Tweet-Klau und Konsorten

Ich muss mal eine Frage in den Raum stellen, die mich echt interessiert. Die bedarf aber eines etwas ausführlicheren Einleitungsteils – die Umfrage ist dann ganz unten.

Bei Twitter ist das Meckern über geklaute Tweets an der Tagesordnung, insbesondere darüber, dass manche Leute (in diesem Artikel ein bisschen mehr zu einem der Beispiele) erfolgreiche Tweets in ein Bildchen, gerne mit schnulzigem Hintergrund, einbetten und es sich dann dort liken lassen, bis sie grinsen – oder was immer sie dann machen. Zum anderen wird ja gerade viel über die Seite heftig.co gestritten, bei der die meisten „Artikel“ von irgendwelchen amerikanischen Seiten übersetztes Zeug sind.

Im Gegensatz zum oben verlinkten Artikel will ich jetzt auch gar nicht auf die gesellschaftlichen und juristischen Themen raus. Ich persönlich frage mich nur immer: Hä? Wieso?

Ich meine, ja: auch ich freue mich über Favs, Likes, Retweets etc. pp. Denn die tragen meine (meist) Texte raus ins weite Netz – und ja: dafür habe ich sie geschrieben. Das für mich persönlich nicht zu ignorierende Wort dabei ist aber „meine“. Nicht einmal in dem Sinne, dass sie mir gehören, ich gehöre wirklich zu den Leuten, die ihr Zeug gerne weiterreichen. Aber auch wenn ich z.B. auf Twitter gerne zusehe, wie hundert Leute etwas faven, dann freut mich daran, dass sie meine Gedanken gut fanden. Ebenso wie ich mit einem Like unter einem Blogeintrag verbinde, dass andere Menschen das von mir geschriebene Zeug lesenswert fanden oder sie gar meiner Meinung zustimmen.

Was bewegt jemanden dazu, irgendwas gefundenes einfach mal zu posten? Wobei das auch schon wieder grenzwertig gefragt ist, denn ich kann den Sinn hinter Blogs, die bestimmte Videos oder Bilder sammeln, durchaus wieder verstehen. So ist beispielsweise auch eines meiner Bilder bei notesofberlin.com gelandet und ich freue mich darüber. Aber bei Facebook und Twitter gibt es mit der Teilen- bzw. Retweeten-Funktion die Möglichkeit, tolle Sachen einfach nur zu pushen und quasi gleich mitzuliefern, woher man etwas hat. Sicher, das „Lob“ bekommt dann vielleicht der Urheber – aber ist das nicht vielleicht auch einfach ok so?

 Ich heule deswegen echt nicht rum. Aber ich persönlich würde mir total unfähig vorkommen, wenn ich all meine Anerkennung für Zeug kriegen würde, von dem ich weiß, dass es gar nicht meine eigene Idee war. Im Ernst. Es gibt so Tage bei Twitter, da schreibe ich 10 in meinen Augen total lustige Sachen, aber das einzige, was weiterverbreitet wird, sind die Retweets, die ich von anderen Accounts gepostet hab. Da denke ich mir auch „Menno! Ich bin doch auch lustig!“
Aber mir würde es nicht anders gehen, würde ich statt zu retweeten die Tweets der anderen abtippen und damit als meine ausgeben.

Dazu sei angemerkt: Ja – wie im Falle diverser Sammelblogs, s.o. – auch das Auffinden lustiger Dinge und das Sammeln solcher Sachen kann ja ein Hobby sein. Aber allen solchen Angeboten, denen ich folge, ist z.B. gemein, dass sie explizit nicht behaupten, dass das von ihnen kommt. Die lassen sich Sachen zusenden oder betten die originalen Videos ein. Das mag rechtlich nicht immer sauber sein, aber das will ich ja explizit außen vor lassen jetzt.

Ich persönlich, als Blogger, Twitterer, Urheber in dem Sinne, empfinde bei jedem Like, Fav, Retweet – oder auch jedes Mal wenn ich geflattrt werde – Stolz. Das jetzt sicher nicht in einem abgehobenen Sinne, aber ein kleines Bisschen eben. Weil mein Zeug Leuten gefällt, sie dem zustimmen oder es wenigstens für irgendwie „interessant“ befinden. Kann man das auch empfinden, wenn man Dinge raushaut, die man eigentlich gar nicht selbst gemacht hat? Und ich frage das nicht rhetorisch, ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Natürlich zitiere ich oft andere, verlinke sie, bette Videos ein etc. pp.
Und manchmal besteht meine Eigenleistung dabei auch aus einem: „Guckt mal, geil! Oder?“
Aber selbst kurze Kommentare sind eine eigene Meinung, eine Anerkennung der anderen, ein Mehrwert, wenigstens irgendwas. Wenn ich ein Musikvideo hier poste und frage, ob es geil ist, wird diskutiert, ob es geil ist oder nicht.

