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Nostalgie

Bisschen doof, dass ich diese Frage erst jetzt stelle, wo meine Leserschaft geringfügig eingedampft ist, aber:

Wo spürt Ihr eigentlich Nostalgie?

Also nicht „Bei WAS spürt Ihr Nostalgie?“, sondern wo? Im Körper?

Ich habe das auch deswegen nie gefragt in meinen 20 Jahren Online-Präsenz, weil es sich irgendwie ein bisschen peinlich anfühlt. Wenn ich mich sehr angenehm erinnert fühle an schöne Dinge und Zeiten, dann sitzt das Gefühl irgendwie sehr tief im Oberkörper. Nicht gleich 1:1 erektionsmäßig, aber irgendwo weit unterhalb des Magens und schon verdächtig nahe an den Gegenden, die Jürgen von der Lippe Ende der 80er so treffend mit „Vergnügungszentrum“ umschrieben hat. Ein Kribbeln, Kitzeln, Schaudern, es widersetzt sich ganz hart der Beschreibung und ich kann mich mit ein bisschen Gehirnakrobatik schon immer noch als Autor sehen. Und: Ja, natürlich ist am meisten das Gehirn mit beteiligt. Endorphine, Wohlempfinden, Aufregung, Vorfreude … aber körperlich sitzt das bei mir irgendwo da unten. Als Laie kann ich das unmöglich der Lage irgendwelcher Organe zuordnen und ich vermute fast, dass es die auch gar nicht gibt, ich vermute – und deswegen frage ich hier auch so in die Runde – dass das was ziemlich persönliches und letztlich von der Psyche orchestriertes ist.

Warum auch nicht? Ui! Nostalgie! Mach mal die 53. Darmschlingung empfindlich, reize mal hier die Prostata, kitzel die Blase links oben! Warum sollte das nicht bei jedem anders sein?

Schreiben tue ich das aus noch viel viel unnachvollziehbareren Gründen: Ich hab gestern nach langen Jahren endlich mal das richtige Konto bei Trackmania United Forever verknüpft, kann jetzt alle Medaillen nochmal erspielen und holla die Waldfee zwiebelt das untenrum gerade. Selten sowas schönes zu so einem absurd albernen Anlass erlebt!

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Endzeitstimmung

„Ich war ja wirklich nicht von Anfang an dabei, aber einfach nur die letzten 20 Jahre betrachtend möchte ich resümieren: Das mit dem Internet haben wir schon ein bisschen verkackt.“

Ich hab das letzte Woche auf Mastodon gepostet und so locker sich der Satz auch lesen mag: Fuck, ich glaube das wirklich.

Es gibt insgesamt viel schlimmes da draußen, der fast weltweite Rechtsruck natürlich vorneweg, aber nichts davon macht mir gerade mehr Herbststimmung als das. Natürlich will niemand alte Männer vom Krieg reden hören, aber deswegen schreibe ich das ja hier und nicht irgendwo anders, wo es geteilt und geklickt wird.

Ja, ich weiß: Die guten Leute sind eigentlich alle noch da. Es gibt so viel tolles da draußen. Aber wenn man sich heute ohne monatelange Kuration und Browseroptimierung im Netz umschaut, hat man echt das Gefühl, eine der miesesten Timelines erwischt zu haben. Die großen Netzwerke sind verstopft mit Propaganda, AI-Quatsch, Desinformation und reißerischen Aufmachern für obskure Belanglosigkeiten. Der Passwortmanager frisst mehr RAM als ein PC 2010 gehabt hätte, weil jede Bank 4, jedes Verkehrsunternehmen 2 und jedes Spiel mindestens einen Account irgendwo braucht. Susis Friseurladen macht Termine jetzt mit einem Chatbot, Europa will (mal wieder, wie immer) alles ausspähen und nach und nach werden alle seriösen Medien von rechten Milliardären unterwandert. Drei Viertel der Mails sind Spam und der Rest vom freien Netz wird immer mehr zu einem Keller, in dem sich verschiedene Bots gegenseitig in dem bestätigen, was sie machen. Man kann mit Google nichts mehr finden – und im Play-Store schon nicht mal mehr richtig suchen – bei Amazon vor lauter Schrottanbietern nicht mehr einkaufen und die letzten unabhängigen Regionalzeitungen fangen auch schon an, Trump als Politiker ernst zu nehmen. So langsam kommen einem die nervigen Hilferufe von Stay Friends, in das ich wie jeder bei Verstand seit 2006 nicht mehr reingesehen habe, vor wie ein heimeliges Lagerfeuer am alten Internet.

