Monthly Archives: November 2009

Mauerfail

Eigentlich hatten wir ja gehofft, für die Rückfahrt aus Stuttgart noch ein Mauerfall-Spezial-Ticket der Bahn zu bekommen. ICE ist halt doch angenehmer als Regionalverkehr…

Seit 18:57 werden die Karten angeboten, jetzt seit etwa 21:50 Uhr steht da, dass sie nicht mehr verfügbar sind. Hätte in der Zeit wenigstens gerne die Möglichkeit gehabt, die Strecke zu buchen, aber da die Aktion ganz unerwartet die Server der Bahn in die Knie gezwungen hat… sind wir halt am Freitag ein paar Stunden länger unterwegs. Was soll’s?

Fair finde ich es dennoch nicht so recht…

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Herzlichen Glückwunsch!

Der wochenendliche Glückwunsch geht an den Fahrer eines Fiat Multipla in Kreuzberg.

Auch wenn wegen Geschmacklosigkeit im Automobildesign hier ein Abfackeln gemeinhin unterstützenswert wäre, handelt es sich hierbei nicht um das 251. seit Jahresbeginn gefeuerte Gefährt. Das Lob aus meinem Munde verteile ich diesmal nicht nur in homöopathischen Dosen, da der Fahrer gleich vier Kunststücke vollbracht zu haben scheint:

Erstens hat er (dies ist eine Vermutung) am Kotti aus von der linken Kreisverkehrsspur in den Kottbusser Damm abbiegen wollen.

Zweitens hat er dabei (so vermute ich weiter) ein Taxi auf der rechten Spur übersehen.

Drittens fuhr er in Folge dessen – wohl mit Unterstützung des Taxis (und immer noch zum Teil eine Vermutung) – eine physikalisch unmögliche Kurve mit einem Wendekreis von weniger als sechs Metern.

Viertens hat er es irgendwie geschafft, dass das Auto trotz locker erreichter 45°-Neigung wieder auf alle vier Räder zurückfällt.

Wäre aber vielleicht eher was für den Verkehrsübungsplatz oder den Zirkus…

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Rückblick: Sash beim KBV

Insbesondere Marcus scheint ja sehr interessiert zu sein an meinen bisherigen Arbeitsverhältnissen. Aber auch sonst schreibe ich es gerne mal nieder – war schließlich viel los. Der Text wird zu lang und zu kurz gleichermaßen werden, da ich zu wenig zu Einzelheiten schreiben kann, aber ein Gesamtüberblick dank der dort verbrachten Zeit von über 4 Jahren recht lang wird.

Wie es dazu kam:

Wie kommt man zum Behindertenfahrdienst? Das ist eine gute Frage. In den meisten Fällen hat das was mit Zivildienst oder einer Ausbildung zum Sanitäter, Pfleger oder so zu tun. Bei mir natürlich nicht.
Wir schrieben das schöne Jahr 2003, ich wohnte noch bei meinem Vater und machte gemütlich meinen Zivi auf einem Abenteuerspielplatz. Seit der 11. Klasse etwa überlegte ich, was ich zukünftig machen will und was nicht. Aus ersterem wurde aber leider immer zweiteres. Am plausibelsten erschien mir damals ein Studium, das mich irgendwie Richtung Journalismus bringt, und es sind nicht wenige Leute, die bis heute meinen, das wäre sicher nicht schlecht gewesen. Da ich aber nicht ausgerechnet mein liebstes Hobby zu einer gezwungenen Lohnarbeit umfunktionieren wollte, schied selbst dieser verheißungsvollste Kandidat aus.

Ich war dann also plötzlich mit meinem Zivildienst fertig und hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was ich mit diesem Leben anfangen sollte. Ich hab die ungesundeste Phase meines Lebens gestartet, denn dank der Aussteigerkohle hatte ich erstmal keine Geldsorgen. Ich hab ungelogen zwei Wochen am Stück gesoffen. Wachzeit war Bierzeit, und wenn das hiess, dass ich eben nach 4 Stunden wieder ins Bett fiel, dann war das so. Ich hatte ja nichts zu tun, ausser mir hin und wieder zu überlegen, was ich tun könne.

