Kunst und Öl oder Ozies Personalausweis

Wir schreiben das Jahr 2009 und Ozie und ich leben nun schon eine gewisse Weile fern der elterlichen Fürsorge oder Zumutung – wie immer man das bewerten will. Wir gehören in die Jahrgänge 1981 und 1987, was uns zwar noch davor bewahrt hat, Zauberwürfel wirklich ernst zu nehmen, uns aber inzwischen recht problemlos erlaubt, all die Drogen zu kaufen, die uns Papa Staat erlaubt.

Das ist ganz angenehm, aber zumindest mich konnte man damit nie schocken. Ich war mit 15 bereits kurz vor der Zwei-Meter-Marke angelangt, und so konnte ich in zartem Jugendalter bereits die Schnapsversorgung bei Klassenfahrten übernehmen. Dass ich aus völlig idiotischen Gründen mit dem Rauchen erst angefangen habe, als ich es schon legal durfte, trägt mit dazu bei, dass man mich eiskalt damit überraschen könnte, wenn man mich nach einem Ausweis fragt. Also im Supermarkt… dass die Cops das gerne machen, habe ich ja auch schon gelernt.

Naja, Ozie hatte heute ausnahmsweise ihren Personalausweis nicht dabei. Das Ganze hat sogar eine erwähnenswerte Vorgeschichte, die ich hier kurz anschneiden möchte:

Ozie zieht ja – wie ich auch demnächst – innerhalb der Wohnung um. Und wie das so ist, wenn man sich ein neues Zimmer einrichtet, gestaltet man es sich so angenehm wie irgendwie möglich und realisiert auch mal künstlerische Vorhaben, denen man sich so mitten im Alltag vielleicht manchmal verschließt. Kurzum: Ozie hat ein Wandgemälde geschaffen, und da wir alt genug sind für Spielereien mit politischem Hintergrund und Satire, benötigte sie dafür ihre Personalausweisnummer. Ich kann das Werk ja einfach mal zeigen:

Ozies Kunstwerk, Quelle: Sash

Ozies Kunstwerk, Quelle: Sash

Aus sicher verständlichen Gründen ist die Nummer hier ein wenig verpixelt…

Naja, so kam es jedenfalls, dass der Personalausweis zur Sichtung im neuen Zimmer lag und Ozie vergessen hat, ihn ins Portemonnaie zu packen, als sie zum Kaiser’s ging, um ein paar Sachen einzukaufen.

Und beinahe wäre ihr das in diesem einzigen und einmaligen Fall auch zum Verhängnis geworden, denn die Kassiererin (die uns eigentlich langsam kennen sollte) schielte auf eine Flasche in Ozies Einkaufssammelsurium und fragte:

„Aber 18 sind sie schon, oder?“

Und Ozie reagierte wenigstens schlagfertig:

„Ja, aber wegen einer Flasche Olivenöl zeige ich ihnen meinen Ausweis nicht!“

9 Comments

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9 Responses to Kunst und Öl oder Ozies Personalausweis

  1. Aro

    Ja, so ist das mit den legalen Drogen. Wenigstens muss sichergestellt werden, dass nur Erwachsene Olivenöl nehmen.

  2. @Aro:
    Ja natürlich, denn manche Jugendliche verwenden das Öl auch noch, um damit sogenannten „Salat“ zuzubereiten. Man kann ja von Olivenöl halten, was man will – aber irgendwo hört der Spaß dann auf!!!

  3. Mein Chef hat mal in meinem Schreibtisch eine Flasche Olivenöl entdeckt. Im ersten Moment dachte er auch, ich sei Alkoholikerin und würde dort anderes verstecken…

  4. Susanne StoHelit

    Ich war letztens im Lottoladen (mit 6 Jährigem Kind an der Hand) und sollte meinen Ausweis zeigen bei einem Lottoscheinkauf , nach dem Verweis auf das Kind das ständig nervte, Papi kauf dies, Papi kauf das, wurde erklärt das man den wohl neuerdings zeigen muss wenn man wie unter 30 aussieht. Erst fühlte ich mich geschmeichelt , aber nachdem die Lottotante auch noch Aufriss gemacht hat als das Kind ein paar Zahlen ankreuzen durfte (illegales Glücksspiel für Kinder) bin ich dann gegangen. Die Menschen hier werden immer bekloppter.

  5. Aro

    Ich finde allerdings die Verharmlosung von sog. „weichen“ Drogen auch nicht gut. Klar – Olivenöl in kleinen Mengen ist nicht wirklich gefährlich, aber man darf nicht vergessen, dass es für viele auch nur der Einstieg ist. Es gibt etliche, die auf dem „O-Öl“ (Szenejargon) hängengeblieben sind oder – schlimmer noch – zu härteren Drogen gewechselt sind. Erst neulich habe ich am Kotti jemanden mit ner Flasche Essig gesehen. Das fand ich dann schon echt krass.

  6. Aro

    @Susanne StoHelit
    Lustig, dass Dein Kind zu Dir „Papi“ sagt, Susanne…

  7. @Rinjah:
    OK, wenn der Chef es findet, wird es richtig gefährlich… nehme aber mal an, der Verdacht konnte schnell wiederlegt werden 🙂

  8. @SusanneStoHelit:
    Das ist wirklich ein bisschen paranoid. Wenn ich überlege, dass ich als Vierjähriger beim Autohändler das Auto meiner Eltern aussuchen durfte… was sind da ein paar Lottozahlen?
    Als ob ein Kind spielsüchtig wird, weil es mal ein paar Zahlen ankreuzt. Bekloppt ist ja gar kein Ausdruck!

  9. @Aro:
    Ich wohne mit einem Essig-Junkie zusammen – das ist nicht so schlimm, wie die Magenschleimhäute immer behaupten! 🙂

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