Ich bin mit The Witcher 3 noch nicht durch, aber ich nähere mich mit inzwischen 100 Stunden langsam dem Endgame.
Und meine Meinung ist immer noch gemischt. Ich hatte vor einer Weile ja schon geschrieben, dass ich mit dem Setting trotz allem immer noch nicht so ganz warm werde und daran hat sich nichts geändert. Ich finde Dinge in Mittelalter-Fantasy-Welten einfach automatisch drei Stufen langweiliger. Ich will das nicht als einen positiven Wesenszug meines Gamer-Ichs sehen, aber ich bin halt wer ich bin. Was mir vermutlich genau deswegen aber aufgefallen ist, ist, dass The Witcher 3 ohne eine Begeisterung für dieses Setting halt einfach nicht so das Killer-Spiel ist.
Keine Sorge, ich will jetzt nicht sagen, dass das Spiel schlecht ist, denn natürlich erzählt es seine Geschichte gut und ja, die Nebenquests haben auch vielfach erzählerische Qualitäten, aber heute, 10 Jahre nach der Veröffentlichung, sollte man eigentlich zugeben können, dass die Spielelandschaft insgesamt da in letzter Zeit auch weite Wege gegangen ist und alle Entwickler, die irgendwie mitreden wollen, wissen, dass eine Mission nicht mehr zwingend funktioniert, weil man zu Beginn ein dreizeiliges Briefing mit dem Namen des Bösewichts und einem generischen Verbrechen seinerseits zu lesen bekommt. Was mir aber besonders ins Auge gestochen ist, ist der gar nicht mal so selten angebrachte Vergleich mit den „bösen Ubisoft-Spielen“.
(Dass Ubisoft gewaltige und nicht schönzuredende Probleme im Unternehmen hat, spare ich an der Stelle mal aus. Das ist nicht unwichtig, aber ein anderes Thema.)
Denn als ich mal auf die Karte Velens geblickt habe, kam mir das alles sehr vertraut vor: Eine riesige Map, zugekleistert mit Quest-Markern und Fragezeichen; bereit, abgearbeitet zu werden. Sicher, eine sehr grundlegende Spielmechanik, die eigentlich bei Open-World-Spielen recht alternativlos scheint. Als Ausnahme fällt mir gerade eigentlich nur Rockstar ein, die machen das alles etwas organischer. Aber ich bin in den letzten Jahren so oft über Verrisse der von mir weitgehend geschätzten FarCry-Spiele gestolpert, in denen genau das immer angeprangert worden ist: Schon wieder so eine riesige Karte, auf der Unmengen belanglose Markierungen einem schon die Lust nehmen, anzufangen. Hmm. Und ehrlich gesagt ist The Witcher da auch nicht viel kreativer als FarCry. Monsternester, versteckte und bewachte Schätze, Kriegsbeute, Schmugglerverstecke, verlassene Stätten … das sind weit über 100 ToDo’s in dem Spiel, die immer gleich ablaufen und mit je einem Satz vollumfänglich beschrieben werden können.
Ich mag es, wenn Open-Worlds neben den Geschichten auch Kleinigkeiten zum Auffüllen – und ja, es ist ja ein Auffüllen – der Karte bieten. Im Wechsel mit großen Questreihen und kleineren Aufträgen ist das genau die richtige Mischung. Aber das sieht halt in FarCry gar nicht mal so anders aus.
Jetzt sind die FarCry-Shooter und The Witcher als Rollenspiel etwas andere Genres. Ich finde also, dass man das eine in Einzelmissionen, das andere in längere Quests unterteilt, einfach nur logisch. Auch, dass zweiteres mehr Tiefe und vor allem Entscheidungen zulässt. Qualitativ sehe ich da aber nicht den großen Unterschied. Viele Spiele halten es inzwischen recht gut mit ihren Stories. Ob die einem im Einzelfall zusagen, ist natürlich was anderes. Da kommt mir meine Mittelalter-Aversion schon ein bisschen in die Quere. Aber auch der Rest der Qualität, wie z.B. die Technik: Tatsächlich ist mir das Vorzeigewerk von CD Projekt Red öfter mal abgestürzt, hatte mehr Bugs und eine wesentlich hakligere Steuerung als ich es aus vielen Spielen kenne. Alles keine Plotstopper, wirklich nichts um darauf rumzuhacken. Wohl aber genug um das mit einem der besten Spiele der Welt nicht mehr ganz so ernst zu nehmen. Es ist ein tolles Spiel und es beschäftigt einen eine sehr lange kurzweilige Zeit, aber ich würde es jederzeit gegen ein anderes Open-World-Spiel eintauschen, bei dem mir das Setting mehr liegt. Um hier nicht in Verdacht zu geraten, ernsthaft unbezahlte Ubisoft-Werbung zu machen: Insbesondere würde ich den Witcher jederzeit gegen Cyberpunk 2077 eintauschen. Das kommt ja bekanntlich aus dem selben Haus und da kann man ja auch die Marker abarbeiten.