So gesehen war es folgerichtig, dass ich ausgerechnet in meiner Stammkneipe angesprochen wurde. Mulu, ein damals eher entfernter Bekannter, hatte über meine Mutter gehört, dass ich nicht weiss, was ich tun solle. Er würde beim KBV im Behindertenfahrdienst arbeiten und er könne einen neuen Beifahrer gebrauchen. Ob ich mir das zutrauen würde.

Naja, warum nicht. Ich meine, ich kannte Rollstühle zwar eher aus dem Fernsehen, Behinderte erst recht. Meinen Führerschein hatte ich seit anderthalb Jahren und sonst hatte ich von nichts einen Plan – aber ok. Geld ist Geld!
Er gab mir die Nummer des Fahrdienstleiters und meinte, ich solle mal anrufen, die suchen Leute, und das würde schon klappen.

Ich tat wie mir geheissen, und der freundliche Mann am anderen Ende der Leitung tat das einzig vernünftige: Er lehnte ab. Ich hatte noch nie mit Behinderten zu tun, und einfach so – das ist vielleicht eine eher schlechte Idee.

Das Glück aber kam auf mich zurück. Mulus bisher noch halblebig engagierter Beifahrer ist eines Tages einfach nicht mehr aufgekreuzt. Daraufhin bat Mulu mich, doch am nächsten Morgen einfach mal mitzufahren. Ich hatte ja eh nichts zu tun und hab zugestimmt. Das erste Mal hab ich also… na eigentlich nix! Mulu ist gefahren, er hat die Rollstühle festgeschnallt, hat mir die Leute vorgestellt und ich hab zugesehen und mal einen von den Behis geschoben. Das war es. Danach sind wir zum Hauptquartier gefahren, Mulu ist zum Fahrdienstleiter und hat gesagt:

„Das hier ist der Sascha, der ist jetzt mein neuer Beifahrer!“

Daraufhin hab ich einen lustigen Bogen mit persönlichen Angaben ausgefüllt, zugestimmt, dass ich einen 400€-Job machen würde und das war es dann. De  facto hat mich ein Kollege eingestellt…

Der Arbeitgeber:

Der KBV ist ein kleiner Verein. Er wurde vor etlichen Jahren aus einer Elterninitiative gegründet und bietet neben dem Fahrdienst auch noch Pflege, Tagesunterbringung, Schule, Freizeiten und Clubs an. Das Verhältnis ist – man ahnt es bei meiner Einstellung schon – eher familiär als nur kollegial.

Als ich dort angefangen habe, war der Fuhrpark etliche Jahre alt und marode bis zum Abwinken. Ich bin mit Mulu einen alten Mercedes gefahren (den Vorgänger vom Sprinter noch), der etwa so laut war, wie die etwa 20 Fahrzeuge umfassende Taxi-Flotte meines jetztigen Chefs unter Vollast.

Die Mitarbeiter dagegen sind alle hochmotiviert gewesen, immer im Kampf gegen das natürlich zu kleine Budget und etliche Einschränkungen von allen Seiten. Trotz der massiven Konkurrenz im Fahrdienst durch Malteser und Rotes Kreuz aber haben sie uns Fahrern beispielsweise dennoch einen vergleichsweise fürstlichen Stundenlohn von 7,20 € gezahlt.

Leider muss ich dazu sagen, dass vor allem als ich anfing, das Management eher bescheiden war, und man gut daran getan hat, seine Gehaltsabrechnungen zu überprüfen. Boshaftigkeit unterstelle ich niemandem, schließlich wurde das Geld auch unbürokratisch nachgezahlt und Vorschüsse waren nie ein Thema. So Kleinigkeiten wie die Tatsache, dass man so lange kein Weihnachtsgeld bekam, bis man den Finanzchef danach gefragt hat, sprechen allerdings für sich.
Das ist kein Witz: Ich hab das erste Jahr kein Weihnachtsgeld bekommen. Dann bin ich zum Chef, hab gefragt:

„Sagen sie mal, habe ich nicht Anrecht auf Weihnachtsgeld?“

und er antwortete:

„Aber natürlich haben sie da ein Anrecht drauf!“

und ich hab ab da das Geld erhalten. Aber als der Finanzchef den Laden verlassen hat, ging es mit der Zeit besser. Im Grunde ein Arbeitsverhältnis, wie ich es befürworte: Unbürokratisch, familiär und nicht zu abgehoben um Fehler einzusehen. Das sollte auch so bleiben und ist es meiner Quellenlage nach immer noch.