Das hier ist sicher kein Platz, um irgendwen wachzurütteln, ich mach das ja nur noch für mich. Ich will die Klicks gar nicht, die Google gerade einbehält, indem es lieber treffsicher mit KI erörtert, was ich gerade mache:

Screenshot in dem steht, dass "die Sasch" von meinem Blog gerade Urlaub und Digital Detox macht.

Screenshot: Google.com

Ich wäre trotzdem dabei, wenn wir’s nochmal von vorne versuchen.

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TTiyN

Hach, es gibt inzwischen tatsächlich ein Video von The Thing in your Nose. Live im … der Ecke nach bestimmt im Arigato, aber ich war 20 Jahre nicht da, ich könnte sehr falsch liegen.

Macht Ihr das auch manchmal, dass ihr alte Sachen googelt? Ich meine jetzt weder Antiqitäten oder Ex-FreundInnen, sondern gerade Musik oder Filme aus der Jugend. Ich mach das gelegentlich, weil ich gucken will, ob inzwischen irgendein ähnlich alter Sack mal die ganzen Sachen von vor dem Internet digitalisiert hat. Zugegeben, die meisten Kneipen- und Schulbands klingen nach 30 Jahren nicht mehr so frisch, wie man sie in Erinnerung hat, aber manchmal mag man es ja auch gerade deswegen. Irgendwo auf der SSD liegen noch ein paar Titel von Polluted Paradise, die von ihrem Demotape dreimal analog und dann erst endlich digital kopiert worden sind … 🙂

The Thing in your Nose waren immer anders. Die haben schon damals anspruchsvolle Musik gemacht, die haben professionell produzierte Studio-Alben gehabt, ich verstehe bis heute nicht, warum die nie vor 1000 statt 50 Leuten gespielt haben. Oder spielen, denn ich sehe, sie tun es immer noch. Nur halt leider ein paar hundert Kilometer entfernt von mir. Ich fahre zwar gerne Auto, aber …

Naja, es ist klar, dass ein Kneipen-Video dem nicht gerecht wird, aber für mich als Fan ist das schon ok.

Und das ist nicht übertrieben. Ich schätze, ich kann einen Großteil der Songs der ersten beiden Alben immer noch auswendig und das ist insbesondere erstaunlich, weil ich sicher locker 200 Bier während ihrer Konzerte getrunken hab, vermutlich deutlich mehr. Die Abende haben irgendwie immer geendet, wie dieser Morgen vor 19 Jahren* es erahnen lässt.

Was für „die Nasen“ spricht ist, dass ich und meine Freunde damals eigentlich alle aus ein bisschen anderen musikalischen Ecken gekommen sind. Punk, Metal, HipHop … und dann gehen wir nirgends regelmäßiger hin als zu Pop-Rockern mit Saxophon, die laut eigener Aussage „Green Running Hard Pop“ spielen? Jepp.

Im Ernst, das Saxophon-Solo aus dem Lied oben könnt ihr mir gern vorspielen, wenn ich dement bin, da werd ich noch mitsummen, von dem Level reden wir. (Und ja, es ist anders als auf der Platte damals)

Ich hab allerdings auch ein bisschen Sorge, dass die Jungs aufhören würden zu spielen, falls ich mal wieder bei einem Konzert auftauche und alkoholfreies Bier bestelle. 😀

*an der Stelle muss gesagt sein: Weird, dass die Kapitel TTiyN und Blog sich überschneiden, das kriegt mein Hirn kaum verarbeitet.

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Nicht dafür gemacht

Es gibt so Tage, an denen ich mich selbst frage, warum ich eigentlich nicht gerne online mit anderen spiele, aber ich hab vor drei Tagen sowas wie eine Art Erklärung gefunden.

Ich habe mich nach langem Hin- und Her vor einer Weile entschieden mal Fallout 76 auszuprobieren. Ja, das ist ein Online-Spiel, aber man kann überall nachlesen, dass man es im Wesentlichen alleine spielen kann und dass es auch eine recht nette Community ist, in der man nicht wie bei GTA Online immer Sorgen haben müsste, dass einem andere Spieler auf den Sack gehen. Und in den ersten 10 Stunden hab ich das auch so erlebt: Wenn ich mal einen anderen Spieler getroffen habe, sind wir beide unserer Wege gegangen.

