehme Gefühl, in einer gewissen Zufriedenheit mit den unweigerlich auftretenden Mitbewohnern zu leben, ist tatsächlich sehr schön. Mal abgesehen davon, dass die Faszination aus der Kindheit jedes Mal zurückkehrt, wenn man so eine Spinne wirklich mal intensiv beobachtet.

*Die Überschrift ist übrigens wieder mal ein geklauter Songtitel, dieses Mal von Fettes Brot. Hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, ist dennoch ein geiles Lied.

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Lyrisch

Also mir ist ja schon bewusst, dass man Zahlungsübersichten nicht in allzu schöne Worte kleiden muss. Dokumente dieser Art sind sachlich zu halten und damit ist gut. Aber die Schmucklosigkeit der VG-Wort-Schreiben ist echt beeindruckend:

„Ausschüttungsauskunft für Monatsausschüttung MA2011/4 Sascha Bors“

ist die für sich schon fast liebevolle Überschrift und nach einer kommentarlos dahingerotzten 4-zeiligen Tabelle steht ergänzend nur noch:

„Die Zahlung wird auf das Konto (Kontodaten) überwiesen.

Mit freundlichen Grüßen
VG WORT“

Hey, ich freue mich wirklich über das Geld, aber meine Kontoauszüge sind netter zu lesen, obwohl der Inhalt manchmal trauriger ist als das hier.

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