Das Geld:

Das Geld war immer knapp. Beim Verein, bei mir selbst und meist sogar bei den Kunden.

Der 400€-Job zu Beginn bedeutete, dass ich 55 Stunden im Monat arbeiten musste. Da das einfach nicht reichte, wurde das irgendwann in einen Vollzeit-Job umgewandelt, und mit einer 35Std.-Woche kam ich auf 1050 brutto, also ca. 800 netto.

Nichtt zu vergessen sei allerdings das Trinkgeld. Insbesondere die Tour, bei der ich eingestiegen bin, war berüchtigt. Ich verdiente zwar nur 400 €, aber allein das Trinkgeld der einen Kundin betrug am Ende 80 € wöchentlich plus gelegentliche Zulagen. Diese Tour nicht mehr mit Mulu zusammen fahren zu können, war ein herber Schlag.

Ich kam mehr schlecht als Recht über die Runden, was aber vor allem daran lag, dass in diesem kleinen Verein keine ausgefüllten Tagespläne möglich waren. Es gab eigentlich immer weniger Arbeit als ich wollte. Die Tour, die ich zuletzt gefahren habe, bestand aus drei Einzeltouren: Morgens von 7:30 – 9:30 Uhr, Mittags von 12:00 bis 13:30 und nachmittags von 16:00 bis 18:30 (so in etwa, die genauen Zeiten weiss ich nicht mehr).

Heisst: Um 7 Uhr morgens aus dem Haus, um 19 Uhr Feierabend und trotzdem nur 43 € brutto. Eine Zeit lang hab ich das Freitags noch durch eine Tour ergänzt, die dann von 19 – 21 und 23 – 1 Uhr ging… da muss man die Arbeit schon sehr mögen. Aber zugegeben, die Zeiten wurden auch oft aufgerundet…

Das Einzige, was ich dem Verein übelnehme, war die Gehaltskürzung ganz am Ende meiner Arbeitszeit. Der Fahrdienst rechnete sich nicht (20.000 € Minus im Jahr) und so sollte beim Gehalt gekürzt werden. Für die Rentner, die das nebenher machten, war das vielleicht akzeptabel – aber die Leute, die bisher mit 800 € mühsam ihr Leben finanzierten, war die Idee, auf 20% Gehalt zu verzichten, mehr als obszön. Deswegen hab ich dann auch als Nebenjob beim Sicherheitsdienst gearbeitet.

Die Kunden:

Im Laufe der vier Jahre hab ich viele Stammkunden und einige Neukunden des Vereins kennengelernt. Die meisten waren aus Überzeugung bei uns, weil wir trotz bescheidener Mittel einen wesentlich besseren Service geboten haben als die Konkurrenz. Ich hatte wie eingangs erwähnt keine Erfahrungen mit Behinderten, aber die Kundschaft hat es mir leicht gemacht und in all der Zeit wüsste ich nur eine einzige Kundin, die ich wirklich nicht leiden konnte. Dank einer Abmachung mit dem Chef konnte ich sie aber weitgehend vermeiden 😉

Ich hab während der Arbeit eigentlich erstmalig festgestellt, dass ich tatsächlich Vorurteile gegenüber Behinderten hatte und sie nach meiner persönlichen Einschätzung nahezu komplett abgebaut.

Und ich hab wirklich so unterschiedliche Charaktere kennengelernt, wie ich es jetzt auch im Taxi erlebe. Vom lebensfrohen, kaum zu kontrollierten Bewegungen fähigen 30-jährigen, der mit mir Scherze darüber gemacht hat, dass er immer noch da ist, obwohl im der Arzt bei seiner Geburt keine 2 Wochen gegeben hat bis zur schwer depressiven Frau um die 60, die nie verwunden hat, dass sie seit einem Schlaganfall halbseitig gelähmt ist – und damit im Verein noch zu den leichten Fällen zählt.

Und es waren einige Neukunden, die nach einer Tour mit mir und dem Schwob dauerhaft beim Verein geblieben sind – was sicher für beide Seiten eine gute Erfahrung war.