Ich freue mich wirklich, nach ein paar hundert Stunden Fallout 4 in den letzten 10 Jahren mal ein neues Spiel der Reihe zu spielen. Ich hätte ja sogar Fallout New Vegas dagehabt, aber ich hab es nach ein paar Versuchen aufgegeben, die völlig verbuggten und sinnlosen Key-Bindings so zu bearbeiten, dass ich spielen kann. Das immerhin hat bei „76“ besser geklappt. Ist immer noch schlimm, was Bethesda da macht, aber es geht.

Aber zurück: Ich hab die ersten paar Quests erledigt, viel rumgeforscht und gelernt, bin am Hochleveln gewesen und dann hat mich mitten in einer Mission ein anderer Spieler überrascht. Ich Level 17, er 378 oder so. Und er ist nicht weg gegangen, sondern die ganze Zeit um mich rumgehopst. Hat mich unfassbar nervös gemacht. Dann hat er mir zwei Pakete mit für mein Level ziemlich gutem Loot hingeschmissen und ist weiter neben mir hergehopst. Ich hab auf die Schnelle das Menü für die Interaktionen nicht gefunden und war jetzt gestresst, weil ich ihm nicht danken konnte. Und nach ein paar Minuten hat er es dann aufgegeben und ist von Dannen gezogen.

Ich fühle mich jetzt schlecht deswegen und hoffe, dass wir nie wieder auf dem selben Server landen. Dabei ist ja unverkennbar, dass es offensichtlich ein netter Kollege war. Aber ich will das alles nicht. Ich will für mich spielen und nicht die Erwartungen von anderen erfüllen müssen. In dem kleinen Part meines Lebens will ich keine Fremden um mich. Wie gesagt: Ich bin da echt nicht für gemacht.

Allen anderen, die da einen gesünderen Umgang mit haben, kann ich das Spiel aber ans Herz legen. Fallout ist schon toll. 🙂

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THPS 3+4

Alter weißer Mann labert zusammenhanglos über Mainstream-Spiele, Teil X.

Ich hab es nicht ausgehalten und einen 25%-Rabatt bei Steam als Ausrede genommen, mir den „neuen“ Teil der THPS-Serie gleich zu kaufen. Und es auch erst einmal nicht bereut. Ich habe vor fast genau 5 Jahren das Remake THPS 1+2 gekauft und war geradezu begeistert – ich berichtete – und da war die Vermutung nicht abwegig, dass ich auch in den nächsten Teil vermutlich 100 Stunden investieren werde. Die Skate-Spiele füllen bei mir auch eine Lücke, denn storyfreie Geschicklichkeitsübungen für ein paar wenige Minuten hab ich sonst nur bei Racing-Games und ich traue es mich kaum zu sagen, aber obwohl ich ein paar verschiedene auf meinem Rechner habe, ist es doch fast immer das Gleiche. Und für sonstige Sportspiele fehlt mir leider komplett das Interesse.

Naja, Tony Hawk, alte Level, geile Musik, gute Grafik, perfektes Gameplay – let’s go!

Ja, aber.

Gleich zu Beginn muss ich sagen, dass ich im Vorfeld schon super viele kritische Stimmen gehört habe und auch deswegen eigentlich überlegt hatte zu warten. Aber … die haben sich in meinen Augen als unwichtig rausgestellt.

Der eine Punkt war der Soundtrack. Ja, der war in allen alten Teilen ikonisch und natürlich finde ich es schade, dass Soundtracks in der Gamingwelt inzwischen so ein weirder Lizenz-Hickhack sind, weswegen halt einiges altes auch hier rausgefallen ist. Finde ich aber nicht so schlimm, ich finde den neuen immer noch besser als in vielen anderen Spielen und wenn ich ehrlich bin zocke ich manchmal sogar stumm und höre Podcasts nebenher.

