3. November 2011 · 18:39
Ich bin ja wirklich ein lustiger Kunde, was Dienstleistungen angeht. Ich bin ja selbst Dienstleister und achte folglich drauf. Allerdings nehme es den Leuten deswegen auch nicht krumm, wenn mal was schief geht. Unsere Autovermietung ist allerdings wirklich ein Grenzfall. Ein amüsanter Grenzfall, zugegeben.
Wir haben in Berlin ja unfassbar viele Autovermietungen, die alle irgendwie ihre Vorteile haben. Von der blaune Robbe bis zu dem Vermieter, der mit Angela Merkels Frisur Werbung gemacht hat, standen alle immer auf der Liste, wenn wir mal eine gesucht haben. Manchmal ging es um den Preis, um Eile, Flexibilität, Kurzzeitanmietungen für eine Sperrmüllfahrt… unsere Entscheidungen sind stets neu getroffen worden.
Dieses Mal haben wir mit unserer Hochzeit ja eine etwas längere Fahrt vor, da sucht man natürlich etwas genauer. Man stellt dann beispielsweise fest, dass manche die Winterreifen extra oben drauf schlagen, andere haben absurde Einschränkungen bei der Bezahlmöglichkeit. Während die einen grundsätzlich nur Kreditkarte nehmen, kann man bei den anderen Dienstags Kleinwagen auch mit EC-Karte mieten, aber nur wenn es kein Diesel ist und man die Kaution in Echtgoldbarren an die Eingangstür nagelt. Zumindest ist das gefühlt manchmal ziemlich umständlich. Unser Reichtum hält sich bekanntlich in Grenzen, und je nach Vermietung ist es dann nötig, vorher noch Geld vom einen auf den anderen Kanal umzuschaufeln. Wir haben da inzwischen einige Erfahrungen…
Am stressfreiesten ist da eigentlich eine kleine Vermietung halbwegs in Laufweite. Die sind preislich nicht perfekt, aber immer im Rahmen, haben eigentlich immer alles inklusive, dafür gibt es halt keinen Schnickschnack. Man kann die Kohle bar auf den Tisch legen und die Behandlung ist stets freundlich.
Wenn sie nicht ein wenig kompliziert im Vorfeld wären. Ich habe heute das Auto angemietet und es ist irgendwie das Ende einer Odyssee gewesen. Den ersten Anruf zum Erfragen eines Preises für unser Vorhaben hab ich vor 3 Wochen getätigt. Diese Anrufe verlaufen eigentlich immer so, dass man selbst spricht, während der Gegenüber scheinbar einfach verzückt diesem komischen sprechenden Ding lauscht. Zu Beginn kommt ein fragendes
„Autovermietung?“,
danach ist man mehr oder minder auf sich alleine gestellt. Wenn man beispielsweise den Fehler macht, zu sagen, dass man ein Auto anmieten möchte, antworten sie mit:
„OK.“
Wer jetzt eine Nachfrage erwartet, irrt. Daran muss man sich gewöhnen, man sollte also schon mal von sich aus ansprechen, was wann wo etc. Gesprächsführung ist nicht gerade ihre Kernkompetenz, das merkt man.
Dann kommt der Termin:
„Wann soll ich denn den Vertrag unterschreiben?“
„Rufen sie einfach einen Tag vorher nochmal an.“
Gesagt, getan. Termin ausgemacht, hingegangen, gewartet, weggegangen. War abgeschlossen und es kam niemand. Das war jetzt zwar ein Novum, war aber irgendwie doch wenig überraschend. Hab ich ja zeitlich alles locker eingeplant 😉
Dann hab ich nochmal angerufen, ein bisschen gemeckert, dass niemand da war. Termin für den nächsten Tag ausgemacht und versucht, dieses Mal zu vermeiden, dass ich wieder vor verschlossener Türe stehe. Der Rat:
„Rufen sie besser eine halbe Stunde vorher nochmal an.“
Eine halbe Stunde vorher wurde mir dann glücklicherweise nicht gesagt, dass ich nochmal 5 Minuten vorher anrufen soll, sondern:
„Eigentlich müsste ich pünktlich da sein.“
In dem Fall ist alles gut und jetzt kommen wir zu dem Punkt, weswegen ich die noch nicht in den Wind geschossen habe: Ich komme an, nette Begrüßung à la „Sie kenn ich doch!“, kurzer Papierkram. Termin war leider nicht so möglich wie vor 3 Wochen ausgemacht, da sowohl Annahme- als auch Abgabetag frei. Ich krieg das Auto trotzdem zum ursprünglichen Preis, wenngleich ich es jetzt gleich zwei Mal einen halben Tag länger habe als ursprünglich ausgemacht. Wenn wir die Kiste abholen, wird das ebenso wie bei der Abgabe eine Sache von 5 Minuten netten Plauderns, das Auto wird in Ordnung sein und im Vergleich zu allen anderen Vermietungen haben wir uns locker eine halbe Stunde Weg, Papierkrieg oder sonstiges gespart. Das Ganze im unteren Mittelfeld des Preisrahmens für so eine Fahrt und dabei wenigstens noch ein paar Leute unterstützt, die vor lauter Arbeit nicht einmal pünktlich ins Büro kommen.
Ja, wahrscheinlich ist es nur eine Sympathie-Geschichte 🙂
Aber ein Auto für die Fahrt nach Stuttgart haben wir jetzt. Das war es, was ich eigentlich erzählen wollte.