Die Touren:

Die Touren bestanden zu einem großen Teil aus festen Touren zu Schulen, Tagesstätten und ähnlichen Einrichtungen. Daneben gab es aber auch die so genannten „Taxi-Touren“, was im Endeffekt einfach private Touren waren. Also Leute am Sonntag zur Kirche fahren, am Wochenende zur Familie, zum Einkaufen oder zum Arzt. Wo man halt so hin muss.
Auch die Taxitouren mussten von den Kunden – nach Möglichkeit – 3 Tage vprher angemeldet werden, was eine eigentlich gute Tourenplanung ermöglichte. Was dem Chaos im Verein natürlich nur bedingt entgegenwirkte. Ein Telefonat, wie ich es zwar selten, aber eindeutig zu oft geführt habe:

„Hallo, Fahrdienstleiter hier. Ich wollte mal fragen… könnten sie vielleicht vor der Mittagstour noch in Degerloch Frau Weisstenich abholen?“

„Naja, ich wollte gerade schlafen… wann denn?“

„Also eigentlich hätten sie vor 5 Minuten dort sein müssen, aber ich ruf gleich an, dass es später wird…“

Die meisten Touren bestanden aus Hin- und Rückfahrt, und dazwischen war dann unbezahlt frei. Das tat bisweilen weh, aber da wir die Autos in aller Regel mit nach Hause nehmen konnten, war man wenigstens motorisiert.

Ein großer Teil der Kundschaft war Stammkundschaft und dank der nach wie vor unzureichenden Versorgung von Behinderten leiderprobt. Die meisten waren eigentlich anspruchslos und ich habe mehrmals gehört, dass es ja ein toller Service sei, dass wir uns bei Verspätungen oder bei Verhinderung telefonisch melden.

„Die vom ASB haben das nie gemacht…“

Mit der Zeit hatte man recht persönliche Bindungen zur Kundschaft, und natürlich gehörte es in dem Job – ebenso wie meines Erachtens nach beim Taxifahren – dazu, nicht an der Haustüre kehrt zu machen. Manche Leute mussten noch 3 Stockwerke durchs Treppenhaus getragen oder in irgendeiner Form versorgt werden und es blieb auch nicht aus, dass man mal eine Flasche zum Reinpinkeln halten musste. Aber der Dank für diesen Service war einem gewiss. Mal in Form eines Lächelns und mal in Form von 150 € in bar zum Geburtstag.

Die Fahrten gestalteten sich zwar manchmal abenteuerlich, aber Spaß war eigentlich immer dabei. Im Gegensatz zu meinem heutigen Job war wesentlich weniger Etiquette angesagt. Mit zerissenen Hosen ist man auch bei Vorstandsvorsitzenden aufgetaucht – und es war klar, dass man mit guter Arbeit jeden Eindruck ins Positive kehren kann.

Viele Fahrten hat man mit einem Beifahrer zusammen gemacht, was rechtliche Gründe hatte, und so hatte man oft auch bei völlig abwesenden Kunden Unterhaltung.

Die Autos:

Die Autos waren realistisch betrachtet meist ebenso eine Katastrophe wie meine damalige Wohnung – aber geil war es schon…

Die meisten Fahrzeuge waren Sprinter oder Transits mit hinten eingebauter Hebebühne, aber für Leute, die umsteigen konnten, gab es auch normale PKW’s. Besonders in Erinnerung bleiben mir folgende Kisten:

Enzian: Der einzige Automatik-Sprinter, den ich je gefahren hab. Noch dazu einer der besten und neuesten Wagen des Vereins. Wenn ich mich nicht täusche, war es der, der von einem Zivi auf dem Wasen bei gerader Strecke in eine Wand gefahren wurde…

Florian: Ein altersschwaches Wrack von einem Transit. Schon, dass die Lautstärkeregelung des Radios nicht mehr bedienbar war, und man somit immer nur dem Motor lauschen konnte, war mies. Dass die Gangschaltung die Benutzung einiger Gänge nur bei Vollmond erlauben wollte, und der Sitz nicht in eine mit meinem Körper kompatible Haltung zu bringen war, tat sein Übriges dazu, dass ich dieses Auto nicht sonderlich mochte.

Knut: Liebevoll auch Ikea-Bomber genannt. Ein alter Volvo Kombi ohne besondere Behindertenausstattung. Dafür Automatik und flotter Motor. Mit diesem Schlachtschiff durch die City zu cruisen war das Beste an dem Arbeitsplatz überhaupt.