Der andere Punkt, der massiv bemängelt wurde, war, dass der Karriere-Modus aus THPS 4 an die vorherigen Teile angepasst wurde. Ich hab da keine so starke Erinnerung dran, ich mag den Modus der anderen, das war mir so gesehen egal. Mit einer Einschränkung und da bin ich wirklich … irritiert, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Das Grundkonzept der alten Teile bis 3, soweit mir erinnerlich, war immer dergestalt, dass man sich einen Skater geschnappt hat und mit dem dann Park für Park freigespielt hat, indem man jeweils in 2-Minuten-Sessions die Ziele abgehakt hat, die diese Level hatten: 3 Punkte-Scores, ein paar Sammelaufgaben, bestimmte Tricks an bestimmten Stellen machen und natürlich das versteckte VHS-Tape finden. Dazu ein paar Stat-Points, mit denen man seinen Skater in verschiedenen Eigenschaften hochgelevelt hat und vielleicht noch irgendwelche Boni. Je nach Skater hatte man also einen unterschiedlichen Fortschritt, aber man konnte auch einfach mit allen schon mal das erste Level durchspielen. Und jetzt trifft der neue Teil eine etwas sehr seltsame Design-Entscheidung:

Man kann seinen ersten Durchgang quasi mit allen Skatern gleichzeitig machen. Also man schaltet die Level immer gleich für alle frei, man spielt also quasi eine einzelne Karriere für alle. Wenn man dann in allen Parks alle Ziele erfüllt hat, werden Profi-Ziele freigeschaltet. Die muss man dann auch in allen Parks abschließen und DANN werden die Solo-Karrieren der einzelen Skater freigeschaltet. Und ich kann wirklich kaum ausdrücken, wie befremdlich das auf mich wirkt. Ich kann mir kein Universum vorstellen, in dem das irgendwie eine bessere Spielerfahrung ist.

Klar, man kann sagen:

„Hey, ich will aber vielleicht nicht erst einen zweiten Durchlauf starten um z.B. mit Elissa Steamer das Alcatraz-Level zu spielen!“

Den Punkt sehe ich. Aber das Problem ist: Du hast ja im zweiten Durchlauf auch gar nix mehr freizuspielen. Und Du hättest auch früher immer mit Elissa den ersten Durchlauf machen können.

Denn eines an der Sache ist tricky: Die Level werden ja immer schwerer und es war bisher keine dumme Taktik, immer wieder die einfachen Level mit verschiedenen Skatern zur Übung zu spielen. Jetzt muss man in allen Leveln jedes noch so schwierige Ziel erstmal schaffen, bis man wieder einen guten Grund – den Fortschritt – hat, um die Anfangslevel nochmal zu spielen. Ich hab alleine im letzten Spiel eine dreistellige Stundenzahl runter und ich weiß noch nicht, ob ich das in diesem Spiel schaffen werde. Was heißen könnte, dass aus den 40 spielbaren Karrieren für mich nur eine einzige werden könnte, weil ich vielleicht im letzten Level nicht an irgendeine Stelle rankomme. Das ist völlig absurd. Es erschließt sich mir wirklich überhaupt nicht. Das ist ja fast wie in einem Rollenspiel den Endboss besiegen zu müssen, um das Level-2-Schwert zu bekommen.

Naja, ich werde mich also ein bisschen anstrengen müssen. Mal sehen, ob es mehr bringt als einen verstörenden Blogeintrag.

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Medien-Selbstversuch

Aus den Medien – ausgerechnet – wissen wir ja von allerhand Studien, wie sich der Medienkonsum auf die eigene Wahrnehmung auswirkt. Und natürlich nicht nur die Menge, sondern vor allem auch, was genau man sich zwischen die Ohren dübelt. Klar, augenscheinlich wird es, wenn wir gerade in die USA schauen, wo man sieht, wozu es führen kann, wenn ein halbes Land einem rechtsextremen Senderkonglomerat Raum gibt, aber es ist ja auch nichts neues, dass hierzulande Blauwähler gerne bestimmte Zeitungen lesen, die sicher auch nicht ganz zufällig hohe Absatzzahlen haben.

Auf dem politischen Spektrum ist das alles auch totdiskutiert, da hab ich gerade nix beizutragen. Und ja, natürlich bin ich da auch nicht unanfällig, ich vermeide die Springerpresse auch, wo es geht. Ganz so wahnsinnig, eine Zeit lang die Welt zu lesen, werde ich in diesem Leben vermutlich auch nicht mehr.