Wenn ich es hier poste und – mehr oder weniger subtil – den Eindruck erwecke, ich hätte es gedreht – selbst wenn es eigentlich nur mein Lieblingsvideo einer meiner Lieblingsbands ist, dann wird über meine Leistung geredet – die ich nicht erbracht habe. Was also bringt das?

Sind die, die das machen, wirklich so gestört, dass sie sich selbst geil finden, weil andere sie für fremdes Zeug loben?

Sind sie der Meinung, etwas geiles zu finden, sei gleichbedeutend damit, etwas zu machen?

Halten sie ihre Leser/Zuschauer etc. für so blöd, dass sie das nicht merken?

Ich weiß es nicht, ich gehöre echt nicht zu dieser Gruppe. Jetzt aber hab ich mich ein wenig in Rage geschrieben, was dem Ergebnis der folgenden Umfrage sicher nicht gut tun wird. 🙁

Aber trotzdem: eigentlich wollte ich fragen, wie das bei Euch so ist: postet Ihr auch einfach so Dinge von anderen? Ihr könnt ruhig ehrlich sein, die Umfrageergebnisse werden nicht getrackt. 😉
Und wenn ja*: Schreibt mir doch in den Kommentaren, wieso. Was ich oben geschrieben habe, ist ernst gemeint: ich verstehe es nicht! Im Sinne von Nicht-Wissen, Nicht-begreifen-Können. Ich kenne nur meinen „Stolz“ als Urheber, ich weiß nicht, wie das bei Euch ist.

Lange Rede, kurze Umfrage:

Stellt Ihr selbst manchmal fremdes Zeug ohne Quelle ins Netz?

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*am meisten interessieren mich natürlich die Meinungen von denen, die das wirklich regelmäßig machen.

8 Comments

Filed under Medien, Vermischtes

8 Responses to Tweet-Klau und Konsorten

  1. Die meisten dieser „FB-Funseiten“ schreiben ja den Namen der Ursprungsquelle unten ins Bild, die wenigen ganz guten sogar den vollen Link zum Tweet, also ganz ohne Quelle isset‘ nich.

    Ich persönlich machs auf meinem Blog so, dass ich bei den „Newstickerposts“ einfach nur einen kurzen Text schreibe worums im verlinkten Artikel geht und bei den ausführlichen Posts die Quelle namentlich erwähne und den Ursprungsartikel damit verlinke.

    Das ist, glaube ich, die fairste Variante mit Dritt-Content im Netz umzugehen und gleichzeitig dem Leser zu erlauben, die Details des Ereignisses auch selber nachzulesen – wenn man über etwas berichtet, kondensiert man zwangsläufig die Informationen aus den Quellen zusammen.

    Und damit die Leute nicht über Google nach dem jeweiligen Ereignis suchen müssen (gerade die „xy schlimmsten Unfälle“ etc. Klickstrecken diverser Zeitungen sind da GANZ schlimm), ist es eigentlich unumgänglich, die Ursprungsquellen darzulegen.

  2. @Die Barschlampe:
    Nun ja, das ist aber jetzt ja auch das, was ich eingeräumt habe: Mal Dinge einbinden und ggf. kommentieren. Mir ging es ja eher um die Leute, die einfach unkommentiert Zeug posten. Wie wenn Du jetzt diesen Eintrag einfach in deinen Blog kopiert hättest.
    Was Du machst, finde ich – scheiß auf’s veraltete Urheberrechtsgesetz – absolut ok.

  3. @Sash: Wenn, dann hätte ich nur unter Quellenangabe kopiert 😉 also, zumindestens so wie auf Tumblr und WordPress.org in Mode gekommen ist mit dieser „Reblog“-Funktionalität: kopieren und gleichzeitig die komplette Quellen-Historie mit einbinden. Geht halt nur bei dir nicht, weil dafür beide Blogs bei WordPress.com gehostet sein müssen (wasn Scheiß Oo).