Leo: MEIN Auto. Hab ich 2006 für meine Tour bekommen und war ein (fast) neuer Sprinter. Ein Jahreswagen der Bundeswehr. An der Kiste hat mal echt alles funktioniert.

Pascal: Ein Peugeot 806 mit Rampe für einen Rolli: Mit Turbo völlig übermotorisiert, aber ein Fahrwerk wie ein Luftkissenboot. Zivis haben es geschafft, binnen 5000 km ein neues Getriebe zu zerlegen. Das Auto war nicht lange beim Verein…

Woodstock: Ein Uralt-Sprinter, der offensichtlich seinen Antrieb aus dem Scheibenwischer-Motor bezogen hat. Den hat man manche Hügel echt nur im ersten Gang hochbekommen. Zudem war die Tür zerdellt und hat gequietscht wie eine Kreissäge beim Metallschneiden.

Yeti: Mein erster fahrbarer Untersatz im Verein. Der Vorgänger vom Sprinter – uralt, schlecht gepflegt, aber mit Automatik und Sportsitzen (!). Fuhr sich eins a und hatte den Vorteil, dass die Kunden uns gehört haben, wenn wir am anderen Ende der Stadt losgefahren sind…

Es gab noch einige andere, aber mit den oben genannten hatte ich definitiv am meisten Spaß 🙂

Der P-Schein:

2006 ergab sich anscheinend eine bedeutsame Wende im Geschäft in Stuttgart: Man brauchte jetzt für alle Taxi-Touren einen P-Schein. Nicht der Ortskunde wegen, sondern einfach so.

Also hab ich auf Vereinskosten den P-Schein gemacht, was mir letztlich auch hier in Berlin geholfen hat, da ich aufgrund der bis heute andauernden Gültigkeit des alten Scheins nur die Ortskunde-Prüfung machen musste und auf die ärztlichen Tests verzichten konnte.

Es war zwar ein ewiges Hickhack, ob ich jetzt die Ortskundeprüfung brauche oder nicht, aber letztlich hatte ich den Schein und inzwischen ist er für Taxen in beiden Städten – Berlin und Stuttgart – zugelassen. War echt gut, dass ich das gemacht hab…

Die eingeschleusten Kollegen:

Da die Hürden, um beim KBV eingestellt zu werden, damals recht niedrig waren, sind im Laufe meiner Zeit dort einige Freunde (zumeist nur kurzzeitig) zu Kollegen geworden.

Namentlich: Der Schwob, Sven, Alex und Nico. Und ich hab das Gefühl, ich hätte noch wen vergessen…

Fazit:

Wie bei  so ziemlich allem im Leben gab es hier gute und schlechte Seiten. Obwohl ich es mit dem Fahrdienstleiter nie zum Du geschafft habe, war die Atmosphäre super und die Bezahlung eigentlich ok. Die Organisation wies Mängel auf, aber das hat so ziemlich meinem Lebensstil damals entsprochen, also will ich mal nicht im Nachhinein behaupten, ich hätte es gehasst. So werde ich hoffentlich nie die morgendlichen Treffen mit Mulu in der Kneipe unseres Vertrauens vergessen, als wir uns gegenseitig unsere Gehaltsabrechnungen und die darin enthaltenen Fehler vorgelesen haben.

Die Kollegen – vom Zivi bis zum Finanzchef waren alles Originale, und zwar engagierte und lustige. Bis auf einen von seinem Vater eingeschleusten Nazi (der aber das verheerendste Arbeitszeugnis bekommen hat, das ich je gesehen hab), erinnere ich mich eigentlich an alle gerne.

Noch weniger allerdings möchte ich die Erinnerung an die vielen Kunden missen. Noch heute werde ich manchmal gegrüßt aus meiner Heimat, und ich denke, das sagt einiges…

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Einträgliche WG-Dialoge

Nico kommt in Sashs Zimmer und legt Münzen auf den Tisch.

Nico: „Geld!?“

Sash: „Meinetwegen!“

(Hintergrund: Ich hatte ihm im Laufe der letzten 48 Stunden Bohnen und Margarine gekauft)

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Rückblick: Sash als Paketfahrer

Marcus hat in den Kommentaren gefragt, ob ich nicht meine Bewerbung bei einem Paketversender publik machen wolle. Warum nicht? Aber so richtig spannend war es eigentlich nicht.