Der in der Überschrift angeteaserte Selbstversuch bezieht sich also nicht auf irgendwas politisches, sondern auf Unterhaltung. Und zwar hab ich letztes Jahr schon den Podcast „Mordlust“ in meine Liste mitaufgenommen. Es ist nicht der erste True-Crime-Podcast, den ich in meinem Leben gehört habe, ich hab wie viele andere auch immer schon eine Faszination fürs Böse im weitesten Sinne gehabt. Das Neue war, dass ich meinem Drang nachgegeben habe, neue Podcasts von Beginn an zu hören und dementsprechend in relativ kurzer Zeit so um die 200 Stunden – bin mir gerade nicht sicher – wegabsorbiert habe. Und da war dieser Effekt, den Medien auf einen haben können, plötzlich unfassbar greifbar.

Also auf einem Level, das gleichermaßen verstörend, wie auch unfassbar interessant war.

Denn zum einen hab ich gemerkt, dass ich insgesamt schlechtere Laune hatte. Sicher, das kann viele Gründe gehabt haben, aber zeitlich war das erstaunlich passend. Darüber hinaus habe ich aber auch erstmalig an mir selber gemerkt, wie das ist, wenn einem etwas Angst macht. Also was aus den Medien. Angst kenne ich schon auch, keine Sorge, entgegen anderslautender Gerüchte bin ich kein seelenloser Stein. Ich meine halt so richtig echte Besorgnis, dass „da draußen“ Dinge passieren, die mir gefährlich werden können.

Was stimmt, aber als Mensch, der gerne rational ist, sich in Grundzügen mit Statistik auskennt und darüber hinaus das große Glück hat, aufgrund seiner äußeren Erscheinung extrem selten in Gefahr zu geraten, bin ich bisher schon immer mit einem gewissen Sicherheitsgefühl durch mein Leben gewatschelt, das auch nicht unbegründet war. „Gefährliche Stadtteile“ sind für mich seit jeher ein Motiv aus Hollywoodfilmen, ungefähr so real wie mutierte Superschurken. Im Grunde will ich niemandem was böses und in meinem tiefsten Inneren gehe ich davon aus, dass das entsprechend umgekehrt auch so ist. Und im schlimmsten aller Fälle ist das Motiv des Gegenübers Geld und das ist ein lösbares Problem, vor dem ich keine allzu große Angst oder bei dem ich nicht allzuviel zu verlieren habe.

Aber nach einem Monat intensiver Verbrechensbeschallung hab ich gemerkt, wie mich das unsicher gemacht hat, wie ich mich plötzlich gesorgt habe, was alles passieren könnte. Und um ehrlich zu sein: Rückblickend ist das eigentlich das Beängstigende. Denn natürlich hatte sich an meiner Situation nichts verändert und trotzdem hab ich nur weil ich ein paar Berichte zu besonders hervorgehobenen Straftaten gehört habe, ein diffuses Unwohlsein gespürt. Ich hab da ganz persönlich gemerkt, wie leicht es eigentlich ist, Leute zu manipulieren. Denn das bei mir war mit dem Holzhammer und ganz offensichtlich, das sieht halt nochmal ganz anders aus, wenn man da langsam über 20 Jahre mit seinen Lieblingssendungen reinrutscht.

Mich kriegt man nicht mehr dazu, Sicherheitspakete der Union zu bejubeln, da bin ich guter Dinge, ich hab das jetzt ja auch halbwegs gut mitbekommen. Aber es fühlt sich komisch an. Auf einer anderen Ebene.

Ach ja, ich höre Mordlust immer noch. Eine Folge die Woche ist eine nette Abwechslung zwischen Unterhaltung, Wissenschaft, Politik und Nachrichten. Aber ich werde mir sicher keine drei weiteren Crime-Podcasts in die Liste packen.

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Witchisoft – an unpopular Opinion

Ich bin mit The Witcher 3 noch nicht durch, aber ich nähere mich mit inzwischen 100 Stunden langsam dem Endgame.

Und meine Meinung ist immer noch gemischt. Ich hatte vor einer Weile ja schon geschrieben, dass ich mit dem Setting trotz allem immer noch nicht so ganz warm werde und daran hat sich nichts geändert. Ich finde Dinge in Mittelalter-Fantasy-Welten einfach automatisch drei Stufen langweiliger. Ich will das nicht als einen positiven Wesenszug meines Gamer-Ichs sehen, aber ich bin halt wer ich bin. Was mir vermutlich genau deswegen aber aufgefallen ist, ist, dass The Witcher 3 ohne eine Begeisterung für dieses Setting halt einfach nicht so das Killer-Spiel ist.

Keine Sorge, ich will jetzt nicht sagen, dass das Spiel schlecht ist, denn natürlich erzählt es seine Geschichte gut und ja, die Nebenquests haben auch vielfach erzählerische Qualitäten, aber heute, 10 Jahre nach der Veröffentlichung, sollte man eigentlich zugeben können, dass die Spielelandschaft insgesamt da in letzter Zeit auch weite Wege gegangen ist und alle Entwickler, die irgendwie mitreden wollen, wissen, dass eine Mission nicht mehr zwingend funktioniert, weil man zu Beginn ein dreizeiliges Briefing mit dem Namen des Bösewichts und einem generischen Verbrechen seinerseits zu lesen bekommt. Was mir aber besonders ins Auge gestochen ist, ist der gar nicht mal so selten angebrachte Vergleich mit den „bösen Ubisoft-Spielen“.

(Dass Ubisoft gewaltige und nicht schönzuredende Probleme im Unternehmen hat, spare ich an der Stelle mal aus. Das ist nicht unwichtig, aber ein anderes Thema.)

Denn als ich mal auf die Karte Velens geblickt habe, kam mir das alles sehr vertraut vor: Eine riesige Map, zugekleistert mit Quest-Markern und Fragezeichen; bereit, abgearbeitet zu werden. Sicher, eine sehr grundlegende Spielmechanik, die eigentlich bei Open-World-Spielen recht alternativlos scheint. Als Ausnahme fällt mir gerade eigentlich nur Rockstar ein, die machen das alles etwas organischer. Aber ich bin in den letzten Jahren so oft über Verrisse der von mir weitgehend geschätzten FarCry-Spiele gestolpert, in denen genau das immer angeprangert worden ist: Schon wieder so eine riesige Karte, auf der Unmengen belanglose Markierungen einem schon die Lust nehmen, anzufangen. Hmm. Und ehrlich gesagt ist The Witcher da auch nicht viel kreativer als FarCry. Monsternester, versteckte und bewachte Schätze, Kriegsbeute, Schmugglerverstecke, verlassene Stätten … das sind weit über 100 ToDo’s in dem Spiel, die immer gleich ablaufen und mit je einem Satz vollumfänglich beschrieben werden können.

Ich mag es, wenn Open-Worlds neben den Geschichten auch Kleinigkeiten zum Auffüllen – und ja, es ist ja ein Auffüllen – der Karte bieten. Im Wechsel mit großen Questreihen und kleineren Aufträgen ist das genau die richtige Mischung. Aber das sieht halt in FarCry gar nicht mal so anders aus.

Jetzt sind die FarCry-Shooter und The Witcher als Rollenspiel etwas andere Genres. Ich finde also, dass man das eine in Einzelmissionen, das andere in längere Quests unterteilt, einfach nur logisch. Auch, dass zweiteres mehr Tiefe und vor allem Entscheidungen zulässt. Qualitativ sehe ich da aber nicht den großen Unterschied. Viele Spiele halten es inzwischen recht gut mit ihren Stories. Ob die einem im Einzelfall zusagen, ist natürlich was anderes. Da kommt mir meine Mittelalter-Aversion schon ein bisschen in die Quere. Aber auch der Rest der Qualität, wie z.B. die Technik: Tatsächlich ist mir das Vorzeigewerk von CD Projekt Red öfter mal abgestürzt, hatte mehr Bugs und eine wesentlich hakligere Steuerung als ich es aus vielen Spielen kenne. Alles keine Plotstopper, wirklich nichts um darauf rumzuhacken. Wohl aber genug um das mit einem der besten Spiele der Welt nicht mehr ganz so ernst zu nehmen. Es ist ein tolles Spiel und es beschäftigt einen eine sehr lange kurzweilige Zeit, aber ich würde es jederzeit gegen ein anderes Open-World-Spiel eintauschen, bei dem mir das Setting mehr liegt. Um hier nicht in Verdacht zu geraten, ernsthaft unbezahlte Ubisoft-Werbung zu machen: Insbesondere würde ich den Witcher jederzeit gegen Cyberpunk 2077 eintauschen. Das kommt ja bekanntlich aus dem selben Haus und da kann man ja auch die Marker abarbeiten.

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