    Letzten Endes ist das eigentlich die Zukunft, auf die Blogging und Nachrichten hinaus laufen sollten: jeder in der „Verbreitungskette“ kommt auf seine Kosten. Die initialen Ersteller werden zuoberst genannt, und der geneigte Leser findet in der Liste der „Reblogger“ meistens andere Blogs, die solche und ähnliche Inhalte interessant finden. Spart zumindest teilweise die Werbung 😉

  4. Einen Punkt, den ich jetzt komplett vergessen hab, was es die Verlinkung angeht: hast Du schonmal Post von jemandem bekommen, auf den du verlinkt hast… und er dich gebeten hat, den Link zu löschen?

    Google dreht da nämlich aktuell die Daumenschrauben an, des ganzen SEO-Linkspams wegen. Wenn deren Algorithmus nämlich glaubt, dass du z.B. als Betreiber einer Seite eines Kaffeeautomatenherstellers für diese Links auf anderen Seiten bezahlt hast (z.B. wenn ich eine Rezension schreibe und auf die Seite des Herstellers verlinke) oder gespammt hast, wird dein PageRank automatisch massiv herabgesetzt, solange diese Links noch im Internet verfügbar sind! Einerseits sinnvoll, aber andererseits auch irgendwie Schrott weil es keinen wirklichen Ausweg gibt… Google ist eine Maschine und n Menschen da an die Leitung zu kriegen, nahezu unmöglich -.-

  5. hrururur

    Ich bin ja „nur“ bei Facebook(und einer kleineren, älteren Community) selbst aktiv.Und manchmal höre oder sehe ich irgendwo nen dummen Spruch, den ich zum Schreien komisch finde. Dann poste ich den. Ohne Quelle, denn ich kenne die Quelle im Allgemeinen nicht und bin mir sicher, dass meine Quelle nicht die ursprüngliche ist. Meine Freunde wissen das aber, die kennen mich ja alle persönlich(ja ich weiß, das ist skurril). Die wissen, dass ich gerne zitiere und das nicht meine Ideen sind. Macht man im Gespräch ja auch nicht.

    Wenn mir aber zum Beispiel bei Facebook etwas über den Weg läuft, dann wird das geteilt und fertig. Da wäre es mir viel zu mühsam das abzutippen.

    Etwas längeres als Zweizeiler, bei denen ich mich als Urheber einfach über die Verbreitung freuen würde, würde ich niemals so mies zitieren.Artikel oder so. Immer nur mit Link/Quellenangabe. Vor allem weil ich sowas eher kommentiere und dafür nicht den ganzen Artikel nochmal schreiben will.

  6. Carom

    Meine Vermutung zur Motivation der „Lobsammler“: Die haben sonst nichts, im Zweifel noch nicht mal Ahnung, dass es sowas wie Quellenangaben überhaupt gibt.

    Völlig ohne Zusammenhang mit dem vorher Dargestellten möchte ich hier folgende Scherzfragen posten:
    Wie nennt man eine mit dem Schirm nach hinten getragene Baseball-Kappe? – Hirnschrumpfer.
    Und warum? – Weil es offensichtlich funktioniert.
    (Kann ohne Quellenangabe verwendet werden.)

  7. Moin. Mich wundert, dass hier die offensichtlichste Variante noch nicht angesprochen wurde. Worum geht es im Netz, wenn Content zur Verfügung gestellt wird, wenn nicht um Geld? Abgesehen von ein paar Idealisten und Überzeugungstätern sind Seiten wie dieser heftig scheiß doch die, welche wirklich Kohle damit machen.Ich betreibe selber einen Bild Blog und gerade Fotos werden schnell mal kopiert, hier hilft nur konsequent abmahnen bzw. anschreiben. Auch wenn ich kein Geld damit verdiene. Wasserzeichen sind unumgänglich. Irgendwie muss man damit leben/rechnen, dass man kopiert wird. Das ist halt das Internet. Alles Idioten 😉
    Die meisten, die keine Kohle damit machen, machen sich einfach keine Gedanken. Jemand, der nie content erstellt hat, kann nicht nachvollziehen wie es ist, wenn er geklaut wird. Wie mit Geld verdienen. Wenn man nicht dafür arbeiten muss hat es weniger Wert. So, genug bla bla. Danke für deinen Post. Sehr lesenswert.

  8. Lyra

    Hmm beim Lesen deines Artikels ist mir aufgefallen, dass wenn ich die meisten Sachen einfach persönlich teile. Also wenn ich denke, dass etwas jemanden interessiert, bekommt derjenige denn den Link direkt. Es ist recht selten, dass ich etwas allgemein über Facebook teile und wenn denn auch halt einfach den Link vllt noch mit einem Kommentar dazu von mir.

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