Aber gut, gewissermaßen war es auch ein Schritt auf dem Weg zum Taxifahren.

In Stuttgart habe ich ja Behinderte durch die Stadt gegurkt, und in den letzten beiden Monaten zudem für einen Sicherheitsdienst Überweisungsunterlagen für Banken durch ganz Baden-Württemberg. Als ich nach Berlin gekommen bin,war klar, dass ich auch hier irgendwas im Transport-, bzw. Beförderungsgewerbe suche.

Aber ich wäre ja nicht der Sash, wenn ich nicht mit völlig unzureichendem Wissen mal eben 600 km wegziehen würde. Ich hatte in Stuttgart ja meinen P-Schein (ohne Ortskunde) gemacht und hatte die Hoffnung, dass ich in Berlin im Behindertenfahrdienst bei meiner mehrjährigen Erfahrung und einem durchaus ernsthaft positiven Arbeitszeugnis einen Job finden würde.

Die Ernüchterung war natürlich groß, als ich lernen musste, dass der P-Schein ernstlich an die Ortskunde gekoppelt ist, und ich nicht einmal feste Touren wie in Stuttgart ohne Schein fahren kann. Ich hatte mich bei einem Behindertenfahrdienst beworben, und der Job klang mit 1300 brutto gut bezahlt und soweit ok. Genommen hätten sie mich offenbar – P-Schein aber natürlich vorausgesetzt. Mist!

Also habe ich mich andersweitig umgesehen, und da lag dann Pakete ausfahren nahe. Dafür braucht man keinen P-Schein, und ein paar seriöse Angebote mit angemessener Bezahlung fanden sich durchaus. Man darf ja auch nicht vergessen, dass ich in Stuttgart rund 1050 € brutto im Monat hatte.

Also hab ich das Netz und auch die ein oder andere Zeitung durchforstet und bin auf ein Angebot gestossen, bei dem sie auch 1300 € bieten, 40 Stunden die Woche oder so zum Pakete ausfahren. Nach einem Anruf bin ich dann auch mal dort aufgeschlagen und was sich mir da geboten hat, war schon sowas in der Kategorie „widerlich“. Die Firma lag in Heinersdorf, ziemlich am Rand, fast schon auf dem Land. Gefühlt zumindest. Der Laden selbst war in einem Hinterhof zwischen verwaisten Häusern mit eingeschlagenen Scheiben zu finden und sah eigentlich auch nicht besser aus als selbige. Soweit ich gesehen habe, bestand der Betrieb im wesentlichen aus einer Flotte von rund 10 halblebigen Autos und einer kleinen Lagerhalle mit angeschlossenem Büro. So wie man in schlechten deutschen Filmen mit niedrigem Budget einen Unterschlupf eines Waffenschiebers darstellt. Das Büro war verqualmt, nackter Putz an der Wand, und neben ein paar Aktenschränken, Schreibtisch und PC fiel vor allem die durchgewetzte Couch-Garnitur auf, die sicher irgendwann zu Wirtschaftswunderzeiten sehr modern war.

Die Angestellten waren durchweg männlich, so bestand die Wanddekoration überwiegend aus Kalendern und Pin-Up-Postern. Der Chef bat mich, mich zu setzen und fragte als erstes danach, ob ich nicht auch ein eigenes Auto hätte. Nein. Naja, egal, eines hätte er noch zur Verfügung, dann solle ich halt das nehmen. Ob ich mich auskennen würde? Nein. Naja, wenn ich kein Navi hätte, dann… da hat er mir ein aus einem Stadtplan aus DDR-Zeiten ausgeschnittenes Papierfragment in die Hand gedrückt und gemeint, das wäre so in etwa mein Gebiet. Grob zwischen Hohenschönhausen und Lichtenberg, das lernt man schnell.

Bezahlung, ja da gäbe es verschiedene Möglichkeiten. Wenn ich wolle, könne ich auch mein ALG aufstocken, aber nein und doch und… eigentlich hatte er keine Idee, was er mit mir macht, meinen Namen konnte er sich nicht merken und ich solle doch einfach mal mit einem Kollegen mitfahren. Jetzt gleich.

Das war nun etwas blöd, weil ich an dem Tag wirklich keine Zeit hatte.

Na dann halt morgen. 7 Uhr? Na klar.

