Ein klares Jein zum Internet-Sex

bild.de weiss doch immer wieder von den grausamen Auswüchsen der modernen Medien zu berichten. Das Internet ist natürlich besonders schlimm. Nun gibt es einmal mehr einen Artikel über Prostitution im Netz, und dieses Mal trifft es… studiVZ!
bild.de berichtet, dass offenbar einige Frauen versuchen, sich dort mit Sex ihr Studium zu finanzieren:

Huch! Prostitution! Quelle: bild.de

Wie man sieht, hat bild.de diese skandalöse Entwicklung auch nur bedingt selbst recherchiert, berufen sie sich doch auf das Magazin Focus. Der Trend, aus Wochenmagazinen die Tagesnachrichten zu generieren, hält also offenbar an. Die Gefahren werden auch brav erwähnt, so „warnt der Sexualtherapeut Reinhold Munding“ wie folgt (und wie auch oben schon zu lesen ist): „Es gibt von Jahr zu Jahr mehr Sexualstraftäter, und die wissen genau, wie sie im Internet das Vertrauen der Mädchen erwecken.“
Bereits dieser Punkt bringt mich eigentlich dazu, aufzuspringen, um wenigstens anzukreiden, dass dieses „jedes Jahr Mehr“ in den vergangenen 10 Jahren etwa auf jeden Fall falsch ist – zumindest vermitteln einem das die Polizeistatistiken.
Aber um die nicht unsinnige Warnung nicht zu sehr in Misskredit zu bringen: Meinetwegen!
Nun, das alles wäre also noch ein halbwegs informativer Happen täglichen Voyeurismus, wenn die Linie von bild.de nicht so unglaubwürdig wäre. Vor ein paar Tagen habe ich nämlich etwas gefunden, das so doof ist, dass ich es eigentlich gar nicht breittreten wollte. bild.de hat eine Klickstrecke zu einem Artikel gestreckt, deren Inhalt und Titel war: „100 Sex-Dinge, die sie mal gemacht haben sollten„. In diesem hochwertigen, professionell aufbereiteten Medienangebot wird einfach mal munter empfohlen, was man so alles mit seinen Geschlechtsorganen und denen des Partners anstellen kann. Von kuriosen Behauptungen wie „Jeder Mann sollte einmal Sex mit drei Frauen gehabt haben“ (genauso wie der noch viel absurdere Umkehrschluss „Jede Frau sollte einmal Sex mit zwei Frauen und einem Mann gehabt haben“) über grundsolide Forderungen wie „[sie sollten] multiple Orgasmen haben – denn es gibt sie wirklich“ gelangt man auch zu folgendem Kleinod:

Rrrr! Ficken! Quelle: bild.de

Rrrr! Ficken! Quelle: bild.de

Ja, was bleibt dazu noch zu sagen? Internet-Sex-Bekanntschaften: Gefährlich oder heiss? Ja oder nein. bild.de bleibt bei einem klaren Jein!

PS: Damit jetzt nicht alle die bild.de-Klickstrecke überstrapazieren, habe ich hier die absoluten Highlights der Sex-Empfehlungen zusammengefasst. Langweiliges wie Prostituierte, Gleichgeschlechtliche, Tiefgaragen oder Sexshops habe ich weggelassen:

01. Sex mit drei Frauen (Mindestens, oder?)
02. Sex im Flugzeug (für die ganz Eiligen)
03. Sex auf dem Schreibtisch des Chefs (Na klar!)
04. Sex im Waschsalon (Also eigentlich überall, oder?)
05. Sex beim Konzert neben der Bühne (Ja…)
07. Sex im Paternoster (Für ganz schnelle)
21. Sex mit Liebe (Wie… ungewöhnlich!)
26. Machen sie das Bobbele (Gemeint ist hier die Besenkammer-Sache)
39. Sex im Hörsaal der Uni (Für Gelangweilte offenbar)
45. Handjob bei ihrem Lieblingsitaliener (Der findet das sicher ok)
49. Sex auf dem Oktoberfest (Viel Spaß mit der Security…)
52. Beim Sex Haushaltsgummihandschuhe tragen (WTF?)
55. Bewerbungs-Sex (Mein absoluter Favorit!)
59. Sex im Badezimmer ihres besten Freundes (Warum auch immer)
61. Sex-Spiele (Zitat: „Pimpern sie mit Klöterkram.“ Äh… ok!?)
62. Sex auf einem Tretboot (Wie kommen die auf Tretboote?)
64. Sex im Riesenrad eines Vergnügungsparks (Nötig! Unbedingt!)
72. Sex mit guten Freunden (Guten Freunden gibt man doch ein Küsschen)
73. Gemütlicher Kuschel-Sex auf Omas Hollywoodschaukel (Hallo Oma, ich wollte mal…)
76. Sex in der Geisterbahn (Wer mag die Atmosphäre nicht?)
77. Sex zur Brunftzeit im Wildpark (Die haben Drogen genommen. Sicher!)
79. Sex in der öffentlichen Bücherei (Vielleicht auf dem Rückweg vom Park)
82. Sex auf einem Ruderboot (Vielseitig sind sie schon, nicht wahr?)
83. Mit dem Nachbarn um die Wette stöhnen (Sonst noch was?)
96. In der Bettenabteilung ihres Lieblingsmöbelhauses (Sorry, ich vergaß!)
97. Sex auf dem Bahnhof (Ganz hinten auf dem Bahnsteig, nee is klar!)

Bevor jemand in trostloser Verzweiflung versinkt: Ich wette, dass keiner dieser Punkte von einem der Schreiber selbst schon umgesetzt wurde. Obwohl ich jetzt natürlich nicht so genau weiss, wie es sich mit Kai Diekmanns Schreibtisch verhält…

7 Comments

Filed under Bilder, Medien

7 Responses to Ein klares Jein zum Internet-Sex

  1. 2002 klagte unser Kai doch gegen „die tageszeitung“, weil der taz-Autor Gerhard Henschel auf seiner Satire-Seite „Die Wahrheit“ behauptete, Diekmann habe sich in Miami seinen vorgeblich nur äußerst kleinen Penis mit Leichenteilen vergeblich operativ verlängern lassen wollen. Das Berliner Landgericht verfügte darauf eine Unterlassung.

    Die „100 Sex-Dinge“ waren sicherlich nur Wunschdenken eines einzelnen Mannes mit Namen Dieckmann!

  2. Ich muss mich vom vorherigen Kommentar deutlichst distanzieren. Man schreibt ihn nämlich ohne „c“ 😉

  3. Halb so wild! Hab ihn ja auch einmal richtig und falsch geschrieben.

  4. Natürlich habe nur ich ihn falsch geschrieben! Sorry, meine Brille ist nicht da, wo sie sein sollte…

  5. Jetzt bin ich verwirrt. Denke aber, das hat seine Richtigkeit!

  6. Hallo, habe mir erlaubt, dein Blog zu würdigen – kannst dir gerne einen Blogaward auf meiner Seite abholen, wenn du magst :o)

  7. @Blondisoph
    Ich werde mir noch überlegen, ob und wie ich das machen werde. Die meisten guten Blogs sind so groß, dass dieser Award eher peinlich wird, wenn ich versuche, ihn zu überreichen. Die kleinen stehen eh schon in meiner Blogroll. Ich denke drüber nach, wie eine adäquate Lösung für mich aussieht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert