Der faulste Tag des Jahres

Es gibt wahrscheinlich einige da draußen, die mich für sehr faul halten. Mit gewissem Recht, denn ich charakterisiere mich ja selbst gerne so. Aber ganz so einfach ist es nicht. Das Problem dabei ist „diese Schreiberei“: Für die nehme ich mir vergleichsweise viel Freizeit – und oft schreibe ich dann währenddessen nicht einmal was und lass auch alles andere schleifen. Wenn das mal nicht totaler Müßiggang ist!

Ich würde mich freuen, wenn’s so wäre. Denn dann wäre ich wesentlich weniger gestresst, als ich es trotz des geringen Arbeitspensums bin.

Das Problem ist, dass sich vor dem eigentlichen Schreiben so viel im Kopf abspielt, noch dazu oft unabsichtlich und mit unklarem Ausgang. Abgesehen von ein paar Blogposts hab ich die letzten Monate nix auf die Kette gebracht und oft stundenlang lethargisch auf meine Bildschirme gestarrt. Klingt wie das Paradies für Nerds, ist aber mehr meine übliche Übersprungshandlung. Ehrlich gesagt hab ich es nunmehr binnen eines Monats nicht hinbekommen, mir einen neuen PC zu bestellen und hab stattdessen GTA IV auf meinem zu langsamen Rechner durchgespielt. Ich hatte ständig Ideen im Kopf, hab sie wieder verworfen, neue Geistesblitze aufgenommen und sie stets wieder in den mentalen Ausguss gekippt. Mit einem produktiven Output von Null und einer handfesten depressiven Verstimmung, weil einfach nix geht. Und als Freiberufler hat man (anders als der Name es vermuten lassen würde) eben nie frei: Es könnte/sollte/müsste immer noch etwas mehr gehen als jetzt gerade …

Darüber hinaus habe ich im Taxi etwas vorgearbeitet und Ozie hatte geschäftlich auch mehr um die Ohren als es ein einzelner Mensch eigentlich schaffen müsste. Das lustige Rumgammeln hat sich also eher angefühlt wie die stressigste Zeit seit langem. Aber alles hat ein Ende, so hab ich die Tage dann doch noch die offensichtlich dringlichst notwendige mentale Auszeit bekommen: Ich bin einmal einfach nicht aufgestanden. Also bis 20 Uhr zumindest. Obwohl ich früh im Bett war. Gut, der eine oder die andere mag da vielleicht „Oha!“ rufen und Depressionen diagnostizieren, aber das wäre ein Fehler und ich möchte erklären, warum.

Gut, eigentlich bin ich kein Mensch, der im Bett rumgammeln toll findet. Schlafen ist zwar was feines, aber wenn ich wach und nicht gerade in ein spannendes Buch vertieft bin, dann zieht es mich doch aus dem Bett. Ja, vielleicht nur an den Schreibtisch vor den PC, aber aus dem Bett! Und mehr als 9 Stunden Schlaf kriege ich selbst mit der Unterstützung von Onkel Alkohol eher nicht hin.

Dieses Mal aber ging’s um Träume. Teils richtige, teils auch diese luziden Träume, deren Fortgang man zumindest teilweise bestimmen kann. Ich wachte hier und da auf und beschloss bewusst, mich wieder umzudrehen. Hatte ich eben im Traum etwas gewonnen, kostete ich diesen Gewinn nun aus. Wachte ich auf, weil ich verfolgt wurde, schmiss ich mich wieder in Morpheus‘ Arme und holte zum Gegenangriff aus. Hatte ich gerade noch Sex im Traum, versuchte ich, das wenigstens noch auszukosten.

Bei meinem mehrmaligen Erwachen habe ich desöfteren den Entschluss gefasst, Ozie wenigstens zu sagen, dass ich „im Prinzip“ schon wach bin, aber ganz Inception-like war das vielleicht auch nur eine Ebene höher im Traumland und ich bin unverrichteter Dinge wieder zurückgefallen.

Ich habe keine Ahnung mehr, was ich an diesem Tag wirklich geträumt habe. Wie es den meisten nach so einer Nacht geht. Aber ich weiß, dass ich zu unterschiedlichen Tageszeiten wach war oder geschlafen habe. Ich hab zwei, drei, fünf geile Geschichten durchlebt, und das, ohne zu vergessen, dass das ja eigentlich nur Träume sind und ich eigentlich auch hätte aufstehen können. Ich hatte unanständige Gedanken, Ideen für Bücher, wilde Phantasien, schwere Umnachtungen. Und dennoch war all das einfach nur … entspannend.

Im Gegensatz zu den Tagen auf Twitter und Youtube war ich dieses Mal wirklich faul. Ich hab bewusst wirklich gar nix gemacht und mich einfach fluten lassen von all den noch so absurden Gedankengängen. GTA zocken war dagegen die reinste Gehirnakkrobatik. Ob es im herkömmlichen Sinne „was gebracht“ hat, ist weiterhin offen. Ich persönlich glaube allerdings, dass dem so ist. Schon alleine, dass ich hier mal wieder völlig mit mir im Einklang 700 Wörter runtertippe, ist ein gutes Zeichen. Aber am Ende werde ich es genauso abwarten müssen wie Ihr.

Ich verbleibe mit dem optimistischen Fazit, dass vielleicht sogar den Faulsten noch mehr Faulheit gut tun könnte. 😉

1 Comment

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One Response to Der faulste Tag des Jahres

  1. Ab und zu braucht man so einen Durchhänger.

    Kann nur besser werden.

    Ich wünsche dir ein glückliches und zufriedenes 2016.

    Grüße aus Dresden

    Philipp

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