Als ich ankam, wurde ich hierhin und dahin geschoben und dann einem Kollegen zugeteilt, der sich nicht wirklich dafür begeistern konnte, Babysitter zu spielen. Das Auto war schon fast vollgeladen, und so ging es dann auch bald los. Der Kollege war eigentlich ein netter. Er ist dann recht schnell aufgetaut und hat mir von Tücken im Austeilungsgebiet (die Landsberger Allee mit all ihren verschachtelten Nebenstraßen) bis zur Bedienung der Geräte und dem Ausfüllen der Zettel eigentlich alles erklärt. Zudem, dass wir im Namen von Hermes Pakete für Quelle und Konsorten ausfahren. Ein paar dieser Pakete hab ich selbst an Kunden übergeben können und somit sogar ein bisschen helfenderweise anpacken können. Der Chef, so erfuhr ich, würde immerhin pünktlich zahlen und ja, so schlecht wäre es nicht. Sei halt hartes Business und man müsse sich schon ranhalten, den Zeitplan zu schaffen. Naja.

Die Tour war irgendwann vorbei und mir ging es so lala. War alles noch ziemlich neu, ich hatte keine Ahnung, wo wir überhaupt waren und und und. Woher ich denn eigentlich wisse, welche Pakete ins Auto müssen? Naja, die lädt man morgens selber ein. Und wo und wie? Kommste am Montag früh, 6 Uhr und dann zeigen wir dir das.

Ich also wieder hingefahren und gefragt, wo ich mal gucken könne.

Die Antwort war dann der entscheidende Grund, weswegen ich beschlossen habe, drauf zu scheissen. Ich wurde nämlich relativ rüde vom Chef angegangen, was ich denn eigentlich jetzt hier wolle, und wenn ich nicht vorhätte, jetzt zu fahren, dann könne ich auch gleich wieder gehen. Er wüsste so jetzt auch nichts mit mir anzufangen. Also bin ich gegangen mit den Worten im Ohr, ich solle einfach vorbeikommen, wenn es mir dann passen würde.

Die Entscheidung, nicht mehr hinzugehen hat mich viel Geld gekostet und zudem die Frage erneut aufgeworfen, was ich eigentlich hier in Berlin machen will – aber falsch war sie nicht.

Ich bin ein Mensch, der sich entschlossen hat, sein Leben mit mehr oder minder als prekär eingestuften Arbeitsverhältnissen zu finanzieren. Das mache ich bewusst, und ich finde es nicht grundsätzlich schlimm. Die paar Euro mehr am Monatsende wären natürlich gut, aber sonst…

Aber auch wenn es der kapitalistischen Logik etwas entgegensteht: Ich erwarte dafür was. Nämlich wenigstens eine faire Behandlung und die Chance, meinen Job auch gut zu machen, indem man mir zeigt, was ich zu tun habe. Wenn dann die Atmosphäre stimmt, dann arbeite ich auch für 7 € brutto die Stunde und fühle mich wohl dabei. Aber das ist das Minimum. Ja, und so habe ich die Arbeit also nicht angenommen. Der Rest sollte bekannt sein: Ein paar Monate Arbeitslosigkeit, währenddessen Erwerb des Staplerscheins. Dann eine Woche Zeitarbeit mit dem abschließenden Ziel, es jetzt doch mit dem P-Schein zu versuchen. Dann ein weiteres Dreivierteljahr Arbeitslosigkeit, während ich bei meinem jetztigen Arbeitgeber auf die Ortskundeprüfung hingearbeitet hab. Ich kann damit leben.

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Die andere Seite der anderen Seite

So, nun mal ein realistisches Bild vom Blick aus meinem Fenster. Das Motiv des vorigen Fotos ist hier auch fast vollständig drauf. Also zur Versöhnung mit der Marzahner Realität. Im Gegensatz zu vorigem Foto ist dieses keinen Fatz bearbeitet:

Marzahn wie es ist, Quelle: Ozie

Marzahn wie es ist, Quelle: Ozie

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Die andere Seite der Aussicht

Muss gerade noch ein Foto posten. Und bevor ernsthaft jemand fragt: Ja, es ist bearbeitet und in Realität nicht halb so grau…

Marzahn wie es sein soll...., Quelle: Sash

Marzahn wie es sein soll...., Quelle: Sash

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